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Doch kein recycelter Elektroschrott in Pfannenwendern? Das sagt ein Experte
von Anna Sandner
In den USA stecken in vielen schwarzen Plastikprodukten des täglichen Gebrauch giftige Flammschutzmittel, zeigte eine Studie. Die gesundheitsschädlichen Chemikalien stammen vermutlich aus recyceltem Elektroschrott. Besteht auch hierzulande ein Gesundheitsrisiko durch schwarzen Kunststoff?
Dieser Artikel wurde am 16.1.2025 überarbeitet und mit aktuellen Informationen ergänzt.
Verwendest du Kochutensilien aus schwarzem Kunststoff? Dann stammen die hoffentlich nicht aus den USA. Denn dort könnte es sein, dass du damit ungewollt Giftstoffe in dein Essen rührst. Eine aktuelle Studie US-amerikanischer und niederländischer Forschender hat gezeigt: In vielen schwarzen Haushaltsutensilien aus Plastik stecken Substanzen, die dort nichts zu suchen haben. Welche Konsequenzen haben diese Erkenntnisse für deine Küche? Die Untersuchung liefert Antworten.
Die Ergebnisse der Produkte aus den USA lassen sich aufgrund unterschiedlicher Recycling-Vorschriften und Vorgaben zur Verwendung recycelter Materialien nicht Eins-zu-eins auf Europa übertragen. Die Stiftung Warentest hat 26 Pfannenwender hierzulande gekauft, untersucht und kein schädliches Brom gefunden. Hier erfährst du mehr dazu:
Ein Team aus den Niederlanden und den USA hat 203 schwarze Kunststoffprodukte untersucht, darunter Küchenutensilien, Haaraccessoires und Spielzeug. Das beunruhigende Ergebnis: In 85 Prozent der analysierten Produkte fanden sie giftige Flammschutzmittel. Die Konzentrationen reichten dabei bis zu 22 800 Milligramm pro Kilogramm – eine beachtliche Menge, die die EU-Grenzwerte für diese Flammschutzmittel in Verbraucherprodukten weit überschreitet. Aber: Die untersuchten Produkte stammten allesamt aus den USA.
Die Forschenden vermuten, dass die Giftstoffe aus recyceltem Elektroschrott stammen. Viele elektronische Geräte enthalten Flammschutzmittel in ihren Plastikgehäusen. Werden diese Geräte nicht korrekt recycelt, können die giftigen Chemikalien in neue Produkte gelangen – auch in solche, die gar keinen Flammschutz benötigen.
Schwarzes Plastik ist deswegen besonders häufig betroffen, da es oft aus recycelten Elektronikgehäusen hergestellt wird. Die dunkle Farbe macht es einfacher, verschiedene Kunststoffe zu mischen, ohne dass Farbunterschiede auffallen. Zudem werden beim Recycling oft Farbstoffe zugesetzt, um eine einheitliche schwarze Farbe zu erzielen. Das erschwert es zusätzlich, kontaminiertes Material zu erkennen.
Flammschutzmittel stehen im Fokus der Gesundheitsforschung, da sie mit verschiedenen gesundheitlichen Risiken in Verbindung gebracht werden. Die Internationale Agentur für Krebsforschung (IARC) hat einige Flammschutzmittel mit Brom als potenziell krebserregend eingestuft. Darüber hinaus deuten Studien darauf hin, dass diese Chemikalien das Hormonsystem beeinträchtigen können, insbesondere die Schilddrüsenfunktion. Besonders besorgniserregend sind die möglichen Auswirkungen auf Kinder: Forschende haben Zusammenhänge zwischen der Exposition gegenüber Flammschutzmitteln und Entwicklungsstörungen bei Heranwachsenden festgestellt. Außerdem könnte auch die Fortpflanzungsfähigkeit betroffen sein, das legen Tierversuche nahe. Bestimmte Flammschutzmittel könnten sowohl die Fruchtbarkeit als auch die fötale Entwicklung negativ beeinflussen.
Genug Hinweise also, um vorsichtig zu sein. Denn: Gerade bei den Küchenutensilien können die schädlichen Stoffe beim Kochen ins Essen übergehen. Grund zur Panik gibt es hierzulande aber nicht. In Europa gelten sowohl strengere Recyclingvorgaben, als auch strengere Regelungen für Materialien, die mit Lebensmitteln in Berührung kommen.
Die gute Nachricht ist: Es gibt verschiedene Möglichkeiten, deine Belastung durch diese Giftstoffe zu verringern.
Die Forschenden rufen zu strengeren Vorschriften und mehr Transparenz in der Lieferkette auf. Sie betonen, dass gefährliche Flammschutzmittel-Zusätze eliminiert und durch sicherere Materialien ersetzt werden sollten. Zudem fordern sie eine bessere Kontrolle des Recyclingprozesses, um zu verhindern, dass giftige Substanzen in Alltagsprodukte gelangen.
Wissenschaftsredakteurin und Biologin. Ich liebe Tiere und bin fasziniert von Pflanzen, ihren Fähigkeiten und allem, was man daraus und damit machen kann. Deswegen ist mein liebster Ort immer draußen – irgendwo in der Natur, gerne in meinem wilden Garten.