Sechs Gründe, warum mich Adobes neue Bilder-KI positiv stimmt
Firefly, die neue Tool-Familie von Adobe, generiert Bilder und Schriftzüge aufgrund von Texteingaben. Anders als bei bisherigen Tools dieser Art dient dies lediglich als Inspirationsquelle. Ich probiere es aus, um mir buchstäblich ein Bild zu machen.
Bildgeneratoren mit Unterstützung von Künstlicher Intelligenz gibt es inzwischen einige. Sie haben nicht den besten Ruf. Die Datenbanken, die als Quelle dienen, sind zu wenig transparent, Künstlerinnen und Künstler fühlen sich ausgebeutet und rechtlich werfen die KI-Tools ebenfalls Fragen auf.
Adobe geht mit seinen neuen Werkzeugen in eine andere Richtung. Bisher hat der Software-Konzern Betaversionen der Tools veröffentlicht, die später in die bestehenden Programme integriert werden sollen. In einem früheren Artikel habe ich bereits darüber berichtet.
Wie die ganze Palette von Adobe Programmen zeigt, dienen sie den Kunstschaffenden dazu, eigene Werke zu erstellen, zu bearbeiten und zu verändern. Mit der neuesten Werkzeugfamilie, Firefly genannt, sollen nun weitere Funktionen für einzelne Programme hinzukommen. Diese werden von einer KI unterstützt. Die Umsetzung freut mein buntes Künstlerherz.
Grund eins: Prompts wurden vereinfacht
Die Bedienung des Bildgenerators ist sehr einfach gehalten. Midjourney verlangt einen ziemlich ausführlichen Text, sogenannte Prompts, um ein brauchbares Ergebnis zu kreieren. Möchte ich meinen Bildwunsch anpassen, muss ich den ganzen Text umschreiben, wenn nur kleine Dinge verändert werden sollen.
Als Kollege Phil Midjourney zum Erstellen eines Comics verwendet hat, war das Problem, den gleichen Kunststil durchzuziehen. Oder die Bildkomposition hat nicht gepasst. Der Aufwand, das jeweils anzupassen, war definitiv zu gross.
Adobe gibt bereits vorab Vorschläge, die angeklickt werden können. So kann ich gleich aussuchen, ob ich eine fotorealistische Variante bevorzuge oder das Ergebnis gemalt wirken soll. Per Mausklick kann ich meine Auswahl ändern.
Als Beispiel habe ich vom Firefly-Bildtool eine Maus kreieren lassen, die auf einem Kuchen tanzen soll. Es werden mir vom Programm vier Varianten angezeigt. Der Kunststil ist einheitlich. Möchte ich nun ein anderes Motiv im gleichen Stil, kann ich den kurzen Text ändern und die Auswahl belassen.
Grund zwei: Bilder werden automatisch deklariert
Theoretisch hast du Stilprobleme und lange Prompts mit Adobes Tools aus dem Weg geräumt. So könntest du nun ganze Comicbänder im gleichen Stil produzieren. Dafür ist das Tool aber nicht gedacht.
Die Werkzeuge sollen nur als Hilfestellung und Inspirationsquelle dienen. Deshalb kannst du die Bilder nur mit Wasserzeichen abspeichern. Hier ein Beispiel von einer Burger essenden Person.
Künftig soll auch in den Metadaten erkennbar sein, dass das Bild mit der KI erstellt wurde. Damit soll anderen Datenbanken der Zugriff verweigert und Missbrauch durch Drittpersonen vermieden werden.
Grund drei: Die Datenbank ist transparent
Laut Adobe sind die integrierten Daten entweder nicht urheberrechtlich geschützt, explizit für das Training lizenziert oder bereits in der eigenen Stock-Bibliothek enthalten. Die Tools greifen also nicht wahllos auf geistiges Eigentum von Kunstschaffenden zurück.
Das merke ich auch, wenn ich Texte eingebe, die bekannte Marken oder Figuren beinhalten. Hier als Beispiel Yoda mit einem Starbucks Kaffee in einem Ford Mustang. Weder der Jedi-Meister, der Marken-Kaffee noch das ikonische Auto werden erkenntlich dargestellt. Zudem hat der Fotofilter etwas Malerisches. Es entstehen also keine Fake-Fotos.
Grund vier: Adobe arbeitet für Künstlerinnen und Künstler
Adobe plant eine Photoshop-Funktion, mit der Kunstschaffende das KI-System auf ihre eigenen Arbeiten trainieren können. So kann das Tool bei der Erstellung von Inhalten im eigenen Stil unterstützen. Das ist aber noch nicht ganz ausgereift, denn Adobe will sicherstellen, dass du die KI nur mit eigenen Bildern trainieren kannst.
Zusätzlich plant Adobe, Kunstschaffende zu bezahlen, wenn diese Trainingsdaten beisteuern. Das würde in die gleiche Richtung gehen wie bei Bilderplattformen, bei denen du Bilder von Fotografen und Illustratorinnen für eigene Zwecke kaufen kannst. Diese erhalten dann einen Teil des Gewinns.
Grund fünf: Die Tools sind sinnvoll und sparen Zeit
Auch das Schriftentool kann nützlich sein und dir helfen, Ideen zusammenzutragen. So musst du nicht mühsam alles von Hand skizzieren oder in den Adobe-Programmen erstellen und anschliessend feststellen, dass du doch in eine andere Richtung gehen möchtest.
Beim Schriftengenerator kannst du neben dem Prompt auch vordefinierte Schriftarten, Farben und Effekte anklicken.
Abspeichern kannst du deinen Schriftzug als PNG. Dann hast du einen transparenten Hintergrund. Auch hier fehlt das Wasserzeichen von Adobe nicht.
Und stell dir vor, du brauchst nicht mehr unzählige Klicks in Illustrator, um dein Bild in eine Vektorgrafik umzuwandeln. Diese Arbeit ist mühsam und zeitaufwendig. Mit einer angekündigten Funktion kannst du dir vom Adobe-Werkzeug automatisch eine Vektorgrafik erstellen lassen.
Grund sechs: Die Bilder sind nicht wirklich gut
Das klingt erstmal negativ. Als Künstlerin bin ich aber glücklich darüber, wenn die Ergebnisse so wirr daherkommen. Sie dienen mir als Inspiration und ich bin froh, wenn ich die eine oder andere Vorlage für eine Idee nutzen kann. Die Vorlage sollte aber nie Ersatz für das Endergebnis sein oder kopiert werden. So bleibt mir immer noch Platz für Spielraum, um ein tolles, eigenes Werk zu kreieren.
Seit ich einen Stift halten kann, kritzel ich die Welt bunt. Dank iPad kommt auch die digitale Kunst nicht zu kurz. Daher teste ich am liebsten Tablets – für die Grafik und normale. Will ich meine Kreativität mit leichtem Gepäck ausleben, schnappe ich mir die neuesten Smartphones und knippse drauf los.