ALPINA SPORTS Brighton Mips
51 - 55 cm
Mit dem «Brighton» bringt Alpina einen Velohelm auf den Markt, der mein Bedürfnis nach Sicherheit bedient. Vorne sind kleine Scheinwerfer eingebaut, hinten signalisieren Bremsleuchten, wenn ich langsamer werde.
Ich pendle mit meinem E-Bike ins Büro. Knapp 15 Kilometer einfache Strecke führen durch Dörfer, durch Wald und über Wiesen und – natürlich – durch die Stadt. Perfekte Testbedingungen für den «Brighton» mit Mips-Technologie von Alpina, der vor Kurzem neu vorgestellt wurde. Ich habe ein Testexemplar etwas früher erhalten und konnte den Helm bereits ausprobieren.
Ja, er hat einen stolzen Preis. Aber es steckt auch viel Intelligenz im «Brighton». Vorne gibt es zwei Lichtleisten mit LED – und zwar solche der Sorte «Chip on Board», kurz COB. Dabei werden mehrere LED-Chips auf der Leiterplatte montiert, was mehr Lichtstrom und helleres Licht als mit «normaler» LED-Technik ermöglicht. Es sind ab einer gewissen Entfernung auch keine einzelnen Lichtquellen mehr erkennbar. Das weisse Licht wirkt wie aus einer einzigen sehr starken Quelle kommend.
Hinten am Helm gibt es drei weitere LED-Leuchtstreifen. Sie haben einen besonderen Clou: Bei normaler Fahrt leuchten zwei Leuchten einfach rot. Sobald ich jedoch bremse, blinken sie schnell. Zusätzlich schaltet sich die dritte Leuchte in der Mitte zu und blinkt ebenfalls. Bei Autos gibt es solche adaptiven Bremslichter bereits bei einigen Modellen. Mehr Sicherheit ist das Ziel. Dem nachfolgenden Verkehr wird signalisiert, dass besondere Aufmerksamkeit gefragt ist.
Möglich macht das intelligente Rücklicht am «Brighton» ein gyroskopischer Sensor, den Alpina verbaut hat. Ein solcher registriert, wenn sich die Geschwindigkeit deutlich reduziert. Wenn es also bei mir am Hinterkopf blinkt, weil ich vor dem Abbiegen abbremse, sollte mir die Aufmerksamkeit von Autofahrerinnen und Autofahrern hinter mir gewiss sein.
Wenn ich will, kann ich die Lightshow am «Brighton» noch erweitern. Insgesamt vier Leuchtmodi stehen zur Verfügung:
Normalzustand nach dem Einschalten ist das Dauerleuchten vorne und hinten. In diesem Modus reicht der Akku im Helm für zehn Stunden. Ohne Vorderlicht und mit Blinken hinten reicht der Akku auch ein bis zwei Stunden länger. Bei Kälte allerdings dürfte die Akkulaufzeit kürzer sein. Das wird der Winter zeigen.
Einschalten kann ich die Beleuchtung über einen Knopf hinten in der Nähe des Verstellrades für die Kopfweite. Nach etwa zwei Sekunden quittiert der Helm das Einschalten mit einem kurzen Piepen. Piept nichts, habe ich versehentlich die Abdeckung für den USB-C-Ladeport gedrückt. Der liegt direkt neben dem Einschaltknopf, und die Abdeckung fühlt sich sehr ähnlich an.
Geladen wird der Akku im Helm also mit einem beiliegenden USB-C-Kabel. Einen leeren Helm lade ich damit in etwa 45 Minuten wieder vollständig auf.
Vorgesorgt hat Alpina auch für vergessliche Menschen, die das Licht gerne einmal anlassen. Beim «Brighton» schalten sich die Leuchten nach rund fünf Minuten automatisch ab.
Der «Brighton» heisst offiziell und komplett eigentlich «Brighton MIPS», womit auch klar ist, dass in ihm die MIPS-Technologie zum Einsatz kommt. Dabei sollen schädliche Rotationsbewegungen bei einem Aufprall reduziert werden. Die Gefahr von Gehirnerschütterungen und schweren Hirnverletzungen soll dadurch deutlich geringer sein.
Offiziell normiert ist der Helm von Alpina nach der EN 1078, nicht jedoch nach der strengeren niederländischen Norm NTA 8776, die für Nutzerinnen und Nutzer von E-Bikes dort gilt. Stattdessen gibt es von Alpina in der Helm-Beschreibung den Hinweis auf das verwendete High Expanded Polystyrol, kurz Hi-EPS. Dieses Material habe «mikroskopisch kleine Luftkammern, welche die Kräfte absorbieren, die bei einem Aufprall auf den Helm einwirken». Ausserdem gibt es «Hybrid Tec». Das bedeutet, dass der Helm im unteren Teil aus einer leichten Inmold-Schale gemacht ist. Oben dagegen ist das Hi-EPS verbaut.
Diese Hybrid-Konstruktion lässt laut Alpina mehr Raum für Öffnungen und Kanäle für gute Durchlüftung. Und in der Tat hat der «Brighton» sowohl oben als auch hinten ausreichend Luftzufuhr. Auch an dem ein oder anderen warmen Herbsttag habe ich bisher kaum geschwitzt.
Dabei war das Tragen des Helms vor allem in den ersten Tagen durchaus wie ein Workout, und zwar für meine Nackenmuskulatur. Denn all die tolle Technik, die Alpina dem «Brighton» mitgibt, hat einen Haken: Er bringt über ein halbes Kilo Gewicht auf die Waage. Zum Vergleich: Der «Stan» von Alpina mit ziemlich ähnlicher Sicherheitsausstattung, wiegt 340 Gramm. Und es gibt im Markt durchaus noch vergleichbare, um einiges leichtere Modelle.
Das gute Pfund Helm auf dem Kopf sorgt dafür, dass ich spüre, wie meine Nackenmuskulatur arbeitet. Schaue ich zu schnell zur Seite, schwingt das Gewicht des «Brighton» zusätzlich mit – und es muss dann auch wieder abgebremst werden. Dasselbe bei Unebenheiten auf der Strasse. Hier wird das Nicken des Kopfes zum unfreiwilligen Krafttraining. Zur Einordnung: Der Kopf eines Mannes wiegt um die vier Kilogramm, bei Frauen sind es im Schnitt 500 Gramm weniger. Das heisst, mit dem «Brighton» erhöhe ich die Last auf meinem Hals um bis zu 15 Prozent.
Viel Sicherheit und Komfort auf der einen Seite, hoher Preis und hohes Gewicht auf der anderen Seite. Der «Brighton» macht es mir nicht leicht, ihn zu empfehlen. Ist er nur schwer oder schon zu schwer? Bei aller Begeisterung für die innovative Bremslicht-Idee – ob die zusätzliche Sicherheit, die das Feature ohne Zweifel bringt, die Last auf dem Kopf wert ist, muss jeder und jede selbst entscheiden.
Wenn der Akku nur halb so lange durchhalten würde, ich nicht vier verschiedene Blinkmodi auswählen könnte, der Helm dafür aber vielleicht hundert Gramm weniger wiegen würde, wäre mir das lieber. Aber eben: «Hätte, hätte Fahrradkette.»
Hast du noch eine Frage zum «Brighton» von Alpina, die ich im Testbericht noch nicht beantwortet habe? Dann stelle sie gern unten in den Kommentaren.
Titelfoto: Martin JungferJournalist seit 1997. Stationen in Franken, am Bodensee, in Obwalden und Nidwalden sowie in Zürich. Familienvater seit 2014. Experte für redaktionelle Organisation und Motivation. Thematische Schwerpunkte bei Nachhaltigkeit, Werkzeugen fürs Homeoffice, schönen Sachen im Haushalt, kreativen Spielzeugen und Sportartikeln.