

Retro-News: Zwischen Disney-Zauber und dunklen Ursprüngen von Peter Pan

Ein Junge, der nicht erwachsen werden will und sich mit anderen Kindern in die Fantasiewelt Nimmerland flüchtet: Das ist die Geschichte von Peter Pan. Heute feiert die literarische Figur ihren 119. Geburtstag, ohne einen Tag gealtert zu sein – zumindest optisch.
Captain Hook, Wendy, Tinkerbell: Diese Namen sind dir früher bestimmt öfter begegnet. Es handelt sich um die wichtigsten Charaktere aus «Peter Pan». Erfunden wurde die Geschichte vom schottischen Schriftsteller James Matthew Barrie. Doch das originale Theaterstück, das er am 27. Dezember 1904 in London auf die Bühne brachte, ebenso wie sein Buch, haben nicht viel gemein mit der heute gängigen Peter-Pan-Story.
Wesentlich bekannter als Barries Ursprungswerk ist nämlich die Version von Disney: der 1953 veröffentlichte gleichnamige Kinderzeichentrickfilm. Auf Originaldialoge des Bühnenstücks wird kaum zurückgegriffen. Auch die Handlung ist die, die die Allgemeinheit heute kennt: Peter Pan bringt die junge Wendy und ihre Brüder George und Michael von ihrem Zuhause nach Nimmerland. Dort schließen sie sich der Kinderbande der «verlorenen Jungs» an. Gefahren lauern vor allem durch Piraten. So möchte sich der böse Captain Hook an Pan rächen, der ihm einst die Hand abgehackt und dem Krokodil verfüttert hat. Seitdem hat’s das Krokodil auf Captain Hook abgesehen. Wenn du ein Fan bist, hat dich diese Geschichte in deiner Kindheit bestimmt verzaubert. Und vielleicht hast du sogar mal versucht, durch positive Gedanken vom Boden abzuheben – ganz nach Pan-Manier.

Insgesamt ist Peter Pan heute eher umstritten. Vor allem wegen sexistischen und rassistischen Stereotypen, um die sich die Disney-Version der 50er-Jahre bemüht. Etwa wenn es um die Darstellung des Indigenenstamms geht. Aber auch die ursprüngliche Geschichte – und Autor James Matthew Barrie – gelten mittlerweile als fragwürdig.
Keine heitere Kindergeschichte
Inspiriert wurde der Schriftsteller durch die fünf Söhne eines befreundeten Ehepaares, um die er sich viel kümmerte. Die Brüder nehmen in der Geschichte die Rolle verschiedener Charaktere einschließlich der Hauptfigur Peter Pan ein. Nach dem Tod der Eltern übernimmt Barrie sogar die Patenschaft für die fünf Kinder. Außerdem vermachte er die Rechte der «Peter Pan»-Büchern, -Filmen und -Theaterstücken dem Londoner Kinderkrankenhaus Great Ormond Street Hospital Children's Charity. Dabei wurde immer wieder diskutiert, ob hinter seinem Engagement für Kinder auch pädophile Neigungen steckten. Belegt werden konnte dies nie. Einige Experten gehen jedoch davon aus. Unter anderem bezeichnete ihn der Hamburger Sexualwissenschaftler Professor Wolfgang Berner 2003 in einem Interview mit dem Stern-Magazin als «offenbar pädophil». Ob das wahr oder bloß ein Gerücht über einen kinderfreundlichen Autoren ist, wird wohl nie eindeutig geklärt werden können. Barrie starb 1937.
Was viele außerdem nicht wissen: Sein ursprüngliches Bühnenstück «Peter Pan, oder der Junge, der nicht erwachsen werden wollte» war keine heitere Kindergeschichte. Bevor Disney Barries Bühnenstück in eine kindgerechte Version verwandelte, handelte es sich eher um ein düsteres Werk, das Erwachsenen vorbehalten war. Dazu gehört auch, dass Peter Pan in der Originalversion eine Art Todesengel ist: Die Kinder, die er aus ihrem echten Leben entführt, bringt er nämlich um. Deswegen altern sie nicht im Nimmerland, einer Art Jenseits.
Immer wieder neue Verfilmungen
Seit der Londoner Uraufführung vor 119 Jahren wurde die Geschichte immer wieder neu vertont und verfilmt. Das zeigte sich auch, als ich bei meinen Kollegen herumfragte: Die in den 80ern Geborenen verbanden Peter Pan mit Steven Spielbergs Sequel von 1991. Für mich als Kind der 90er hingegen ist die Variante von 2003 mit Jeremy Sumpter, Rachel Hurd-Wood und Jason Isaacs in den Hauptrollen der prägende Peter-Pan-Film. Erst dieses Jahr hat Disney eine reale Neuverfilmung namens «Peter & Wendy» herausgebracht. Sie erntete jedoch mehr Kritik als Begeisterung – wie so oft, wenn Disney alte Klassiker in modernen Remakes verwurstet.
Titelfoto: Disney

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