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Netflix wächst und wächst – dank Werbe-Abos

Luca Fontana
19.7.2024

Auch das zweite Quartal dieses Jahres schliesst Netflix erfolgreich ab. Eine besondere Rolle spielte dabei das werbefinanzierte Abo-Modell: Es trug zur Hälfte des Wachstums bei.

«Netflix gewöhnt sich immer mehr an Werbung», schreibt das Branchenmagazin The Verge. Kein Wunder. In den vergangenen drei Monaten gewann der Streaming-Gigant weltweit acht Millionen zusätzliche Abonnements hinzu. Über 45 Prozent dieses Wachstums verdanke man dem werbefinanzierten Abo-Modell, wie aus dem neusten Quartalsbericht hervorgeht– also fast die Hälfte.

Netflix schreibt sogar, die Herausforderung liege darin, dass die verfügbare Werbefläche schneller wächst als die Anzahl der Werbepartner, mit denen sich Geld verdienen liesse. Ein Luxusproblem, von dem andere Streamingdienste nur träumen können.

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Das Werbe-Abo wird zum Pseudo-Zwang

In der Netflix-Chefetage wird man sich auf die Schultern klopfen. Zuerst sorgte vergangenes Jahr das weltweite Ende von Account Sharing für einen Boom bei neuen Abonnements. Nun gewinnt das Streaming-Unternehmen dank des werbefinanzierten und günstigen Abo-Modells viele neue Kundinnen und Kunden hinzu. Dazu erhöht es auch die Gewinn-Margen. Dies, weil das Werbe-Modell nicht nur Einnahmen aus dem Abo, sondern auch von Werbekunden generiert.

Netflix will darum auch in Zukunft möglichst viele Nutzerinnen und Nutzer zum werbefinanzierten Abo bewegen. Vor allem jene, die bisher vom werbefreien Basis-Abo profitiert haben. So wurde schon in vielen Ländern das Basis-Abo gestrichen, wo Menschen Werbeunterbrechungen in Kauf nehmen können, um dafür weniger fürs Netflix-Abo zu zahlen. Etwa in Deutschland, Kanada und im Vereinigten Königreich. In den USA und Frankreich wird das Basis-Abo als nächstes abgeschafft.

Die Überlegung dahinter ist einleuchtend. Wenn Netflix den Basis-Tarif einstellt, erhöht sich die Kluft zwischen dem werbefinanzierten und dem günstigsten werbefreien Abo. In der Schweiz wäre dies dann nicht mehr das Basis-Abo für 12.90 Franken im Monat, sondern das Standard-Abo für 20.90 Franken im Monat. Naheliegend ist, dass die heutige Basis-Abo-Kundschaft eher zum günstigeren statt zum teureren Tarif wechseln würde. In den USA zum Beispiel kostet das werbefinanzierte Abo 6.99 Dollar pro Monat.

Die Frage lautet darum nicht ob, sondern wann das werbefinanzierte Abo auch in der Schweiz Einzug erhalten wird – und ob damit auch gleich das Basis-Abo gestrichen würde.

Netflix will dem linearen TV Marktanteile wegnehmen

Und trotzdem: Nicht Werbung sei dieses und nächstes Jahr der primäre Wachstumstreiber des Umsatzes, erklärt Netflix. Dafür sei der Bereich ja noch nicht ausgebaut genug. Zudem experimentiere man noch mit Werbeeinblendungen. Eine Idee sei es, Werbung dann einzublenden, wenn die Serie oder Film gerade pausiert würde.

Stattdessen sollen sich zu den nunmehr 278 Millionen Abonnentinnen und Abonnenten vermehrt jene gesellen, die aktuell noch auf lineares Fernsehen setzen. Vor allem in den Vereinigten Staaten. So verweist der Streaming-Anbieter in seinem Bericht darauf, dass Netflix und YouTube zusammen weniger als 20 Prozent der Fernsehzeit von US-Konsumenten ausmachen würden. Zusammen mit den anderen Anbietern kämen sie auf 40 Prozent. Herkömmliches Kabel-TV und Funkfernsehen käme hingegen auf 57 Prozent. Hier sieht Netflix sein Wachstumspotenzial.

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