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Samsung entwickelt dehnbare OLED-Bildschirme

Luca Fontana
11.6.2021

Was kommt nach Curved und Flexible? Genau: Stretchable. Also dehnbar. Genau daran werkelt Samsung. Womöglich kleben wir uns in Zukunft das Smartphone auf den Arm.

Nur eine Konzeptstudie? Ja. Aber eine durchaus faszinierende. Samsung hat sich überlegt, was nach falt- oder biegbaren OLED-Displays, wie sie aktuell für Smartphones, Tablets und Notebooks angedacht sind, kommen könnte.

Die Antwort: Dehnbare OLED-Displays.

Dehnbare Elektroden und OLED-Inseln

Gänzlich neu ist die Idee nicht. Bereits im Juni 2020 ordnete Südkoreas Ministerium für Handel, Industrie und Energie LG an, die Leitung zur Entwicklung dehnbarer Displays zu übernehmen. Zuletzt konnte aber Samsung, nicht LG, in einer Pressemitteilung über signifikante Fortschritte in der Entwicklung der neuartigen Technologie berichten.

Die Technologie in einer Grafik
Die Technologie in einer Grafik
Quelle: Samsung Newsroom / SAIT

Demnach sei ein wichtiger Meilenstein die Entwicklung einer gitterartigen Inselstruktur. Jede Insel besteht dabei aus einem einzelnen, starren OLED-Pixel, der von dehnbaren Kanälen und Elektroden umgeben ist. Während durch eine Elektrode Strom rein- und durch eine Gegenelektrode Strom rausfliesst, sorgen die Kanäle dazwischen dafür, dass Elektronen – der Strom – die OLED-Pixel zum Leuchten bringen. Jedes Pixel besteht wiederum aus einem roten, blauen und grünen Subpixel.

So entsteht die Farbe.

  • Hintergrund

    Yeah, science: So funktionieren OLEDs

    von Luca Fontana

Geschützt wird die OLED-Inselstruktur durch ein speziell flexibles Material namens Elastomer. Dieses wurde von den Samsung-Ingenieuren dahingehend modifiziert, dass es der Hitze der integrierten Elektronik widersteht. So ist laut Samsungs Pressemitteilung ein Gesamtpaket entstanden, das sich im normalen Betrieb um bis zu 30 Prozent dehnen lässt.

Diese zweiteilige Struktur ermöglicht es, die Räume und Verdrahtungselektroden zwischen den Pixeln zu dehnen und zu schrumpfen, ohne dass sich die OLED-Pixel selbst verformen.
Pressemitteilung Samsung, 6. Juni 2020

Kriegen wir also bald dehnbare Smartphones, die sich direkt auf die Handfläche kleben lassen?

Den Anfang macht die Medizin

Wohl kaum. Noch ist die Technologie nicht ausgereift genug, um mehr als einen Monitor mit rudimentärsten Bildelementen zu ermöglichen. Dennoch: Als Proof-of-Concept haben die Ingenieure das Display in einem Pulsmesser integriert, der sich wie ein Pflaster auf die Haut kleben lässt.

Die Idee mit dem aufklebbaren Smartphone scheint auf einmal gar nicht so abwegig.

Das Pulsmessgerät der Zukunft
Das Pulsmessgerät der Zukunft
Quelle: Samsung Newsroom / SAIT

Aktuell soll das Proof-of-Concept bereits 1000 Dehnungen aushalten, ohne sichtbare Schäden oder Qualitätseinbussen zu nehmen. Und im Falle des Pulsmessers, der dank dem Design direkt auf der Haut sitzt, sei ein 2,4-mal stärkeres Signal als von einem gewöhnlichen Pulsmesser wahrnehmbar, so die Pressemitteilung. Das macht die Technologie vor allem fürs Gesundheitswesen interessant.

Die Stärke dieser Technologie besteht darin, dass sie biometrische Daten über einen längeren Zeitraum messen kann, etwa beim Schlafen oder beim Sport. Ausserdem können die Daten sofort am Bildschirm überprüft werden, ohne das Gerät an ein externes Display anschliessen zu müssen.
Pressemitteilung Samsung, 6. Juni 2020

Vorerst beschränken sich die Einsatzmöglichkeiten also auf die Medizin. Wearables wie Smartwatches oder Fitness-Uhren könnten als nächstes dran sein. Dann Smartphones. Und dann – irgendwann – flexible Displays, die sich um Kanten, Ecken und Kurven dehnen lassen.

Je nach Bedarf.

Titelbild: Samsung Newsroom / SAIT

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Abenteuer in der Natur zu erleben und mit Sport an meine Grenzen zu gehen, bis der eigene Puls zum Beat wird — das ist meine Komfortzone. Zum Ausgleich geniesse ich auch die ruhigen Momente mit einem guten Buch über gefährliche Intrigen und finstere Königsmörder. Manchmal schwärme ich für Filmmusik, minutenlang. Hängt wohl mit meiner ausgeprägten Leidenschaft fürs Kino zusammen. Was ich immer schon sagen wollte: «Ich bin Groot.» 

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