Schwarz-Weiss-Bilder – Farblos grandios!
Wer braucht schon farbige Fotos, wenn diese in Schwarz und Weiss eigentlich viel stimmungsvoller aussehen? Gerade in der kalten Jahreszeit kann es schnell mal vorkommen, dass man die Welt nur noch in Grautönen wahrnimmt. Warum sich das nicht gleich zunutze machen und kreativ auf seine Fotografie übertragen?
Glücklicherweise befinde ich mich noch immer im sonnigen Australien. Wie so manches hier «down under», stehen auch die Jahreszeiten etwas auf dem Kopf. Weihnachten mit 35 Grad und Flipflops zu feiern ist für meine Verhältnisse doch etwas ungewohnt. Ich kann mich jedoch noch genau an den letztjährigen Winter erinnern, schliesslich war er auch der Grund für meine fluchtartige Reise ins warme Land der Surfer und Kängurus! In nostalgischer Erinnerung möchte ich euch nun eine kleine Einführung in das Thema Schwarz-Weiss-Fotografie geben.
So wird’s gemacht
Weniger ist mehr! Das ist im Bezug auf viele Situationen im Leben und vor allem bei der Schwarz-Weiss-Fotografie die Regel Nummer eins (Einzig bei Schokolade und Anschaffung von Objektiven gilt dies nicht)! Meiner Meinung nach wirken monochrome Fotos am Besten, wenn sie aufs Wesentliche reduziert sind.
Mein zweiter Tipp ist es, die monochrome Fotografie zur Priorität zu machen. Das heisst, dass man sich bereits vor einem Shooting bewusst machen soll, dass man auf der Suche nach Schwarz-Weiss-Motiven ist. Viel zu oft kommt es im Zeitalter von Instagram und Handyfilter vor, dass man die Schwarz-Weiss-Fotografie einzig als Produkte einer Nachbearbeitung sieht. Dadurch verpasst man die Chance, sein Schwarz-Weiss-Bild direkt bei der Aufnahme in die gewünschte Richtung zu beeinflussen. Eine passende Metapher hierzu wäre es, die Zutaten für Grossmutters Geheimrezept für Spaghetti Bolognese in der Migros einzukaufen und dann zuhause festzustellen, dass man die Tomatensauce vergessen hat. Nochmals raus in die Kälte ist keine Option, also verwendet man einfachheitshalber das leicht abgestandene Ketchup, das noch im Kühlschrank rumsteht. Kann mit einer riesigen Ladung Gewürze funktionieren, ist aber mit Sicherheit nicht die beste Lösung, oder? 😀
Wenn man in diesem Bereich noch nicht sehr erfahren ist, hilft es immer etwas Tomatensauce zu Hause zu haben und in der Kamera den Schwarz-Weiss-Modus zu aktivieren. Somit kann man die Welt direkt in der Vorschau auf dem Bildschirm ohne Farbe bewundern.
Kreative Anregungen für gute Schwarz-Weiss-Bilder
Mit der Farbe verzichten wir auf ein starkes und vielfältiges Gestaltungsmittel. Dies ist jedoch absolut kein Grund sich eingeschränkt zu fühlen und die Kamera an den Nagel zu hängen. Ganz im Gegenteil, man hat ohne die ablenkende Wirkung von Farben die Möglichkeit, sich aufs Wesentliche zu konzentrieren.
Die folgenden fünf Gestaltungsmittel gewinnen meiner Meinung nach in monochrom sogar an Wirkungskraft! Ausserdem wirkt sich ein besseres Verständnis dieser Konzepte auch positiv auf deine Farbfotos aus!
Linien und Formen
Ob gerade, eckig, kreisförmig oder gewellt, Linienführungen und Formen können vor allem in der Schwarz-Weiss-Fotografie ihre volle Wirkung entfalten. Halte bei deiner Motivwahl und Bildkomposition nach diesen Ausschau und betone ihre Eigenheiten. Dazu empfehle ich dir vor allem mit der Drittelregel und dem Goldenen Schnitt zu arbeiten.
Beim Goldenen Schnitt unterteilt man das Bild theoretisch sieben Mal (bis unendlich) in einem Verhältnis von 61,8% zu 38,2%. In der Praxis empfiehlt es sich sein Motiv an den zwei grössten Unterteilungen auszurichten und den Bildausschnitt für die Nachbearbeitung etwas grosszügiger zu wählen. (Tipp: In Adobe Lightroom kann man im Beschneidungsmodus mit der Taste «O» die goldene Spirale einblenden lassen und mit «SHIFT + O» drehen)
Muster
Muster und sich wiederholende Formen gehen in Farbbildern oftmals unter, vor allem, wenn es sich dabei um dezente Konstellationen handelt. In Schwarz-Weiss-Bildern stechen Muster jedoch stärker hervor und können als Bildkonzept mit einer guten Komposition brillieren.
Kontrast
Kontrast ist ein zentrales und ausserordentlich starkes Gestaltungsmittel in der Schwarz-Weiss-Fotografie. Da sich die einzelnen Bildelemente und Motive nicht mehr durch ihre Farbe voneinander abheben, benötigt man Kontraste, um sein Hauptmotiv hervorzuheben.
Vor allem bei Porträtaufnahmen kann man in der monochromen Fotografie den Kontrastregler etwas stärker ausschlagen lassen als bei Farbaufnahmen. Dies führt zu einem dramatischen «Look» und hebt markante Eigenheiten deines Modells hervor.
Mit geringer Schärfentiefe arbeiten
Eine geringere Schärfentiefe leitet den Blick des Betrachters aufs Wesentliche. In Schwarz-Weiss-Bildern kommt dies noch viel stärker zur Geltung.
Durch das gezielte einsetzten von Unschärfe (wie der Fels auf der rechten Seite im Beispielbild) kann man dem Bild zudem eine schöne Dreidimensionalität geben.
High-Key & Low-Key
Low-Key- und High-Key-Fotografie sind zwei Gestaltungsstile, die vor allem in der Schwarz-Weiss-Fotografie Anwendung finden. Die beiden Stile werden tendenziell dazu verwendet eine düstere (Low-Key) oder fröhliche (High-Key) Stimmung einzufangen.
Bei der Low-Key-Fotografie dominieren starke Kontraste sowie Schwarz- und Grautöne. Das Bild ist entweder stark unterbelichtet oder die Lichtquelle auf ein Minimum reduziert. Zudem ist die Lichtquelle meistens seitlich zum Model oder Motiv positioniert. Dadurch erzeugt man eine dramatische Stimmung mit hervorgehobenen Silhouetten.
Die High-Key-Fotografie ist im Gegenzug arm an Kontrasten und von weichem Licht dominiert.
Nachbearbeitung
Den grössten Fehler, den man bei der nachträglichen Erzeugung eines Schwarz-Weiss-Bildes machen kann, ist den Sättingungsregler auf 0 zu schieben. Dadurch erhält man ein Bild, dem wortwörtlich die Farbe und somit auch das Leben ausgesaugt wurde. Das Resultat ist in den meisten Fällen eintönig und kontrastarm. Wohl kaum etwas, das man sich an die Wand hängen möchte.
Richtig gemacht wird es mit einer Software, welche es dir erlaubt, die einzelnen Farbkanäle anzusteuern und fürs finale Schwarz-Weiss-Bild zu optimieren. Du denkst jetzt vielleicht, wozu soll ich die Farbkanäle anpassen, wenn es eigentlich darum geht, keine Farben mehr im Bild zu haben? Tja, mit einem Kanalmixer kannst du einiges aus deinen Schwarz-Weiss-Bildern rausholen. Du kannst damit die einzelnen Farbbereiche auf ihre Grauschattierung optimieren. Dadurch erhält man ein monochromes Bild mit mehr Tiefe, Kontrast und Charakter.
Photoshop Anleitung:
- Layers
- New Adjustment Layer
- Black & White
Lightroom Anleitung:
- Development
- B & W (3. Reiter)
Falls du nicht vorhast, deine Bilder mit grossem Aufwand nachzubearbeiten, solltest du wenn möglich deine Kamera direkt auf Schwarz-Weiss umstellen. Die meisten Kameras verfügen über einen solchen Modus und haben bereits einige Optimierungen einprogrammiert, die dir dabei helfen einen ansprechenden «Look» zu erzeugen.
Mehr zu mir gibts unter www.35waves.com/
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In der einen Hand meine Kamera und in der anderen ein Flugticket. So sieht mein persönlicher Idealzustand aus.
Mehr zu mir und meiner Fotografie findest du auf <a href="https://www.instagram.com/35waves/" target="_blank">Instagram</a> oder meiner <a href="https://www.35waves.com/" target="_blank">Website</a>