Produkttest

Razer Blackwidow V3 Mini im Test: Schlichtweg zu teuer

Kevin Hofer
19.8.2021

Razer bringt mit der Blackwidow V3 Mini eine weitere Tastatur im kleinen Formfaktor. Das drahtlose Keyboard überzeugt im Test durch seine Feature-Vielfalt, fällt aber beim Preis durch.

Die grossen Hersteller scheinen langsam Gefallen am kleinen Formfaktor zu finden. Razer ging bereits im Premium-Segment mit der Huntsman-Mini und dem 60-Prozent-Formfaktor auf Tuchfühlung. Mit der Blackwidow V3 Mini folgt eine drahtlose 65-Prozent-Tastatur. Bei einer 65-Prozent-Tastatur fehlen Nummernblock und Funktionstasten. Die Navigationstasten sind reduziert, aber immerhin stehen noch die Pfeiltasten zur Verfügung.

Weitere Tasten wie Lautstärke, F-Tasten, Makros und so weiter erreichst du in Kombination mit der Fn-Taste. Die Zweitbelegungen sind auf den Keycaps abgebildet.

Die 60-Prozent-Tastatur ohne Nummernblock und Funktionstasten hat auch weniger Navigationstasten.
Die 60-Prozent-Tastatur ohne Nummernblock und Funktionstasten hat auch weniger Navigationstasten.

Hohle Spinne

Ein erster Tipptest zeigt, dass die Blackwidow V3 Mini an denselben Stellen schwächelt, wie die meisten Tastaturen: Sie hört sich sehr hohl an und ist deshalb eher laut. Auch die Stabilisatoren – das sind die Dinger, welche die langen Tasten auf den Seiten stabilisieren – klappern beim Tippen stark. Der hohle Klang ist Geschmacksache. Die Stabilisatoren hingegen sind ein Graus. Bist du dir nichts anderes von mechanischen Tastaturen gewohnt, wird dich das nicht stören. Hast du aber mal mit einer gemoddeten oder DIY-Tastatur gearbeitet, wird dir das Klappern auf die Nerven gehen. Einen Video-Tipptest findest du weiter unten.

Beim Design setzt Razer auf dasselbe wie bei der grossen Blackwidow: Eher breite Ränder und unten eine grosse Lippe mit glänzendem RGB-Razer-Logo. Das Design soll wohl an eine Schwarze-Witwe-Spinne erinnern. Razer benennt alle Tastaturen nach Spinnen. Das kann gefallen, muss aber nicht. Mir gefällt es nicht. Erstens hasse ich Spinnen, zweitens sind mir die Ränder und die Lippe zu gross. Wenn schon kleiner Formfaktor, dann bitte konsequent.

Dicke Lippe: Die Blackwidow V3 Mini hat dieselbe Front wie ihre grosse Schwester.
Dicke Lippe: Die Blackwidow V3 Mini hat dieselbe Front wie ihre grosse Schwester.

Alu, Stoff und Kunststoff

Die Deckplatte oben ist aus Aluminium, der Rest der Tastatur aus Kunststoff. Wo ich schon beim Material bin: Im Gegensatz zur Huntsman Mini setzt Razer bei der Blackwidow V3 Mini auf Keycaps aus ABS- statt PBT-Kunststoff. ABS ist günstiger in der Herstellung und hat in der Regel eine glattere Oberflächenstruktur und neigt deshalb eher dazu, Fingerabdrücke anzuziehen als PBT. Glücklicherweise ist das bei den Keycaps der Blackwidow V3 Mini weniger der Fall. Die Oberfläche ist etwas angeraut, was Fingerabdrücke nicht so schnell sichtbar macht. Die Tastenkappen sind jedenfalls viel besser als jene der Everest Max, die ich kürzlich getestet habe.

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Die Tastenkappen werden im Doppelguss-Verfahren hergestellt. Dabei werden erst die Beschriftungen aus ABS gegossen und dann die Ummantelung, ebenfalls aus ABS. Das hat im Gegensatz zum Aufdrucken den Vorteil, dass die Legenden nie verblassen. Schön, das Razer hier auf dieses Verfahren setzt. Zudem ist dadurch der Durchscheineffekt der RGB-LED schön gleichmässig.

Einer der im Doppelguss-Verfahren hergestellten Keycaps.
Einer der im Doppelguss-Verfahren hergestellten Keycaps.

Wohl aus Kostengründen hat Razer dennoch gewisse Tastenbezeichnungen aufgedruckt. So kann das Unternehmen die Tastenkappen in grosser Stückzahl für das ISO-Layout fertigen lassen und dann spezifische Aufdrucke, wie das «@» auf der «2» im CH-Layout, nachträglich drauf machen. Das wirkt inkonsistent und ist es auch. Sehe ich mir die vielen Tasten-Beschriftungen an, wirken die trotz der Anzahl nicht überladen. Das liegt wohl daran, dass die Razer-Font eher klein und schlicht ist und auch die Aufdrucke der Zweitbelegungen klein.

Das aufgedruckte ˃-Zeichen wirkt irgendwie fehl am Platz.
Das aufgedruckte ˃-Zeichen wirkt irgendwie fehl am Platz.

Auf der Unterseite befinden sich links und rechts zwei Aufklappfüsse. So kann der Tippwinkel der Tastatur verstellt werden. Wenn die Tastatur geladen werden muss, befindet sich hinten links ein USB-C-Anschluss. Ein USB-A-auf-USB-C-Kabel in Stoffummantelung liefert Razer mit.

Dank der Aufklappfüsse lässt sich der Tippwinkel entweder auf 6 Grad oder 9 Grad Neigung verstellen.
Dank der Aufklappfüsse lässt sich der Tippwinkel entweder auf 6 Grad oder 9 Grad Neigung verstellen.

Mechanisch statt optisch

Die Tastatur kommt mit mechanischen Switches von Razer. Entweder die klickenden Razer Green oder die linearen Razer Yellow. Also entweder mit spür- und hörbarem Feedback oder ohne. Mein Testsample hat die gelben Taster verbaut. Hier setzt Razer zudem auf Schalldämpfer, damit die Switches leiser sind. Da das Board beim Durchdrücken der Tasten jedoch sowieso ziemlich laut ist, hören sich die Switches alles andere als leise an. Razer hätte zur Schalldämmung besser beim Board angesetzt.

Ich bin kein Fan von linearen Switches, aber die Razer Yellow sind in Ordnung. Sie fühlen sich nicht so kratzig an wie vergleichbare Cherry-MX-Red-Taster. Der Auslöseweg ist mit 1,2 Millimetern relativ kurz, was etwas Umgewöhnung braucht, wenn du von Tastern mit längerem Auslöseweg kommst. Der gesamte Tastenhub beträgt 3,5 Millimeter.

Die Razer Yellow Switches sind gar nicht mal übel.
Die Razer Yellow Switches sind gar nicht mal übel.

Was mir an Razer in der Regel sehr gut gefällt, sind ihre optischen Switches. Also solche, bei denen ein Lichtsignal statt einer Mechanik auslöst. Solche Switches verbrauchen jedoch mehr Akku als mechanische. Deshalb setzt Razer bei der drahtlosen Blackwidow V3 Mini auf mechanische Taster. Eine gute Entscheidung, denn ohne RGB-Geblinke soll die Batterie bis zu 200 Stunden halten. Bei 100 prozentiger Lichtshow sind’s dann nur noch 17 Stunden.

Ein Dongle, um sie alle zu knechten

Die Blackwidow V3 Mini und der mitgelieferte 2,4 GHz Dongle verfügen über Multi-Geräte-Support. Du kannst also Maus und Tastatur mit dem Dongle verbinden, sodass du nur einen USB-Port brauchst. Das funktioniert aber nur mit anderen Razer-Produkten und auch hier sind die unterstützten Geräte noch überschaubar: Naga Pro, DeathAdder V2 Pro, BlackWidow V3 Pro, Orochi V2 und eben die BlackWidow V3 Mini sind bis jetzt die einzigen Tastaturen und Mäuse, die das Feature unterstützen.

Der Dongle lässt sich auf der Unterseite des Keyboards bei Nichtgebrauch parkieren.
Der Dongle lässt sich auf der Unterseite des Keyboards bei Nichtgebrauch parkieren.

Die Technologie ist auch noch nicht ganz frei von Kinderkrankheiten. Mit Tastatur und Maus über den einen Dongle verbunden, hatte ich ein paar Mal sehr kurze Unterbrüche bei der Verbindung. Im Alltag beim Tippen nicht weiter schlimm, aber beim Gamen macht das den Unterschied zwischen Leben und Tod. Ich hoffe, das Razer hier noch mit Firmware-Updates nachbessert.

Nebst der 2,4-GHz-Verbindung mit dem Dongle lässt sich die Blackwidow V3 Mini mit bis zu drei Endgeräten per Bluetooth verbinden. Das funktioniert einwandfrei, für Pro-Gamer wird die Bluetooth-Verbindung aufgrund des Lags jedoch ungeeignet sein.

Per Schalter auf der Rückseite lässt sich zwischen 2,4-GHz-, Bluetooth- oder Kabelverbindung umschalten.
Per Schalter auf der Rückseite lässt sich zwischen 2,4-GHz-, Bluetooth- oder Kabelverbindung umschalten.

Mit Synapsen programmieren

Willst du zwei Geräte über einen Dongle verbinden, brauchst du die Razer Synapse Software. Hier programmierst du die Blackwidow V3 Mini nach deinem Gusto. Zudem lassen sich bis zu fünf Profile auf dem Speicher der Tastatur ablegen. Du musst das Ganze also nur einmal einstellen und kannst dann deine zwei Geräte auch an anderen PCs oder Notebooks auf einem Dongle mit deinen Einstellungen verwenden. Weiter kannst du in der Software Makros programmieren, Tasten neu belegen, die Beleuchtung ändern und Stromspareinstellungen vornehmen.

Die Software funktioniert abgesehen davon, dass sie mir meine Einstellungen ab und zu schlicht nicht übernehmen will, gut. Die grafische Benutzeroberfläche ist Geschmacksache, sie wirkt auf mich etwas überladen. Zudem ist mir bei manchen Bezeichnungen wie «Launch Program» nicht klar, was damit gemeint ist.

Fazit: Kleine Tastatur, hoher Preis

Die Razer Blackwidow V3 Mini macht im Grunde genommen nichts falsch, aber auch nichts wirklich gut. Sie ist okay zum Gamen und Arbeiten, mich stören jedoch der Klang und die klappernden Stabilisatoren. Die Wireless- und Bluetooth-Funktionen sind nett und funktionieren abgesehen von kurzen Ausfällen beim Einsatz von zwei Geräten über den Dongle zuverlässig. Persönlich sehe ich aber beim Keyboard keinen Grund für kabellos, ausser vielleicht einen ästhetischen.

Die Wireless-Funktion dürfte auch für den hohen Preis mitverantwortlich sein. Knapp 190 Franken (Stand: 19.08.2021) empfinde ich als schlicht zu teuer für die Blackwidow V3 Mini. Brauchst du unbedingt wireless, wirst du das wohl anders sehen. Schliesslich kosten andere drahtlose Tastaturen mit gleichem Formfaktor wie die ASUS ROG Falchion oder die etwas grössere Logitech G G915 TKL ähnlich viel oder sind gar teurer. Aber auch die empfinde ich als zu teuer für ihren Funktionsumfang.

Trotz ihren Schwächen ist die Razer Blackwidow V3 wichtig. Denn sie zeigt, dass sich endlich auch die grossen Hersteller mit ihren Designs an den kleinen Formfaktor heranwagen und nicht nur Full-Size-Einheitsbrei fabrizieren.

CH

Razer BlackWidow V3 Mini HyperSpeed (CH, Kabellos)
Tastatur

Razer BlackWidow V3 Mini HyperSpeed

CH, Kabellos

DE

Razer BlackWidow V3 Mini HyperSpeed
Tastatur
EUR169,94

Razer BlackWidow V3 Mini HyperSpeed

ENG

Razer BlackWidow V3 Mini HyperSpeed (US, Kabellos)
Tastatur
EUR133,66

Razer BlackWidow V3 Mini HyperSpeed

US, Kabellos

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Technologie und Gesellschaft faszinieren mich. Die beiden zu kombinieren und aus unterschiedlichen Blickwinkeln zu betrachten, ist meine Leidenschaft.

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