Samsung Galaxy Note10 EU
256 GB, Aura Glow, 6.30", Dual SIM, 16 Mpx, 4G
Samsung hat in Amsterdam das Samsung Galaxy Note 10 vorgestellt. Das Phone zieht nach, wo die diesjährige S-Serie Mängel hatte und beeindruckt mit einem Prozessor, der viel Leistung bringt. Aber es fehlen wichtige Features.
Wo andere hingehen, um Grachten und Tulpen zu sehen, oder um zu kiffen, bin ich in Amsterdam, um Samsungs neuestes Smartphone anzusehen. Das Samsung Galaxy Note 10 ist eines der spannendsten, stärksten und verwirrendsten Phones der Saison. Denn ein Verdacht zieht sich durch die Veranstaltung: Ist das das letzte Note? Dazu aber später mehr. Zuerst bleiben wir in der Gegenwart. Denn vor mir liegt das Note 10.
Oder besser: Die Note 10s. Mehrzahl. Denn das Samsung Galaxy Note 10 kommt in drei Versionen.
Damit beschreitet der südkoreanische Hersteller neue Wege. Denn bisher war das Note das Note und basta. Neu kannst du das Gerät in klein, groß und groß und schnell haben.
Visuell gleichen sich die drei Modelle. Sie kommen in schwarz oder weiß mit Farbverlaufeffekt. Samsung nennt die Farben «Aura Black» und «Aura Glow». Das betrifft aber nur die Rückseite. Die Vorderseite wird fast ausschließlich vom Bildschirm eingenommen. Die Ränder – an der Seite nicht erwähnenswert, oben etwas schmaler als unten – bleiben daher schwarz. Oben in der Mitte ein Loch im Screen, wo die eine Selfie Cam platziert ist. Dank AMOLED-Screen kannst du hier mit einem AMOLED-schwarzen Hintergrundbild recht coole Effekte erzielen. Ich mag es, wenn Hardware und Software optisch zu verschmelzen scheinen.
Schlechte Nachrichten gibt es auch: Alle Note 10s haben keinen Kopfhöreranschluss mehr. Dafür liefert Samsung einen Dongle mit. Das dürfte eine ganz passable Lösung sein für alle, die nicht Videographen sind. Denn die haben das Nachsehen. Es gibt nach wie vor keine vernünftige Lösung für ein externes Mikrofon via USB-C. Gerade bei einem Phone wie dem Note 10 tut so etwas weh, denn die Note-Serie ist die Serie, die für Produktive und Professionelle gedacht ist. So ist es im Wesentlichen ein Galaxy S10 mit Stift. Und ohne Kopfhöreranschluss.
Der ganze Video-Exkurs oben ist darum da, da Samsung nicht nur neue Videofunktionen einführt, sondern auch das sogenannte Zoom-in Mic. Diese Funktion soll analog eines Zoom-Objektivs funktionieren, aber halt mit Ton. Sprich: Ton, der weit entfernt ist, wird in die Nähe geholt. Und dazu kommt Adobe Rush speziell optimiert auf das Note 10. Aber eben: Externes Mic. Wäre was.
Interessantes Detail: Der Bixby-Knopf an der Seite fehlt. Also, eigentlich fehlt der Power Button an der rechten Seite des Smartphones. Dort, wo der Bixby Button ist, ist jetzt der Power Button. Dieser kann beides, Ein- und Ausschalten sowie Bixby. Glücklicherweise hat Samsung realisiert, dass nicht alle zwingend Bixby wollen und der Knopf kann frei konfiguriert werden.
Ferner: Die Farbe Aurora Glow. Spektakulär. Wenn du dir ein Bild davon ansiehst, dann tut das Bild der Farbe Unrecht. Denn du musst die Farbe im Licht sehen. Die Rückseite eines Aurora Glow Phones ist verspiegelt und das Licht reflektiert in allen Regenbogenfarben in zufälligen Mustern. Mal als Strahlen, mal als Flächen. Schwarz, weiß und pink können da einpacken.
Das Einsteigermodell der Note-Serie, das Note 10, hat eine Bildschirmdiagonale von 6,3 Zoll. Damit fällt es um 0,1 Zoll kleiner aus als das Samsung Galaxy S10. So weit, so generisch. Richtig gut klingt das Ding beim System-on-a-Chip (SoC). Der Snapdragon 855+ ist dazu da, Leistung zu bringen. Hersteller Qualcomm wirbt damit, dass das SoC gut für Gamer sein soll. Die acht Prozessorkerne leisten bis zu 2,96 GHz. Dazu kommen 8 Gigabyte RAM und 256 Gigabyte interner Speicher.
Beim Akku lehnt sich Samsung nicht allzu weit aus dem Fenster, denn da sind lediglich 3600 mAh. Das ist der einzige Punkt, an dem mir das Gerät – ohne, dass ich lange Zeit damit verbracht habe, daher dieses Statement mit der gebührenden Skepsis lesen – Sorgen macht. In der jüngeren Vergangenheit hat Samsung öfter beim Akku gespart. Das Galaxy S10+ überlebt knapp einen Arbeitstag unter Heavy Use. Das S9 nicht mal das. Schade. Wenn die Konkurrenz bei Huawei etwas beweist, dann, dass es sich definitiv nicht lohnt, beim Akku zu sparen.
Die Kamera kommt mit drei Linsen:
Damit dürfte das Note 10 ordentliche Bilder schießen, je nachdem, was die Software liefert. In Amsterdam unter von Samsung gestellten Bedingungen sehen die Bilder auf jeden Fall sehr gut aus.
In der Hand liegt das Gerät gut. Es wirkt weder klobig noch zu breit oder zu dick. Die runden Seiten aber könnten etwas flacher sein. Vom Gewicht her hätte es ruhig etwas mehr leiden dürfen. Vor allem dann, wenn der Trade-Off für mehr Gewicht in der Hand mehr Akku ist. Ein Smartphone wird erst ab so etwa 230 Gramm leicht unangenehm bei längerem Halten. Vorher ist das absolut keine Sache.
Das Note 10, ohne Plus, kommt zudem auch in «Aura Pink», einer Art Rosa mit Lachseinschlag. Hat keine Chance gegen Aurora Glow. Echt nicht.
Der kleine Stift ist nach wie vor klein. Wenn du große Hände hast, dann vielleicht ein Upgrade auf den Staedtler Bleistift-Pen? Der hat zwar keine Bluetooth-Verbindung, aber ist sicher angenehmer um damit zu schreiben. Trotzdem: Die Bluetooth-Funktionen klingen gut. Du kannst dein Note fernsteuern, bis zu einem gewissen Grad.
Samsung Dex ist nach wie vor da, aber während der Präsentation wird kaum darauf eingegangen. Die Partnerschaft mit Microsoft ist wohl darauf ausgelegt die Lücke zwischen Computer – Mac oder PC – und Smartphone zu schließen. Spannend.
So hübsch das Note 10 auch sein mag, der Star der Show ist das Note 10+. Mit einer Bildschirmdiagonale von 6,8 Zoll und einer Auflösung von 2560×1440 Pixel sieht der Screen so richtig gut aus. Auch hier, schwarz oder weiß mit Farbverlauf auf der anderen Seite. Und im Innern der Snapdragon 855+ mit 256 Gigabyte Speicherplatz.
Richtig interessant aber wird es bei den RAM. Waren 12 Gigabyte RAM beim Galaxy S10 noch exotisch, so gehören sie beim Note 10+ zum Standard. Nice! Auch sehr gut: Der Akku fasst 4300 mAh, sollte also überschlagsmäßig locker einen Arbeitstag durchhalten.
Das Kamerasystem kommt dir vielleicht von oben bekannt vor:
Dazu kommt eine Time-of-Flight-Kamera, oft einfach als ToF abgekürzt, die – vereinfacht gesagt – den Scharfstellungsprozess stark beschleunigt, da sie die Distanzen zwischen Linse und Subjekt schneller misst als die Software.
Die Plus-Version des Note 10 gibt es auch mit 5G, die kleine Version nicht.
Dass sich Samsung beim Akku reinhängen muss, war Analysten und Fans spätestens beim Galaxy S9 klar. Der Akku hielt keinen Arbeitstag unter Heavy Use durch, und das Laden war langsam. Dem Galaxy S10+ erging es ähnlich. Huawei ist dann in einem Huawei-typischen «Hold my Beer»-Manöver mit einer Ladespannung von 40 Watt dahergekommen, was es Huawei-Usern ermöglicht hat, ihre Smartphones in einer halben Stunde um 70 Prozent zu laden. Samsung ist da mit 7,5 Watt hinterhergehinkt.
Neu aber geht das fix. Die Ladespannung von 45 Watt holt nicht nur auf, sondern legt vor. Gut so. Das ist ein Wettrüsten, mit dem ich mich gerne anfreunde. Macht weiter so, liebe Hersteller. Dazu natürlich Wireless Power Share, sprich das Note 10 kann andere kabellos aufladbare Geräte aufladen.
Der 45-Watt-Charger ist separat erhältlich.
Das Note 10 zielt aber nicht nur auf die Produktiven ab. Sondern auch auf ihre Gegenspieler: Die Gamer. Es gibt kaum eine schönere Zeitverschwendung als etwas «Call of Duty» oder etwas «Candy Crush». Das Phone soll erkennen, dass es sich bei «Call of Duty» um ein anderes Game handelt als bei «Candy Crush», die Grafik und Performance intelligent optimieren.
Ein Gaming Peripheral soll separat erhältlich sein. Dann sieht dein Phone in etwa so aus, wie ein PlayStation Controller. Ein P2P Gaming Service wird zudem auch ausgerollt.
Ein Gedanke aber lässt mich nicht los. Während der Präsentation, während der Demo, während dem Dreh. Die Unterschiede zur Flaggschiff-Serie, den Samsung Galaxy Phones, werden immer kleiner. Eigentlich unterscheiden sich die Geräte nur noch dadurch, dass die Notes einen Stift haben, die S-Modelle nicht. Denn die Systemleistung der Notes wird im kommenden Jahr vom Nachfolger des S10 meist sogar noch etwas übertroffen. Daher steht das Note etwas schief in der Gegend. Vor allem auch darum, weil jetzt der Kopfhöreranschluss fehlt.
Was, wenn das das letzte Note ist? Geht der Stift dann verloren? Oder werden die S-Phones Stift-Support erhalten? Wenn ja, wo wird der Stift dann untergebracht? Sicherlich nicht im Gehäuse. Vor allem auch darum nicht, da sich das Gerücht breit gemacht hat, dass das S11 mit flexiblem Display daherkommt und ausrollbar ist. Dazu kommt noch der Faktor Samsung Galaxy Fold, Release unbekannt. Könnte das Teil, mit seinem gigantischen, faltbaren Bildschirm und dem Doppel-Akku, das Note ablösen? Denn Platz für einen Stift im Gehäuse gäbe es darin genug.
Das aber nur so als Gedanke. Das Note 10 selbst, so wie es vor mir liegt, sieht ordentlich aus. Es holt an Stellen auf, an denen Samsung hat aufholen müssen, hat eine auf den ersten Blick ordentliche Kamera und ordentliche Specs.
Ich freue mich auf den Test.
Journalist. Autor. Hacker. Ich bin Geschichtenerzähler und suche Grenzen, Geheimnisse und Tabus. Ich dokumentiere die Welt, schwarz auf weiss. Nicht, weil ich kann, sondern weil ich nicht anders kann.