Hintergrund

Neujahrsvorsätze: So trickse ich meinen inneren Schweinehund aus

Gute Vorsätze sind oft zum Scheitern verurteilt – das war auch bei mir lange der Fall. Bis ich angefangen habe, meine Vorhaben anders anzupacken. Wie ich meinen inneren Schweinehund überwinde? Ich stelle mir Stolperfallen, die meine Gewohnheiten beeinflussen.

Geld sparen, mehr Sport machen, gesünder ernähren: Wenn du dich darin wiedererkennst, hast du einen ganz klassischen Neujahrsvorsatz erwischt. Das zeigen auch die jüngsten Umfragen für 2024: Alle oben genannten Ziele befinden sich laut Statista unter den Top 10 diesjähriger Vorhaben. Wenig überraschend.

Während viele bei Neujahrsvorsätzen dankend abwinken, bin ich eher eine typische Neujahresoptimistin. Eine, die jeden Januar mit dem Gedanken «Ab jetzt wird alles anders» startet. Und dazu gehört natürlich das Fassen guter Vorsätze – deren Umsetzung ich früher ganz klischeehaft nach ein paar Wochen wieder über Bord geworfen oder schlicht vergessen habe. Was sich damals bei mir auf einen Zeitraum bis maximal Februar erstreckte, hat mittlerweile aber Potenzial zur dauerhaften Veränderung. Die mir guttut und auf die ich manchmal auch ein bisschen stolz bin.

Dass meine Neujahrsvorsätze nicht nur Vorsätze bleiben, liegt an einer bestimmten Methode, die für mich funktioniert. Und vielleicht ja auch für dich. Dabei gilt es, sich selbst und seinen Schweinehund zu überlisten.

Täglich grüßt der Yoga-Guru

Angefangen habe ich damit Ende 2022 durch den Vorsatz, jeden Morgen etwas Yoga zu machen. Und damit, die Matte nach Gebrauch nicht mehr wegzuräumen. Sie parkt nun dauerhaft zwischen Bett und Schlafzimmertür. Klingt ungemütlich und penetrant? Ist es auch. Aber ebenso äußerst hilfreich. Denn was mich als ordnungsliebender Mensch tagsüber stört, führt dazu, dass ich morgens konsequent meine Yogasession mache: Ich müsste andernfalls mit einem bewussten Schritt über die Matte drüber steigen, um das Schlafzimmer zu verlassen. Das kann natürlich notgedrungen mal vorkommen. Etwa wenn ich verschlafen habe oder nach dem Aufwachen feststelle, dass ich mit meiner Katze schnell mal zum Tierarzt muss. Aber die Matte liegt überraschenderweise auch abends immer noch da, bevor ich das Bett aufsuche.

So habe ich bis auf wenige Ausnahmen ein tägliches Date mit der bekannten Yogalehrerin Mady Morrison in den Alltag integriert. Vielleicht hast du ja Lust, noch nachträglich in ihre «31 Tage Yoga Challenge 2024» einzusteigen. Ein paar Tage hat der Januar schließlich noch über. Die Challenge versorgt dich bis Ende des Monats täglich mit einem Youtube-Video zum Mitmachen: wie beispielsweise diese 15-minütige-Yogasession, die dir Kraft und Lebensfreude schenken soll. Und das ist wohl nicht die schlechteste Grundlage, um in den neuen Tag zu starten.

Yogamatten findest du auch im Shop. Vielleicht möchtest du mal ein Exemplar aus Kork ausprobieren, das sich angenehm unter Händen und Füßen anfühlt.

Zahnseide, Geld sparen und Social Media Detox

Natürlich muss auch ein gewisser Wille zur Veränderung da sein. Andernfalls hilft auch keine ausgerollte Yogamatte, die den Weg zur Schlafzimmertür blockiert. Bei mir klappte diese Reminder-Methode aber so gut, dass ich sie auch auf andere Bereiche übertragen habe. Zum Beispiel auf die Mundhygiene. Der Vorsatz «Täglich Zahnseide verwenden» steht nämlich auch bei mir auf der Agenda. Dafür positioniere ich die Zahnseide so auf dem Zahnputzbecher, dass ich sie erst wegnehmen muss, um an meine Zahnbürste und Zahnpasta heranzukommen. Andernfalls würde sie herunterfallen. Halte ich die Zahnseide in der Hand, benutze ich sie auch. Das soll schließlich vor dem Zähneputzen geschehen. Das Prinzip ist also sehr simpel.

Vor der Zahnbürste greife ich zur Zahnseide.
Vor der Zahnbürste greife ich zur Zahnseide.
Quelle: Maike Jensen

Ähnliches zum Thema Geld. Wer auf ein bestimmtes Ziel wie eine tolle Reise hin spart oder etwa für die nächste Autoreparatur etwas beiseite legen möchte, kann dafür ganz klassisch auf ein Sparschwein zurückgreifen. Einfach mit Sekundenkleber den unteren Deckel zukleben. Die Folge: Geld kann oben in den Schlitz rein, aber nicht einfach so aus der Öffnung wieder raus. Dafür müsste man es zerschlagen oder den Deckel gewaltsam aufhebeln – und das überlegst du dir vermutlich erst, bevor du das Geld für einen kurzfristigen Genuss zweckentfremdest.

Wenn du dich davon angesprochen fühlst, kannst du natürlich ein wenig nach Sparschweinen stöbern.

Mir diese Stolperfallen zu stellen oder Fluchtwege zu versperren, funktioniert natürlich auch für neue Vorsätze während des Jahres. Beispielsweise habe ich vor ein paar Wochen beschlossen, wieder mehr zu lesen und meinen Social-Media-Konsum zu reduzieren – wie so viele Menschen. Und wie so viele Menschen habe ich mein Vorhaben nach Tag 2 gekonnt ignoriert. Da wurde abends im Bett doch eher durch Instagram gescrollt, anstatt ein Buch aufgeschlagen. Die Maßnahme, die ich ergriffen habe: den Flugmodus automatisch für täglich 21 Uhr einzustellen. So wird meinem Smartphone einfach der Saft abgedreht. Und ich habe die letzten ein bis zwei Stunden vor dem Schlafen zwangsläufig Zeit, mich meinen Büchern zu widmen. Früh morgens schaltet sich der Flugmodus durch einen zweiten Befehl wieder automatisch aus. Wenn du das auch ausprobieren möchtest: Diese Automation lässt sich bei deinem iPhone über Kurzbefehle erstellen.

Einfach in den Kurzbefehlen …
Einfach in den Kurzbefehlen …
Quelle: Maike Jensen
... den Flugmodus für die gewünschten Uhrzeiten einstellen.
... den Flugmodus für die gewünschten Uhrzeiten einstellen.
Quelle: Foto. Maike Jensen

Die Macht der Gewohnheit hilft

Keine Sorge, ein Krampf ist das nur so lange, bis sich die Vorhaben in Gewohnheiten umgewandelt haben. Laut Fachpersonen braucht es dafür etwa zwei Monate. Eine britische Studie der Psychologin Phillippa Lally ergab, dass es rund 66 Tage dauerte, bis die 96 Versuchspersonen einen Vorsatz in eine Routine umgewandelt hatten – egal, ob es um einen täglichen Spaziergang oder eine neue Essgewohnheit ging. Bekannt wurde dieses Ergebnis dann als die 66-Tage-Regel. Die Macht der Gewohnheit hilft nach dieser Zeit, den Neujahrsvorsatz als festen Bestandteil zu integrieren. Das Sparschwein zuzukleben oder die Yogamatte als Reminder vor dem Bett liegen zu haben, ist natürlich eine zusätzliche Absicherung.

Und für 2024?

Ja, auch für 2024 gibt es einen Neujahrsvorsatz, der in eine Routine umgewandelt werden soll: nämlich sich gesünder zu ernähren. Vor allem, wenn ich zwei- oder dreimal die Woche meine Freundinnen sehe, fällt mir das schwer. Nicht selten wurde bei unseren Treffen ein kleines Foodbaby gezeugt, das noch am nächsten Tag meinen Bauch beschlagnahmt. Unsere vierköpfige Clique hat nun gemeinsam das Vorhaben gefasst, süße und salzige Snacks durch Gemüsesticks und Dips sowie Alkohol durch alkoholfreie Alternativen zu ersetzen. Den Fluchtweg sperrt also der Gruppenzwang. Ob wir das auf Dauer so durchziehen – keine Ahnung. Sicherlich wird es mal Ausnahmen oder auch einen Einbruch geben. Doch zwei gurken- und tomatenreiche Treffen haben erfreulicherweise schon stattgefunden. Und lassen mich dem Jahr 2024 und meinem Schweinehund zuversichtlich entgegenblicken.

Titelfoto: Maike Jensen

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