So einfach zockst du alle deine PC-Games bequem vom Sofa aus
Hintergrund

So einfach zockst du alle deine PC-Games bequem vom Sofa aus

Keine Lust mehr, verkrampft in unbequemer Affenhaltung vor dem PCmit einem mickrigen Monitor zu zocken, während im Wohnzimmer der 65-Zoll-Fernseher verstaubt? Ich zeig euch, wie einfach man PC-Games am grossen Schirm spielt – und wo die Grenzen sind.

Einer der grossen Vorteile von Konsolen-Spielern ist, dass sie auf dem gemütlichen Sofa herumflätzen und gleichzeitig auf einem riesigen TV oder einer Leinwand zocken können. Und warum extra Geld für einen grossen Monitor UND einen grossen Fernseher ausgeben, wenn ein Gerät ausreicht? Längst gibt es zahlreiche Möglichkeiten, wie man seine riesige PC-Spiele-Bibliothek im Wohnzimmer geniessen kann.

Was sind die Möglichkeiten?

Man kann den PC auf unterschiedlichste Arten mit dem Fernseher verbinden. Ich beschränke mich auf die drei verbreitetsten Lösungen.

PC neben dem TV

Vorteil: Einfach installiert. Kein Konfigurationsaufwand. Verzögerungsfrei
Nachteil: Der PC ist fix im Wohnzimmer. Zum Arbeiten weniger geeignet. TV besetzt? Pech gehabt. Desktop lässt sich je nach Grösse schlecht verstecken.
Was man dazu braucht: Längeres HDMI-Kabel oder Wireless-Controller/Tastatur/Maus

Kabel verlegen

Vorteil: Günstig. Keine Verzögerung
Nachteil: Sind die Zimmer zu weit entfernt, wird das Kabelverlegen mühsam. Meist sind die Videokabel zu dick für Kabelkanäle. Der PC darf nicht zu weit entfernt sein, da sonst die Funkverbindung für die Tastatur und Controller abbricht. Oder man muss noch ein extra USB-Kabel verlegen.
Was man dazu braucht: Langes HDMI- oder DP-Kabel

Streaming

Vorteil: Günstig und erfordert (theoretisch) am wenigsten Aufwand
Nachteil: Benötigt idealerweise eine schnelle LAN-Verbindung. Kann zu Verzögerungen und Qualitätseinbussen führen.
Was man dazu braucht: Streaming-Box (Steam Link, NUC), Wireless-Controller/Tastatur/Maus

Ich konzentriere mich primär auf die letzte Methode, da sie – wenn alles funktioniert – für die meisten Gamer die beste Lösung darstellen dürfte. Anfangs habe ich mich mit einem HDMI-Kabel beholfen. Für meine Wohnung benötigte ich dafür ein 40 Meter (!!!) langes! Da ich es nicht verstecken konnte, lief es quer durch die Wohnung. Daher kam es nur bei Bedarf zum Einsatz. Sprich: So gut wie nie. Denn zum Gelegenheitszocken war mir das zu viel Aufwand.

Also habe ich verschiedene Streaming-Lösungen ausprobiert. Dabei wird das Signal vom Computer über das heimische Netzwerk an ein Empfangsgerät gesendet und dieses überträgt es per Video-Kabel an den Fernseher. Maus, Tastatur und Controller werden direkt an das Empfangsgerät im Wohnzimmer angeschlossen. Auch hier gibt es unterschiedliche Lösungen.

Erster Versuch: NUC mit SteamOS

Quelle: Arstechnica

Beim ersten Anlauf probierte ich es mit einem Mini-PC, einem sogenannten NUC. Darauf habe ich SteamOS installiert. Das ist das von Valve (die Firma hinter der Online-Plattform Steam) entwickelte Betriebssystem, das sich besonders gut zum Gamen eignen soll. Tut es nicht wirklich, aber die Spiele will man ja ohnehin nicht auf einem zweiten Gerät installieren. Also benutzte ich den NUC mit SteamOS lediglich für Steam In-Home-Streaming. Diese Funktion erlaubt es, Spiele auf einem potenten PC abzuspielen und Bild und Ton an ein schwächeres Gerät zu streamen – in meinem Fall an den NUC. Das Verbinden geht kinderleicht. Steam erkennt in der Regel problemlos andere Geräte im gleichen Netzwerk, die Steam installiert haben. Sind die Geräte verbunden, kann man jedes Spiel aus der Steam-Bibliothek starten und streamen. Das funktionierte mit SteamOS aber zu unzuverlässig, worauf ich Ubuntu auf dem NUC aufsetzte und darauf wiederum den normalen Steam-Linux-Client installierte. Damit lief das Streaming inklusive 5.1 Dolby Digital Sound einigermassen stabil. Allerdings liess die Übertragungsgeschwindigkeit zu Wünschen übrig – trotz Gigabit-LAN.

Zweiter Versuch: Steam Link

Also probierte ich noch eine letzte Möglichkeit und kaufte mir den Steam Link. Ein kleines Gerät, das die genau gleiche Arbeit verrichtet, nur dass man nichts installieren muss und alles funktioniert wie es soll. Die Einrichtung ist Plug and Play wie aus dem Schulbuch. Einfach Netzwerkkabel anschliessen (auch Wifi ist möglich), das Gerät mit dem TV verbinden und allenfalls noch einen Wifi-Empfänger für Maus und Tastatur einstöpseln. Anschliessend mit dem PC pairen und schon kann man sich auf dem Sofa durch seine Steam-Bibliothek scrollen.

Der Steam Link ist mit den meisten Controllern kompatibel. Sogar PS4-Controller lassen sich per Bluetooth anschliessen. Nur der Xbox-One-Controller funktioniert derzeit leider noch nicht. Ich habe das Setup seit längerem im Einsatz und bin sehr zufrieden damit. Full-HD-Auflösung und Surroundsound funktionieren einwandfrei. Inputlag ist praktisch keines Vorhanden. Counter Strike Go lässt sich genauso spielen, wie grafisch opulente Titel wie The Witcher 3. Der PC sollte allerdings genug Power unter der Haube haben. Ein bisschen Leistungs-Reserve ist Pflicht. Denn beim Streamen sinkt die Bildwiederholrate im Vergleich zum Spielen direkt am PC um rund 10 Bilder pro Sekunde.

Mit viel weniger Aufwand bringt man PC-Spiele nicht auf den TV. Der Steam Link bootet in wenigen Sekunden und verbindet sich nach dem Aufstarten selbstständig mit dem PC. Die meisten Spiele funktionieren tadellos. Natürlich gibt es Ausnahmen. Dafür kann man auch Spiele von Uplay oder Origin integrieren. Das klappt zwar nicht immer gleich gut, aber es ist oft einen Versuch wert.

Alternative zum Steam Link

Das Gleiche ist auch mit dem Nvidia Shield Android TV möglich. Dafür wird allerdings zwingend eine Nvidia-Grafikkarte benötigt. Ich hatte damit allerdings weniger Erfolg. Häufig fand die Nvidia-Software meinen Computer nicht und wies mich unnötigerweise an, Geforce Experience auf dem PC zu starten – was natürlich längst geschehen ist. Alternativ kann man sich die Android-App Moonlight installieren. Die lief ein wenig zuverlässiger, aber immer noch kein Vergleich zum Steam Link, der praktisch zu 100 Prozent funktioniert.

Quelle: Techno Stream

Dafür gibt es mit Nvidias Android TV die Möglichkeit, durch den kostenpflichtigen Service «Geforce Now» PC-Games aus dem Internet zu streamen. Das funktioniert überraschend gut und Spiele sind in schnellen 30 Sekunden geladen. Eine Installation ist nicht notwendig. Die Spiele werden von Servern aus Deutschland gestreamt. Die Qualität passt sich laufend der Bandbreite an und war bei mir in Winterthur relativ stabil. Full HD mit 60 Bildern pro Sekunde wird je nach Spiel unterstützt. Um Geforce Now aber als Standardgaming-Lösung zu verwenden, müssten die Server wohl in der Schweiz stehen und die Spiele-Auswahl ist auch noch etwas dürftig.

4K?

Nvidia Shield Android TV kann in 4K-Auflösung streamen. Da ich keinen 4K-Fernseher besitze, konnte ich die Qualität selbst nicht testen. Was man aber aus dem Internet hört ist, dass es eher mässig funktioniert. Kein Wunder, denn die Datenmenge, die übertragen werden muss, wächst exponentiell.

Fazit: Noch kein vollständiger Konsolenersatz

So sieht die Benutzeroberfläche mit dem Steam Link aus. Sie ist identisch zu Steam Big Picture.

Wie bereits erwähnt profitiert man beim Streamen von der grossen Spieleauswahl, der besseren Grafikqualität und den sonst typischen PC-Vorteilen wie schnelleren Ladezeiten, Mods etc. In-House Streaming von Steam bringt aber auch Nachteile mit sich. So muss der PC immer eingeschaltet sein. Wenn etwas nicht funktioniert, kann es vorkommen, dass man doch wieder schnell an den PC muss – umständlich, wer er nicht gleich nebenan ist. Da die Spiele für einen Monitor konzipiert sind, ist manchmal die Schrift zu klein. Der kritische Punkt bleibt die Verzögerung. Die hängt ganz vom jeweiligen Setup ab und kann verschwindend klein sein. Ist sie jedoch bemerkbar, kann man reaktionsintensive Spiele wie Prügel- oder Jump-’n’-Run-Spiele vergessen.

Insgesamt kann ich die Streaming-Lösung für unregelmässige Stubenzocker sehr empfehlen, auch wenn nicht immer alles zu 100 Prozent rund läuft. Der Steam Link kostet nicht die Welt und das Ganze ist im Nu eingerichtet. Wer hingegen nur noch vor dem Fernseher zocken möchte, fährt besser, wenn er seinen Desktop fix ins Wohnzimmer zügelt.

Der Steam Link sowie zwei Alternativen

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PC

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Und so ein Möbel wär dazu natürlich besonders lässig

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Als Kind durfte ich keine Konsolen haben. Erst mit dem 486er-Familien-PC eröffnete sich mir die magische Welt der Games. Entsprechend stark überkompensiere ich heute. Nur der Mangel an Zeit und Geld hält mich davon ab, jedes Spiel auszuprobieren, das es gibt und mein Regal mit seltenen Retro-Konsolen zu schmücken. 


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