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Panasonic Lumix S1RII: Hybrid-Flaggschiff zum Kampfpreis

Das neue Vollformat-Flaggschiff von Panasonic bietet viele Features und einen neuen Sensor. Es eignet sich für fast alles, die Konkurrenz ist jedoch gross.

Mit der Lumix S1RII stellt Panasonic die Nachfolgerin der S1R aus dem Jahr 2019 vor. Sie soll sowohl für Fotografie als auch für Video Top-Leistung auf dem aktuellsten Stand der Technik bieten. Dazu verbaut Panasonic einen neuen Sensor und stattet die S1RII mit vielen Profifunktionen aus. Sie ist ab März erhältlich und kostet zum Marktstart 3499 Franken oder 3599 Euro.

Im Vergleich zur Vorgängerin ist die Kamera rund 20 Prozent kleiner und leichter. Das Gehäuse hat ungefähr das gleiche Format wie das der Panasonic S5II. Auch die Bedienung übernimmt die neue Kamera weitgehend von der kleinen Schwester, wobei ein dedizierter Switch zwischen Foto- und Videomodus hinzukommt. Die wichtigsten Eckdaten im Überblick:

Neuer Sensor als Abgrenzung

Etwas überraschend verbaut Panasonic in der S1RII nicht den 60-Megapixel-Sensor, der in der Leica SL3 und Sony Alpha 7RV zum Einsatz kommt. Stattdessen gibt es einen neuen, ebenfalls rückseitig beleuchteten Vollformat-CMOS-Sensor mit 44 Megapixeln.

Die S1RII ist keine kleine Kamera, aber nicht so gross, wie die Vorgängerin.
Die S1RII ist keine kleine Kamera, aber nicht so gross, wie die Vorgängerin.
Quelle: Samuel Buchmann

Hauptgrund dafür dürfte eine schnellere Auslesegeschwindigkeit sein. Genaue Angaben dazu gibt es noch keine. Doch ein kurzer Vergleich (siehe Video unten) zeigt, dass die S1RII deutlich weniger anfällig für Rolling-Shutter-Effekte ist, als die Sony Alpha 7RV. Und für Fotoanwendungen sind 44 Megapixel eine gute Balance aus Detailtiefe und Dateigrösse. Durch den neuen Sensor grenzt sich Panasonic auch klar ab, statt alten Wein in neue Schläuche zu füllen.

Die S1RII kann Videos in 8K-Auflösung mit bis zu 30 Bildern pro Sekunde (FPS) aufnehmen. Wie bei Panasonic üblich, lässt sich «Open Gate» filmen, also mit der ganzen Höhe des Sensors. In 8K kommt diese Funktion allerdings erst später per Firmware-Update. In 4K liegen 120 FPS drin – und zwar ohne Crop. Die Vielfalt an Aufnahmeformaten ist riesig, bei 5,8K bis zu 30 FPS steht auch internes ProRes RAW zur Auswahl.

Der Hersteller hebt in seiner Präsentation zudem den hohen Video-Dynamikumfang von 14 Blendenstufen hervor. Der ISO-Bereich reicht von 80 bis 51 200. Nach unten lässt er sich auf ISO 40, nach oben auf ISO 102 400 erweitern. Wie gut sich der Sensor im Vergleich zu anderen Modellen schlägt, werden erst Tests unter Laborbedingungen zeigen. Die Benchmarks in diesem Segment sind die Canon EOS R5 Mark II, die Nikon Z8 und die Sony Alpha 7RV.

Guter Autofokus, hohe Serienbildgeschwindigkeit

Zum Scharfstellen kommt Panasonics Hybrid-Autofokussystem mit Phasenerkennung zum Einsatz. Es wurde seit seiner Einführung in der S5II weiter verbessert und erkennt mittlerweile fliessend Körper, Gesichter und Augen – oder andere Motive wie Tiere, Autos, Motorräder, Züge und Flugzeuge.

  • Produkttest

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    von Samuel Buchmann

Die maximale Serienbildgeschwindigkeit liegt mit elektronischem Verschluss und 12 Bit RAW bei sehr schnellen 40 FPS. Mit mechanischem Verschluss und 14 Bit sind es 9 FPS. Die S1RII beherrscht auch Pre-Release-Aufzeichnung. Sie lässt sich in drei Stufen von 0,5 bis 1,5 Sekunden einstellen.

Der eingebaute Bildstabilisator kompensiert Verwackeln optisch um bis zu acht Blendenstufen. Neu gibt es zusätzlich eine digitale Stabilisierung namens «Active I.S.», die für Videoaufnahmen wie auf einem Gimbal sorgen soll. Er funktioniert ohne Crop, weil er auch den Bereich des Sensors benutzt, der ausserhalb der normalen Videoauflösung liegt.

Den guten Verstellmechanismus des Displays hat sich Panasonic bei Sony abgeschaut.
Den guten Verstellmechanismus des Displays hat sich Panasonic bei Sony abgeschaut.
Quelle: Samuel Buchmann

Das Display auf der Rückseite lässt sich neigen, ausklappen und drehen. Es hat eine Auflösung von 1,84 Millionen Bildpunkten. Mit 3-Zoll-Diagonale ist es etwas kleiner als bei den Konkurrenzmodellen, deren Bildschirme 3,2 Zoll gross sind. Die Auflösung des elektronischen Suchers liegt bei 5,76 Millionen Bildpunkten – mehr als bei der Nikon Z8, gleich viel wie bei der Canon R5 Mark II und weniger als bei der Sony Alpha 7RV.

Vollgepackt mit Features

Bei den Software-Features versucht sich Panasonic von anderen Herstellern abzuheben. In der S1RII steckt alles, was die Marke in den letzten Jahren entwickelt und weiterentwickelt hat.

Ambitionierte Filmemacher werden zum Beispiel die Möglichkeit schätzen, über den optionalen XLR-Adapter 32 bit Float Audio aufzuzeichnen. Dieses Format kann ein grösseres Lautstärkespektrum einfangen. Das macht die Aufnahme unkomplizierter und kann in der Nachbearbeitung mehr Spielraum ermöglichen. Vereinfacht gesagt ist Float-Audio das Ton-Äquivalent zu einer RAW-Datei. Damit es wirklich was bringt, brauchst du allerdings ein sehr gutes Mikrofon.

Das neue Video-Farbprofil «Cinelike A2» soll einen hohen Dynamikumfang bieten, aber weniger Aufwand beim Grading verursachen als klassische Log-Profile. Neben Zebra und Peaking erweitert Panasonic das Anzeigen-Arsenal um «False Color», welches das Bild nach Helligkeitsstufen einfärbt.

Im Fotobereich gibt es wie bei Panasonic üblich einen High-Resolution-Modus: Mittels Sensor-Shift werden acht Bilder nacheinander aufgenommen und dann direkt in der Kamera zu einem einzelnen Bild zusammengefügt. So vervierfacht sich die Auflösung auf 177 Megapixel. Der Modus funktioniert auch aus der Hand, allerdings sollte zumindest der Bildinhalt möglichst statisch sein.

Erstes Fazit: sehr gut, aber die Konkurrenz ist mächtig

Wer auf eine neue Vollformat-Kamera von Panasonic gewartet hat, kann sich freuen. Die S1RII macht im ersten Hands-on einen durchweg soliden Eindruck. Sie dürfte vor allem bei ambitionierten Filmemachern eine treue Gefolgschaft finden – einerseits wegen der Videoqualität auf Top-Level, andererseits wegen der vielen Profifunktionen. Auch im Fotografie-Bereich ist die S1RII ein gutes Gesamtpaket, sticht aber gegenüber der Konkurrenz nicht hervor.

Die Panasonic S1RII ist das Flaggschiff, auf das Fans der Marke gewartet haben.
Die Panasonic S1RII ist das Flaggschiff, auf das Fans der Marke gewartet haben.
Quelle: Samuel Buchmann

Generell bewegt Panasonic sich mit dem neuen Flaggschiff in einem höchst kompetitiven Segment. Die Canon EOS R5 Mark II und die Nikon Z8 bieten Stacked Sensoren, die einen noch schnelleren Autofokus ermöglichen. Sie bleiben für Action- und Sportfotografie wohl die bessere Wahl. Und wer ein möglichst portables Gesamtsystem mit hoher Auflösung sucht, findet bei Sony das grössere Sortiment an kompakten Objektiven und wird wahrscheinlich weiterhin zur Alpha 7RV greifen.

Die Panasonic Lumix S1RII ordnet sich genau dazwischen ein. Ihr 44-Megapixel-BSI-Sensor kann schneller ausgelesen werden als einer mit höherer Auflösung. Und er dürfte den besseren Dynamikumfang haben als Stacked Sensoren. Das kann je nach Prioritäten genau der richtige Kompromiss für eine Allroundkamera sein. Ein weiteres Argument zugunsten von Panasonic: Schon zur Markteinführung liegt der Preis der S1RII unter dem Strassenpreis der drei anderen Hybrid-Flaggschiffen von Nikon, Sony und Canon.

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