Ausprobiert: Das hat mir ein Monat Wandpilates gebracht
Hintergrund

Ausprobiert: Das hat mir ein Monat Wandpilates gebracht

Anna Sandner
23.2.2024

Einen Monat lang mache ich täglich Wandpilates. Halte ich durch und bin nach 30 Tagen fitter, stärker, gelenkiger? Am Ende bleibt mindestens eine erstaunliche Erkenntnis.

Ich zögere einen Moment, bevor ich auf den Download-Button der Pilates-Challenge-App drücke. Denn jetzt zerschieße ich mir vermutlich nachhaltig meinen Algorithmus und kann mich auf eine Flut von Werbeanzeigen für Abnehmprogramme, Sport-Apps, Lebensoptimierungs-Coaches und ähnlich nervigen Content gefasst machen. Und «klick» – mein Algorithmus ist für immer versaut. Hoffentlich für einen guten Zweck.

Aber von vorne: Meine Sportlichkeit kommt manchmal eher in Wellen zutage. Ich habe immer wieder Phasen mit viel Sport, dann kommen wieder eher träge Phasen – wie gerade jetzt. Nicht dramatisch. Aber zu lange sollten diese faulen Zeiten besser nicht anhalten, wenn ihr Ende nicht zu unangenehm werden soll. Also nehme ich mir für die nächsten Wochen ein sehr kurzes, aber regelmäßiges Wandpilates-Training vor.

Nur wenige Minuten Pilates am Tag verändern mein Körpergefühl zum Positiven. Die Challenge hat sich für mich auf jeden Fall gelohnt.
Nur wenige Minuten Pilates am Tag verändern mein Körpergefühl zum Positiven. Die Challenge hat sich für mich auf jeden Fall gelohnt.
Quelle: Mery Ochoa/Digital Leben

1.Tag: Holpriger Start

Aus Zeitmangel starte ich eher unvorbereitet in die Challenge. Noch habe ich keinen geeigneten Platz an der Wand gesucht. Und erstaunlicherweise ist es gar nicht so einfach, ein nicht voll gestelltes Stück Wand zu finden. Deswegen muss die geschlossene Wohnzimmertür herhalten. Weil ich meine Yogamatte gerade nicht finde, lege ich einfach eine Isomatte vor die Tür. Das stellt sich schnell als wenig weise Wahl heraus, denn: Die Matte rutscht und die Tür macht angsteinflößende Knack- und Knirschlaute, die ein drohendes Einstürzen ankündigen könnten. Egal, heute muss es schnell gehen und so habe ich schon Verbesserungspotenzial für morgen.

Erst mal bin ich erfreut darüber, wie unkompliziert ich mit der kostenlosen App loslegen kann, nachdem ich nur ein einziges Mal ein kostenpflichtiges Abo verneinen muss. Die Auswahl an Pilates-Apps ist gigantisch. Meine Wahl fällt auf eine, die mir von einer Freundin empfohlen wurde, andernfalls hätte ich mich in der Flut der Möglichkeiten wahrscheinlich verloren.

Es geht ziemlich unvermittelt los: 1. Tag, 7 Übungen. Die App wechselt immer zwischen 40-sekündigen Übungen, gefolgt von 15 Sekunden Verschnaufpause. Sehr gut, so habe ich immer wieder Zeit, meine ungeeignete Matte wieder an die ungeeignete Tür zu schieben. Die Übungen spielen sich fast alle im Schulterstütz ab, ich trainiere in erster Linie meine Bauchmuskeln, aber auch Arme, Beine, Po und Rücken kommen zum Einsatz. Die 40 Sekunden sind jeweils schnell vorbei, die Übungen leicht umzusetzen und die Spannung, was als nächstes kommt, macht es kurzweilig. Passt! Ich bin zufrieden mit meinem ersten 5-Minuten-Workout.

Die Übungen sind jeweils 40 Sekunden kurz, das lässt sich auch ohne viel Überwindung durchhalten.
Die Übungen sind jeweils 40 Sekunden kurz, das lässt sich auch ohne viel Überwindung durchhalten.
Quelle: Mery Ochoa/Digital Leben

2. Tag: Heute wird alles besser – oder doch nicht?

Nach dem übereilten Start gestern will ich mir heute mehr Zeit für die Vorbereitung nehmen. Sprich: Ein echter Wandplatz muss her und die untaugliche Rutschmatte wird durch meine Yogamatte ersetzt. Ich mache mich auf die Suche nach einem guten Fleckchen Wand. Nach kleineren Umbauarbeiten habe ich den schließlich gefunden und lege los. Die Übungen ähneln den Gestrigen und ich bin schnell damit durch.

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3. Tag: Jetzt stimmen die Rahmenbedingungen

Glücklich über meinen jetzt tauglichen Wandplatz ohne Rutschgefahr, erkenne ich manche Übungen inzwischen schon wieder. Das macht die Umsetzung einfacher. Ansonsten bleibt es abwechslungsreich durch den schnellen Wechsel der einzelnen Abläufe. Insgesamt ist jede Session so kurz, dass es mich keine Überwindung kostet.

4. Tag: Erste Effekte trotz kurzer Übungen

In den letzten Tagen habe ich meine Muskeln etwas gespürt, vor allem natürlich die, die sonst seltener zum Einsatz kommen. Es ist gut aushaltbar, also keine Überlastung. Ich freue mich ein wenig darüber, denn bei so wenig Einsatz am Tag hatte ich die Befürchtung, vielleicht gar nichts zu bewirken. Die kurze Dauer kommt mir aber sehr entgegen und unterdrückt jegliche Ausrede im Keim. Ich kann die wenigen Übungen sogar noch abends auf die Schnelle machen, wenn ich sie tagsüber vergessen habe. So wie heute: Als es mir einfällt, müsste ich eigentlich schon auf dem Weg zu einer Verabredung sein, doch die fünf Minuten kann ich trotzdem noch schnell durchziehen.

Okay, ich bin ein bisschen eingequetscht zwischen Schrank und Esstisch und hell ist es hier auch nicht. Ich mag mein neues Wandpilates-Plätzchen trotzdem.
Okay, ich bin ein bisschen eingequetscht zwischen Schrank und Esstisch und hell ist es hier auch nicht. Ich mag mein neues Wandpilates-Plätzchen trotzdem.
Quelle: Mery Ochoa/Digital Leben

5. Tag: Bekannte Übungen im 2-Tage-Wechsel

Der leichte Muskelkater (wenn es denn überhaupt einer war) ist gewichen. Dafür habe ich den Eindruck, den Muskelaufbau langsam zu spüren. Nun hat sich mein Körper wohl daran gewöhnt, wieder in Bewegung zu kommen. Sehr schön, das ging schneller als erwartet – vor allem in Anbetracht der kurzen Übungsdauer jeden Tag. Die Übungen wiederholen sich im Grunde alle zwei Tage. Ob da noch mehr Abwechslung kommt? Da die App kostenlos ist, erwarte ich nicht mehr viel. Aber das macht nichts, ich komme mit den Vorhandenen gut bis zum Ende der Challenge. Auf Dauer wäre mehr Abwechslung sicher wünschenswert.

Fazit Woche 1

Ich freue mich jeden Tag, dass ich mit der Challenge angefangen habe. Die App bietet die Basics, einfache Übungen, die ich leicht umsetzen kann. Fünf Minuten am Tag finde ich (bis jetzt) immer und habe schon nach wenigen Tagen das Gefühl, eine Wirkung zu spüren.

Woche 2: Ich bin (noch) dabei

Meine erste Woche habe ich mit Sternchen bestanden, jetzt gilt es, die Motivation nicht zu verlieren. Ich gebe zu: Am ersten Tag der zweiten Woche habe ich meine App ignoriert. Von wegen «Fünf Minuten finde ich immer». An Tag acht gab es einfach keinen passenden Moment. Ich mache am darauffolgenden Tag das doppelte Pensum und habe wieder aufgeholt.

Ansonsten läuft die Woche ähnlich der ersten. Nur langweilen mich die Übungen inzwischen doch ein wenig. Der anfängliche Überraschungseffekt ist weg, was aber nicht schlimm ist. Ich variiere einfach auf eigene Faust. Ich halte mich an die 40 Sekunden, aber mache hier und da andere Pilates-Übungen, von denen ich weiß, dass sie mir gut tun.

Nach zwei Wochen bin ich guter Dinge: Das Wandpilates ist kurz und knackig, zeigt trotzdem schon erste Ergebnisse.
Nach zwei Wochen bin ich guter Dinge: Das Wandpilates ist kurz und knackig, zeigt trotzdem schon erste Ergebnisse.
Quelle: Mery Ochoa/Digital Leben

Fazit Woche 2

Die Kürze der Übungen macht es leicht, dabei zu bleiben und notfalls einen Tag nachzuholen. Ich merke bereits einen deutlichen Unterschied: Arme, Beine, Bauch – alles fühlt sich fester und fitter an. Ich komme in die Routine, die tägliche Übungssession erledige ich (fast immer) schnell mal nebenbei, ohne Überwindung.

Woche 3: Meine Disziplin schwächelt

In dieser Woche setzt das klassische Problem ein: Der Fokus und die Disziplin lassen nach. Ab Tag 17 gerät mein Experiment ins Wanken, denn irgendwie kommt mir nun jeden Tag etwas dazwischen. So verpasse ich meine Übungen drei Tage in Folge. Entweder war die Zeit zu knapp oder ich fühlte mich gerade gar nicht danach und – das muss ich zugeben – an einem Tag habe ich es schlicht vergessen.

Nachdem ich das Wandpilates drei Tage ausgelassen habe, reiße ich mich wieder zusammen. Schließlich habe ich gerade noch große Töne gespuckt, diese paar Minuten würden problemlos jeden Tag rein passen und es gäbe keine Ausreden. Nun, die gibt es wohl doch: Unlust, Faulheit, Trägheit, … Aber jetzt hole ich wieder auf. An den folgenden drei Tagen heißt es: doppeltes Programm. Das klappt zum Glück recht gut. Denn, habe ich mich erst mal überwunden anzufangen, macht es keinen großen Unterschied, ob ich noch eine zweite kurze Session dran hänge oder nicht.

Fazit Woche 3

Mein Experiment drohte kurzzeitig zu Scheitern, aber ich habe die Kurve nochmal gekriegt. Mein Learning aus dieser Woche: Selbst wenn die Übungen noch so wenig Zeit in Anspruch nehmen, gibt es Tage, an denen ich nicht dazu komme.

Auch eine Schrankseite ist eine gute Ausweichoption, wenn du keine freie Wand findest.
Auch eine Schrankseite ist eine gute Ausweichoption, wenn du keine freie Wand findest.
Quelle: Mery Ochoa/Digital Leben
Viele Übungen benötigen aber eigentlich ohnehin keine Wand.
Viele Übungen benötigen aber eigentlich ohnehin keine Wand.
Quelle: Mery Ochoa/Digital Leben

Woche 4: Wandpilates geht auch ohne Wand

Der Gedanke, dass die Wand eigentlich überflüssig ist, kommt mir zugegebenermaßen nicht zum ersten Mal. Aber jetzt hat die Praxis es ganz deutlich gezeigt: Pilates oder Wandpilates macht, meines Erachtens, keinen echten Unterschied. Lustigerweise beinhaltet die Wandpilates-App auch einige Übungen, die von vornherein ohne Wand auskommen. Bei den anderen bekomme ich mehr das Gefühl, die Wand ist nur da, damit es eben Wandpilates heißen kann. Etwa Kniebeugen, die ich laut App mit den Händen an der Wand machen soll. Okay, das kann ich machen, deswegen bleiben es trotzdem einfach Kniebeugen. Oder Liegestütz, bei denen meine Schienbeine an der Wand lehnen. Das würde genauso (im Übrigen unkomplizierter) ohne Wand funktionieren.

Nun gut, es ist eben ein Trend, die sind ja häufig sinnbefreit. Zugleich sind das gute Nachrichten für diejenigen, deren Wände gänzlich zugestellt sind: Wandpilates geht auch ohne Wand. Davon mal abgesehen, lief auch die vierte Woche angenehm unaufgeregt. Ich bin wieder im Rhythmus und erledige die Übungen brav jeden Tag.

Fazit Woche 4

Willkommen Routine, adé Überwindung! Jetzt bin ich angekommen in der Pilates-Gewohnheit. Ich bin froh, dass ich bis hierhin durchgehalten habe, denn durch die Gewöhnung läuft mein tägliches Wandpilates-Programm nun meist von ganz alleine. Ich mache die Übungen meist gegen Mittag als angenehme Abwechslung zur Computerarbeit.

Das hat mir ein Monat Wandpilates gebracht

  • Merklicher Effekt bei wenig Einsatz.
  • Ich fühle mich im Vergleich spürbar stärker und fitter.
  • Ich habe mich in der Anzahl der Liegestützen, Sit-ups und Co. gesteigert.
  • Eine Erkenntnis: Ob Wandpilates oder Pilates ist meines Erachtens egal.
  • Eine Erinnerung: Es dauert einige Zeit, bis eine neue Routine etabliert ist.
  • Hintergrund

    Drei Tipps, wie du dir eine gute Routine angewöhnst

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Pilates, Rückentraining, Dehnübungen: Das ist mein Favorit

In meiner Reihe «Ausprobiert» teste ich verschiedene gesunde Gewohnheiten aus. Vor der Wandpilates-Challenge habe ich bereits eine Woche tägliche Dehnübungen und eine Woche mit täglichem Rückentraining ausprobiert. Insgesamt hat mir definitiv jede dieser Ausprobiert-Wochen (bzw. der Pilates-Monat) gut getan. Meinen Favoriten zu finden, ist da gar nicht so leicht. Sowohl die Dehn- als auch die Rückenübungen haben mich beweglicher gemacht, für mein gesamtes Wohlbefinden war das tägliche Dehnen das angenehmste. Die Rückenübungen waren aber etwas spannender und haben zusätzlich gekräftigt. Empfehlen kann ich alle drei Bewegungsvarianten, schon alleine, weil es einfach gut tut, in Schwung zu kommen.

  • Hintergrund

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  • Hintergrund

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Was soll ich als nächstes ausprobieren? Tägliches Dance-Workout, Krafttraining, Joggen, Yoga … Oder etwas ganz anderes? Schreib es mir in die Kommentare.

Titelbild: Mery Ochoa/Digital Leben

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Wissenschaftsredakteurin und Biologin. Ich liebe Tiere und bin fasziniert von Pflanzen, ihren Fähigkeiten und allem, was man daraus und damit machen kann. Deswegen ist mein liebster Ort immer draußen – irgendwo in der Natur, gerne in meinem wilden Garten.


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