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Snapchat: Kompliziert, riskant und doch lohnt's sich

Livia Gamper
7.5.2018

Bilder austauschen. Das ist die Grundfunktion Snapchats. Doch die App ist so viel mehr. Und sie ist nicht einfach zu bedienen. Bei unvorsichtiger Nutzung kann einiges schief laufen und zwar nicht nur, wenn du schlüpfrige Bilder versendest.

Wann immer sich das Gespräch um Snapchat dreht, behauptet früher oder später eine Person: «Ja du gell, mit dieser App kannst du einfach Bilder hin und her versenden.» Das stimmt, mit Snapchat kannst du Bilder versenden und empfangen. Aber die App kann und ist mehr.

Von jungen Leuten wird Snapchat heute sehr rege und intuitiv genutzt. Ältere Generationen tun sich schwerer mit Snapchat. Sie sehen keinen Sinn darin, Bilder hin und her zu senden. Und die App ist komplizierter als andere Apps aufgebaut und ist nicht selbsterklärend. Deshalb habe ich selbst die App schon vier Bekannten von Grund auf erklären müssen.

Snapchat gibt’s seit sieben Jahren. Und seit sieben Jahren ist die App immer wieder ausgebaut und um viele Funktionen erweitert worden. Vom anfänglichen Schmuddel-Image ist Snapchat weggekommen, in den USA mehr, hierzulande etwas weniger. Dieser Fortschritt ist mitunter den vielen Funktionen der App zu verdanken.

Die wichtigsten Funktionen Snapchats

Bei Snapchat ist der Moment wichtig. Den kannst du mit der Kamerafunktion der App festhalten, mit einem Textli versehen und dann deinen Freunden senden. Das ist die Grundfunktion Snapchats.

Die Bilder werden dem Empfänger für eine von dir bestimmte Zeit angezeigt. Danach werden sie vermeintlich gelöscht. Doch das ist ein Mythos und ein Irrglaube, der sich hartnäckig hält. Deine Bilder werden nicht gelöscht, sie sind einfach gerade nicht mehr sichtbar. Denn deine Bilder werden auf den Servern Snapchats gespeichert. Und der Empfänger kann einfach einen Screenshot machen, dein Bild abfotografieren oder mit anderen Apps und Programmen abspeichern. Zum Versenden von Nacktselfies ist Snapchat also nicht geeignet.

Dominik hat das im untenstehenden Beitrag sehr gut erklärt.

  • Hintergrund

    Nackt-Selfies: So schickst du deine Nacktbildli sicher durchs Netz

    von Dominik Bärlocher

Eine weitere Funktion Snapchats ist die Gesichtserkennungsfunktion. Und mit der kommen die Fotofilter ins Spiel. Ihnen verdankt Snapchat seine Bekanntheit, sie haben den Hype um die App ausgelöst. Die Filter kannst du live über dein Foto legen. Das heisst, schon bevor du dein Selfie knipst, kannst du einen Filter aktivieren und diesen laufend anpassen.

Die Filter werden von Snapchat regelmässig aktualisiert. Es sind insgesamt 23 Filter verfügbar, mindestens vier davon werden laufend ausgetauscht.

Chewbacca, Hunde oder Beauty-Blasen sind einige der Fotofilter Snapchats.

Nebst Bildern kannst du auch Videos aufnehmen und versenden. Eine Aufnahme dauert maximal zehn Sekunden. Genügt dir das nicht, kannst du mehrere Aufnahmen aneinanderreihen und diese einzeln versenden.

Alle Bilder und Videos die du machst, kannst du in der App abspeichern.

Willst du die Bilder nicht allen Freunden einzeln zusenden, kannst du sie auch in deine persönliche Story posten. Bei der Story bestimmst du, wer sie sehen soll: Entweder nur deine Freunde, ausgewählte Freunde oder die Öffentlichkeit.

Snapchats Storyfunktion ist von Instagram, WhatsApp sowie Facebook mehr oder weniger dreist kopiert worden. Andererseits kopieren die grossen Player auf dem Markt ohnehin schamlos voneinander.

Kein permanentes Profil

Im Gegensatz zu anderen sozialen Medien hast du bei Snapchat keine Profilseite. Du kannst ein Foto hochladen, das in der Geist-Schablone von Snapchat angezeigt wird und das war’s.

Informationen wie deine Hobbies, dein Geburtsdatum, deine Freundesliste oder was sonst noch alles bei anderen Medien angezeigt wird, ist bei Snapchat für niemanden einsehbar.

Wenn du eine Story postest, ist die für einen Tag sichtbar. Danach verschwindet sie wie alle anderen Snaps. Der Channel der Stories ist einseitig ausgerichtet. Das heisst, sie können nicht kommentiert werden. Deine Freunde können dir auf deine Story antworten mit einem Snap oder in der Chatfunktion. Die Reaktionen sind aber nur für dich einsehbar, andere Freunde sehen nicht, was andere Personen zu deiner Story kommentieren.

Einen «Gefällt mir»-Button gibt’s bei Snapchat nicht. Snapchat ist nicht dafür da, Likes zu sammeln. Du siehst aber, wie viele Personen deine Story angeguckt haben und wenn jemand einen Screenshot macht, wird dir das auch angezeigt.

Die Zeit nach dem Update

Im Februar 2018 hat Snapchat ein grosses Update veröffentlicht und dabei die App umgestellt. Das hat viele User verwirrt und verärgert. Heftige Reaktionen und viel Unmut waren die Folge.

Aber das Update war wichtig. Denn damit sind die Inhalte, die auf Snapchat ausgespielt werden, getrennt worden. Inhalte gibt’s bei Snapchat einerseits in Form von Stories deiner Freunde und andererseits als bezahlte Inhalte von Bloggern und Unternehmen.

Nach dem Update ist Snapchat in drei Ebenen unterteilt: In der Mitte und das erste was du siehst, wenn du die App öffnest, ist die Kamera. Da siehst dich selber mit Doppelkinn. Wischst du aus der Kameraansicht nach rechts, kommt die Liste deiner Freunde mit deren Inhalten, also deren Storys. Wischst du nach links, kommt die Discover Page. Das ist die Seite der bezahlten Inhalte, die von Unternehmen eingespielt werden können. Diese Inhalte passt Snapchat laufend deinen Interessen an. Klickst du einen Inhalt an, werden dir später mehr Inhalte dieser Art angezeigt.

Verstehe jemand diese App

Ältere Personen empfinden die App meistens als zu kompliziert. Die Nutzung ist auch nicht intuitiv, es braucht Zeit, bist du weisst, welche Funktion sich wo befindet und wo du jetzt hinswipen musst, damit dir die Filter angezeigt werden.

Mit dem Update wollte Snapchat dies ändern, die App sollte verständlicher werden. Hat leider nicht funktioniert. Die Nutzung ist noch komplizierter geworden und hat mit den ständigen Änderungen die Bedienung erschwert.

Die Snap Map – nutz sie weise

Eine weitere Funktion Snapchats ist die Snap Map. Die Snap Map gibt’s seit etwas mehr als einem Jahr. Die Map ist nicht essentiell um Snapchat zu nutzen, aber sie ist interessant. Die Snap Map öffnest du am einfachsten, indem du im Kameramodus zwei Finger zusammenziehst. Sie zeigt dir Orte an, wo sich viele Snapchat User befinden und wo gerade Events stattfinden. Und du kannst dir geteilte Snaps von anderen Usern anschauen.

Auch wenn du selber nicht auf Snapchat bist, kannst du dir die interaktive Karte hier anschauen.

Wenn deine Freunde der App die Erlaubnis erteilen, wird deren Standort geteilt und immer in der Map aktualisiert, sobald sie die App öffnen. Das ist heikel. Denn die Snap Map lässt eine Lokalisierung bis aufs Haus genau zu. Die meisten meiner Snapchat-Freunde haben ihren Standort nicht sichtbar. Und das ist gut so. Den Standort zu teilen gibt dir keinen Mehrwert. Aber alle deine Snapchat Freunde könnten dich dann über die App stalken.

In der Snap Map kannst du von der Welt-Ansicht bis aufs Haus genau zoomen.

Eine meiner Bekannten hat es verpeilt und aus Versehen der App die Berechtigung erteilt, ihren Standort in der Map anzuzeigen. Daraufhin ist einem anderen Bekannten aufgefallen, dass sie sich unsere gemeinsame Bekannte immer in einem kleinen Kaff aufhält. Und das vor allem abends. Als wir unsere Bekannte darauf ansprechen, ist diese erstaunt, dass wir von dem kleinen Kaff wissen. Später stellte sich heraus, dass ihre bis dato geheime Affäre in dem kleinen Kaff wohnt.

Wenn du auch auf Snapchat bist, prüf doch kurz nach, ob dein Standort nicht geteilt wird. Das siehst du beim Öffnen der Map wenn oben rechts beim Einstellungs-Rädli ein kleines, weisses Geist-Symbol vorhanden ist.

Snapchat-Fazit

Ich mag Snapchat. Trotz Sicherheitsrisiko. Du musst dir des Risikos einfach bewusst sein.

Jedes Bild, dass du versendest, könnte später irgendwo wieder auftauchen. Deshalb: Versende nie schlüpfrige Bilder mit Snapchat.

Ich nutze Snapchat häufig. Und ich weiss, dass meine Bilder höchstwahrscheinlich irgendwo gespeichert werden. Das ist mir nicht egal und ich will damit nicht sagen, dass ich nichts zu verbergen habe. Ich versende einfach keine Bilder, die mir später irgendwie schaden könnten.

Hast du das im Hinterkopf, kannst du sehr viel Spass mit Snapchat haben. Ich bin in einem Gruppenchat und habe selten so gelacht über die Snaps, die ich dort erhalte. Es ist so viel besser als ein Whatsapp Chat, bei dem du zugetextet wirst.

Schlussendlich mag ich das einfache Konzept, mit dem Snapchat begonnen hat und das immer weiter ausgebaut und geändert wird. Hast du Snapchat, kannst du der App bei der Entwicklung zuschauen. Funktionen werden aktualisiert und es kommt immer wieder was Neues hinzu. Um Snapchat wird es spannend bleiben.

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