Samsung Odyssey Neo G8 im Test: Sieht gut aus, steht aber auf wackeligen Beinen
Der Samsung Odyssey Neo G8 wäre ein sehr guter Gaming-Monitor mit 240 Hertz Bildwiederholrate bei einer Auflösung von 3840 × 2160 Pixeln. Leider trüben der Black Crush und der wackelige Standfuss meine Erfahrungen.
Ich sitze im flackernden Licht des Lagerfeuers. Um mich herum ist es stockdunkel. Da höre ich ein Geräusch. Mit einem mulmigen Gefühl im Bauch mache ich mich auf die Suche nach der Ursache. Wie aus dem Nichts überfällt mich aus der Dunkelheit ein Gegner. Zeit, zu reagieren, habe ich keine. Ich beisse ins Gras.
Diese Szene beschreibt meine Erfahrung mit dem Samsung Odyssey Neo G8 perfekt: Dank der Mini-LED-Hintergrundbeleuchtung sieht das Schwarz auf dem Monitor tatsächlich schwarz aus. Aber manchmal entgehen mir deswegen wichtige Details – wie Gegner, die mir dann ihre Waffe in den Kopf rammen –, weil sie vom Schwarz verschluckt werden. Der Neo G8 hat einen Black Crush.
Auf dem Papier ist der Neo G8 für mich der perfekte Monitor. Games sehen fantastisch aus und dank der hohen Helligkeit und guten Farbwiedergabe ist er auch fürs Office und Bildbearbeitung geeignet. Wenn da nur nicht der wackelige Standfuss, die fummelige Steuerung und der Black Crush wären.
Hier die wichtigsten Spezifikationen des Monitors:
- Panel: VA mit einer Auflösung von 3840 × 2160 Pixel (16:9 Seitenverhältnis)
- Krümmung: 1000R
- Bildwiederholrate: 240 Hertz
- Helligkeit (Normal): 350 Nits
- Helligkeit (Maximal): 1000 Nits
- Statischer Kontrast: 1 000 000:1
- HDR10+
- Mini LED Local Dimming in 1196 Zonen
- Reaktionszeit: 1 ms (Grau zu Grau)
- Anschlüsse: 1 Mal DisplayPort 1.4, 2 Mal HDMI 2.1, Kopfhöreranschluss, 2 Mal USB 3.0
- FreeSync Premium Pro
Was für ein Gewackel
Der Neo G8 ist ein richtiger Wackeldackel. Haue ich ordentlich in die Tasten, wippt der Monitor im Takt. Auch wenn ich die Tasten zur Steuerung des Monitormenüs drücke, bewegt sich der Monitor stark. Erstaunlich, denn der Standfuss nimmt einen grossen Teil unterhalb des Monitors ein. Der müsste eigentlich für stabilen Halt sorgen. Tatsächlich kommt der Grossteil des Gewackels vom Verbindungspunkt zwischen dem Monitor und dem Fuss. Das verschlimmert sich, je höher du die Position des Monitors eingestellt hast.
Sonst ist der Monitor sehr gut verarbeitet. Auch wenn der hohe Kunststoffanteil etwas billig wirkt. Vom Design her spricht der Neo G8 vor allem Gamer an. Der hintere Teil des Monitors ist glänzend weiss und die schwarzen Ränder matt. Die 1000R-Krümmung ist ziemlich stark und dürfte nicht allen passen.
Highlight ist wie bei den Odyssey-Monitoren üblich die Infintiy-Core-Beleuchtung auf der Rückseite, die dem Neo G8 einen zusätzlichen, futuristischen Touch verleiht.
Ergonomisch gibt es nichts am Monitor zu kritisieren. Er lässt sich drehen, neigen und in der Höhe verstellen. Der Standfuss hat einen Gummiclip, um Kabel zu führen und bei den Anschlüssen hat es eine Blende. Einen Kritikpunkt habe ich dennoch: Das Netzteil ist extern, was mich persönlich stört.
Bedienen tue ich den Monitor mit einem D-Pad in der Mitte unterhalb des Screens. Die Tasten fühlen sich matschig an und ich muss sie derart hart drücken, dass der Monitor immer wackelt. Er würde aber auch sonst wackeln.
Das On-Screen-Display ist sonst übersichtlich aufgebaut und lässt keine Wünsche offen. Der Gamer-Sci-Fi-Look wirkt auf mich jedoch etwas angestaubt. Hier dürfte sich Samsung ein Redesign überlegen.
Performance in Games
Die Farben des Neo G8 wirken in Games knackig und satt – egal ob in HDR oder SDR. Highlight der Bildqualität des Neo G8 ist das Kontrastverhältnis. Dank dem Mini LED Local Dimming Feature mit 1196 Zonen sieht schwarz wirklich schwarz aus und bleibt es auch neben hellen Bildteilen.
Das Local Dimming lässt sich auf die Stufen «Auto», «High» und «Low» einstellen. Auf «High» können jedoch feine Details im Schwarz verloren gehen, wenn eine Dimming Zone nicht angeht. Das nennt sich Black Crush. Auf «Low» passiert dies weniger, dafür sind helle Bereiche im Vergleich zum Schwarz nicht so hell.
Dank der vielen Dimming Zonen ist Blooming kein Thema. Dieses entsteht, wenn Licht der Hintergrundbeleuchtung auf umgebende Zonen überscheint. Einzig bei Untertiteln oder wenn du nicht direkt vor dem Monitor sitzt, ist leichtes Blooming wahrnehmbar. Ersteres ist aber nicht störend und zweiteres bei einem Curved-Monitor gegeben.
Was mich zum Blickwinkel bringt. Bereits aus einem leichten Winkel betrachtet, wirkt das Bild verwaschen. Nur wenn ich mittig vor dem Bildschirm sitze, sind die Blickwinkel stabil. Das ist aber bei allen Curved-Monitoren so, die ich bis jetzt getestet habe.
Der Neo G8 verfügt über die Variable-Refresh-Rate-Technologie (VRR) AMD FreeSync Premium Pro. Gemäss meinen Tests ist der Monitor ebenfalls mit G-Sync kompatibel, obwohl dies nicht speziell aufgeführt ist. G-Sync funktioniert jedoch nur über DisplayPort. Screen Tearing – also wenn das Bild zerrissen wirkt – ist deshalb kein Thema. Wenn die Framerate jedoch stark fällt, äussert sich das mit Flackern.
Der Monitor unterstützt bei 2160p-Auflösung bis zu 240 Hertz Bildwiederholrate. Manche User berichten von Scanlines, also sichtbaren Pixel-Linien, wenn der Monitor mit 240 Hertz läuft. Das ist bei meinem Testsample nicht der Fall.
Wenn ich VRR nicht aktiviert habe, kann es zu Inverse Ghosting kommen. Das sieht aus wie ein weisses Leuchten hinter sich bewegenden Objekten. Indem ich die Overdrive-Einstellungen auf Standard einstelle, kann ich das mindern. Es sind die schnelleren Einstellungen, die zu Inverse Ghosting führen.
Gemessene Bildqualität
Mit dem i1Display Pro Plus messe ich, wie gleichmässig das Panel in SDR ausgeleuchtet ist. Folgende Werte gibt mir das Gerät an:
Mit durchschnittlich 402 Nits leuchtet das Display 52 Nits heller als Samsung angibt. Die Ausleuchtung dürfte gleichmässiger sein. Maximal 42 Nits oder rund zehn Prozent beträgt die Differenz. Von blossem Auge kann ich diese Differenz nur auf weissem Hintergrund, bei sehr genauem Hinsehen feststellen.
Dank der hellen Ausleuchtung eignet sich der Monitor auch zum Gamen und Arbeiten in lichtdurchfluteten Räumen, wie meinem Homeoffice-Platz unter dem Dachfenster. Eine spezielle Beschichtung mindert Spiegelungen und so kann ich an sonnigen Tagen ungestört arbeiten oder Gegner niedermetzeln.
Die 1000 Nits, die nötig sind für die HDR10+-Auszeichnung, kann ich mit meinen Mitteln nicht messen, da diese nur für den Bruchteil einer Sekunde erreicht werden. Im Normalbetrieb erreiche ich folgende Werte mit HDR:
Die Differenz beträgt in HDR maximal 31 Nits oder rund zehn Prozent, ist also ähnlich wie in SDR.
Weiter messe ich die Farbraumabdeckung in SDR. Die Abdeckung ist für einen Gaming-Monitor sehr gut:
- sRGB: 99,8 Prozent
- Adobe RGB: 83,2 Prozent
- DCI P3: 90 Prozent
sRGB wird akkurat dargestellt. Die Abdeckung des Farbraums Adobe RGB ist jedoch ungenügend für jene, die damit arbeiten. Also beispielsweise Grafiker, die Material für den Druck aufbereiten. Die für die digitale Filmproduktion wichtige DCI-P3-Abdeckung ist mit 90 Prozent gut. Dennoch erreiche ich bei meinen Messungen nicht die von Samsung versprochenen 95 Prozent.
In HDR sind die Werte nicht ganz so gut wie in SDR, lassen sich für einen Gaming-Monitor aber dennoch sehen:
- sRGB: 99,2 Prozent
- Adobe RGB: 79,3
- DCI P3: 86,5 Prozent
Fazit: Erfüllt für den Preis meine Erwartungen nicht
Der Samsung Neo G8 ist eigentlich ein sehr guter Gaming-Monitor. Dank der Bildwiederholrate von 240 Hertz bei 2160p-Auflösung ist er für die Zukunft gerüstet. Die Bildqualität ist bis auf den Black Crush, bei dem Details in dunklen Bereichen verschluckt werden, sehr gut. Im Hinblick auf die Verarbeitung ist der wackelige Standfuss für mich ein No-Go.
Ohne diese Kritikpunkte wäre der Neo G8 für mich der perfekte Gaming-Monitor. Angesichts des hohen Preises wiegen sie für mich jedoch zu schwer. Ein rund 1400-fränkiger (1500 Euro) Monitor sollte keine solchen Fehler haben. Wenn dich das nicht stört und du bereit bist, so viel Geld für einen Monitor auszugeben, kann ich dir den Neo G8 dennoch empfehlen.
Technologie und Gesellschaft faszinieren mich. Die beiden zu kombinieren und aus unterschiedlichen Blickwinkeln zu betrachten, ist meine Leidenschaft.