Schrittweise zur eigenen Bibliothek
Wenn du genug von der Digitalisierung hast, ist es höchste Zeit für eine Hausbibliothek. Ein Regal, eine durchdachte Organisation und eine schöne Beleuchtung genügen, um deine Bücher Bände sprechen zu lassen.
Klar ist ein E-Book im Gegensatz zum dicken Wälzer viel platzsparender. Trotzdem verzichten viele nur ungern auf ein «echtes» Buch. In meinem Umfeld voller Millennials und Digital Natives bevorzugen alle das Gefühl, ein Buch in der Hand zu halten. Sie möchten sogar das Papier riechen können. Und das, obwohl es eigentlich die Generation Z ist, der laut Vertreterinnen wie Elise By Olsen die Sehnsucht nach dem Haptischen zugeschrieben wird. Die 21-Jährige ist Chefredakteurin des Modemagazins Wallet und hat aus besagtem Grund die Fashion Research Library in Oslo gegründet. In dem Modearchiv wird nur Gedrucktes gesammelt. Auf diese Weise sollen Magazine, Kataloge und Einladungen dokumentiert werden, die für gewöhnlich mit der neuen Kollektion bereits wieder vergessen sind.
Das Archiv trifft den Nerv der Zeit: Jetzt, wo niemand zur Inspiration herumreisen oder gar sein Haus ohne triftigen Grund verlassen kann, gewinnt altes Material an Bedeutung. Auch ich war im ersten Lockdown froh, dass ich so viele Magazine daheim hatte. Damals fertigte ich mit alten Zeitungsausschnitten eine Trauminterieur-Collage an. Ohne meine eigene Sammlung hätte ich so schnell keinen Zugang zu vielen unterschiedlichen Print-Magazinen gehabt.
Aber wohin mit all den Büchern und Zeitschriften, wenn du nicht gerade ein extra Lesezimmer, geschweige denn ein Archiv besitzt? Auch hier hat mir der Lockdown etwas offenbart. Mit der richtigen Inneneinrichtung können Räume für mehrere Zwecke genutzt werden. Alle, die wie ich seit vergangenen März im Homeoffice sind, wissen, dass es möglich ist, seinen Arbeitsplatz ins Schlaf- oder Esszimmer zu quetschen. Mit anderen Worten: Du kannst eine Hausbibliothek in jedes Zimmer integrieren. Dafür brauchst du eine persönliche Lösung, die nicht der klassischen Vorstellung einer Bibliothek entspricht.
Optionen abwägen
Es muss nicht immer ein aufwendiger Einbauschrank sein. Du kannst auch mehrere Wandregale über- und nebeneinander aufhängen. Verteile ein und dasselbe Modell über die gesamte Wand und nutze die Höhe. Das spart Platz am Boden und lässt die Bibliothek wie ein Teil der Architektur wirken. So nutzt du jede noch so kleine Wandfläche in Durchgängen, über Heizungen oder dem Schreibtisch aus.
Achte bei der Wahl des Designs darauf, dass du einheitliche Farben wählst. Schliesslich sorgen die Buchrücken für genug Abwechslung. Auch wenn du nicht alle Bretter füllen magst, kaufe dir bereits die Bretter in der gewünschten Menge. Manchmal laufen gewisse Modelle aus. Bewahre sie im Keller auf oder dekoriere die leeren Stellen vorerst mit Dingen wie Vasen. Buchstützen sind wunderbare Lückenbüsser.
Eine Hausbibliothek gelingt auch mit einem Bücherregal. Einmal zusammengebaut, kannst du es beliebig platzieren und als Raumteiler einsetzen. Stell es mitten in den Raum, um so Bereiche wie den Arbeitsplatz einzugrenzen.
Es gibt auch Bücherregale, die sich wie eine Leiter an die Wand anlehnen lassen. Sie wirken lässig und können schnell verschoben werden. Oder du legst dir ein Modell auf Rollen zu. Es dient dir bei Bedarf auch als Raumtrenner.
Wer sagt, dass das Naheliegendste immer das Beste ist? Niedrige Regale können auch zu einem Display für deine Bücher werden. Sie sind zwar ungewöhnlich, aber praktisch, da sie dir die Möglichkeit geben, auch ungenutzte Flächen vor einer Fensterfront zu nutzen. Stelle auf dem obersten Fach die Bücher und Magazine mit den schönsten Covers aus. Anders als bei einem hohen Bücherregal sind diese nämlich sichtbar.
Modulsysteme sind nicht nur an der Wand, sondern für maximale Flexibilität auch freistehend eine gute Wahl. Viele Hersteller bieten spezielle Einsätze für Bücher an. Solltest du sie eines Tages nicht mehr benötigen, nimmst du sie heraus. So gewinnst du mehr Stauraum.
Für Magazine mit einem tollen Cover eignen sich auch Zeitungshalter-Regale. Stelle sie in der Gruppe oder als Solisten auf. Letzteres lässt sie zur Skulptur werden. Vor allem, wenn du ein farbiges Modell wählst.
Konzept überlegen
Ein Regal auszusuchen, ist das eine. Das andere ist es, die Bücher darin anzuordnen. Je bewusster du sie inszenierst, desto mehr wird die Hausbibliothek zum Blickfang. Überlege dir zu Beginn ein System. Gruppiere die Bücher entweder nach Autor, Thema oder nach Farben. Achte dabei auf die Proportionen. Grosse Bänder kommen aufs unterste Fach und kleine auf die oberen. Arrangiere die Druckwerke nebeneinander und staple sie abwechslungsweise auch einmal aufeinander.
Wer sich Kontraste wünscht, dekoriert hier und da mit Kunstobjekten und Souvenirs. Sie helfen dabei, die klaren Linien der Bücher zu durchbrechen. Oder du verpasst der Wand dahinter einen Anstrich. Es kann reizvoll sein, die Bibliothek mit einem satten Farbton einzurahmen. Gleichzeitig sind Flecken darauf weniger sichtbar. Bei einer weissen Wand und viel Bewegung kann es nämlich oft zu grauen Schlieren kommen.
Angemessen beleuchten
Um der Bibliothek das gewisse Etwas zu verleihen und dir die Suche nach deinem Lieblingsschmöker zu erleichtern, ist die richtige Beleuchtung das A und O. Sorge bei einem frei stehenden Regal für indirektes Licht, indem du es mit einer Tischlampe oder einer Stehlampe ergänzt. Sie können gleichzeitig als Leselicht fungieren. Du kannst dein Bücherregal alternativ mit Wandleuchten einrahmen oder es mit LED-Streifen an den Rändern versehen. Entscheide dich für smarte LEDs, wenn du die Lichtfarbe variieren willst. Das macht deine Bibliothek im Nu modern und einmal mehr einzigartig.
Wie ein Cheerleader befeuere ich gutes Design und bringe dir alles näher, was mit Möbeln und Inneneinrichtung zu tun hat. Regelmässig kuratierte ich einfache und doch raffinierte Interior-Entdeckungen, berichte über Trends und interviewe kreative Köpfe zu ihrer Arbeit.