Produkttest

«Ravel» liebt Gravel: der Velohelm von Alpina für die Schotterpiste im Test

Alpina Sports führt mit dem «Ravel» einen Velohelm für Schotter, Waldweg und Co. im Sortiment. Der hat fast alles, was er fürs Graveln braucht. Ausser einem grossen G und einem kleinen Insektenschutz.

Ist da ein Buchstabe vergessen gegangen oder handelt es sich schlicht um einen Schreibfehler? Weder noch. Der Gravelhelm von Alpina Sports heisst tatsächlich «Ravel».

Auf meiner ersten Testfahrt mit dem 290 Gramm leichten Teil stelle ich mir vor, wie die Marketingabteilung der Bayern nach einem schnittigen Namen für ihren Gravelhelm gesucht hat. Durch die Velobrille erscheinen vor meinem geistigen Auge unzählige Sitzungen und Meetings, Marketingbesprechungen, Microsoft-Teamcalls und Retraiten. Und schliesslich das Ei des Velokolumbus: Die kreativen Köpfe und Marketinggenies bei Alpina lassen einfach einen Buchstaben weg. Fertig ist der Name.

Vollgepackt mit Hightech

Alpina stellt den «Ravel» im Inmold-Verfahren in Deutschland her. Dabei wird die Helmoberschale aus Polycarbonat unter grosser Hitze und starkem Druck mit der Hi-EPS-Innenschale thermisch verbunden. Dadurch entsteht eine grossflächige und untrennbare Verbindung von Ober- und Unterschale. Der Helm ist leicht und gleichzeitig stabil.

Ausserdem erhält er eine sogenannte «Ceramic Shell». Bei diesem Verfahren wird eine Polycarbonatplatte bei hohen Temperaturen auf die Form des späteren Helms gedehnt, gepresst und schliesslich thermisch mit ihm verbunden. Die Ceramic Shell zeichnet sich durch mehrere Qualitäten aus: Sie ist bruch- und kratzfest, UV-stabil sowie antistatisch.

Links der «Ravel» von Alpina, rechts mein bisheriger Helm, der «Helios Sphercial MIPS» von Giro.
Links der «Ravel» von Alpina, rechts mein bisheriger Helm, der «Helios Sphercial MIPS» von Giro.
Quelle: Patrick Bardelli

Die Innenschale besteht aus High Expanded Polystyrol – Hi-EPS eben. Das Material hat mikroskopisch kleine Luftkammern, die die Kräfte absorbieren sollen, die bei einem Aufprall auf den Helm einwirken. Hi-EPS soll laut Alpina für einen möglichst hohen Schutz sorgen und gleichzeitig extra dünne Wandstärken sowie schmale Helmformen ermöglichen.

Mit dem sogenannten «Run System Ergo+» lässt sich beim «Ravel» die Grösse über ein Drehrad individuell anpassen. Das System hat zwei flügelförmige Kopfstützen, die für guten Tragekomfort sorgen. Obwohl der Helm um einiges grösser ist als mein bisheriger von Giro und dadurch auf den ersten Blick eher klobig wirkt, trägt sich der «Ravel» angenehm. Er erfüllt übrigens die Normen EN 1078:2012 + A1:2012.

Mit dem Run System Ergo+ lässt sich der «Ravel» einfach anpassen.
Mit dem Run System Ergo+ lässt sich der «Ravel» einfach anpassen.
Quelle: Patrick Bardelli

Beim «Ravel» fehlt (fast) nur ein Buchstabe

Der Helm sitzt nicht nur gut auf meinem Kopf, er sieht auch noch gut aus, finde ich. Die Version im matten Schwarz gefällt mit ihrer reduzierten Ästhetik. Viel wichtiger als das Aussehen ist jedoch die Tatsache, dass die sinnvoll angeordneten Lüftungsöffnungen für einen kühlen Kopf auf dem Velo sorgen. Und das auch während den diversen Hitzewellen diesen Sommer.

Das antibakterielle «Interior», wie es Alpina nennt, soll dafür sorgen, dass der Tragekomfort auch nach vielen verschwitzten Fahrten bestehen bleibt und sich keine unangenehmen Gerüche im «Ravel» breit machen. Ob dem tatsächlich so ist, bleibt abzuwarten.

Wenn's passt ...
Wenn's passt ...
... dann passt's.
... dann passt's.
Quelle: Patrick Bardelli

Das einzige, was dem «Ravel» neben einem grossen G fehlt, ist ein Insektenschutz. Die breiten Lüftungsöffnungen sorgen zwar für einen kühlen Kopf. Damit ist es allerdings schnell vorbei, wenn es sich eine Wespe in voller Fahrt im Helm gemütlich macht. Das ist nicht nur unangenehm, sondern kann auch schnell gefährlich werden. Hier könnte Alpina für meinen Geschmack gerne mit einem Netz nachrüsten.

Fazit: eine echte Alternative

Braucht es fürs Gravelbike einen extra Gravelhelm? Nein, braucht es aus meiner Erfahrung nicht. Ebenso wenig wie spezielle Gravelklamotten. Ich bin auch oft mit Bibshorts, Shirts und Co. unterwegs, die von den Herstellern für die Strasse konzipiert wurden. Funktioniert auch abseits des Asphalts tipptopp. Insofern ist das wohl in erster Linie Marketing. Auch mein bisheriger Velohelm wird von Giro fürs Rennrad vermarktet, hat mich aber bisher auch im Gelände stets überzeugt:

  • Produkttest

    Ein Velohelm aus einer anderen Sphäre

    von Patrick Bardelli

Mit dem «Ravel» bietet Alpina nun aber eine echte Alternative. Er ist nur 20 Gramm schwerer als das Modell von Giro, trägt sich angenehm leicht und hält den Kopf durchaus kühl. Und ist dabei substanziell günstiger, kostet er doch nur rund die Hälfte des «Helios Spherical MIPS».

Grosse Lüftungsöffnungen sorgen für kühle Verhältnisse und schlimmstenfalls für ein paar ungebetene Gäste.
Grosse Lüftungsöffnungen sorgen für kühle Verhältnisse und schlimmstenfalls für ein paar ungebetene Gäste.
Quelle: Patrick Bardelli

Wenn du also auf der Suche nach einem guten Fahrradhelm mit einem vernünftigen Preis-Leistungs-Verhältnis bist und darüber hinaus auch Wert auf «Made in Germany» legst, ist der «Ravel» von Alpina sicher eine Option. Dabei spielt es meiner Meinung nach keine Rolle, ob du den Helm auf der Strasse oder im Wald trägst.

Titelfoto: Patrick Bardelli

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Vom Radiojournalisten zum Produkttester und Geschichtenerzähler. Vom Jogger zum Gravelbike-Novizen und Fitness-Enthusiasten mit Lang- und Kurzhantel. Bin gespannt, wohin die Reise noch führt.

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