
Shimanos neuer E-MTB Antrieb mit Automatik-Schaltung – ein erster Eindruck

Shimanos EP8 Antriebssystem bietet künftig wesentliche Neuerungen. Dazu zählen Automatikmodus und weitreichende Personalisierungsmöglichkeiten. Hier findest du eine kurze Vorschau auf Features und Fahrgefühl.
Auch bei E-MTB gibt es bald noch mehr Unterstützung beim Fahren und Schalten für ein maximal flüssiges Fahrerlebnis. In den nächsten Monaten werden in der Schweiz E-Bikes mit dem neuen Shimano Antriebssystem EP801 erhältlich sein. Wichtigste Neuerungen: Das EP801 bietet einen Automatikmodus. Mit der Auto-Shift-Funktion und dem Schaltsystem Deore XT Di2 schaltet das System je nach Bedingungen in den passenden Gang. Zudem bietet das EP801 umfangreiche Möglichkeiten zur Personalisierung.
Ich durfte ein E-MTB mit dem EP801-System am Rande des UCI Mountain Bike Weltcups in Lenzerheide schon einmal kurz probefahren. Mein erster Eindruck: Die Automatik-Schaltung funktioniert und könnte vor allem für Freizeit-, Hobby- und Genussbiker interessant sein. Das System wird es auch in City-, Gravel- und Trekkingbikes geben. Damit werden künftig mehr Automatik-Bikes auf den Strassen sein. Von der Cycle Week hatte mein Kollege Patrick Bardelli schon über Decathlons neues E-Bike mit Automatik-Getriebe berichtet.
Der Antrieb des EP801 ist mit einem maximalen Drehmoment von 85 Nm sehr leistungsstark. Das reicht – je nach Gewicht – für Anstiege mit 25 Prozent Steigung. Die Antriebseinheit ist leicht (2,7 Kilogramm) und kompakt, so dass sie gute Bodenfreiheit bietet, um über Steine und andere Hindernisse zu kommen. Äusserlich unterscheidet sich der Motor nicht vom Vorgängermodell EP800.
Automatik-Schaltung und Personalisierung
Wie bei anderen E-Bike-Systemen auch, kannst du zwischen verschiedenen Voreinstellungen wählen. Beim Shimano EP8 System sind das «Eco», «Trail», «Boost» und «Walk». Während sich die ersten drei Modi auf das Biken beziehen, unterstützt dich der «Walk»-Modus beim Schieben, wenn Fahren aus irgendeinem Grund nicht mehr möglich ist.
Bei der automatischen Schaltung (Auto-Shift) hast du verschiedene Optionen: Du kannst sie ganz ausschalten und manuell fahren, wenn du findest, Schalten gehört zum Biken einfach dazu oder du in kupiertem Gelände die volle Kontrolle über Widerstand und Trittfrequenz haben willst. Wenn du die Automatik magst, kannst du deine gewünschte Trittfrequenz einstellen, die bestimmt, wann das System einen anderen Gang einlegt. Zusätzlich gibt es von dir wählbare Voreinstellungen, die festlegen, wie schnell das System bei Veränderung von Trittfrequenz, Drehmoment oder Geschwindigkeit schaltet. Du kannst aber jederzeit selbst schalten, wenn du zwischenzeitlich die Kontrolle wieder übernehmen möchtest.

Quelle: Stefan Munsch
Der Free-Shift-Modus ermöglicht das Schalten mit der Kettenschaltung im Freilauf. Das ist nützlich, wenn du bei einer Abfahrt oder in einer engen Kurve den Gang für den folgenden Anstieg wählen möchtest. Du kannst also schalten, ohne in die Pedale zu treten. Free-Shift kannst du entweder manuell bedienen oder im Automatik-Modus beim Ausrollen, wenn das System merkt, dass deine Geschwindigkeit zu- oder abnimmt. Bei Citybikes hat Free-Shift beispielsweise beim Heranfahren an rote Ampeln seinen Nutzen. Durch das Schalten im Freilauf ohne Pedalbewegung kannst du mit einem kleineren Gang anfahren, wenn das Licht auf grün springt.
Zusätzlich gibt es über die «E-Tube Project Cyclist» App 15 Profileinstellungen, die du nach deinen Vorlieben modifizieren kannst. So kann sich theoretisch jeder und jede ein massgeschneidertes Mountainbikesystem einrichten. Für meine kurze Probefahrt war mir das allerdings zu komplex und ich verliess mich auf die über Schalter einstellbaren Presets, die gut leserlich auf dem hellen Farbdisplay angezeigt wurden.

Quelle: Stefan Munsch
Ein erster Eindruck: Mehr Kopffreiheit fürs Gelände
Vorweg sei gesagt: Ich bin sicher nicht die geübteste Mountainbikerin, und E-Mountainbikerin schon gar nicht. Umso gespannter war ich, wie sich das E-Biken mit Automatik anfühlen würde. Nach einem Stück auf einem Kiesweg ging es in den Wald .

Quelle: Stefan Munsch
Der Antrieb und die automatische Schaltung erforderten zunächst ein Umschalten im Kopf: Es dauerte einige Minuten, bis ich mich daran gewöhnt hatte, dass die Gänge von selbst wechselten. Nach ein paar Versuchen hatte ich die passende Voreinstellung für mich gefunden. Es war der weniger sensible Schaltmodus. Das macht Sinn: Ich war im flachen Gelände unterwegs und kam mit der Voreinstellung für flache Strecken am besten zurecht.
Tatsächlich sehe ich Vorteile in der Automatik: Nicht sehr Trail-erprobte Fahrerinnen und Fahrer können sich stärker aufs Gelände konzentrieren und das Schalten dem Bike überlassen. Und wenn es nach einer Kurve steil bergauf geht, ist das kein Problem, weil die Automatik das Schalten übernimmt, wenn ich nicht schnell genug auf den Steigungswechsel reagiert habe.
Und noch ein Argument für die E-Bike-Automatik leuchtet mir ein: Die computergesteuerte Schaltung in den jeweils passenden Gang reduziert die Belastung auf den gesamten Antrieb, die sonst durch den leistungsstarken Motor sehr hoch ist. Das schont die Komponenten und mindert den Verschleiss.
Titelfoto: Stefan Munsch

Forschungstaucherin, Outdoor-Guide und SUP-Instruktorin – Seen, Flüsse und Meere sind meine Spielplätze. Gern wechsel ich auch mal die Perspektive und schaue mir beim Trailrunning und Drohnenfliegen die Welt von oben an.