Privatisierung des Wissens: Darum sind Google Bard und ChatGPT ein Problem für uns.
Meinung

Privatisierung des Wissens: Darum sind Google Bard und ChatGPT ein Problem für uns.

Oliver Herren
23.8.2023

Im Juli änderte Google seine Datenschutzerklärung, damit die hauseigene KI “Bard” das ganze öffentliche Internet zum Training nutzen kann. Das ist ein Problem.

Das Internet lebt vom Informationsaustausch. Menschen teilen ihr Wissen beispielsweise auf Blogs, Social Media, YouTube, Foren und Wikipedia. Und wenn andere an diese Informationen gelangen wollen, müssen sie eben auf den jeweiligen Portalen danach suchen.

Aber was ist, wenn das nicht mehr notwendig ist? Was ist, wenn dieses Suchen und Surfen durch ChatGPT oder Google Bard obsolet wird, weil diese Tools sich die Informationen nehmen und dir zur Verfügung stellen? Zum einen ist das ein Vorteil. Du sparst Zeit und Mühen. Aber langfristig bezahlst du dafür einen hohen Preis.

Denn was passiert, wenn niemand mehr auf Wikipedia geht, da die Benutzer sich an KI-Tools gewöhnt haben? Die Benutzer, Spender, die freiwilligen Autoren auf Wikipedia werden verschwinden. Die Informationen werden veralten, neue Beiträge werden nicht mehr erfasst. Und das verfügbare, öffentliche Wissen wird privatisiert.

Kaum mehr Anreize, neues Wissen zu teilen

Anbieter wie Open AI und Google nutzen bereits heute das im Internet verfügbare Allgemeinwissen und bauen einen kostenpflichtigen Dienst auf. Sie profitieren davon, was die Allgemeinheit geschaffen hat, oft auch bezahlt durch die Öffentlichkeit, Universitäten oder Stiftungen wie Wikipedia.

Wenn wir den Erfolg von KI-Diensten in die Zukunft extrapolieren, kommen viele Probleme zum Vorschein. Und eins davon ist, dass vermutlich immer weniger veröffentlicht wird, weil die Ersteller keine Sichtbarkeit mehr bekommen. Sei es nun Anerkennung oder Geld durch Werbung oder Abonnements – das alles bleibt weg. Und dann? Die Erstellung von neuen Informationen bleibt aus. Das System bricht zusammen. Das bis zu diesem Zeitpunkt ins Netz gestellte Wissen liegt dann bei Konzernen. Und dieses Wissen kann beliebig dosiert, verschwiegen oder entsprechend angepasst werden.

Wo ist der Unterschied zum Menschen, der das gesamte Internet kennt?

Alles nicht so schlimm? Die neuen Tools tun ja auch nur, was der Mensch macht - nur eben effizienter? Das stimmt so nur zum Teil. Ein Mensch, der sich zu einem Thema weiterbilden möchte und dazu alles öffentlich zugängliche liest und anschaut, was er in die Finger bekommt, ist nicht vergleichbar mit einer KI. Der Unterschied besteht darin, dass dieser Mensch es praktisch nicht schafft, alle Informationen zu aggregieren. Und wenn es möglich wäre, dann hätte eben nur ein Mensch Zugriff auf das Wissen – nicht alle, die ein Tool nutzen. Ein Tool, das einem Konzern gehört.

Ein Thema, welches uns alle betrifft

Die Privatisierung des Wissens ist ein komplexes Thema, das uns alle betrifft. Es ist an der Zeit, darüber nachzudenken, was das für unsere Zukunft bedeutet. Der Unterschied zwischen dem Lesen von öffentlich zugänglichem Wissen und dem Zugang zu privatisiertem Wissen mehr als nur eine Frage des Zugangs. Es ist eine Frage der Zukunft.

Wie siehst du diese Entwicklung?

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Cool: Schnittstellen zwischen der realen Welt und der Welt der reinen Informationen aufbauen. Uncool: Mit dem Auto ins Einkaufszentrum fahren, um einzukaufen. Mein Leben ist «online», und das Informationszeitalter ist meine Heimat.


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