Samsung Galaxy Watch Ultra
47 mm, Titan, 4G, One Size
Die Galaxy Watch Ultra ist die grösste und teuerste Smartwatch im Portfolio von Samsung. Im Test überzeugt sie leider nicht überall mit Superlativen.
Wenn ein Gadget mit «Ultra» angepriesen wird, sind meine Erwartungen entsprechend hoch. Samsung selbst positioniert die Galaxy Watch Ultra im Topsegment: Sie kostet mit 679 Franken fast doppelt so viel wie die gleichzeitig auf den Markt gebrachte Galaxy Watch 7.
Einen heissen Sommermonat lang war die Smartwatch von Samsung mein täglicher Begleiter – bei Strandaktivitäten genauso wie im wohlverdienten Ferienschlaf. Sie hat mir ultragut gefallen – aber auch einige Enttäuschungen bereitet.
Bei keinem anderen Gadget sind mir die äusseren Werte so wichtig wie bei einer Smartwatch. Schliesslich trage ich sie gut sichtbar am Handgelenk. Die Ultra ist alles andere als diskret. Das quadratische Gehäuse mit 4,5 Zentimetern Seitenlänge wirkt wuchtig und steht rund 1,5 Zentimeter vom Handgelenk ab. Zusammen mit dem Armband wiegt die Uhr 93,4 Gramm. Das ist ein spürbares Zusatzgewicht.
Mir gefällt dieses Gardemass. Grösse und Gewicht haben mich im Alltag nie gestört. Im Gegenteil: Ich hatte jeden Tag Spass daran, die Uhr zu tragen, anzuschauen und zu nutzen. Aber mir ist auch klar, dass dies Geschmackssache ist. Nicht jede und jeder mag so ein grosses Teil am Handgelenk.
Der Screen der Ultra ist rund, das Gehäuse aber quadratisch mit leicht abgerundeten Ecken. Ich finde die Kombination aus klassischem Uhrendesign und Technik-Symbolik schön. Ein polarisierendes Design ist immer ein Risiko für Hersteller, das sich aber durchaus lohnt, um sich von der Masse abzuheben.
Meine Testuhr kommt mit einem auffälligen orangen Armband. Es gibt die Uhr auch in diskretem Schwarz oder Weiss. Obwohl ich Silikonmaterial am Handgelenk nicht mag, hat mich das gelochte Band mit Wabenstruktur überzeugt. Es ist bequem und ich habe darunter trotz Sommertemperaturen nicht geschwitzt.
Nach dem Baden im Pool, See, Fluss und Meer (ich habe tatsächlich alles in den Ferien ausprobiert), ist die Haut auch unter der Uhr schnell getrocknet. Deshalb habe ich die Ultra immer und jederzeit getragen. Auch optisch passen das dunkle Gehäuse und das orange Band ausgezeichnet zusammen.
Die Ultra ist keine Taucheruhr. Zwar ist sie wasserdicht bis 10 ATM oder 100 Meter. Aber das ist ein theoretischer Wert. In der Uhrenbranche gilt: 10 ATM reicht für Schwimmen und Schnorcheln und auch für einen Sprung vom 3-Meter-Brett. Ab 20 ATM aufwärts kannst du die Uhr auch fürs Gerätetauchen anbehalten.
Das auffällige Armband ist aber auch ein Image-Problem für Samsung: Denn Apple hat seine Watch Ultra bereits vor zwei Jahren mit dieser Bandfarbe beworben. Und letztes Jahr mit dem Ocean-Armband, das ebenfalls gelocht ist und ein Wabenmuster hat. Das wirkt alles sehr wie eine Kopie – wenn auch eine gut gemachte.
Beim Gehäuse selbst sind die Unterschiede zwischen Samsung und Apple gross. Die Amerikaner setzen auf einen eckigen Screen, ein helles Gehäuse und eine versetzte Krone. Ähnlichkeiten gibt es höchstens beim Farbakzent an letzterer.
Wichtig zu wissen: Samsung setzt bei der Ultra auf einen neuen Verschluss. Armbänder lassen sich einfach und schnell tauschen – und halten sehr stabil. Allerdings kannst du auch nur Bänder mit gleichem Verschluss nutzen; jene anderer Samsung-Uhren sind nicht kompatibel.
Eine erste Enttäuschung gibt es beim Display. Dieses misst nur 1,5 Zoll – und ist damit kaum grösser als bei der deutlich kompakteren Galaxy Watch 7. Die Lünette und das eckige Gehäuse verschwenden viel Platz. Das ist umso ärgerlicher als der Ring um den Screen keine Funktion hat. Er lässt sich weder drehen noch dient er als Touch-Oberfläche.
Angesichts des Preisaufschlags hätte ich mehr erwartet. Immerhin überzeugt der AMOLED-Screen mit 480 × 480 Pixel Auflösung. Vor allem die Helligkeit ist überragend. Samsung gibt eine Spitzenhelligkeit von bis zu 3000 Nits an. Ich kann aus dem Testalltag (Strand, Pool, 30 Grad) berichten: Auch bei maximal knallender Sonne ist die Uhr perfekt ablesbar.
Schön gemacht ist der Nachtmodus: Das Zifferblatt wird in einer roten, leicht gedämpften Version angezeigt. So kann ich es gut ablesen und es stört niemanden. Leider funktioniert das automatische Einschalten bisher nicht zuverlässig. Immer wieder leuchtete der Screen auch in der Nacht im normalen, hellen Zifferblattdesign.
Wer die Uhr am liebsten über den Touchscreen steuert, kommt gut klar. Dank des neuen Exynos W1000 Prozessors wische ich schnell durch Menüs und Widgets. Über einstellbare Komplikationen im Zifferblatt habe ich direkten Zugriff auf wichtige Funktionen und kann Trainings starten. Alles ist übersichtlich gestaltet und gut bedienbar. Besonders gut gefallen mir die speziellen Zifferblätter für die Ultra-Version.
Allerdings vergibt Samsung auch eine Chance: Zwar spendiert der Hersteller der Uhr eine Krone. Diese sieht aber nur optisch aus wie eine Krone, eigentlich ist es ein zusätzlicher Knopf. Er ist nicht drehbar, sondern wie die zwei normalen Buttons drückbar.
Das ist schade. Eine echte Krone würde es ermöglichen, schnell durch lange Menüs oder eine Liste von Benachrichtigungen zu scrollen. Auch präzise Einstellungen wären so einfacher als mit dem Touchscreen. Immerhin ist der zusätzliche Knopf frei konfigurierbar.
Ich habe die Taschenlampenfunktion darauf gelegt – und sie erstaunlich oft genutzt. Wenn ich in der Nacht Licht brauche, um mich zurechtzufinden, dann reicht ein Knopfdruck und der Screen der Watch leuchtet in voller Stärke weiss auf. So habe ich eine in vielen Situationen ausreichende Taschenlampe immer am Handgelenk.
So toll der frei konfigurierbare Button auch ist, Samsung hätte meiner Meinung nach den unteren oder oberen Knopf dafür nehmen sollen, nicht den in der Mitte. Die Fake-Krone steht nämlich am weitesten heraus und wird so durch Druck mit dem Handrücken immer wieder versehentlich aktiviert. Zudem bin ich es mir von anderen Smartwatches gewohnt, dass der mittlere Knopf zurück zum Zifferblatt führt. Bei der Ultra ist das jedoch der untere Button, woran ich mich auch nach einem Monat noch nicht gewöhnt habe.
Das Werbeversprechen von Samsung lautet «ausdauernder Akku für bis zu 100 Stunden». Im Kleingedruckten steht, dass es mindestens 48 Stunden sind bei kontinuierlichem GPS-Tracking.
Ich habe in meinem Test beide Zielwerte deutlich verfehlt. Im Energiesparmodus waren es rund 72 Stunden, im normalen Alltag mit Always-on-Screen 36 bis 40 Stunden. Das ist in zweierlei Hinsicht eine Enttäuschung.
Im Gehäuse ist zwar ein grosser Akku verbaut, trotzdem ist die Laufzeit im Alltag nicht signifikant länger als bei den Uhren in Normalgrösse. Ich habe keine komplizierten Trainings aufgezeichnet: Schwimmen, Wandern und Schlaftracking. Trotzdem musste ich die Uhr nach eineinhalb bis maximal zwei Tagen wieder aufladen. Die Konkurrenz von Huawei, Garmin und anderen Herstellern schafft deutlich längere Laufzeiten.
Schalte ich im Dropdown-Menü auf «Energiesparen», verdoppelt sich zwar die Effizienz, allerdings nur mit deutlichen Einschränkungen. Der Always-on-Bildschirm ist für mich eigentlich eine Pflicht bei einer modernen Smartwatch. Ich will zumindest die Uhrzeit ablesen können, ohne das Display aktivieren zu müssen.
Noch mehr ein No-Go für mich: Der Stromsparmodus schaltet auch gleich die Aufweck-Erkennung aus. Will ich etwas auf dem Bildschirm sehen, muss ich zwingend einen Knopf drücken oder den Bildschirm berühren. Da lade ich lieber alle zwei Tage als mit diesen Einschränkungen zu leben. Zumal die Uhr so massiv ist, dass ich sie ausser zu Testzwecken wohl nicht in der Nacht fürs Schlaftracking tragen würde.
Im täglichen Tracking überzeugt die Uhr. Der BioActive-Sensor scheint präzise: Ich konnte das nicht wissenschaftlich überprüfen, habe aber Kontrollmessungen mit einem smarten Ring gemacht, den ich ebenfalls teste. Puls, Ruhepuls, Schlafverlauf, Stress – überall erhalte ich mit beiden Trackern ähnliche Messresultate.
Die Rückmeldungen der Galaxy AI über die App sind diskret. Du bekommst beispielsweise Tipps für besseren Schlaf. Anderes musste ich jeweils aktiv starten, etwa die Stressmessung.
Überzeugend ist die automatische Trainingserkennung, die bei mir sowohl beim Schwimmen als auch beim Wandern ausgezeichnet funktioniert hat. Anders als bei Apple zeichnet die Uhr dabei sofort die Aktivitäten auf, ohne dass ich noch etwas bestätigen muss. So hat sie die zugegebenermassen kurzen Sessions (wegen Strand, Pool, 30 Grad) selbstständig und präzise aufgezeichnet.
Die Uhr trackt nicht nur einzelne Sportarten, sondern neu auch Duathlon, Triathlon oder Aquathlon. Das habe ich allerdings nicht getestet – mein Triathlon bestand aus Sonnencreme einschmieren, Wasser trinken und Schatten suchen.
Samsung zeigt mit der Watch Ultra Ambitionen: grösser, auffälliger, teurer. Tatsächlich hat mir die Uhr im Test mit hellem Screen, wuchtiger Optik und stabiler Titanverarbeitung gut gefallen. Sie macht Spass, ist angenehm zu tragen und beeindruckt mit unzähligen Funktionen.
Doch den Ultra-Anspruch erfüllt die Smartwatch längst nicht in allen Bereichen. Der Akku ist zu wenig ausdauernd, die Energiesparoption zu wenig durchdacht. Und bei der Bedienung fehlt eine drehbare Krone.
Ohne Zweifel ist die Ultra aktuell Samsungs beste Uhr. Aber für viele dürfte der Aufpreis gegenüber der Galaxy Watch 7 zu gross sein – vor allem im Verhältnis zu den technischen Unterschieden, die nicht gewaltig sind.
Schade ist auch, dass einige Funktionen wie das EKG nur in Kombination mit einem Samsung-Handy nutzbar sind. Das verringert die Attraktivität der Uhr für Nutzerinnen und Nutzer mit einem Android-Gerät einer anderen Marke nochmals.
Pro
Contra
Gadgets sind meine Passion – egal ob man sie für Homeoffice, Haushalt, Smart Home, Sport oder Vergnügen braucht. Oder natürlich auch fürs grosse Hobby neben der Familie, nämlich fürs Angeln.