Poco F4 im Test: Wieso sollten wir mehr Geld für ein Handy ausgeben?
Das Poco F4 muss große Fußspuren ausfüllen. Schließlich war das Poco F3 2021 eines der beliebtesten Mittelklasse-Smartphones aus dem Hause Xiaomi. Kann das Poco F4 da anschließen und die Messlatte vielleicht sogar noch ein wenig höher legen?
Dies ist ein Artikel unseres Content-Partners «Nextpit». Hier findest du den Original-Artikel von Carsten Drees.
Pro
- Knackiges, helles AMOLED-Display mit 120 Hz
- Gute Verarbeitung
- Tolle Hauptkamera
- Starke Performance
- Schnelles Quick-Charging
- Ladegerät im Lieferumfang enthalten
Contra
- überflüssige 2-MP-Makro-Kamera
- Bloatware und Werbung
- keine IP-Zertifizierung
- kein microSD
- keine Kopfhörerbuchse
- kein Wireless Charging
Xiaomi Poco F4: Preis und Verfügbarkeit
Das Poco F4 ist an der Seite des Poco X4 GT (Test) im Juni vorgestellt worden. Es gibt zwei Ausführungen, zwischen denen Ihr wählen könnt: Das Modell mit 128 GB Speicher und 6 GB RAM gibt es für 399,90 Euro, das von uns getestete große Modell mit 8 GB RAM und 256 GB Speicher kauft Ihr für 449,90 Euro.
Ihr könnt Euch für eine von drei Farben entscheiden: Moonlight Silver, Night Black und Nebula Green.
Xiaomi Poco F4
128 GB, Night Black, 6.67", Dual SIM, 64 Mpx, 5G
Xiaomi Poco F4
128 GB, Moonlight Silver, 6.67", Dual SIM, 64 Mpx, 5G
Xiaomi Poco F4
128 GB, Nebula Green, 6.67", Dual SIM, 64 Mpx, 5G
Xiaomi F4
256 GB, Black, 6.67", Dual SIM, 64 Mpx, 5G
Xiaomi Poco F4
256 GB, Moonlight Silver, 6.67", Dual SIM, 64 Mpx, 5G
Xiaomi Poco F4
256 GB, Nebula Green, 6.67", Dual SIM, 64 Mpx, 5G
Xiaomi Poco F4: Design und Verarbeitung
Eine hochwertige Verarbeitung behält Xiaomi erfreulicherweise nicht nur der Oberklasse vor. Das Poco F4 wirkt mit seinem kantigen Design sehr wertig. Eine IP-Zertifizierung fehlt allerdings – dadurch spart Xiaomi sich die Kosten einer Lizenzierung ein.
Gefällt:
- hochwertige Verarbeitung
- angenehm schlankes Design
- schneller Fingerabdrucksensor
Gefällt nicht:
- Rückseite ein Fingerabdruckmagnet
- keine IP-Zertifizierung
- kein microSD-Port
- kein 3,5 mm Klinkenanschluss
Das Poco F4 gibt es in drei Farben: Moonlight Silver, Night Black und Nebula Green. Bei den anderen beiden Farben spielt das eventuell kaum eine Rolle, bei unserem schwarzen Testgerät versammeln sich flott meine Fingerabdrücke zu einem lustigen Stelldichein. Davon abgesehen mag ich das Design des Geräts sehr.
Das flache Design sorgt dafür, dass das Gerät kantiger ist, mit 7,7 mm ist es das bislang dünnste Poco-Smartphone. Dadurch liegt es meiner Meinung nach etwas weniger gut in der Hand und dank der Kameraerhebung kippelt es ein wenig auf dem Tisch. Vorne bietet Xiaomi Corning Gorilla Glas 5 und auch die Rückseite besteht aus Glas. Der Rahmen hingegen besteht aus Kunststoff und beherbergt bestens verarbeitete Tasten mit guten Druckpunkten.
Wie so oft verzichtet Xiaomi / Poco darauf, sich ein IP-Zertifikat an Land zu ziehen. Spritzwassergeschützt sollte das Gerät dennoch sein. An der linken Seite finden sich überhaupt keine Tasten, rechts sitzt oben die Lautstärkewippe und darunter befindet sich der Power-Button, der auch den Fingerabdrucksensor beherbergt.
Dieser löst übrigens superschnell aus. Das ist toll, wenn ich das Smartphone schnell entsperren möchte. Weniger toll aber, wenn ich es in meiner Hosentasche versenken will und dabei versehentlich entsperre. Xiaomi bietet da Abhilfe, denn Ihr könnt den Sensor so konfigurieren, dass er erst entsperrt, wenn Ihr die Taste drückt.
Was noch? Ach ja: Ihr könnt zwei SIM-Karten im Gerät unterbringen, jedoch keine microSD-Karte. Ebenso vermisse ich den Anschluss für den Audio-Klinkenstecker. Dafür gibt es aber Stereolautsprecher, die in Sachen Bass zwar etwas schwach auf der Brust sind, dafür aber auch bei voller Lautstärke nicht scheppern.
Xiaomi Poco F4: Display
Sehr hell, sehr kontrastreich, 120 Hertz Bildwiederholung, AMOLED-Technologie – Display-Herz, was willst Du mehr?
Gefällt:
- kontrastreich und hell
- 120 Hz Bildwiederholung
- Always-on-Display
Gefällt nicht:
- –
Beim Display erwarten wir mittlerweile auch in der Mittelklasse Überdurchschnittliches von Xiaomi. Weil uns die Chinesen sehr oft mit wirklich tollen Displays auch bei günstigen Devices verwöhnen. Genau das, was wir erwarten dürfen, bekommen wir auch hier wieder geliefert: Zum Beispiel ein 6,67 Zoll großes AMOLED-Display mit FullHD+-Auflösung und einem kleinen Punch-Hole oben in der Mitte. Eine Bildwiederholrate, die Ihr manuell auf 60 oder 120 Hertz einstellt, oder die adaptiv, also automatisch wechselnd nutzt.
Mit 900 Nits ist es sehr hell, der Peak unter HDR liegt sogar bei 1.300 Nits. Neben HDR10+ wird jetzt auch Dolby Vision unterstützt. Farben wirken auf mich sehr natürlich und kontrastreich, laut Xiaomi wird das DCI-P3-Farbspektrum zu 100 Prozent abgedeckt. Wer seine Farben gerne kräftiger hat, kann sich für die «gesättigte» Einstellung entscheiden.
Selbst ein Always-On-Display ist mit von der Partie und sorgt dafür, dass das Display des Poco F4 nahezu identisch mit dem des Poco F3 ist und dennoch keinesfalls enttäuscht.
Xiaomi Poco F4: Software
MIUI for Poco – und das auf Basis von Android 12. Das kennen wir und bekommen genau das geboten, was wir von Xiaomi aktuell gewohnt sind. Es lohnt also nicht, auf die Details ausführlich einzugehen, weil wir die Oberfläche bereits diverse Male unter die Lupe genommen haben.
Daher könnt Ihr erahnen, was Euch erwartet: MIUI – ein Android-Overlay, welches für Euch sehr viele nützliche Funktionen und vielschichtige Möglichkeiten zur Personalisierung bereithält. Auf der anderen Seite steht erneut nervige Bloatware und Werbung.
Dennoch schauen wir mit dem Poco F4 schüchtern in die Zukunft, können Euch dabei aber nicht mehr als ein großes Android-Update versprechen. Mit Versprechen hält sich Xiaomi nämlich vornehm zurück.
Wir wissen aber, dass die Chinesen für die Modelle der Poco-F-Reihe in der Regel zwei Android-Versionen und vier MIUI-Versionen bereitstellen. Dazu kommen Sicherheitsupdates für drei Jahre mit vierteljährlichen Updates.
Xiaomi Poco F4: Performance
Der Snapdragon 870 mag schon etwas betagt sein, liefert aber souverän ab. Weder im alltäglichen Gebrauch noch beim Gaming zeigte das Poco F4 Schwächen.
Gefällt:
- Starke Performance
- kein Überhitzen
Gefällt nicht:
- –
Ja, ich weiß – der Qualcomm Snapdragon 870 ist ja gar nicht sooo alt, weil er Anfang 2021 erst launchte. Im Grunde ist es aber auch nur eine minimal verbesserte Version des Snapdragon 865+, der wiederum nur ein leicht verbesserter Snapdragon 865 ist. Letzterer ging bereits 2019 an den Start. Wir können das also unter cleverem Marketing seitens Qualcomm verbuchen, weil Xiaomi mit dem «letztjährigen Flaggschiff-SoC» werben kann.
All das ändert aber nichts daran, dass die Performance absolut ausreichend ist. Dabei ist sogar egal, was Ihr auf dem Smartphone veranstaltet. Im Benchmark-Test liefert das Poco F4 wenig überraschend eine Performance ab, die wir auch beim Test des Xiaomi 12X beobachteten. Schließlich werkelt in beiden Modellen der Snapdragon 870, nur dass Ihr beim Xiaomi 12X mit 700 Euro deutlich tiefer in die Tasche greift.
In der folgenden Tabelle seht Ihr, dass das Poco F4 nicht mit dem ebenfalls neulich getesteten Poco F4 GT mit Snapdragon 8 Gen 1 mithalten kann. Das Samsung Galaxy A53 steckt es hingegen locker in die Tasche.
Poco F4 | Poco F4 GT | Xiaomi 12X | Galaxy A53 | |
---|---|---|---|---|
SoC | Snapdragon 870 | Snapdragon 8 Gen 1 | Snapdragon 870 | Exynos 1280 |
3DMark Wild Life | 4315 Punkte | 9757 Punkte | 4283 Punkte | 2280 Punkte |
3DMark Wild Life Stress Test | Bester Loop: 4313 Punkte
Schlechtester Loop: 3902 Punkte | Bester Loop: 9813 Punkte
Schlechtester Loop: 4531 Punkte | Bester Loop: 4278 Punkte
Schlechtester Loop: 2906 Punkte | Bester Loop: 2298 Punkte
Schlechtester Loop: 2283 Punkte |
Geekbench 5 | Single: 969 Punkte
Multi: 3230 Punkte | Single: 1235 Punkte
Multi: 3618 Punkte | Single: 966 Punkte
Multi: 3340 Punkte | Single: 727 Punkte
Multi: 1896 Punkte |
Auch beim Zocken (angetestet habe ich Genshin Impact und Shadowgun Legends) kommt es zu keinen Überhitzungen. Das Gerät erwärmt sich, aber in einem sehr erträglichen Rahmen (in der Spitze 42 Grad beim Wild Life Stress Test). Das dürfte auch dem LiquidCool-2.0-System geschuldet sein, das auf eine 7-lagige Graphit-Wärmeableitungsstruktur und eine Verdunstungs-Kühlkammer setzt.
Allein schon deswegen könnte es ein sehr smarter Move gewesen sein, auf ein älteres SoC zu setzen, um Thermal Throttling und Überhitzung elegant zu umschiffen. So lässt sich dann auch erklären, dass es kein Nachteil ist, wenn ein Chipsatz verbaut wird, der schon im Vorgängermodell, dem Poco F3, arbeitete.
Auch sonst hat sich gegenüber dem Vorgänger nicht viel geändert: Es gibt Modelle mit 6 GB RAM und 128 GB internem Speicher (LPDDR5/ UFS 3.1) und eine größere Version mit 6 GB / 256 GB. Erweitern könnt Ihr den Speicher leider nicht. Bei der Konnektivität ist ebenfalls nahezu alles beim Alten geblieben. Ihr funkt im 5G-Netz, verfügt über NFC und GPS, außerdem wird Wi-Fi 6 unterstützt. Einziger winziger Unterschied: Statt Bluetooth 5.1 bietet das Poco F4 Bluetooth 5.2.
Xiaomi Poco F4: Kamera
Die Hauptkamera mit 64 MP überzeugt tagsüber. Besser noch, auch nachts gelingen tolle Schnappschüsse. 8-MP-Ultraweitwinkel und vor allem 2-MP-Makro fallen dagegen allerdings ab. Abgerundet wird das Kamera-Setup durch eine sehr solide Selfie-Cam mit 20 MP.
Gefällt:
- Richtig gute Hauptkamera
- Optische Bildstabilisierung
- Solide Performance bei Nacht
Gefällt nicht:
- Schon wieder ein unnützer 2-MP-Makro-Sensor
- kein Tele
Gegenüber dem Vorgänger hat sich das Poco F4 zwar von der Sony-Linse verabschiedet, dafür aber die MP-Zahl auf 64 MP erhöht. Außerdem gibt es nun eine optische Bildstabilisierung und als Resultat daraus richtig schöne Bilder bei guten Lichtbedingungen. Aber nicht nur das: Auch des nachts liefert der Sensor mehr als ordentlich ab, wenn genügend Lichtquellen vorhanden sind.
Der Nachtmodus ist mir auf meinen ersten Testaufnahmen kaum aufgefallen, ehrlich gesagt. Aber unterm Strich gefallen mir die subtilen Änderungen ganz gut. Da wirken Farben natürlicher, Lichtquellen werden detailgetreuer eingefangen usw. Das komplette Kamera-Setup sieht wie folgt aus:
- 64 MP Hauptkamera mit OIS, f/1.79
- 8 MP Ultraweitwinkel, 119°, f/2.2
- 2 MP Makro, f/2.4
Die Hauptkamera setzt per Pixel-Binning 16-MP-Fotos zusammen. Ihr könnt natürlich auch in den 64-MP-Modus wechseln, den ich aber für weitestgehend unnötig erachte. Die hochauflösenden Aufnahmen bringen zweifellos mehr Detailreichtum, wenn das Licht stimmt. Ist das nicht der Fall, kann das aber auch schnell ins Gegenteil kippen, zumal HDR den Modus nicht unterstützt.
Der Ultraweitwinkelsensor leistet das, was wir in der Preisklasse erwarten dürfen – ordentliche Tageslichtaufnahmen und wenig hilfreiche Fotos in der Nacht. Passt das Licht, sind die Ultraweitwinkel-Shots detailreich genug, aber es wird schwieriger, je schlechter das Licht ist.
Aber der Sensor ist immer noch Gold im Vergleich zu dem, was der Makro-Shooter abliefert. Gegenüber der Telemakro-Kamera mit 5 MP im Poco F3 eine echte Verschlechterung und die einzige Enttäuschung beim Poco F4. Der 2-fach-Zoom ist nur digital, bietet aber zumeist brauchbare Ergebnisse.
Erfreulicher ist da die 20-MP-Knipse vorne, die souveräne Ergebnisse abliefert, was auch den Porträtmodus mit einschließt. Unterm Strich haben wir eine richtig gute Hauptkamera, eine brauchbare Ultraweitwinkelkamera und auch eine ordentliche Selfie-Cam. Das können wir für den Preis durchaus als überdurchschnittlich bezeichnen.
Xiaomi Poco F4: Akku
Xiaomi steht auch für Schnellladen und das gilt ebenfalls fürs Poco F4. Mit 67 Watt ist das Smartphone flott geladen und ja, Xiaomi packt das Ladegerät auch mit in die Box.
Gefällt:
- Schnelles Quick-Charging mit 67 Watt
- Ladegerät im Lieferumfang enthalten
Gefällt nicht:
- kein Wireless Charging
4.500 mAh – das bedeutet für mich, dass ich bei normaler Nutzung abends noch so viel Saft habe, dass ich frühestens am nächsten Mittag ein Plätzchen für das Poco F4 in der Nähe einer Steckdose suchen muss. Selbst beim Testen inklusive längerem Gamings, kam ich entspannt über den Tag.
Muss dann doch mal geladen werden, können sich Besitzer:innen des Poco F4 über Quick-Charging mit 67 Watt freuen. Beim Vorgänger waren es nur 33 Watt. Lob an Xiaomi auch dafür, dass sie den Charger mit in die Verpackung stopfen. Das Einzige, was mir fehlt, ist die Möglichkeit des drahtlosen Ladens. Aber das Schicksal teilt sich das F4 mit schrecklich vielen Mittelklasse-Handys.
Abschließendes Urteil
Das Poco F3 hat in der Mittelklasse echt abgeräumt! Und ganz ehrlich: Das Kunststück könnte Xiaomi auch mit dem Nachfolger gelingen. Das Poco F4 übernimmt sehr viele Eigenschaften vom Vorgänger, bessert aber punktuell und sinnvoll nach. Ein starkes Upgrade gab es bei der Kamera, mit der Ihr Euch jetzt auch nachts auf Fotosafari begeben könnt. Darüber hinaus lädt der Akku spürbar schneller.
Die anderen Verbesserungen – Support für Dolby Vision oder Bluetooth 5.2 – sind zwar inkrementeller Natur, tragen aber dazu bei, dass ein gelungenes Mittelklasse-Smartphone des Jahres 2021 einen würdigen Nachfolger erhält. Lediglich das Kamera-Downgrade nervt: Wie kann man die 5-MP-Telemakro-Kamera nur durch einen 2-MP-Makro-Witz ersetzen?
Davon abgesehen bin ich rundum happy mit dem Gerät, da stört mich weder ein älteres SoC noch fehlender Support für Klinkenstecker, microSD und Wireless Charging. Ich hab das Gefühl, ich muss bald unsere Bestenliste der Geräte unter 400 Euro aktualisieren, denn dieses Gerät gehört da fraglos herein.
399,90 Euro ist übrigens mehr als das, was fürs Poco F3 verlangt wurde. Berücksichtigt Ihr jedoch, dass es ein paar sinnvolle Verbesserungen gibt und berücksichtigt die schwierige Marktsituation, gibt es daran nichts zu meckern. Spätestens, wenn der Preis Android-typisch bald zu purzeln beginnt, könnt Ihr blind zuschlagen!
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