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Skulpturale Mehrfachstecker und blumige Druckschalter – 3 Beispiele für einen spielerischen Umgang mit Technik

Pia Seidel
31.1.2024
Bilder: Pia Seidel

Regelmässig überdenken Designschaffende unsere Beziehung zu Objekten und wie diese gestaltet sind. In meinen Augen gerade besonders spannend: Redesigns für Mehrfachstecker, TV-Ständer und Schnurschalter.

Im zeitgenössischen Produktdesign schwirren viele Ideen herum, wie technische Geräte natürlicher und verspielter aussehen könnten. Zuletzt bin ich auf drei Projekte gestossen, die Hardware etwas softer aussehen lassen: Eine Mehrfachstecker-Skulptur, ein Screen im angesagten Hot-Metal-Look sowie ein Ein-/Aus-Schalter in Form einer Blume – und mir haben sie gefallen.

Mehrfachstecker oder Skulptur?

Mehrfachstecker sind oft genauso unentbehrlich wie hässlich. Deshalb werden sie meistens versteckt. Das fand der in Eindhoven ansässige Designer Carlo Lorenzetti merkwürdig. Im Rahmen der Dutch-Invertuals-Ausstellung «Objects for a New Kind of Society: The way we work» präsentierte er darum einen Gegenentwurf: Den «Multi-Plug» – einen Mehrfachstecker, der mit einem handgemachten Gehäuse aus Ton trumpft.

Ein Redesign: «Multi-Plug» von Carlo Lorenzetti tarnt den Mehrfachstecker mit organisch geformtem Steingut.
Ein Redesign: «Multi-Plug» von Carlo Lorenzetti tarnt den Mehrfachstecker mit organisch geformtem Steingut.
Quelle: Pia Seidel

Carlo Lorenzettis Entwurf überraschte mich nicht nur mit seiner Materialwahl, sondern auch seiner etwas undefinierbaren organischen Form. Die ungewöhnliche Kombi verwandelte den Alltagsgegenstand in eine Skulptur, die ich nicht mehr verstecken wollen würde. «Da wir uns immer mehr auf digitale Geräte und Bildschirme verlassen, ist es wichtig, menschliche Elemente und natürliche Materialien, Formen und Texturen in unsere zukünftigen Umgebungen zu integrieren», sagt Lorenzetti über seine Arbeit. Mit «Multi-Plug» soll es mehr Raum für Verspieltheit geben, Interaktionen mit dem Gegenstand sollen bedeutungsvoller werden.

Der Kunstgalerie-Effekt

Anlässlich des letzten Salone del Mobiles präsentierten Guglielmo Giagnotti und Patrizio Gola von Studioutte ihre Kollektion in der Mailänder Galerie Temporanea. Teil davon war ein Film, der auf einem Bildschirm gezeigt wurde. Viel spannender fand ich jedoch den Ständer, auf dem der Screen stand. Er war ganz aus Metall und so gestaltet, dass er eins mit dem Bildschirm wird.

Coole Metalle: Der silberne Fuss von Studioutte macht den Bildschirm zum Glanzstück.
Coole Metalle: Der silberne Fuss von Studioutte macht den Bildschirm zum Glanzstück.
Quelle: Pia Seidel

Der Ständer erinnerte mich an einen Galeriesockel. Er liess den Screen auf einmal wie eine Skulptur aussehen und sorgte mit seinem Material für spannende Lichtreflexe. Ob das beabsichtigt war oder nicht – die Idee inspiriert mich, meinen TV mithilfe eines Tisches oder Sockels in den Raum zu stellen. In der Hoffnung, dass er dort eine bessere Figur abgibt und nicht mehr nur wie ein Fleck an der Wand wirkt.

Flower-Power für mehr Natürlichkeit

Selbst die schönsten Lampen sind oft nicht bis zu Ende gedacht. So kommt es vor, dass sie manchmal zum weissen Korpus ein schwarzes Kabel haben, oder ohne Deckenrosette daherkommen, sodass du erst noch eine passende finden musst. Dabei trägt auch das Aussehen von Kabel, Schalter und Abdeckungen zu einem gelungenen Design bei. Die griechische Designerin Natalia Triantafylli mit Sitz in London hat das erkannt. Sie stellte während des letzten Salone del Mobiles in der Alcova-Ausstellung ihre Wandleuchten namens «Leafy Sconce» (Blattleuchter) vor. Sie wurden von Schnursteckern abgerundet, die einer Blume glichen und aus demselben 3D-gedruckten Material – PLA-Kunststoff – wie einige Teile der Lampe sind.

Elegante Ergänzung: Dank sanfter Silhouette wirken die Druckschalter der Leuchten  «Leafy Sconce» von Natalia Triantafylli dekorativ.
Elegante Ergänzung: Dank sanfter Silhouette wirken die Druckschalter der Leuchten «Leafy Sconce» von Natalia Triantafylli dekorativ.
Quelle: Pia Seidel

Natalia Triantafylli kombiniert bei ihrer Arbeit physische und digitale Herstellungsweisen miteinander. Statt alles von Anfang an in einem Rendering-Programm zu zeichnen, modelliert die Designerin ihre Objekte zunächst von Hand aus Ton. Anschliessend fotografiert und digitalisiert sie diese. Mithilfe der Fotos zeichnet sie die Objekte als 3D-Modell, um sie später mit PLA-Kunststoff ausdrucken zu können. Auf diese Weise entsteht ein Hybridobjekt aus handgefertigter Keramik und 3D-gedruckten Elementen.

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Wie ein Cheerleader befeuere ich gutes Design und bringe dir alles näher, was mit Möbeln und Inneneinrichtung zu tun hat. Regelmässig kuratierte ich einfache und doch raffinierte Interior-Entdeckungen, berichte über Trends und interviewe kreative Köpfe zu ihrer Arbeit. 

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