Refectocil Wimpernlifting
Wimpern
Auch im Home-Spa sollst du deinen Wimpern per Wimpernlifting (ja, auch Wimpern lassen sich liften!) jetzt extra Glamour verleihen können. Ein Selbstversuch.
Eine meiner ersten Kindheitserinnerungen: Meine Mutter, wie sie sich vor dem großen Badezimmerspiegel schminkt. Beim Auftragen der (damals sehr trendigen) blauen Wimperntusche formte sie mit ihrem Mund immer ein kleines O. Das tue ich nun auch, komisch, die meisten Frauen tun es. Und dann erinnere ich mich noch gut an meine ersten Gehversuche mit der Wimpernzange. Aua! Was habe ich mir als Teenager ins Lid geknipst. Aber auch da: bei der Mama abgeschaut. Denn Wimpern brauchen katzenhaften Schwung, damit sie zur Geltung kommen. Selbst in Königsblau.
Die Jahre gingen ins Land. Nur meine Wimpern blieben, wie sie immer waren: kurz, schnurgerade und an den Spitzen noch dazu blond. An der Wimpernzange bin ich nach wie vor kein großes Talent und deshalb dankbar für jede Art von Unterstützung. Also RefectoCil Eyelash Lift bestellen, auch auf Anraten einer Freundin, die sich öfter von Beautysalon zu Beautysalon bewegt als von der Küche zum Kühlschrank. Die Gute kennt meine Wimpernot, aber auch mein eingeschränktes Budget. Sie empfahl mir das Do-it-yourself-Produkt jener Marke, die Profis in ihren Salons verwenden. Ob ich das alleine wirklich hinbekomme? Praktisch wäre es schon: Vor allem im Sommer bin ich eigentlich dauernd im Wasser und somit sehr nachlässig, was das Schminken und Styling angeht – da wäre es schon vorteilhaft, permanent halbwegs gut auszusehen oder zumindest: geschwungener.
Nach dem empfohlenen Allergietest (lasse ich beim Haarefärben gerne aus, aber Augenlicht scheint mir kostbarer) geht es schon los. Ich klappe das Set auf und bin erst mal überfordert von den vielen kleinen filigranen Teilchen, darunter eine Tube LashPerm Refill, eine Tube Neutralizer, Kosmetikschalen, Pinsel, Kleber, Rollen, Rosenholzstäbchen – und glücklicherweise auch eine Broschüre mit genauer Beschreibung. Auf dem Cover sieht man eine natürliche junge Frau mit einer ebenso natürlichen Wimpernwelle. Mal sehen, ob ich das hinbekomme.
Los geht es mit kleinen Verzögerungen. Den Versuch, ein Video meines Selbstversuches anzufertigen, breche ich ab. Es ist sechs Uhr morgens, es ist heiß und ich bin derart verquollen, dass ich erst mal warten muss, um zu wissen, wo mein Lid beginnt und der Rest aufhört. Nun auf den Punkt gebracht: Ich empfehle dir, das Wimpernlifting zu zweit durchzuführen. Mit einer helfenden Hand geht alles einfacher. Da mir diese fehlt, nehme ich mir die Augen einzeln vor, was doppelt so lange dauert, und wähle das Liftingpad S. Das letzte Mal habe ich Small in der Mittelschule getragen, also freue ich mich kurz. Mit dem Kleber und dem Rosenholzstäbchen befestige ich das Pad am unterer Lid und fixiere meine Wimpern darauf – und zwar mit dem LashPerm. Riecht wie das Zeug, das man bei einer Dauerwelle am Kopf verwendet, sehr chemisch. Ich liebe den Geruch, aber das ist wirklich Geschmacksache.
Nun folgen acht regungslose Minuten im Liegen, denn wie erwähnt: Ich bin allein und will nicht, dass mir die Flüssigkeit ins Auge rinnt. Mein offenes Auge starrt an die Decke, ich genieße den Geruch. Nun folgt der Neutralizer, den ich mit einem kleinen Pinsel auftrage. Warum nennt man das eigentlich «Neutralizer»? Dieser Name impliziert, dass nach seiner Verwendung alles wieder umsonst war, aber bitte. Laut Broschüre wird so der Effekt des Liftings intensiver und lang anhaltender. Ich würde ihn also «Intensifier» nennen, das hat Power. Nach weiteren fünf Minuten regungslosem Liegen wird alles abgetragen. Mit einem feuchten Pad löse ich den Leim und fühle mich trotzdem etwas verklebt, eigentlich genau so wie direkt nach dem Aufstehen. Okay. Also: Rubbeln mit dem Frotteehandtuch, no risk, no fun. Noch bevor ich einen Blick in den Spiegel werfe, wird die Prozedur am anderen Auge wiederholt. Eine halbe Stunde ist circa verstrichen.
So wie die Dame auf der Broschüre sehe ich nicht aus. Aber ich vermerke deutlich mehr Schwung. Die Augen wirken viel wacher, das kann aber auch daran liegen, dass ich nach drei Kaffee einfach wirklich wacher bin. Richtig zur Geltung – das liegt an den bereits erwähnten blonden Spitzen – kommt das DIY-Wimpernlifting allerdings nach dem Auftragen meiner Mascara. Schaut sehr gut aus, dezent, aber gut. Ich klimpere wie ein Kätzchen. Meow! Und in sechs Wochen (so lang hält die Wave laut Hersteller) versuche ich es glatt noch einmal.
Auftaktbild: Aleksandra Rupar via UnsplashLebe lieber ungewöhnlich: Ob Gesundheit, Sexualität, Sport oder Nachhaltigkeit, jedes Thema will entspannt, aber aufmerksam entdeckt werden. Mit einer gehörigen Portion Selbstironie und niemals ohne Augenzwinkern.