Schweizer Start-up lanciert Ring als Ersatz für Maus oder Trackpad
Der Padrone-Ring des gleichnamigen Schweizer Start-ups verwandelt die Hand in eine Maus oder ein Trackpad. Das funktioniert mit etwas Übung erstaunlich gut.
Der Cursor bewegt sich über den Laptopbildschirm, ich klicke ein Programm an und versuche, das Fenster zu verkleinern. Schon am Anfang lerne ich beim Ausprobieren des Padrone-Rings eine wichtige Lektion: Wenn ich ihn am Zeigefinger habe, ersetzt meine Hand zwar die Maus, wird aber selbst nicht zu einer solchen. Stattdessen muss ich mir einfach vorstellen, der Tisch vor mir habe sich in ein virtuelles Trackpad verwandelt.
Wenn ich den Mauszeiger auf dem Screen bewegen will, bewege ich nicht die ganze Hand, sondern fahre mit dem Zeigefinger auf dem Tisch hin und her – so, wie ich das auf einem Trackpad machen würde. Das hat einen grossen Vorteil: Die Bedienung funktioniert genauso gut auf meinem Oberschenkel wie auf dem Tisch oder auf einer Armlehne.
Der Ring ist zwar etwas klobig, aber nur acht Gramm schwer und sehr bequem. Schon nach kurzer Zeit habe ich vergessen, dass ich da eine Maus oder ein Trackpad am Finger trage.
Verbindung per Bluetooth wie eine Maus
Der Ring lässt sich wie eine kabellose Maus oder einen sonstigen Controller via Bluetooth mit einem PC oder Mac verbinden. Ein spezielles Programm braucht es nicht. Die Steuerung im Ring selbst ist aber durchaus komplex.
Dort werden nämlich die Fingerbewegungen gescannt: einerseits mit einer im Ring eingebauten Kamera, andererseits mit Bewegungssensoren. Die Verarbeitung der Signale erfolgt direkt auf dem Ring; Bilddaten werden weder zum Computer noch in eine Cloud geschickt. Dank Bluetooth Low Energy hält der Akku einen Arbeitstag.
Wegen dieser vielen Komponenten, vor allem der Kamera, ist der Ring auch deutlich grösser als ein Schmuckstück oder ein Smart Ring. Du trägst ihn also nicht dauerhaft, sondern nur, wenn du den Computer bedienen willst.
Klicken ist einfach, scrollen erfordert etwas Übung
Die grundlegende Steuerung ist schnell gelernt. Sobald der Finger über eine Oberfläche fährt, wird diese Bewegung ganz präzise getrackt. Für längere Strecken kannst du den Finger in der Luft wieder zurückziehen und erneut über die Oberfläche bewegen – genau so, wie das auf einem Trackpad auch funktioniert.
Um zu klicken, tippst du einmal auf den Tisch. Für den Doppelklick zweimal. Eine bequeme Alternative ist auch, einmal mit dem Daumen am Zeigefinger zu tippen – das löst ebenfalls einen Klick aus. Der Rechtsklick erfolgt mit dem Mittelfinger.
Scrollen finde ich etwas schwieriger. Das machst du mit zwei Fingern auf dem Tisch, nämlich dem Zeige- und dem Mittelfinger. Auch wenn das genauso wie bei einem Trackpad funktioniert, brauche ich etwas mehr Training, um auf einer Webseite schnell und effektiv nach unten zu scrollen.
Der Ring erkennt übrigens, wenn du dich mit den Fingern einer Tastatur näherst – und pausiert dann die Funktionen. Du kannst also nahtlos zwischen Tippen und Maussteuerung wechseln. Mit einer Drehung des Handgelenks kannst du den Ring jederzeit deaktivieren und mit einem Doppelklick des Daumens auf den Zeigefinger wieder einschalten.
Momentan ist der Ring noch ein etwas exotisches Nischenprodukt, das mit seiner komplexen Technik fasziniert. Vorteile bietet der Ring, wenn du unterwegs keinen Platz hast, um sinnvoll mit den herkömmlichen Mitteln auf dem Notebook zu navigieren. Oder wenn du ein iPad oder einen Smart-TV mit einer externen Maus bedienen willst. Das funktioniert auch gut, wenn du auf dem Sofa sitzt und mit dem Padrone-Ring am Finger deine Hose oder das Sofa selber als Bedienoberfläche nutzt.
Wann gibts den bei uns
Padrone, das Start-up aus Zug, schickt seinen Ring momentan auf Kickstarter in den Vorverkauf. Für rund 240 Franken oder 260 Euro können sich Interessenten die erste Version sichern. Im Mai 2025 soll der «Swiss-made» Ring dann ausgeliefert werden, später kommt er auch regulär in den Handel.
Seit zehn Jahren arbeiten die drei Gründer von Padrone bereits an ihrem Ring. Schon 2018 wollten sie eine erste Version auf den Markt bringen, doch im dümmsten Moment stellte ein Zulieferer einer wichtigen Komponente die Produktion ein. Einen Ersatz in gleicher kompakter Bauweise zu finden, dauerte lange. Diese Zeit nutzten sie, um den Ring weiter zu verbessern und vor allem viele Daten für die Modelle zu sammeln, die die Bewegungen der Finger erkennen und berechnen.
Gadgets sind meine Passion – egal ob man sie für Homeoffice, Haushalt, Smart Home, Sport oder Vergnügen braucht. Oder natürlich auch fürs grosse Hobby neben der Familie, nämlich fürs Angeln.