Sony Alpha 7 IV: Der neue Allrounder mit starker Videofunktion
Die neue Vollformatkamera bringt gegenüber dem Vorgängermodell eine höhere Auflösung, ein besseres Fokus-Tracking und eine stark verbesserte Videofunktion. Ich durfte bereits ein wenig damit herumspielen.
Sony stellt heute die Alpha 7 IV der Öffentlichkeit vor. Sie kann ab sofort bestellt werden; lieferbar soll sie allerdings erst ab Dezember sein. Bei den gegenwärtigen globalen Lieferengpässen ist selbst diese Angabe mit Vorsicht zu geniessen.
Einordnung der A7 IV im Sony-Lineup
Bei Sony gibt es zahlreiche Kameras, die ein «Alpha 7» im Namen tragen. Sie lassen sich in drei Linien einteilen:
- Alpha 7: Allrounder ohne spezifisches Anwendungsgebiet.
- Alpha 7R: Modelle mit besonders hoher Auflösung, ideal für Landschaftsaufnahmen, Studio- und Produktfotografie.
- Alpha 7S: Modelle mit tieferer Auflösung, dafür hoher Lichtempfindlichkeit und starker Ausrichtung auf Video.
Von jeder dieser drei Linien gibt es je ein aktuelles Modell – aber auch ältere Versionen sind noch erhältlich. Diese Versionen werden durch römische Zahlen voneinander unterschieden. Die Sony Alpha 7 IV ist die Nachfolgerin der Sony Alpha 7 III aus dem Jahr 2018, die weiterhin erhältlich bleibt.
Als Allrounder ist die Alpha 7 IV eine Kamera für Foto-Enthusiasten, die sich nicht auf ein bestimmtes Gebiet beschränken oder festlegen wollen.
Mehr Auflösung, besserer Autofokus
Gegenüber dem Vorgängermodell wurde die Auflösung von 24 auf 33 Megapixel erhöht. Der Sensor ist also eine Neuentwicklung. Es handelt sich allerdings nicht um einen Stacked Sensor wie in der Alpha 1 oder Alpha 9.
Die Serienbildgeschwindigkeit liegt unverändert bei 10 fps. In Sachen Speed wurde dennoch aufgerüstet. Mit dem gleichen Prozessor wie in der Sony Alpha 1 und der A7S III rechnet die Kamera schneller, was sich positiv auf den Autofokus und die Videofunktionen auswirkt.
Beim Autofokus decken 759 Punkte 94 Prozent des Bildes ab. Das ist etwas mehr als bei der A7 III mit 693 Punkten. Viel mehr getan hat sich beim Tracking. Dieses ist auf dem aktuellen Stand der Technik – sogar die neue Vogelerkennung der Alpha 1 hat Sony eingebaut. Der Autofokus funktioniert laut Sony mit Telekonvertern und auch bei kleinen Blenden bis zu f/22.
Eine kurze Probe aufs Exempel: Das klappt. Ohne Vogelerkennung hätte die Kamera hier vermutlich auf die Zweige im Vordergrund scharf gestellt.
Gehäuse und Bedienung
Die A7-Kameras sehen alle ungefähr gleich aus, doch bei genauem Hinsehen zeigen sich Unterschiede. Die neue Kamera gleicht der A7S III mehr als der direkten Vorgängerin A7 III. Der Bildschirm lässt sich wie bei der A7S III um 180 Grad seitlich ausklappen und dann um nahezu 360 Grad drehen.
Die Video-Aufnahmetaste (1) befindet sich auf der Oberseite – auch das ist dem S-Modell entlehnt. Das Rad für Belichtungskorrektur (2) hat keine Beschriftung mehr. Eine durchaus sinnvolle Änderung, da dieses Rad auch mit einer anderen Funktion belegt werden kann. Beim Moduswählrad gibt es jetzt einen separaten Hebel, der zwischen Foto, Video und Zeitlupe/Zeitraffer umschaltet (3). Das macht es einfacher, bei Videos zwischen den Modi zu wechseln. Die Bedienung und das Menü passen sich dem aktiven Modus an.
Das Menü folgt der neuen, stark verbesserten Bedienlogik, die auch in der A1 und A7S III zum Einsatz kommt. Es lässt sich auch per Touchscreen bedienen.
Leistungsfähige Videofunktion
Die äusseren Ähnlichkeiten mit der A7S III sind nicht zufällig. Denn die A7 IV ist auch von ihren inneren Werten her eine potente Videokamera. Die wichtigsten Leistungsmerkmale:
- 4K mit 50 oder 60 fps
- 8 oder 10 bit Farbtiefe
- Farbabtastung 4:2:0 oder 4:2:2
- S-Cinetone
Wichtig für die Bildqualität ist, mit welchem Verfahren das Videobild berechnet wird. Werden sämtliche Bilddaten des Sensors ausgelesen und in Echtzeit auf die Video-Auflösung heruntergerechnet, spricht man von Oversampling. Wird ein Teil der Pixel gar nicht ausgelesen, spricht man von Line-Skipping oder Pixel-Binning. Das führt zu einem deutlich weniger scharfen Bild.
Die A7 IV bietet zahlreiche Optionen bei der Aufnahmequalität. Es ist aber nicht ersichtlich, welche davon Oversampling verwenden. Was 4K betrifft, denke ich, dass die Kamera sowohl 25p als auch 50p mit Oversampling schafft. Ein kurzes Testvideo wurde mit 50p genauso scharf wie mit 25p. Zudem verfügt die Kamera über eine Wärmeabfuhr im Stil der A7S III. Und sie hat den gleichen Bildprozessor.
Trotzdem hat 4K mit 50 oder 60 fps einen Crop, das heisst, es wird nicht der ganze Bildausschnitt genutzt.
Einige Aufnahmearten wie die Intraframe-Aufzeichnung erfordern eine sehr schnelle Speicherkarte. Entweder eine SD-Karte vom Typ UHS-II, die in beide Kartenfächer passt, oder eine vom Typ CFexpress A, die nur in eines der beiden Slots past.
Mit der «Focus Map» verfügt die A7 IV sogar über eine Videofunktion, die derzeit keine andere Sony Alpha bietet. Durch eine transparent über das Bild gelagerte Farbskala ist sofort ersichtlich, welche Bildteile wie scharf sind.
Ebenfalls exklusiv ist eine softwarebasierte Korrektur des Focus Breathing bei Videoaufnahmen. Von der Profi-Videokamera FX6 übernommen wurde der AF Assist. Er hält eine zuvor definierte Person im Fokus.
Die Anschlüsse lassen nichts zu wünschen übrig. Kopfhörer, Mikrofon, grosser HDMI-Stecker (Typ A), USB-C und Micro-USB – per Adapter ist auch LAN möglich. Der Zubehörschuh ist als digitale Audioschnittstelle verwendbar. Beim WLAN wird neu auch 5 GHz unterstützt.
Beim Test der Sony Alpha ZV-E10 habe ich die umständliche Aktivierung des USB-Streamings kritisiert. Kurze Zeit später drückt mir Sony mit der A7 IV eine Kamera in die Hand, bei der das viel besser ist: Steckst du hier ein USB-Kabel ein, erscheint ein Dialog, in welchem du die Funktion wählen kannst.
Findi guet. Isch mini Idee gsi. Han ich erfunde.
Im Ernst: Wie gut ich die A7 IV wirklich finde, weiss ich vermutlich im November, wenn ich sie für eine etwas längere Zeit ausprobieren kann.
Durch Interesse an IT und Schreiben bin ich schon früh (2000) im Tech-Journalismus gelandet. Mich interessiert, wie man Technik benutzen kann, ohne selbst benutzt zu werden. Meine Freizeit ver(sch)wende ich am liebsten fürs Musikmachen, wo ich mässiges Talent mit übermässiger Begeisterung kompensiere.