Nichts als warme Luft? Zwei Luftfritteusen im Test
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Nichts als warme Luft? Zwei Luftfritteusen im Test

Sie versprechen, das Unmögliche möglich zu machen: Frittieren, fast ohne Fett. Was ist dran an Luftfritteusen? Ich habe zwei beliebte Modelle getestet und gemerkt: Frittieren können sie nicht, sie beherrschen dafür andere Dinge.

Dem Internet soll man nicht immer glauben. Luftfritteusen werden im Netz seit ein paar Jahren in den Himmel gelobt. Ich bin daher skeptisch. Alles nur Fake News? Ein Freund hat vor längerer Zeit eine Luftfritteuse gekauft. Die habe er schon längst wieder weggegeben, sagt er mir. Es sei bloss ein Backofen mit Heissluft, der viel zu laut sei. Was stimmt jetzt?

Luftfritteusen sind von der Namensgebung tatsächlich irreführend.

Frittieren oder Ausbacken ist eine dem Braten verwandte Garmethode, bei der Lebensmittel in heißem Fett schwimmend gebacken werden.
Quelle:Wikipedia

Bei den getesteten Geräten schwimmt aber rein gar nichts im Fett. Viel eher sind es kleine Umluftbacköfen. Daher werde ich auch nicht von frittieren, sondern von backen sprechen. Getestet habe ich den Tefal Actifryer Genius und den teureren Philips Avance Collection XXL. Das Gerät von Tefal hat ein Extrafeature: Eine Art Rührarm wendet das «Frittiergut» langsam und soll so für gleichmässige Ergebnisse sorge. Bei Philipps wird dazu geraten, die Pommes zweimal im Garkorb zu wenden.

Sesam öffne dich: So füllst du die Geräte
Sesam öffne dich: So füllst du die Geräte

Für meinen Test habe ich die Königsdisziplin der Fritteuse ausgesucht: Pommes Frites! Einerseits mache ich sie frisch und nach Herstellerangaben, andererseits mache ich gefrorene Fritten, weil es manchmal auch schnell gehen muss. Da gekaufte Ofenfrites vorfrittiert sind, erwarte ich mit ihnen die besseren Ergebnisse.

Bedienung

Das Gerät von Tefal lässt sich einfach bedienen: Zuerst wählst du einen Modus und dann die Backzeit. Ausserdem gibt es einen manuellen Modus, bei dem du auch die Temperatur einstellen kannst. Praktisch: Du kannst den Backvorgang verzögert starten, damit dich am Abend warme Pommes zuhause erwarten. Das Gerät ist einfach zu öffnen und der Korb im Innern lässt sich entfernen.

Play: Unmissverständliche Bedienung bei Tefal
Play: Unmissverständliche Bedienung bei Tefal

Ähnlich ist auch das Gerät von Philips zu bedienen: Es gibt voreingestellte Programme und die manuelle Einstellung der Temperatur und Gardauer. Die Bedienung geht dank einem Drehrad noch ein bisschen leichter als bei Tefal, es fehlt aber eine Funktion zum verzögerten Starten. Auch dieses Gerät ist schnell geöffnet, du backst deine Pommes in einer Art Schublade, die sich herausnehmen lässt.

Schlicht und einfach: Das Bedienfeld von Philips
Schlicht und einfach: Das Bedienfeld von Philips

Challenge 1: Pommes aus rohen Kartoffeln

Weil es die Hersteller wohl am besten wissen, mache ich die frischen Pommes genau nach Anleitung. Die Rezepte der beiden Luftfritteusen unterscheiden sich grundlegend: Bei Philips muss ich die Pommes in der Fritteuse erst bei 100 Grad trocknen und dann backen, bei Tefal soll ich die gewässerten Kartoffelstifte mit einem Tuch trocken tupfen. Danach geht’s ans «Frittieren». Auffällig ist, dass bei beiden Geräten die Pommes ziemlich schnell braun werden. Meine ersten Fritten in der Philips sind gar so schnell braun geworden, dass sie verbrannt sind. Ich muss nochmals über die Bücher.

Fail: Verbrannte Pommes aus dem Philips-Gerät links
Fail: Verbrannte Pommes aus dem Philips-Gerät links

Der zweite Test verlief dann etwas besser. Meine Taktik: Fritten etwas weniger lang trocknen und bei 180 Grad jede zweite Minute einmal kurz im Korb wenden und prüfen, wie braun sie schon sind. Da sie wieder sehr schnell braun geworden sind, habe ich sie bei 140 Grad noch etwas nachgaren lassen. Das Resultat ist bei beiden Geräten trotzdem nicht zufriedenstellend. Knusprig waren sie nämlich gar nicht und der typische Pommes Geschmack kommt nun mal vom Öl, da reicht ein Esslöffel leider nicht.

Schon besser: Der zweite Versuch. Richtig gut waren aber auch diese Pommes nicht.
Schon besser: Der zweite Versuch. Richtig gut waren aber auch diese Pommes nicht.

Fazit

Mit frischen Kartoffeln machst du lieber Bratkartoffeln oder du backst sie halbiert mit etwas Rosmarin und Knoblauch im Ofen. Eine Luftfritteuse brauchst du definitiv nicht.

Challenge 2: Gekaufte Ofenpommes

Gekauft Pommes sind eigentlich ein Beschiss, weil sie schon vorfrittiert sind. Das Hauptargument für Luftfritteusen ist damit zunichtegemacht. Aber sowohl bei Philips als auch bei Tefal gelingen die Kartoffelstäbchen aus der Tiefkühltruhe wunderbar. Sie sind knusprig, innen nicht zu trocken und schmecken wirklich nach Pommes. Das etwas bessere Resultat habe ich mit dem Gerät von Philips (links) erreicht, sie waren im Innern etwas weicher als die Pommes aus dem Tefal-Gerät (rechts). Ich habe die Geräte übrigens so eingestellt, wie die beiden Hersteller in der Bedienungsanleitung vorschlagen haben und nach zehn Minuten kurz kontrolliert, ob die Pommes schon geniessbar sind. Der Philips war mit 14 Minuten etwas schneller, bei Tefal hat es etwa 18 Minuten gedauert. Im Ofen hätten die Fritten laut Verpackungsangaben zwischen 20 und 24 Minuten gebraucht.

Goldgelb: Ofenfritten werden richtig lecker
Goldgelb: Ofenfritten werden richtig lecker

Fazit

Beide Geräte liefern ein besseres Resultat, als ich mir das aus meinem Ofen gewöhnt bin. Dort sind die Pommes nämlich schwieriger zu drehen und werden nicht gleichmässig gebacken. Es gilt aber zu beachten, dass du die Luftfritteusen nicht überladen solltest und daher nur für maximal vier Personen aufs Mal Fritten machen kannst.

Zahlt sich die Luftfritteuse aus?

Ich bin ganz ehrlich: Hast du einen modernen Umluftbackofen zu Hause, dann brauchst du keine Luftfritteuse. Die Dinger brauchen wahnsinnig viel Platz, sind ziemlich laut und können im Prinzip gleich viel wie dein Backofen. Einzige Ausnahme: Du machst sehr oft Ofenpommes oder du bist um einen zweiten, kleinen Ofen froh. Dort glänzen die Geräte nämlich. Da es sich faktisch um kleine Umluftbacköfen handelt, kannst du darin auch Fleisch, Fisch oder Gemüse garen, während du in deinem Ofen etwas Anderes backst. Ein weiterer Vorteil: Sie heizen schneller auf als dein Backofen. So lassen sich zum Beispiel hart gekochte Eier schneller zubereiten als im Wasser, Pizza ist schnell aufgewärmt oder der Frühstücksspeck schnell gebraten. Als Ersatz für eine richtige Fritteuse taugen sie aber nicht.

Fazit Philips

Das deutlich teurere Gerät wird auch Sieger. Weil du die Esswaren auf einem Gitter platzierst, kommt rund herum heisse Luft dran. Die Speisen werden daher gleichmässig und schonend gar. Zudem ist die Reinigung simpel. Schade ist, dass du keine Startzeit programmieren kannst. Ausserdem musst du deine Pommes mehrmals von Hand wenden.

Fazit Tefal

Dank des rotierenden Arms wendet der Tefal deine Pommes von selbst. Heiklere Dinge wie Fischstäbchen oder Chickennuggets zerfetzt der rotierende Arm aber regelrecht. Und trotz des Wendearms gelingen die Speisen im Tefal etwas weniger gut. Zudem gefällt mir das Design nicht.

Ich persönlich verstehe den ganzen Hype um Luftfritteusen nicht und kann jetzt aus Erfahrung sagen, dass ich mir nie so ein Teil zutun würde. Es ist eine Utopie zu glauben, mit weniger Fett etwas frittieren zu können. Ich besitze übrigens auch keine echte Fritteuse und frittiere ohnehin nur sehr selten. Das Konsumentenmagazin «Wirecutter» bringt es auf den Punkt, wenn es titelt: «Das ist die beste Luftfritteuse (aber wir empfehlen das Gerät nicht)».

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Als ich vor über 15 Jahren das Hotel Mama verlassen habe, musste ich plötzlich selber für mich kochen. Aus der Not wurde eine Tugend und seither kann ich nicht mehr leben, ohne den Kochlöffel zu schwingen. Ich bin ein regelrechter Food-Junkie, der von Junk-Food bis Sterneküche alles einsaugt. Wortwörtlich: Ich esse nämlich viel zu schnell. 


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