Produkttest

Porsche Design Book One: Test unter Feuer

Mit einem ungetesteten Laptop geht Journalist Dominik Bärlocher ins Ausland. Das Porsche Book One soll sieben Tage Dauerstress aushalten. Wie bewährt sich das Deluxe-Gerät, wenn wirklich nur die Performance zählt und das schöne aussehen egal wird?

Während der IFA haben Videoproduzentin Stephanie Tresch und ich über 90 Arbeitsstunden in sieben Tagen geleistet. Mein wichtigstes Werkzeug dabei war das Porsche Design Book One, ein Laptop, das auch ein Tablet ist. Das Gerät ist im Februar am Mobile World Congress in Barcelona der Weltöffentlichkeit vorgestellt worden, und ich konnte es nicht erwarten, das edel aussehende Teil zu testen.

Ich bin ja bekennender Fan des Porsche Designs. Ich mag die harten und klaren Linien, die wenigen Design-Akzente und den generellen Look, der irgendwo zwischen poliert und industrial angesiedelt ist. Es sieht schon so aus, als ob es nur auf Leistung getrimmt ist. Doch reicht das aus? Was steckt darunter? Tech Specs kann jeder lesen und schreiben. Doch am Ende zählt eines: Wie schlägt sich das Gerät im Alltag?

Porsche Design Book One (13.30", Intel Core i7-7500U, 16 GB, 512 GB, CH)
Notebook

Porsche Design Book One

13.30", Intel Core i7-7500U, 16 GB, 512 GB, CH

Wie die Zeit so spielt, hiess es auf einmal aus dem Büro von Category Manager Remo Pascale, dass das Book One an der IFA getestet werden könnte. Gerne sagte ich dem Test zu und als alle Formalitäten erledigt waren und ich das Gerät vor mir auf meinem Pult in Zürich liegen hatte, beschlichen mich erste Zweifel. Porsche hat noch nie vorher ein Laptop gemacht. Ich basiere meinen Willen, das Teil zu testen nur auf einem Zettel mit Specs und der Tatsache, dass ich den Look des Geräts mag.

Am Mobile World Congress hatte ich den HP Spectre x360 dabei. Das Gerät konnte ich vorgängig schon eine Woche antesten. Ich war mir also sicher, dass der kleine HP ein treuer und verlässlicher Partner in Barcelona war. Aber vom Book One hatte ich ausser Marketing- und Tech-Daten keinerlei Referenzpunkte. Würde es mich im Stich lassen? Wo hat das Gerät Macken und worauf muss ich achten?

Mit einem etwas mulmigen Gefühl habe ich das Gerät in meinen Rucksack gepackt und bin zum Flughafen gefahren.

Was ich von einem Einsatzlaptop erwarte

Ich verlange einem Laptop viel ab. Es soll vor allem gut sein, um damit zu schreiben. Klar, als Journalist ist das so die Kernaufgabe. Was viele aber noch nicht realisieren ist, dass der moderne Journalist auch Bildredaktor, halbwegs kompetenter Fotograf und allerlei sonst ist. Vor allem Online-Journalisten kennen die Gewaltentrennung nicht. Daher muss mein Laptop auch schnell Daten verarbeiten können, einen anständigen Bildschirm haben, Photoshop fliessend laufen lassen können. Und vor allem auch: Die Tastatur muss passen.

Das war meine grösste Sorge, denn Laptoptastaturen sind oftmals etwas seltsam.

Die Tastatur des Book One gleicht der des Apple Macbook, was schon mal Gutes verheisst, denn Apple kann viel. Darunter auch wirklich gute Tastaturlayouts. Hardwareseitig zumindest.

Zudem muss der Akku einiges mitmachen. Ich habe in den vergangenen sieben Tagen über 90 Stunden gearbeitet, viele davon mit dem Laptop. Je Akkulaufzeit desto gut.

Test unter Feuer

Berlin. Nacht. Ich schmeisse das Porsche Design Book One an. Es ist die Feuerprobe für das teure Gerät des Luxusherstellers. Die ersten Tastenanschläge. Meine Finger fliegen über die Tastatur und der Text entsteht. Der Tastenabstand ist nahezu perfekt. Beim Tippen hebe ich meine rechte Hand öfter von der Tastatur als meine Linke und selten finde ich nicht instinktiv wieder zurück zur Ausgangsposition. Gut. Sehr gut sogar. Denn ich kann mir keinen Ärger mit der Tastatur leisten. Wäre das Book One hier gescheitert, hätte ich wohl Peripherie gekauft.

Versatilität: Check

Apropos Peripherie. Das Book One hat einiges mitmachen müssen. Ein Card Reader war mehr oder weniger immer am Gerät angeschlossen, eine Maus ebenfalls. Die Maus, eine MX Master in der klassischen Version, nicht der 2S, habe ich via Bluetooth mit dem Laptop verbunden. Ging problemlos und hatte den Vorteil, dass ich einen der zwei USB-3-Ports frei für weitere Peripherie hatte. Dort habe ich eine Tastatur eingesteckt, die ich zu Testzwecken vom Hersteller Bloody für 24 Stunden zum Test erhalten habe.

Da zeigt sich zum ersten Mal, dass das Feature, den Bildschirm komplett um das Gerät herumzudrehen, doch ganz nett sein kann. Zuerst wollte ich versuchen, das Gerät so aufzustellen: Λ. Ich zählte darauf, dass der Bildschirm sich drehen würde und ich so wirklich modern und schick arbeiten könnte. Ging aber nicht. Ich hätte hier Troubleshooting betreiben können und das hätte ich im Büro in Zürich auch getan, aber wenn ich einfach nur losschreiben muss, dann habe ich keine Zeit dafür. In Berlin während der IFA habe ich definitiv keine Zeit dafür. Also habe ich es so aufgestellt: L. Die Tastatur steht vor dem L, also _ L. Funktioniert perfekt. Test bestanden.

Die zwei Dinge, die mich etwas nerven

Das Porsche Book One schnurrt und kann easy mit allem umgehen, was ich ihm anschmeisse. Gefühlte hundert Chrome-Tabs offen? Kein Problem. Doch das Gerät ist nicht ganz perfekt.

Der Bildschirm flackert. Das ist mir im Laufe der Woche etwa eine Handvoll mal passiert. Ich sitze am Esstisch in einer Berliner Altbauwohnung und schreibe meine Texte. Auf einmal wird der Bildschirm für eine Zehntelsekunde schwarz und dann ist das Bild wieder da und das Book One tut nicht dergleichen als ob etwas war. Prozesse laufen alle immer noch normal und mein minimales ad hoc monitoring der Systemressourcen zeigt nicht Aussergewöhnliches an. Zum Glück gehen keine Daten verloren, denn dann würde ich das Teil in hohem Bogen aus dem Fenster schmeissen. Ich habe während einer Messe keine Geduld für solche Mätzchen. Echt nicht. Arbeite du mal 90 Stunden in sieben Tagen und sag dann “Oh ja, für Computer habe ich Geduld, wenn sie aufmucken”.

Die Bildschirmpartition des Book One kann abgetrennt werden und wird so zum Tablet. Mir war von Anfang an klar, dass ich diese Funktion, wenn ich sie überhaupt bräuchte, stiefmütterlich behandeln werde. Denn wirklich keiner will auf einem Tablet einen ganzen Text schreiben. Daher blieb der Bildschirm immer fest an der Tastaturpartition befestigt, wenn auch nur als Stütze für den Bildschirm mit der Bloody-Tastatur. Der unangenehme Nebeneffekt: In Chrome identifiziert sich das Gerät als Tablet und so werden Websites wie 20min.ch in der Mobile-Ansicht geöffnet. Warum ich mir die Schweizer Boulevardpresse in Berlin durchlese? Ich will ja wissen, was meine Kollegen machen und ob sie auch hier sind. Vielleicht läuft man sich über den Weg und diskutiert etwas. Good times. Und echt, 20min, sehe ich das richtig? Ihr wart gar nicht hier? Ihr habt was verpasst! Nächstes Mal können wir mal zusammen Pasta essen gehen.

Ich mag die reduzierte Version von Websites nicht. Auf Tablets nicht und schon gar nicht, wenn ich alle Peripherie eines vollwertigen Computers zur Verfügung habe. Chrome dazu zwingen, die Desktop-Version anzuzeigen nutzt hier nichts. Mist. Na gut, dann lese ich halt etwas weniger News. Stellt sich raus, dass ich auch ohne meine Newsflut gut zurecht komme.

Das Fazit nach einer Woche und rund 121000 getippten Buchstaben, korrigierte Rechtschreibfehler, E-Mails und Kommentare auf digitec.ch nicht mitgezählt: Das Porsche Book One kann sich sehen lassen. Es ist von einem Testgerät zu einem treuen Partner geworden und ich werde es vermissen. Nicht nur sieht das Teil verdammt gut aus, sondern es leistet auch viel. Das schicke Arbeitstier ist ein Gerät, das ich jedem Wünsche, der bereit ist, viel Geld in gute Maschinerie zu investieren. Denn das Porsche Book One rockt.

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Journalist. Autor. Hacker. Ich bin Geschichtenerzähler und suche Grenzen, Geheimnisse und Tabus. Ich dokumentiere die Welt, schwarz auf weiss. Nicht, weil ich kann, sondern weil ich nicht anders kann.

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