Schaumschläger oder Wunderbräuner?
Lange Sonnenbäder habe ich aufgegeben: Meiner Haut zuliebe – und weil mir für das bisschen Bräune, das dabei rauskommt, die Geduld fehlt. Ob der Selbstbräuner von Coola das Ausharren in der Hitze ersetzt? Ein Test.
Was hat Michelangelo mit einem Selbstbräuner am Hut? Nichts, wenn du mich fragst. Der Kosmetik-Hersteller Coola sieht das aber anders und schmückt mit einem leicht modifizierten Zitat des Bildhauers die Verpackung seiner Sunless Tan Express Sculpting Mousse:
Im Originalen heisst es übrigens him statt her.
Auf mein Stirnrunzeln folgt ein paar Zeilen weiter unten die «Auflösung»: «While we can’t actually sculpt you into a bronzed goddess, we can help make you look your statuesque best in a matter of hours.» Ihr Selbstbräuner holt also in wenigen Stunden mein statuenhafteste Ich zum Vorschein. Mit Marmor verbinde ich zwar vieles – aber keine gebräunte Haut. Der Vergleich zum glatten Stein scheint sich daher mehr auf ein anderes Versprechen des Produkts zu beziehen: eine optisch geglättete Haut. Weit hergeholt, aber meine Neugierde ist geweckt. Nicht zuletzt, weil das Produkt einem Mosaikbild aus Zertifizierungen gleichkommt.
Was steckt drin?
Coolas Sunless Tan Express Sculpting Mousse ist mit Labels zugepflastert, darunter:
- das EcoCert-Logo
- der rote Best of Beauty allure 2018 Award Winner-Button
- das Farm to Face-Gütesiegel
- ein Cruelty Free-Häschen
- ein Non GMO-Zeichen, soll heissen: frei von genmanipulierten Inhaltsstoffen
- das Vegan-Symbol
Ausserdem stammen 78,06 Prozent der Inhaltsstoffe aus biologischem Anbau, während 99,60 Prozent der Inhaltsstoffe natürlichen Ursprungs sind. Hergestellt wird das Produkt in den USA. Der Selbstbräuner enthält konzentriertes Koffein, das Herstellerangaben zufolge optisch für gestraffte Haut sorgen soll, da es die Blutgefässe verengt. Dermatologen sind sich jedoch uneinig, inwiefern sich dieser Effekt auf Unebenheiten in der Grössenordnung von Cellulite auswirkt. Grüner Kaffee, Algenextrakte und DHA (Dihydroxyaceton) aus der Zuckerrübe sind ebenfalls mit von der Partie. DHA ist übrigens ein umstrittener Inhaltsstoff
, der für die Bräune verantwortlich ist.
So funktioniert’s
Duschen, rasieren und peelen – danach ist meine Haut ready. Ich schüttle die Flasche und gebe etwas vom Produkt auf den Selbstbräuner-Handschuh einer anderen Marke, den ich daheim rumliegen habe. Die Hände kann ich dir als Tool nicht empfehlen, da Schaum-Formulierungen schnell in die Haut einziehen und du deine Handinnenflächen kaum davor bewahren kannst, die Farbe anzunehmen. Der Schaum ist farblos und riecht nach Badeferien. Eine unaufdringliche Mischung aus Sonnencreme, Kokosnuss und Salzwasser. In Coola's Worten : «natürliche Piña Colada». Cheers.
Ich arbeite den Schaum – angefangen bei meinen Beinen – mit kreisenden Bewegungen in meine Haut ein. Ist das Produkt erst aufgetragen, siehst du zunächst mal nichts, da sich die Bräune erst mit der Zeit entwickelt und nicht schon im Produkt steckt. Der Nachteil dabei: Ich erkenne nicht sofort, ob ich eine Stelle am Körper ausgelassen habe.
Nach etwa 15 Minuten ist meine Haut trocken und ich ziehe mich wieder an. Eine Stunde später kommt die Bräune langsam in die Gänge. Nach zwei bis drei Stunden sollte sich laut Coola die Bräune ganz entwickelt haben und nach sechs bis acht Stunden darf ich wieder unter die Dusche.
Eine Stunde nach der Applikation entscheide ich mich dazu, meinen Beinen noch eine zweite Runde zu gönnen. So sehe ich, ob sich das Produkt streifenfrei aufbauen lässt. Dabei macht der Pumpkopf bereits schlapp. Er schnellt nach dem Herunterdrücken nicht mehr automatisch hoch, was mühsam ist, weil ich manuell nachhelfen muss.
Das Ergebnis
Nach neun Stunden und einer Dusche, ist es Zeit für ein Zwischenfazit: Was die Farbe anbelangt bin ich mehr als happy. Das Produkt hat sich auf meiner Haut zu einem schönen Olive-Ton entwickelt, jenseits vom klischeehaften Selbstbräuner-Orange. Zudem ist das Ergebnis komplett streifen- und fleckenfrei. Sogar an den Beinen, wo ich zwei Schichten aufgetragen habe. Dementsprechend sind sie gebräunter als der Rest meines Körpers. Im Vergleich zu anderen Produkten trocknet dieses meine Haut jedoch aus, denn: Trotz obligatorischer Bodylotion nach der Dusche fühlt sich meine Haut besonders an den Beinen dehydriert an. Sie spannt. Ob die zweite Schicht daran schuld ist? Ich empfehle dir daher, nach der Anwendung zu einer reichhaltigen Pflege zu greifen.
An besonders trockenen Hautstellen sehe ich bereits nach fünf Tagen, wie sich die Farbe allmählich verabschiedet. An den geschmeidigen Stellen verblasst die Farbe ebenmässig. Die Haut wirkt optisch glatter. Überrascht bin ich deswegen nicht, schliesslich ist es kein Geheimnis, dass Bräune Unebenheiten kaschiert. Inwiefern andere Inhaltsstoffe hier mitspielen, kann ich nicht beurteilen. Mit einer Statue wage ich mich dennoch nicht, zu vergleichen. Was die Verpackung anbelangt: Nach dem Gebrauch habe ich die Flasche aufrecht stehen lassen. Am Tag darauf hat sich Flüssigkeit in der Kappe angesammelt. Zusammen mit dem schwachen Pumpspender ein enttäuschendes Produktdesign.
Aussen pfui, innen hui!
Die Verpackung zickt, der Inhalt überzeugt. Da sich beim Sunless Tan Express Sculpting Mousse die Bräune erst mit der Zeit entwickelt und sie sich bei Bedarf aufbauen lässt, ist das Produkt einsteigerfreundlich. Besonders bei heller Haut ist es schwierig, einen solchen Selbstbräuner zu finden, der natürlich aussieht, Fehler verzeiht und dennoch stark genug ist, um einen deutlichen Vorher-Nachher-Unterschied hervorzubringen. Wer ohnehin unter trockener Haut leidet, tut sich mit dieser Formulierung aber keinen Gefallen. Wäre das Produkt nicht so teuer, würde ich die verpackungstechnischen Mängel dem Resultat zuliebe in Kauf nehmen. Vielleicht lässt sich Coola ja von Michelangelo dazu inspirieren, ihr Packaging neu zu meisseln.
Als Disney-Fan trage ich nonstop die rosarote Brille, verehre Serien aus den 90ern und zähle Meerjungfrauen zu meiner Religion. Wenn ich mal nicht gerade im Glitzerregen tanze, findet man mich auf Pyjama-Partys oder an meinem Schminktisch. PS: Mit Speck fängt man nicht nur Mäuse, sondern auch mich.