Produkttest

Nikon KeyMission 360: Was hat sie wirklich drauf?

Die einen sagen, die Nikon KeyMission 360 sei eine Katastrophe, die anderen sind voll überzeugt. Was stimmt denn nun? Also hab ich mir eine der umstrittenen Actioncams geschnappt, sie getestet und war positiv überrascht.

Die KeyMission ist eine Actionkamera, mit welcher du in der Lage bist, 360-Grad-Aufnahmen zu generieren. Sie besitzt auf der Vorder- wie auch auf der Rückseite je eine Linse und wiegt gerade mal 200 Gramm samt Akku und Speicherkarte. Jede dieser Linsen hat einen Aufnahmewinkel von ungefähr 190 Grad. Die Aufnahmen der beiden Objektive überlappen demnach ein wenig, wodurch die Kamera in der Lage ist, eine Rundumsicht einzufangen. Das Einzigartige an der Nikon KeyMission 360 ist, dass sie die 360-Grad-Videos automatisch auf der Kamera zusammenführt. Die Videos kommen demnach fertig auf die Speicherkarte und erübrigen somit eine aufwändige Nachbearbeitung.

In der Actionkamera ist ein 23.9 Megapixel-CMOS-Sensor verbaut. Dank diesem Sensor können die Videos in einer Auflösung von 4K (4096 x 2160 Pixel) mit 24 Bildern pro Sekunde aufgenommen werden. Zudem bietet die KeyMission die Funktion, hochauflösende Panoramabilder zu schiessen. Diese eignen sich hervorragend für «Tiny Planet»-Bilder wie zum Beispiel das hier:

Tiny Planet, aufgenommen mit der Nikon KeyMission 360.

Lieferumfang

Im Lieferumfang ist nebst der KeyMission 360 etliches Zubehör inbegriffen. Mit enthalten ist der für den Betrieb notwendige Akku. Es ist ein herkömmlicher Nikon-Akku, der auch bei den Coolpix-Kameras verwendet wird. Um diesen Akku aufzuladen, hat Nikon ein USB-Kabel mit dem dazugehörigen Netzwerkadapter beigelegt. Die KeyMission kann jedoch mit allen handelsüblichen Mikro-USB-Kabeln mit Strom versorgt werden.

Nikon KeyMission 360 (24p, WLAN, Bluetooth)
Action Cam

Nikon KeyMission 360

24p, WLAN, Bluetooth

Weiter ist auch ein Kugelkopfadapter in der Lieferung enthalten. Ihn kann man mit einer flachen oder einer gewölbten Sockelbefestigung an praktisch jeder Oberfläche montieren. Ähnlich wie bei den GoPro-Modellen. Aber Achtung! Nikon hat hier ein proprietäres System. GoPro-Platten sind nicht mit der KeyMission kompatibel. Die Nikon besitzt jedoch ein standardmässiges Fotogewinde. Dank diesem kannst du alle herkömmlichen Stative mit der KeyMission verwenden. Für den Unterwassergebrauch hat Nikon zusätzlich zu den gewölbten Objektivschützen ein weiteres Paar mit einer planen Oberfläche ins Paket gepackt. Diese können über einen Bajonettverschluss ohne grosse Mühe ausgetauscht werden. Wasserdicht ist die Kamera zwar mit beiden Varianten, bei der planen Version wird jedoch die Lichtbrechung unter Wasser besser korrigiert.

Um die Actionkamera besser gegen Schläge und dergleichen zu schützen, gibt es eine Silikonummantelung, die einfach über die KeyMission gestülpt werden kann. Ich persönlich hatte die Kamera jedoch stets ohne diese Hülle im Einsatz. Sowohl die Befestigung der Hülle an der Kamera, wie auch die Bedienung letzterer waren mir ein wenig zu fummelig, da ich das Silikonfeeling einfach nicht mag. Ein weiteres Goodie im Lieferumfang ist eine einfache VR-Brille aus Karton, in welche du dein Smartphone einschieben kannst. Das Prinzip ist ähnlich wie bei der Google Cardboard.

Zusätzlich habe ich mir noch den werkseigenen Selfiestick von Nikon gezogen. Dazu muss ich sagen, dass er zwar seine Aufgabe als Stick erfüllt, jedoch nicht wirklich sein Geld wert ist. Er ist überteuert, aber trotzdem nützlich. Da die Kamera bekanntlich 360 Grad einfängt, ist auch das Stativ unter der Kamera in der fertigen Aufnahme sichtbar. Hat man nun ein grosses Dreibeinstativ mitten in den Aufnahmen, sieht dies nicht wirklich ansehnlich aus. Ich empfehle daher entweder diesen Selfiestick oder halt ein Einbeinstativ mit kleinen Füsschen wie zum Beispiel das hier:

Manfrotto XPRO Video Einbeinstativ 5 Sektionen mit Fluid Base (Metall)
Stativ

Manfrotto XPRO Video Einbeinstativ 5 Sektionen mit Fluid Base

Metall

Verarbeitung

Bei der Verarbeitung der KeyMission ist die bekannte Nikon-Qualität spürbar. Die verwendeten Materialien fühlen sich robust an. Nicht ohne Grund ist die Actionkamera daher auch bis zu einer Fallhöhe von zwei Metern sturzresistent. Sie würde bestimmt auch mehr aushalten, ausprobieren würde ich es aber nicht unbedingt. Aber nichtsdestotrotz ist es ja eine Actionkamera. Dies bedeutet, dass sie gut und gerne mal ein paar Kratzer abkriegen wird. Sofern diese aber nicht in den Objektivschützen liegen, sehe ich keine Probleme.

Wie bereits erklärt ist die KeyMission mit beiden Objektivschützen wasserdicht. Man kann sie bis zu einer Tiefe von 30 Metern problemlos verwenden. Laut Hersteller hält sie diese Tiefe bis zu 60 Minuten aus. Länger wirst du aber wahrscheinlich nie unter Wasser bleiben. Irgendwann geht dir wohl oder übel der Sauerstoff oder der Akku aus.

Um an den Akku, beziehungsweise die Speicherkarte zu gelangen, muss man eine seitliche Klappe öffnen. Diese Klappe ist durch eine doppelte Sicherung geschlossen. Sie kann also nicht aus Versehen aufspringen. Zuerst schiebst du den unteren Regler nach rechts, danach ziehst du den oberen Regler nach unten. Et voilà! Die Klappe ist offen. Neben dem Akku und dem Speicherkartenslot befindet sich hier auch ein HDMI-Eingang und die Buchse zum Laden der Kamera. Weiter kannst du auch mithilfe eines kleinen Schalters die WLAN-Funktion der KeyMission abschalten und die Kamera in den Flugmodus setzen.

Funktionen

Die Nikon KeyMission 360 besitzt lediglich zwei Knöpfe. An der oberen Seite der Kamera ist ein länglicher Knopf mit einem roten Punkt in der Mitte. Wird dieser kurz gedrückt, startet die Kamera sofort eine Videoaufnahme. Will man die Kamera jedoch nur einschalten, muss dieser Knopf für ungefähr drei Sekunden gedrückt werden. Dies ist anfangs ein wenig ungewohnt. Nach ein paar ungewollten Videosequenzen hab ich mich aber schnell darauf eingestellt. Um die Kamera anschliessend nach Gebrauch wieder abzuschalten, wird dieser Knopf wiederum für drei Sekunden gedrückt. Wirklich ausschalten kann man die KeyMission jedoch nicht. Sie versetzt sich dadurch nur in den Stromsparmodus. Um sie komplett auszuschalten, muss man den Akku entfernen und sie damit ganz von der Stromversorgung trennen.

Der zweite Knopf liegt seitlich an der Kamera. Mit ihm bedienst du die Fotofunktion der KeyMission. Gleich wie beim Videoknopf erstellst du beim kurzen Drücken sofort ein Foto. Sofort ist jedoch übertrieben gesagt. Die Kamera hat einen Selbstauslöser, welcher nach Ablauf einer bestimmten Zeit das Foto schiesst. Im Vergleich zum anderen Knopf kannst du bei diesem jedoch die Kamera nicht ausschalten. Dazu ist nur der oben liegende Knopf verwendbar.

Verbinden mit der App

Um deine KeyMission mit deinem Smartphone zu verbinden, musst du die App «SnapBridge 360/170» auf dein Gerät laden. Die App ist für Apple iOS sowie für Android verfügbar.

Oberfläche von SnapBridge 360/170.

Mit der SnapBridge-App bist du in der Lage, dein Smartphone via WLAN mit deiner KeyMission zu verbinden. Dank dieser Verbindung kannst du deine gemachten Videos und Fotos direkt von der Kamera auf dein Phone übertragen. Je nach dem was du bevorzugst, können die Aufnahmen in einer komprimierten Variante oder in der vollen Auflösung übertragen werden. Mithilfe der App bist du zudem in der Lage, ein Live-Preview der Kamera einzusehen. Dies ist vor allem von Vorteil, wenn es ums Ausrichten der KeyMission geht. Weiter ermöglicht dir die App, Einstellungen an deiner Nikon vorzunehmen. Diese Einstellungen sind entweder über die App oder über die Desktopanwendung Utility regelbar, aber nicht an der Kamera selbst. Willst du also etwas verändern, schreibt dir Nikon vor, ein Programm oder eine App herunterzuladen. Dies wäre nicht so problematisch, wenn die App reibungslos laufen würde. Obwohl erst seit ein paar Wochen eine neue Firmware von Nikon herausgebracht wurde, was die App deutlich verbesserte, funktioniert die Verbindung leider nicht immer.

Beim Verbinden zwischen der KeyMission und meinem iPhone 6s kam anfangs immer die gleiche Fehlermeldung: Pairing fehlgeschlagen. Wie ich herausfinden musste, ist die App anfällig für solche Fehler. Es stellte sich heraus, dass ich zu wenig Geduld hatte. Um die Verbindung herzustellen, benötigt die App eine gewisse Zeit. Während dieses Vorgangs solltest du die Kamera und dein Smartphone einfach in Ruhe lassen. Ich dachte daher, dass etwas schief gelaufen ist, und habe versucht, das Pairing zu wiederholen. Daher hat es bei mir nicht auf Anhieb funktioniert. Lässt man sich aber Zeit und befolgt die Anleitung des Pairings Schritt für Schritt, verbinden sich Kamera und Phone. Als mir dies bewusst wurde, funktionierten die zukünftigen Verbindungen ohne grosse Probleme.

Zur App kann gesagt werden, dass sie funktioniert und ihre Aufgabe erfüllt. Sie ist jedoch noch anfällig auf Probleme mit der Verbindung zwischen der Kamera und dem Smartphone. Hoffen wir mal, dass Nikon in absehbarer Zukunft ein Update herausbringt und somit dieses Problem beheben wird.

Bildqualität

Die Nikon KeyMission 360 kann sphärische Videos in einer Auflösung von 4K und 24 Bildern pro Sekunde aufnehmen. Zudem hast du mit der Kamera die Möglichkeit Panoramabilder mit 23.9 Megapixeln zu erstellen.

Video

Ein grosser Vorteil der KeyMission ist, dass sie die Aufnahmen direkt auf der Kamera zu einem sphärischen Video zusammenfügt. Dabei stellt sich immer die Frage, wie gut dabei die Übergänge der beiden Linsen aussehen. Nach meinen Testaufnahmen kann ich sagen, dass man die Übergänge praktisch immer ein wenig erkennen kann. Mal mehr mal weniger. Mit ein paar kleinen Tricks kann man die Aufnahmen jedoch um einiges ansehnlicher machen. Schaue zum Beispiel immer darauf, dass du die Kamera korrekt ausrichtest. Das heisst: Dein Hauptmotiv sollte immer in der Mitte der Linse sein, auf keinen Fall auf den Seiten, wo die Kamera die beiden Aufnahmen zusammenfügt. Weiter kannst du verzerrte oder verschwommene Aufnahmen verhindern, indem du auf den beiden Seiten genügend Abstand zum nächstliegenden Objekt einhältst. Ich empfehle dir da einen Sicherheitsabstand von einem bis zwei Metern.

Im folgenden Video waren die Bedingungen alles andere als optimal für die KeyMission. Ich filmte diese Szene in einem Raum mit künstlichem Licht und positionierte die Kamera extra in die Nähe von einem Gegenstand. Somit ist in diesem Video gut ersichtlich, wie die KeyMission die Übergänge der beiden Linsen verarbeitet.

Die KeyMission hat keine automatische Waagerecht-Ausrichtung. Somit musst du selbst darauf achten, dass du die Kamera waagerecht ausrichtest. Ansonsten bekommst du «gewellte» Aufnahmen. Zudem solltest du erpicht darauf sein, die Kamera so ruhig wie möglich zu halten. Die KeyMission hat zwar einen eingebauten Bildstabilisator, von dem hab ich aber nicht wirklich viel gemerkt. Da 360-Grad-Videos oft mit einer VR-Brille geschaut werden, können verrüttelte und unruhige Aufnahmen schnell zu Übelkeit beim Betrachter führen.

Die KeyMission fängt ihre Videos in 4K ein. Viele Leute finden die Aufnahmen jedoch nicht wirklich gut und fragen sich daher wie dies 4K sein soll. Dabei ist zu beachten, dass die Auflösung von 4K nicht nur auf einen Bildausschnitt begrenzt ist, sondern sich auf 360 Grad erstreckt. Klar sehen die Videos nicht aus, wie die von einer 4K-Filmkamera, welche nur gerade mal einen Winkel von 60 Grad einfangen muss. Dieses Vorurteil ist jedoch bei allen 360-Grad-Kameras ein Problem und nicht nur bei der von Nikon. Ich persönlich bin von der Auflösung der KeyMission positiv beeindruckt.

Fotos

Die gleichen Tipps, die ich vorher zu den Videoaufnahmen gegeben habe, können auch für die Panoramafotos der KeyMission angewendet werden. Beachtet man diese zwei oder drei Dinge, erhältst du erstaunlich gute Bilder, welche eine hohe Auflösung und eine gute Schärfe besitzen. Ich habe mit der Kamera verschiedenste Motive bei unterschiedlichen Lichtverhältnissen fotografiert. Dazu kann gesagt werden, dass vor allem Aussenaufnahmen bei genügend Licht am besten gelingen. Bei Aufnahmen im Inneren von Räumen hast du das Problem, dass die Fotos schnell körnig werden, da der kleine Sensor nicht genügend Licht aufnehmen kann.

Gewellter Horizont, da ich die Kamera nicht waagerecht ausgerichtet habe.

Fazit

Die Nikon KeyMission 360 hat mich positiv überrascht. Mit ihr lassen sich kinderleicht 360-Grad-Videos und Panoramafotos erstellen. Dadurch, dass die Kamera die Aufnahmen automatisch zu einem sphärischen Video zusammenstellt, entfällt ein aufwendiges Nachbearbeiten am Desktop. Dies macht die KeyMission einzigartig und hebt sich dadurch von der Konkurrenz ab. Für den Preis erhältst du aber nicht nur eine 360-Grad-Kamera, sondern auch eine waschechte Actioncam, welche auch einen rauen Umgang locker wegstecken kann. 360-Grad-Kameras stecken momentan noch in den Kinderschuhen und in Zukunft wird in diesem Bereich bestimmt noch einiges an Verbesserungen auf uns zukommen. Zum jetzigen Zeitpunkt ist die KeyMission in ihrem Preissegment jedoch vorne mit dabei.

Positiv

  • hohe Auflösung (4K, 23.9 Megapixel)
  • einfache Bedienung
  • wasserdicht und robust
  • Videos werden direkt in der Kamera zusammengeführt

Negativ

  • keine automatische Waagerecht-Ausrichtung
  • Bildstabilisator zu wenig spürbar
  • App sollte ein Update erhalten
  • Übergang der zusammengeführten Aufnahmen sichtbar

Das könnte dich auch noch interessieren:

  • News & Trends

    On the road – wie man Roadtrips fotografiert

    von Denny Phan

11 Personen gefällt dieser Artikel


User Avatar
User Avatar

Bezahlt werde ich dafür, von früh bis spät mit Spielwaren Humbug zu betreiben.

Kommentare

Avatar