«Oskar» hilft bei Hörbeeinträchtigung, den TV zu verstehen
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«Oskar» hilft bei Hörbeeinträchtigung, den TV zu verstehen

«Oskar» der Marke Faller ist ein Sprachverstärker für den TV. Gedacht ist er für Menschen mit einer Hörbeeinträchtigung. Meine Frau hat ihn getestet und will ihn nicht mehr hergeben.

Seit der Schulzeit trägt meine Partnerin ein Hörgerät. Nicht zu jeder Tages- und Nachtzeit, denn normale Gespräche kann sie ohne Hörgerät führen. Auch beim Fernsehen wird das Hörgerät nicht getragen, da wir eh meistens Originalsprache mit Untertitel schauen.

Ein Problem waren Serien und Filme auf Deutsch. Bei deutschen Produktionen oder Synchronisationen mussten bisher die Untertitel rein, weil meine Frau die Dialoge schlicht nicht mitbekommen hat. Das lag sicher zum einen am grossen Dynamikumfang (siehe Infobox). Zum anderen dürfte es aber auf ihre Hörbeeinträchtigung zurückzuführen sein.

Hier kommt Oskar ins Spiel: Ein handliches Gerät, nicht grösser als ein Küchenradio, das verspricht, die Stimmen von Fernsehsignalen zu verstärken.

So einfach wie möglich und doch durchdacht

Das Prinzip ist einfach: Eine Basisstation wird über ein optisches Kabel oder eine 3,5 mm Klinke mit dem Fernseher verbunden. Einen HDMI-Anschluss wie bei Soundbars gibt es keinen. Diese Basisstation dient zum Aufladen der Box und sie stellt automatisch eine Funkverbindung her.

Die Box selbst hat einen Haltegriff, einen Drehknopf für die Lautstärke, der auf Nullstellung das Gerät ausschaltet und eine Taste für drei verschiedene Audioprofile. Zwei LEDs an der Seite zeigen den Verbindungsstatus und den Ladestand der Batterie an. Zudem gibt es einen USB-C Port, um die Box auch abseits der Basisstation zu laden und einen 3,5-mm-Klinkenausgang für Kopfhörer. Das reicht auch vollkommen aus.

Ein Drehknopf oben, das ist alles...
Ein Drehknopf oben, das ist alles...
Quelle: Simon Balissat

Die drei Stufen, die sich einstellen lassen, sollen Stimmen verschieden fest isolieren. Bei uns ist nur die höchste Stufe im Einsatz. Einen Unterschied zwischen den verschiedenen Stufen konnten weder meine Frau noch ich ausmachen. Damit ist es wie beim Staubsauger: sowieso nur die höchste Stufe einschalten.

Die drei Stufen lassen sich über einen Knopf an der Seite einstellen.
Die drei Stufen lassen sich über einen Knopf an der Seite einstellen.
Quelle: Simon Balissat

Skepsis weicht Begeisterung

Ich installiere Oskar über das optische Kabel und konfiguriere meinen TV so, dass die TV-Lautsprecher weiterhin ein Signal ausgeben. Schliesslich wollen wir ja nicht bloss gefilterte Stimmen hören, sondern auch den restlichen Sound. Sofort fällt auf, dass es eine merkliche Verzögerung zwischen TV-Sound und Oskar gibt. Das lässt sich aber zum Glück in einem Untermenü des TVs synchronisieren.

Wir schauen zunächst einen Film auf Englisch mit Untertiteln, während Oskar auf der Armlehne des Sofas liegt. Meine Frau ist sofort begeistert, da wir den TV nicht mehr ständig lauter und leiser stellen müssen. Mich stört das Gequassel aus der Box nur anfänglich, da es nicht aus der Mitte kommt, sondern von links – wo die Box auf der Armlehne liegt. Mein Hirn schaltet aber bald um und gewöhnt sich daran. Audiophile Menschen würden sich daran wohl stören.

Oskar im Standfuss beim Aufladen
Oskar im Standfuss beim Aufladen
Quelle: Simon Balissat

Sie will Oskar nicht mehr hergeben!

Den richtigen Härtetest übersteht Oskar dann in den Tagen und Wochen danach: Fernsehserien auf Deutsch, Filme auf Englisch oder die Tagesschau, alles wird mit Oskar geschaut. «Können wir ihn behalten? Bitteeee!», schreibt meine Frau eines Abends aus dem Nichts. Das Gerät ist für sie eine echte Erleichterung. Endlich braucht sie ihre Over-Ear-Kopfhörer nicht mehr, wenn sie alleine vor dem TV sitzt und wir können gemeinsam Filme und Serien gucken.

Die Soundqualität würde ich im Bereich einer Bluetooth-Box einordnen, wobei – dem Zwecke entsprechend – die tiefen Frequenzen gar nicht präsent sind. Der Frequenzbereich der menschlichen Stimme beginnt irgendwo bei 80 Hz und geht hoch bis 10 kHz. Dieses Spektrum beherrscht Oskar glasklar und filtert zu tiefe oder hohe Töne gekonnt raus.

Fazit: Für Hörbeeinträchtigte eine Innovation

Der Oskar erleichtert meiner Frau den Fernsehgenuss ungemein, ohne dass ich von der kleinen Box zu fest abgelenkt werde. Im Gegenteil: Auch ich schätze es, wenn das Gesprochene etwas klarer verständlich ist. Ein einfaches Gerät, das ihr die Freizeit sehr erleichtert. Für Menschen mit Hörbeeinträchtigung eine echte Innovation.

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Als ich vor über 15 Jahren das Hotel Mama verlassen habe, musste ich plötzlich selber für mich kochen. Aus der Not wurde eine Tugend und seither kann ich nicht mehr leben, ohne den Kochlöffel zu schwingen. Ich bin ein regelrechter Food-Junkie, der von Junk-Food bis Sterneküche alles einsaugt. Wortwörtlich: Ich esse nämlich viel zu schnell. 


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