Sony HT-A7000
500 W, 7.1.2 Kanal
Die Sony HT-A7000 ist teuer. Dafür verspricht die Soundbar dank ihrer zwei zusätzlichen HDMI-2.1-Anschlüsse und der Unterstützung aller wichtigen Audioformate Langlebigkeit. Und: das 360 Spatial Sound Mapping rockt.
«Ui», denke ich mir, als ich beim Auspacken von Sonys neuem Soundbar-Flaggschiff den Preis checke: knapp 1000 Franken. Mehr als die ohnehin schon teure Sonos Arc, zum Beispiel. Dass Sony-Geräte teuer sind, ist nicht neu. Sony-Sachen sind aber auch gut; schlechte Ware kriegst du selten vom japanischen Hersteller. Die HT-A7000 bildet keine Ausnahme. Und wenn dir die Marke eh wichtiger ist als der Preis, dann ist die HT-A7000 einen Blick wert. Einen sehr eingehenden Blick sogar. Das hat einen Grund: 360 Spatial Sound Mapping.
Oder wie ich dem gerne sage: digitale Anabolika.
Full Disclosure: Die Soundbar habe ich von Sony zum Testen bekommen, zusammen mit zwei Rear-Lautsprechern – Sonys SA-RS5 – und einen Subwoofer, den SA-SW5. Das Gesamtpaket kriegst du bei uns für 2199 Franken. Aktuell wartest du aber bis Ende Oktober auf die Rear-Lautsprecher und den Subwoofer, sagen mir die Einkäuferinnen.
Der Aufbau geht fix. Die Soundbar verbinde ich via HDMI eARC mit dem Fernseher. An den Strom hänge ich Soundbar, Subwoofer und Lautsprecher per Kabel. Fertig. Weitere Verkabelungen brauche ich nicht; untereinander kommunizieren die Geräte via WLAN.
Als Nächstes kommt die Einmessung via Software – die Klangfeldoptimierung. Stell’s dir wie eine imaginäre Kuppel vor, die über dich gesetzt wird: Zuerst geben die Lautsprecher komische Töne ab, deren Schallwellen von den Wänden, Fenstern und der Decke reflektiert werden. Die Mikrofone der Lautsprecher fangen sie anschliessend wieder ein. Mit den daraus resultierenden Daten macht sich der Prozessor in der Soundbar ein akustisches Bild des Wohnzimmers. So optimiert er das Klangfeld – die Kuppel –, und zwar, so Sony, völlig unabhängig davon, wo in etwa die Soundbar und die Lautsprecher stehen.
Bei Sony heisst diese Klangfeldoptimierung «360 Spatial Sound Mapping». Ganze zwölf Tonkanäle werden mit komplizierten Berechnungen und Algorithmen innerhalb dieser Kuppel simuliert. So entsteht zumindest theoretisch ein möglichst raumfüllender Sound, der aus allen Ecken – oder sogar von der Decke – zu kommen scheint, obwohl da keine Lautsprecher sind. Das funktioniert laut Sony allerdings nur, wenn du zur HT-A7000 zusätzlich zwei Rear-Lautsprecher nimmst. Eben: in meinem Fall diese hier.
Ganz ehrlich, Rear-Lautsprecher sind sowieso Pflicht, wenn du echten Surround-Sound willst. Noch habe ich keine digitale Tonmanipulation (DPS) erlebt, die tatsächlich Ton hinter mir erzeugt, obwohl da keine physischen Lautsprecher sind. Nicht bei Sony, Samsung, Sonos oder sonst wem. Das ist reines Marketing-Gewäsch.
Apropos: Die beiden 2,5 Kilogramm schweren SA-RS5-Rear-Lautsprecher sind sensationell. Vier Treiber sind pro Zylinder verbaut: Je ein Kalottenhochtöner, Woofer und Passivradiator, um hohe, mittlere und sogar Bass-Frequenzen mühelos abzudecken, dazu ein nach oben strahlender Treiber für vertikalen Sound. Der grösste Clou: Die Lautsprecher besitzen einen internen Akku. Insgesamt hat er zehn Stunden Laufzeit. Für meine Sehgewohnheiten eher kurz. Die Schnellladefunktion ist dafür top: Pro zehn Minuten Ladezeit kriegst du 90 Minuten Sound. Hätte ich nicht eh schon Stromkabel für meine eigenen Sonos-Lautsprecher unters Sofa verlegt, könnte ich die SA-RS5-Lautsprecher ganz ohne Kabel benutzen.
Aber zurück zur Soundbar.
«What’s in the box», fragte einst ein verzweifelter Brad Pitt im Psychothriller «Seven». Dasselbe habe ich mich bei Sonys HT-A7000 auch gefragt. Ein Blick ins Datenblatt zeigt zwei nach oben gerichtete Treiber – wieder für den vertikalen Sound –, zwei Beam-Hochtonlautsprecher, die seitlich von der Soundbar wegstrahlen, fünf Front-Lautsprecher für den Surround Sound und ein Subwoofer. Vereinfacht sieht das so aus:
Voilà: ein Klangfeld mit einem 7.1.2-System. Insgesamt und ohne Zubehör kommt die HT-A7000 auf 500 Watt Nennleistung. Nimmst du zwei Rear-Lautsprecher und einen dedizierten Subwoofer dazu, kommst du auf ein 7.1.4-System mit 980 Watt Nennleistung. Das ist grossartig.
Allerdings ist die HT-A7000 mit einer Länge von etwa 130 Zentimetern, einer Höhe von acht Zentimetern und einer Tiefe von etwa 14 Zentimetern auch eine ordentlich grosse Soundbar. Sony ist zwar intelligent genug, die Soundbar so zu bauen, dass sie unter die eigenen Sony-Fernseher passt. Beim 65 Zoll grossen TCL C93, den ich gerade teste, wird dafür regelmässig der Infrarot-Sensor für die Fernbedienung blockiert. Das nervt. Bei kleineren Fernsehern dürfte es noch schwieriger sein, die Soundbar anständig zu platzieren.
Die Grösse hat aber nicht nur Nachteile. Für sie spricht, dass die eingebauten Treiber entsprechend gross sind und raumfüllender klingen als bei kleineren Soundbars. Dazu sieht die HT-A7000 fantastisch aus: Das Metallgitter auf der Vorderseite deckt alle Fronttreiber und einen kleinen LED-Bildschirm ab. Oben hingegen bedeckt ein Stoffbezug die nach oben gerichteten Treiber. Und zwischen den beiden Lautsprechern verbaut Sony eine glänzende Oberfläche, auf der sich touch-sensitive Tasten befinden.
Alles in allem: stylisch.
Auf der Rückseite befinden sich sämtliche Anschlüsse. Sony-typisch ist die Auswahl angenehm üppig. Konkret:
Besonders erfreulich sind die beiden zusätzlichen HDMI-Eingänge. Erstens, weil sie Dolby Vision und Dolby Atmos ohne Weiteres durchschleifen. Zweitens, weil ich so viele externe Geräte nutze, dass die vier HDMI-Eingänge der meisten TVs schon lange nicht mehr ausreichen. Einziges Manko: Meine Playstation 5 konnte zwar ein 120-Hz-Signal mit UHD-Auflösung und aktiviertem HDR durchschleifen, allerdings ohne variable Bildraten (VRR) und den Auto-Low-Latency-Mode (ALLM). Spielkonsolen gehören darum weiterhin direkt an den Fernseher geschlossen. Blu-Ray-Player oder Set-Top-Boxen können problemlos an die Soundbar.
Kommen wir zu den wichtigsten unterstützten Sound-Formaten. Auch hier punktet Sony wie gewohnt mit einer grossen Auswahl:
Gerade DTS:X, das DTS-Äquivalent zu Dolby Atmos, hat Sony seiner Konkurrenz von Sonos voraus: Die unterstützt maximal DTS Digital Surround. Und beim Fernsehen werden Soundformate mit wenigen Kanälen, etwa Stereo, automatisch hochskaliert und auf bis zu zwölf Soundkanälen verteilt. Eben: 360 Spatial Sound Mapping.
Beim Musikhören hingegen werden weniger qualitative Formate auf DSEE Extreme hochskaliert, sofern Musik via WLAN auf die Lautsprecher gestreamt wird. Falls dir diese Abkürzungen nichts sagen, dann so viel: DSEE Extreme ist nahe an den Hi-Res-Formaten. Egal, was du auf der HT-A7000 hören wirst: Es wird gut klingen.
Zeit, die geballte Theorie in der Praxis zu hören. Eine meiner Lieblingsszenen zum Testen von Sound kommt aus «The Tomorrow War». Der Film mit Chris Pratt in der Hauptrolle handelt von einem Krieg, der in der Zukunft gekämpft und verloren wird. Menschen reisen darum in die Vergangenheit – unsere Gegenwart –, um Verstärkung zu holen. Genau da beginnt meine Test-Szene. Der Surround-Sound-Mix gehört zum Besten, was ich kenne. Gerade, weil Sound auch von oben kommen soll – vertikaler Sound.
Das Video oben kann nicht wiedergeben, wie sich der Sound in echt anhört. Ja, sogar anfühlt. Aber glaub mir: Es wabert und wummert um mich herum, während Blitze und purpurne Energiefelder das Tor zur Zukunft aufstossen. Dann, mit einem lauten Knall, öffnet sich ein Wurmloch über Chris Pratt und den anderen Soldaten. Die Vertikalität in der Tonkulisse ist gut. Besser als jene meines Sonos-Systems mit der Sonos Arc. Aber nicht grossartig. Dann wird ein Soldat nach dem anderen in das Wurmloch hochgezogen. Ihre überraschten Aufschreie hallen nach. Dann ist Pratt dran. Sein Flug durch Raum und Zeit füllt klanglich mein ganzes Wohnzimmer. Es wummert. Es zischt. Es blitzt. Es donnert. Die Gruppe springt in die Zukunft.
Der Surround-Sound – ohne Vertikalität – ist buchstäblich atemberaubend.
Nächster Test. Vor kurzem, beim Sonos Sub Mini Review, habe ich einen neuen Film mit grandiosem Sound-Mix entdeckt: «Edge of Tomorrow». Wieder geht es um einen Krieg gegen der Menschheit überlegene ausserirdische Invasoren. Aber die Schlacht an einem französischen Strand soll die Wende bringen: Tom Cruise, ich und eine Heerschar von Soldaten springen aus dem getroffenen Militärhubschrauber, hunderte Meter über Boden – wir stürzen ab.
Chaos. Der Wind zischt von überall her. Die Schreie auch. Mal aus den vorderen Boxen. Dann aus den hinteren. Die Geschosse der Aliens fauchen haarscharf an mir vorbei. Treffen stattdessen Soldaten. Hubschrauber. Explosionen donnern durch mein Wohnzimmer. Trümmerteile verfehlen mich nur knapp. Andere nicht. Knochen brechen. Körper werden zermalmt. Der Bass rummst. Erste glücklose Soldaten krachen auf hartem Boden. Jetzt beginnt die Menschheit zurückzuschiessen. Am liebsten möchte ich mich ducken, um nicht getroffen zu werden, so mittendrin im Geschehen fühle ich mich, während die Kämpfer schimpfend und fluchend ihrem sicheren Tod entgegen rennen.
Pause. Ich muss kurz durchatmen. Die HT-A7000, unterstützt von den beiden Rear-Lautsprechern und dem Subwoofer, verwandelt mein Wohnzimmer in einen Kinosaal. Vom Surround-Sound bin ich begeistert. Die nach oben gerichteten Lautsprecher tun ihr Bestes, mir Sound zu vermitteln, der von der Decke kommt. Das gelingt gut. Aber nicht so gut wie bei Sonys HTA9 – für mich immer noch Klassenprimus. Hier der Test dazu, falls du ihn lesen möchtest:
Natürlich lässt sich die HT-A7000 auch ausserhalb von bombastischen Alien-Invasionen nutzen. Etwa zum Musikhören, dazu komme ich gleich. Oder auch einfach bei ruhigen Serien, etwa Netflix’ «The Crown» – zugegebenermassen aus aktuellem Anlass wieder in meiner Playlist gelandet –, wo es auf eine klare, natürliche Wiedergabe von Stimmen und Dialogen ankommt.
Musik zum Abschluss. Angefangen mit «In The Heights» vom mehrfachen Tony- und Grammy-Award-Gewinner Lin-Manuel Miranda. Ich mag seinen typischen Mix aus traditionellen lateinamerikanischen Stilrichtungen und Hip-Hop, Pop oder Rap. Das passt: «Paciencia y fe», also Geduld und Mut, heisst es im Lied. Denn die Immigranten aus den New Yorker Heights haben alle den Traum von einem besseren Leben, den «sueñito». Sonys Soundbar geht da voll mit. Der karibische 3-2-Clave-Rhythmus, vor allem dank «West Side Story» berühmt, gibt den Takt an. Im Hintergrund spielt das Klavier die Melodie, der Bass gibt Gravita, die Trommeln und das Schlagzeug lassen mich mitwippen. Die Soundbar gibt das alles glasklar wieder. Nichts klingt überfrachtet. Irgendwo dazwischen meine ich sogar Steel Pans zu hören. Karibik-Feeling pur. Dann, bei 0:35, setzt plötzlich der elektrische Bass ein: Hip Hop. Genau das meine ich, wenn ich von Mirandas aufregenden Stilbrüchen rede.
Das nächste Lied ist «Another Day of Sun» aus «La La Land». Der Song ist Jazz in Perfektion: Der Kontrabass brummt gemütlich vor sich hin, ein Klavier spielt mit den Harmonien, das Schlagzeug trommelt und wirbelt im Hintergrund, während Trompeten die eingehende Melodie zelebrieren. Minute 0:08: Da ist das Erste von zahlreichen «Hmpf»-Punches, die ich hören will. Die Nylon-Besen in den Hochfrequenzen streicheln die Trommeln. Die Stimme der Sängerin hebt sich kristallklar vom Rest der Musik ab. Herrlich. Als ob die Band live vor mir spielen würde.
Zum Schluss der aufbrausende Song «B.Y.O.B.» meiner absolut liebsten Alternative-/Nu-Metal-Band «System of A Down». Der Song eignet sich, weil er ständig zwischen «sehr laut» und «sehr leise» wechselt. Eine Herausforderung für viele Soundbars. Die HT-A7000 hat das aber im Griff. Zuerst: Die E-Gitarre. Alleine. Dann: «You!» Die ganze Band setzt ein. Sonys Soundbar lässt Co-Sänger Daron Malakian aus voller Lunge seinen Unmut gegenüber der Welt rausposaunen, ohne dass die Musik scheppert. Dann kommt Lead-Sänger Serj Tankian dazu. Das Schlagzeug hämmert drauf rein. Der Bass auch. Mein Wohnzimmer bebt. Ich headbange. Und plötzlich, bei Minute 0:52: Ruhe. Serj und die restliche Band besingen die Ignoranz der Gesellschaft. Die Töne werden leiser. Die HT-A7000 nimmt sich zurück und beweist eine gute Balance. Sehr gut.
Zeit, das Fazit zu ziehen.
Ich könnte ewig mit Beispielen weitermachen. Fest steht, dass ich noch keine bessere Soundbar als die HT-A7000 getestet habe. Da kommt nicht mal meine eigene Sonos Arc mit ihren zwei Sonos-One-Boxen und dem Subwoofer ran. Vor allem auch, weil die «Ones» keine zusätzlichen Treiber haben, die Sound von hinten nach oben abstrahlen. Von heute auf morgen würde ich das System trotzdem nicht wechseln wollen: Als Multiroom-Speaker, gerade zum Musikhören, finde ich Sonos und seine App viel eleganter. Zugänglicher.
Dazu kommt, dass Sony mit der HTA9 gleich selbst das bessere Konkurrenz-System anbietet: keine Soundbar, sondern vier dedizierte, recht grosse Lautsprecher sorgen für den Ton. Genau darum kriegt die HTA9 spürbar mehr Vertikalität hin. Und weil deren Prozessor in einer separaten, Receiver-ähnlichen Box steckt, wage ich zu behaupten, dass sie zukunftsfähiger ist – und das erst noch günstiger als die HT-A7000 samt Zusatzprodukte. Das Einzige, was gegen die HTA9 sprechen könnte, ist, dass die klobigen Lautsprecher nicht in jede Wohnungseinrichtung passen.
Für wen ist die HT-A7000 also? Für jene, die lieber zur Soundbar greifen und für die ein Multiroom-Setup höchstens zweitrangig ist. Die HT-A7000 klingt wuchtig, präzise und hat dank ihrer Grösse viel Wumms, ohne dass allzu viel digitale Manipulation nötig ist, um raumfüllend zu klingen. Dazu skalieren Audioinhalte mit weniger Tonkanälen dank 360 Spatial Sound Mapping beeindruckend hoch. Die Soundbar mag zwar etwas teurer sein als ein vergleichbares Sonos-Line-up. Dafür unterstützt die HT-A7000 mehr DTS-Audioformate, hat zwei zusätzliche HDMI-2.1-Eingänge und sogar ein integriertes Chromecast.
Ein verdammt gutes Gesamtpaket.
Abenteuer in der Natur zu erleben und mit Sport an meine Grenzen zu gehen, bis der eigene Puls zum Beat wird — das ist meine Komfortzone. Zum Ausgleich geniesse ich auch die ruhigen Momente mit einem guten Buch über gefährliche Intrigen und finstere Königsmörder. Manchmal schwärme ich für Filmmusik, minutenlang. Hängt wohl mit meiner ausgeprägten Leidenschaft fürs Kino zusammen. Was ich immer schon sagen wollte: «Ich bin Groot.»