Produkttest

Philips AC3737/10 im Test: Der Turm in der Schlacht gegen schlechte Luft

Martin Jungfer
28.12.2023

Ich habe ein Kombigerät von Philips getestet, das die Luft sowohl reinigt als auch befeuchtet. Es ist gross und mächtig. Meinen Schwiegereltern würde ich ihn trotzdem nicht empfehlen.

Da steht er also: 75 Zentimeter hoch, eine Grundfläche von 30 Zentimetern im Quadrat. Fast acht Kilogramm schwer. Mich erinnert der AC3737/10 an den Wehrturm einer mittelalterlichen Burg. Nur kämpft der Luftreinigungsbefeuchter keine anrückenden Raubritter. Seine Gegner sind trockene Luft und Schadstoffe.

Philips hat mir das Gerät für einen ausführlichen Test zur Verfügung gestellt. Ich habe es seit mehreren Wochen bei mir im Einsatz. Philips hat dennoch keinen Einfluss auf diesen Testbericht – wie bei allen Testberichten der Redaktion.

Philips Series 3000 AC3737/10 (131 m²)
Luftreiniger
EUR359,99

Philips Series 3000 AC3737/10

131 m²

Einbindung ins Wifi-Netzwerk als Glücksspiel

Sie hätten mir dann wohl auch herausgestrichen, was ich dir gleich jetzt als Schwäche des AC3737/10 berichte – mal abgesehen von der unaussprechlichen Produktbezeichnung. Das Teil ins heimische WLAN zu bringen, braucht Nerven und gleicht einem Glücksspiel. Ich habe es in drei verschiedenen Haushalten mit unterschiedlicher Wifi-Ausstattung getestet. In keinem Fall habe ich es auf Anhieb geschafft, den AC3737/10 ins Netzwerk einzubinden. Mal wurde er nicht gefunden, mal klappte der Wechsel vom gerätegenerierten Netzwerk zum eigenen WLAN nicht. Im dritten oder vierten Anlauf ist es mir dann jeweils doch gelungen – ohne dass ich wüsste, was ich anders gemacht habe.

Frag doch nicht so blöd ... Natürlich sehe ich mein Netzwerk nicht. Sonst würde ich es ja nicht bereits zum dritten Mal versuchen.
Frag doch nicht so blöd ... Natürlich sehe ich mein Netzwerk nicht. Sonst würde ich es ja nicht bereits zum dritten Mal versuchen.
Irgendwann hat es dann doch geklappt.
Irgendwann hat es dann doch geklappt.
Quelle: Martin Jungfer

Hätte ich nicht schon etliche Geräte ins WLAN gebracht und wüsste daher um die Macken, die so ein Prozess haben kann – ich hätte wohl schnell frustriert aufgegeben. Für mich ist deshalb klar: Den AC3737/10 kann ich eher technikfernen Menschen wie zum Beispiel meinen Schwiegereltern nicht ins Haus stellen. Oder nur dann, wenn ich ihn selbst dort zum Laufen bringen kann. Und selbst danach lauern noch einige technische Fallstricke. Dazu weiter unten mehr.

Leistung beim Filtern

Doch zunächst zur Hardware. Der AC3737/10 besteht aus zwei Teilen. Die Basis ist die Einheit für die Luftreinigung. Sie ist gut einen halben Meter hoch. Im Inneren steckt ein 30 Zentimeter hoher Filter. Dessen Leistungsdaten sind in dieser Preisklasse beeindruckend:

  • 99,97 Prozent Filterleistung bei 0,003 Mikrometer grossen Partikeln (Allergene)
  • 99,9 Prozent Filterung von Viren und Aerosolen
  • Filtration über HEPA- und Aktivkohlefilter sowie einen Vorfilter
  • Filterleistung von 505 Kubikmeter Luft pro Stunde bei Partikeln und 335 Kubikmeter bei Formaldehyd (mehr Information zu dieser Leistungsabgabe findest du hier
  • Reinigung der Luft in Räumen bis 131 Quadratmeter Grundfläche

Wenn du dich bisher mit solchen Werten nicht beschäftigt hast, könntest du sie für Marketing-Blabla halten. Tatsächlich hat sich Philips aber die Leistungen durch externe Labore und unabhängige Prüfungen bestätigen lassen und auch in den Fussnoten auf der eigenen Produktseite sauber dokumentiert (siehe hier). In meinem Anwendungstest im Alltag habe ich keine Laborbedingungen. Deshalb muss ich mich auf diese Angaben verlassen.

Als Anwender sehe ich in der App oder im Display auf dem Gerät zwei Werte zur Luftqualität. Gemessen wird über einen Laser auf der Rückseite – in der Marketing-Sprache von Philips «AeraSense» genannt – zum einen der Anteil der PM2.5-Teile in Mikrogramm pro Kubikmeter Luft, das ist sogenannter lungengängiger Feinstaub. Feinstaub entsteht zum Beispiel beim Staubsaugen, beim Braten in der Küche oder auch schon, wenn du dich aufs Sofa setzt und die Partikel dabei aufwirbeln. Feinstaub wird in Mikrogramm pro Kubikmeter Luft gemesen. (Das Bundesamt für Gesundheit (BAG) der Schweiz hat in einem Merkblatt hilfreiche Informationen über Feinstaub zusammengestellt.)

Zum anderen siehst du auf dem Philips-Gerät eine Zahl, die den Anteil der Allergene gemäss IAI-Skala angibt. Sie reicht von 1 («gut») bis 12 («sehr schlecht»). Allergene sind Pollen, Hautpartikel von Haustieren oder auch Hausstaubmilben und Schimmelsporen.

Die Feinstaubkonzentration habe ich testweise in schwindelerregende Höhen getrieben: Die Zigarette einer Raucherin sorgte für einen Anstieg von 10 auf bis zu 600. Der AC3737/10 hat diesen Angriff schnell erkannt und automatisch in die höchste Leistungsstufe gewechselt und nach wenigen Minuten bereits den PM2.5-Wert wieder unter 10 gedrückt – einen Wert, den die WHO als unbedenklich bezeichnet.

Grosse Klappe, viel Filter dahinter. Hier wird die Luft gereinigt. Die Kunstoffklappe hält magnetisch und wirkt stabil.
Grosse Klappe, viel Filter dahinter. Hier wird die Luft gereinigt. Die Kunstoffklappe hält magnetisch und wirkt stabil.
Quelle: Martin Jungfer

Leistung als Befeuchter

Gerade im Winterhalbjahr trocknen die Schleimhäute aufgrund trockener Luft aus, was dich anfälliger für Erkältungen macht. Ideal liegt die Luftfeuchtigkeit in Innenräumen zwischen 40 und 60 Prozent.

Der AC3737/10 sorgt dafür, dass die Raumluft ausreichend befeuchtet wird. Du kannst einen Zielwert von 40, 50 oder 60 Prozent einstellen. Alternativ kannst du auf «Maximum» stellen. Dann legt die «NanoCloud Technologie» – wieder so ein Marketingbegriff – sich richtig ins Zeug, zieht die Wassermoleküle aus dem Tank durch den Filter und verteilt sie im Raum. Anders als bei Sprühnebelsystemen bleiben Bakterien oder Kalkpartikel dank Filter im Wasser. Die ausströmende und befeuchtete Luft ist also wirklich rein.
Der Tank mit seinen vier Litern befeuchtet auch grössere Räume problemlos über viele Stunden. Bei mir im Test musste ich im offenen Dachgeschoss erst nach zwei oder drei Tagen neues Wasser nachfüllen. Das lässt sich jedoch nicht verallgemeinern. Der Wasserverbrauch hängt von vielen Faktoren ab: wie trocken die Luft bei dir ist, wie oft du lüftest, wie trocken die Luft draussen ist, ob du eine Hauslüftung hast.

Ich bin froh, wenn ich nicht allzu oft Wasser nachfüllen muss. Es ist zwar einfach, den Tank abzunehmen und das Abdeckgitter oben zu entfernen. Aber viel Fassungsvermögen bedeutet auch, dass der Wassertank sperrig ist. Bei mir reicht er nicht unter den Wasserhahn des Waschbeckens im Bad. Nachfüllen kann ich also nur aus dem Duschkopf oder mit der Giesskanne.

Der «Nanocloud»-Filter sorgt dafür, dass nur reiner Wasserdampf in den Raum abgegeben wird.
Der «Nanocloud»-Filter sorgt dafür, dass nur reiner Wasserdampf in den Raum abgegeben wird.
Quelle: Martin Jungfer

Bedienung

Ich kann die Messwerte zur Raumluft auf zwei Arten sehen. Das Display am Gerät selbst zeigt jeweils nur einen Wert an. Läuft der AC3737/10 im 2-in-1-Modus reinigt und befeuchtet er die Luft. Er zeigt dann auf dem Display standardmässig die aktuelle Luftfeuchtigkeit an. Im Luftreinigungsmodus zeigt das Display den PM2.5-Wert an. Drücke ich die Taste mit der Lupe, wechselt die Anzeige auf einen anderen Wert. Einen Modus fürs Befeuchten ohne Reinigung gibt es nicht.

Eigentlich bin ich aber froh, wenn ich mich mit dem Display und den sechs darum herum gruppierten Tasten nicht weiter beschäftigen muss. Bis auf den Ein-Aus-Schalter erschliesst sich mir kein Symbol auf Anhieb. Zudem gibt es Tasten, die eine Funktion haben, wenn du länger darauf drückst, zum Beispiel das Aktivieren der Kindersicherung. Oder es gibt zwei Tasten, die gleichzeitig gedrückt werden müssen, um die WLAN-Einrichtung zu starten.

Lustiges Symbole-Raten rund um das Display des AC3737/10.
Lustiges Symbole-Raten rund um das Display des AC3737/10.
Quelle: Martin Jungfer

Theoretisch ist der AC3737/10 allein über die Tasten am Gerät zu bedienen. In der App aber ist die Steuerung einfacher. Hier sind die Symbole zusätzlich beschriftet. So steht neben dem Haus-Blatt-Wassertropfen-Piktogramm zusätzlich «2-in-1-Modus», was mir klarmacht, worum es hier geht.

Die App erlaubt es mir auch, einen Zeitplan zu erstellen. Theoretisch kann ich einstellen, dass am Dienstag zwischen 17 und 18 Uhr die Luft im Turbomodus gereinigt und befeuchtet wird, am Wochenende der AC3737/10 aber lediglich im Schlummermodus vor sich hin ventiliert.

Eines kann selbst die App nicht: vom 2-in-1-Modus in den Modus «Nur Luftreinigung» wechseln. Dazu muss ich Hand anlegen. Konkret: Ich muss den oberen Teil mit Filter und Wasserbehälter vom Gerät heben. Dadurch lege ich quasi den Luftauslass für den Luftreiniger frei, wodurch der AC3737/10 seine volle Leistungsfähigkeit auf dem Gebiet erst entfalten kann. Sehr benutzerfreundlich ist, dass das Abheben des Oberteils bereits genügt, um den Modus zu wechseln. Ich muss keinen Knopf mehr drücken.

Für Statistik-Nerds bietet die App ein paar Kurvendiagramme zu den Messwerten. Theoretisch könntest du am Ausschlag der Kurve erkennen, wenn der Sohn im Teenager-Alter heimlich eine Zigarette geraucht hat oder jemand ein Räucherstäbchen angezündet hat.

Wartung und Betrieb

Saubere und gut hydrierte Luft kostet. Und ich meine hier nicht nur den Preis für die Anschaffung des Geräts. Der AC3737/10 läuft mit zwei Filtern. Der Reinigungsfilter im unteren Teil des Geräts muss regelmässig abgesaugt werden. Wenn der Zeitpunkt gekommen ist, leuchtet ein Symbol am Gerät oder App schickt eine Push-Benachrichtigung. Im Test war das Absaugen nach gut einem Monat Betrieb fällig. Nach einem Jahr etwa ist ein Ersatzfilter nötig.

Nutzt du das Philips-Gerät regelmässig als Luftbefeuchter, bedeutet das mehr Arbeit. Wöchentlich ist der Wasserbehälter zu reinigen. Dazu gibst du etwas Spülmittel ins Wasser und wischt Ablagerungen an den Rändern ab. Der Luftbefeuchterfilter verlangt nach einem einstündigen Bad in einer Lösung mit Reiniger. Die Anleitung benennt hier sogar die genaue Zusammensetzung des Bads. Nach sechs Monaten aber ist es mit dem Reinigen nicht mehr getan, dann ist Ersatz nötig.

Übrigens hat sich Philips etwas ausgedacht, damit du den Filterkauf ja nicht vergisst. Wenn der Filter nicht rechtzeitig gewechselt wird, verweigert das Gerät den Dienst. Wie es es in der Anleitung heisst, «um die Luftqualität im Raum zu schützen». Ein Schelm, wer Böses dabei denkt …

Die Ersatzfilter belasten das Portemonnaie spürbar. Bei den Stromkosten dagegen ist der AC3737/10 sehr genügsam. Im Turbomodus zieht er gerade einmal 42 Watt aus der Steckdose. In meinem Test werkelte er dagegen im Automatik-Modus mit fünf bis zehn Watt vor sich hin. Die monatlichen Stromkosten sollten so nur ein paar Franken betragen. Zum Vergleich: Mein sparsamer MacMini läuft mit 39 Watt. Im Standby konnte ich den Stromverbrauch fast nicht mehr messen. Laut Datenblatt liegt er unter zwei Watt. Vorbildlich.

Ebenso ein Lob verdient die Lautstärke, oder eben die nicht vorhandene Lautstärke. Nur im Turbomodus macht sich der AC3737/10 wirklich bemerkbar. Mit 55 Dezibel rauscht dann die Luft durchs Gerät. Es klingt wie ein kräftiger Herbstwind vor dem Fenster. Den Turbomodus habe ich allerdings nie benutzt – ausser für den Test.

Fazit

Saubere und gut befeuchtete Luft – der AC3737/10 bietet genau das, was Philips verspricht. Mich hat im Test die Luftreinigungsleistung besonders beeindruckt. Gerade für Menschen mit Allergien ist das Gerät daher eine klare Kaufempfehlung. Ist die Luft rein, spürst du das nicht nur. Du siehst es auch, weil der Ring um das Display am Gerät beruhigend blau leuchtet.

So soll es sein: Bestwerte bei der Luftqualität und Filterleistung am Optimum.
So soll es sein: Bestwerte bei der Luftqualität und Filterleistung am Optimum.
Quelle: Martin Jungfer

Das bedeutet nämlich auch, dass ich mich mit den Symbolen und der Bedienung nicht herumschlagen muss. Hier könnte Philips gerne noch verständlicher und intuitiver werden. Ich will auch nicht jedes Mal die App benutzen müssen.

Hat der AC3737/10 genug Wasser im Tank, sind die Filter sauber und steht die Verbindung zum WLAN – dann ist er mein bester Freund. Stimmt eines der drei Dinge nicht, nervt er mich. Das Nachfüllen des Tanks ist umständlich, die Filterreinigung aufwändig und Ersatzfilter teuer. Den Frust bei der WLAN-Einrichtung gibt es zum Glück nur einmal. Auch nur einmal will ich das Gerät nach der Einrichtung bewegen. Denn mit vier Litern Wasser im Tank ist es zwölf Kilogramm schwer. Weil er weder Rollen noch Griffe hat, kannst du ihn auch nicht ohne Weiteres an einen anderen Ort stellen. Wie den Wehrturm einer Burg eben auch.

Hast du Fragen zum AC3737/10? Dann stelle sie mir gerne in den Kommentaren unten.

Titelfoto: Martin Jungfer

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