
Sieben Animationsfilme, die du gesehen haben musst
Für viele sind Animationsfilme gleichgesetzt mit Disney, Dreamworks oder Studio Ghibli. Ich lasse hier die Titanen der Industrie sehr bewusst aus und zeige dir, dass Animationsfilme nicht nur familienfreundlicher Plausch sein müssen.
Dieser Artikel ist am 12.5.2020 erstmals in etwas anderer Form veröffentlicht worden.Ab dem 7. September 2021 zeigt das Animationsfilmfestival Fantoche in Baden aktuelle und ältere Animationsfilme. Vor allem die Kurzfilm-Programme bieten eine schöne Übersicht über das nationale und internationale Schaffen im Animationsfilm. Daneben findet sich aber immer auch eine schöne Auswahl an Langfilmen im Programm. Als Badener ist mir das Festival im Blut, jahrelang habe ich dort an der Kasse Tickets verkauft, um danach dutzende Vorstellungen zu besuchen. Vom sowjetischen Propaganda-Kurzfilm, über das iranische Drama bis zur französischen Komödie, der Animationsfilm ist so viel mehr als seichte Unterhaltung für Kinder, wird leider aber meist als solches abgetan.
Daher will ich hier eine kleine, aber feine Auswahl an sieben Filmen präsentieren, die abseits der grossen Studios Disney, Dreamworks oder Ghibli entstanden sind und den Facettenreichtum des Animationsfilmes zeigen sollen.
Le Roi et l’oiseaux
Die Entstehungsgeschichte dieses Films wäre einen eigenen Artikel Wert. Kurz nach dem zweiten Weltkrieg begann die Produktion an «Le Roi et l’oiseux» durch Paul Grimault und Jacques Prévert. Die beiden verloren 1950 allerdings die Rechte an ihrem eigenen Werk, das 1952 in einer nicht autorisierten Version veröffentlicht wurde. Grimault erkämpfte sich die Rechte erst in den 70er Jahren wieder zurück und veröffentlichte den Film schliesslich 1980 in seiner Fassung. Die Geschichte über einen tyrannischen König und einen frechen Vogel in einer surrealen, dystopischen Welt gilt als Meisterwerk der französischen Animationskunst und als Inspiration für die Studio Ghibli Gründer Hayao Miyazaki und Isao Takahata.
Erscheinungsjahr: 1953 / 1980
Einspielergebnis: ?
La planète sauvage
Psychedelisch, bunt, absurd und mit dunkler Botschaft. «La planète sauvage» ist nichts für schwache Nerven. Die Menschen leben auf einem Planeten mit riesigen, blauen Ausserirdischen und werden dauernd schikaniert. Wer Glück hat, wird als Haustier gehalten, wer Pech hat wird zertrampelt. Neben dem Salvador Dali-artigen Zeichnungsstil sticht vor allem der funky Soundtrack hervor.
Erscheinungsjahr: 1973
Einspielergebnis: ?
Waltz with Bashir
«Waltz with Bashir» gilt als erster, animierter Doku in Spielfilmlänge und handelt vom Kriegseinsatz des Regisseurs Ari Folman im Libanonkrieg 1982. Animationsfilm mit Dokumentarfilm zu vereinen funktioniert in diesem Fall grossartig, weil Folman seine verdrängten Erinnerungen mit Bildern untermalen kann, die das surreale Grauen des Krieges perfekt unterstützen. Die mutige Arbeit wurde für einen Oscar in der Kategorie «Bester fremdsprachiger Film» nominiert.
Erscheinungsjahr: 2008
Einspielergebnis: 11,2 Millionen USD
Redline
Die japanischen «Madhouse Studios» haben seit den 80ern eine ganze Reihe exzellenter Animes veröffentlicht. «Redline» sticht da besonders heraus, weil die Produktion das Studio fast in den Ruin getrieben hätte. Die Story um ein intergalaktisches Autorennen brauchte sieben Jahre bis zu Veröffentlichung. 100 000 Bilder wurden handgezeichnet. Der Aufwand hat sich gelohnt. Das Resultat ist ein Höllenritt der besonderen Art von den Animatrix-Machern und ein Beweis dafür, dass Madhouse zum innovativsten gehört, das der japanische Animationsfilm zu bieten hat. Weitere Madhouse-Filme die sich lohnen sind «Ninja Scroll», «Perfect Blue» und die Kurzfilmsammlung «Neo Tokyo».
Erscheinungsjahr: 2009
Einspielergebnis: ?
Your name.
Ich habe lange überlegt, ob «Your Name.» hier einen Platz findet. Der Film war in Japan schliesslich ein gigantischer Hit und hat sämtliche Rekorde gebrochen. Die Coming-of-Age Story eines Mädchens vom Lande und eines Schülers aus Tokio, die durch einen Zufall ihre Körper tauschen, ist wunderschön gezeichnet und erzählt. Und ich liebe das Werk von Makoto Shinkai, besonders diesen Film, daher ist der Blockbuster auf der Liste gelandet. Klar, der Film ist kitschig, das sind alle Shinkai-Filme. Ich mag aber den Erzählstil und wie die hyperrealistische Kulisse mit fantastischen Vorstellungen verschmilzt. «Your name.» ist übrigens der erste Langfilm von Makoto Shinkai. Zuvor veröffentlichte er mehrere Kurzfilme, die alle auch sehr sehenswert sind.
Erscheinungsjahr: 2016
Einspielergebnis: 359 Millionen USD
Persepolis
«Persepolis» basiert auf dem gleichnamigen Comic von Marjane Satrapi und erzählt die Geschichte der Regisseurin in ihrem Heimatland Iran und in Wien, wo sie während des ersten Golfkriegs zur Schule geht und ihre Jugend erlebt. Der Zeichenstil ist das pure Gegenteil von «Your name.»: simple 2D Animation in schwarzweiss. Ein krasser Kontrast zum bunten Erzählstil mit viel Humor. Ein grossartiger Film über Heimat, Fremde und das Erwachsenwerden.
Erscheinungsjahr: 2007
Einspielergebnis: 22.8 Millionen USD
Mein Leben als Zucchini
Die Schweizerisch-Französische Co-Produktion über den kleinen Zucchini, der seine alkoholkranke Mutter verliert und ins Waisenhaus kommt, ist wunderschön animiert und nimmt sich dem tragischen Thema mit viel Humor an. «Mein Leben als Zucchini» staubte dutzende Preise ab und war für 2017 für einen Oscar nominiert. In der deutschsprachigen Schweiz fand er leider kaum Beachtung.
Erscheinungsjahr: 2016
Einspielergebnis: 5.8 Millionen USD
Diese sieben Filme sind nur die Spitze des Eisbergs, eine kleine Auswahl, die dir zeigen soll, dass Animationsfilm nicht immer nach Schema Disney laufen muss. Ich bin mir auch bewusst, dass ich sehr viele, gute Filme nicht berücksichtigt habe. Hast du Tipps? Ich freue mich über einen Kommentar mit deinen Favoriten.
Als ich vor über 15 Jahren das Hotel Mama verlassen habe, musste ich plötzlich selber für mich kochen. Aus der Not wurde eine Tugend und seither kann ich nicht mehr leben, ohne den Kochlöffel zu schwingen. Ich bin ein regelrechter Food-Junkie, der von Junk-Food bis Sterneküche alles einsaugt. Wortwörtlich: Ich esse nämlich viel zu schnell.