Schadstoffe, Umweltschutz, Arbeitsbedingungen: Stiftung Warentest checkt Holzspielzeug
Die Stiftung Warentest hat Holzspielzeug auf Herz und Nieren geprüft. Fazit: Viele Hersteller sind weniger öko als gedacht. Und in 5 von 15 stecken Schadstoffe – immerhin weniger als noch vor zehn Jahren.
Spielzeug soll Spass machen. Aber im besten Fall eben auch sinnvoll und nachhaltig sein. Mit Holzspielzeug kannst du da wenig falsch machen, oder? Nicht ganz, wie ein umfassender Check der Stiftung Warentest ergeben hat.
Das deutsche Verbrauchermagazin hat 15 Holzspielsachen für Kinder unter drei Jahren überprüft. Zehn stuft es als «sicher» ein, in den übrigen wurden kritische Mengen an Schadstoffen festgestellt. Überprüft hat es auch die Nachhaltigkeit und Arbeitsbedingungen der Anbieter. Acht fielen durch.
1. Sicherheit: keine direkte Gefahr, aber kritische Substanzen
Punkto Sicherheit hat die Stiftung Warentest die hölzernen Bauklötze, Puzzles und Schiebefiguren einem zweifachen Test unterzogen: Einerseits hat sie die Testprodukte auf direkte Gefahren wie verschluckbare Kleinteile gecheckt, andererseits auf Schadstoffe.
«Wir zerrten an den Spielsachen, liessen sie fallen oder schlugen fest darauf, um zu kontrollieren, ob sich verschluckbare Kleinteile lösen», heisst es im Bericht über die mehr als 200 Belastungstests. «Zudem prüften wir, ob sich Kinder mit Schnüren strangulieren könnten oder etwa Glöckchen zu laut für ihre kleinen Ohren klingelten.» Die gute Nachricht: Alle Testprodukte bestanden hier.
Anders sieht es bei der Schadstoff-Untersuchung aus. In mehr als 1000 Tests wurden 220 Substanzen überprüft – und dabei in fünf Spielzeugen kritische Mengen an gesundheitsgefährdender oder umweltschädlicher Substanzen in Lack, Sperrholz oder Textil nachgewiesen. Konkrete Beispiele: Im blauen Textil eines Holzwürfels von Plantoys wurde krebserzeugendes Dimethoxybenzidin ermittelt. Und im schwarzen Kunststoffring der Froschkönig-Schiebefigur von Nic steckt unter anderem der Weichmacher Diisononylphthalat (DINP) in einer Konzentration, die nach EU-Recht verboten ist.
Zusammenfassend stuft die Stiftung Warentest unter dem Sicherheitsaspekt vier Spielzeuge als «mangelhaft» ein, eines als «ausreichend» (magnetisches Angelspiel von Goula), zehn sind entweder «befriedigend» oder «gut». Einige der Testprodukte führen wir im Galaxus-Shop:
Die Mangelhaften und Ausreichenden
Aufgrund der Testergebnisse haben wir die beiden mangelhaften Produkte für einen Verkauf vorerst blockiert (Activity Blocks und Hündchen Pepe). Unser Category Management überprüft eine Entfernung aus dem Sortiment und ist mit den Herstellern in Kontakt.
Die Befriedigenden
Die Guten
Immerhin: Im Vergleich zu 2003 hat sich das Ergebnis verbessert. Im Test vor zehn Jahren riet die Stiftung Warentest nämlich noch von jedem zweiten Produkt ab. Sowohl wegen Schadstoffen als auch wegen anderer Mängel wie Erstickungsgefahr.
2. Unternehmensverantwortung: Viele enttäuschen
Weiter hat die Stiftung Warentest die Hersteller der 15 getesteten Holzspielzeuge punkto Umweltschutz und Arbeitsbedingungen genauer unter die Lupe genommen. Sie hat die Anbieter zu ihrer sozialen und ökologischen Unternehmensverantwortung befragt und die Lieferketten der geprüften Produkte bis zur Holzherkunft verfolgt. Antworten, Belege, Prüfberichte unabhängiger Zertifizierer und ein Videogespräch trugen zur Bewertung bei.
Die Mangelhaften
Sechs Anbieter enttäuschten, weil sie kaum bis keine Einblicke ermöglichten. Sie kassierten deshalb ein «mangelhaft»:
- Ikea (Uppsta Motorikschleife)
- Nic Spiel + Art (Walter, Schiebefigur Froschkönig)
- Schmidt Spiele (Selecta; Schiebespielzeug Ente)
- Simba Dickie (Eichhorn; Rollbahn Haus)
- Smyths (Squirrel Play; Holzbausteine)
- Jumbo Spiele (Goula; Magnetisches Angelspiel)
Die Ausreichenden
Für zwei gab’s ein «ausreichend». Sie haben ihre Aussagen kaum belegt, keine Gespräche mit der Zentrale oder chinesischen Fabrik zugelassen oder die Fertigungsstätte ganz geheim gehalten.
- Goki (Steckpuzzle Bauernhof)
- Grimm’s (Geo-Klötze)
Die Befriedigenden und Guten
Drei erhalten das Prädikat «befriedigend»:
- Rossmann (Ideenwelt; Holzzug Krokodil),
- Ravensburger (Zoo-Holzpuzzle)
- Hape (Nachziehhund Pepe)
Vier werden als «gut» eingestuft:
- Lidl (Playtive; Motorikspiele Klopfbank)
- Ravensburger (Erstes Brio Bahn-Spielset)
- Haba (Steckspiel Farbkringel)
- Plantoys (Acivity Blocks) gelten als «gut».
Haba und die zu Ravensburger gehörende Firma Brio hätten umfassende Vorgaben zu Entlöhnung, Arbeitsschutz, Pausen- und Arbeitszeiten, die sie in ihren Fabriken in Deutschland und Tschechien gut umsetzen würden. Lidl, Hape, Ravensburger und Rossmann zeigten sich laut Stiftung Warentest ebenfalls transparent und mit vielen sozialen und ökologischen Massnahmen. Sie gewährten teilweise Einblicke in ihre Produktionsstätten in China.
Ein Hersteller stach aus den Guten heraus: Plantoys mache vor, wie es auch in Asien funktionieren könne, lobt die Stiftung Warentest. Nämlich mit existenzsichernden Löhnen und einem Vorsorgefonds für die Angestellten. Ausserdem verarbeite Plantyos die ausgedienten Kautschukbäume von den Plantagen um die Fabrik herum zu Spielzeug und nutze Photovoltaik und Wärmerückgewinnung. Allerdings: Im Produkttest kassierte Plantoys Spielzeug ein «mangelhaft» (siehe oben). Einzig Lidl schnitt sowohl bei der Produktqualität als auch bei der Unternehmensverantwortung gut ab.
In die richtige Richtung, aber…
«Unser Test zeigt: Jene Unternehmen in der Spielzeugbranche, die uns ihre Türen geöffnet haben, gehen in eine gute Richtung», resümiert die Stiftung Warentest. «Vor den anderen liegt in Sachen Transparenz noch ein weiter Weg.» Und «die anderen» sind immerhin noch mehr als die Hälfte der getesteten Anbieter.
Mit Holzspielzeug für Kinder kannst du viel richtig machen. Aber eben auch ganz viel falsch. Das ist aber auch bei Alternativen aus Plastik oder Textil nicht anders. Eine Orientierungshilfe bietet das GS-Zeichen: Damit ausgezeichnetes Spielzeug entspricht den gesetzlichen Anforderungenn bezüglich Sicherheit und Schadstoffen.
Titelfoto: ShutterstockAnna- und Elsa-Mami, Apéro-Expertin, Gruppenfitness-Enthusiastin, Möchtegern-Ballerina und Gossip-Liebhaberin. Oft Hochleistungs-Multitaskerin und Alleshaben-Wollerin, manchmal Schoggi-Chefin und Sofa-Heldin.