
Statussymbole haben eine Kehrseite

Den eigenen Reichtum zur Schau zu stellen, kann in bestimmten Kreisen von Vorteil sein. Doch wenn es um Zusammenarbeit geht, kommen bescheidene Menschen besser an.
Ein Wochenendtrip nach New York, ein Tesla in der Garage: Reich zu sein, bringt einige Vorteile mit sich. Diesen Status zur Schau zu stellen, kann allerdings nachteilig sein, wie eine Studienreihe im «Journal of Personality and Social Psychology» zeigt. Die meisten Menschen arbeiten lieber mit bescheideneren Menschen zusammen, so das Fazit aus sechs Experimenten mit mehr als 2800 Probandinnen und Probanden. Wer sich mit Statussymbolen schmückt, etwa in den sozialen Medien, dem werde weniger zugetraut, das Wohl von anderen über die eigenen Interessen zu stellen.
Ein Team um Marketingforscherin Shalena Srna von der University of Michigan in Ann Arbor hatte die Versuchspersonen im Internet und an Universitäten rekrutiert. Sie wurden mit fiktiven Szenarien konfrontiert, zum Beispiel dem Gefangenendilemma, einem klassischen Experiment aus der Spieltheorie, bei dem zwei Personen ohne Absprache entscheiden müssen, ob sie den anderen zum eigenen Vorteil ans Messer liefern. Die Versuchspersonen verhielten sich weniger kooperativ gegenüber Mitspielenden, die einen hohen Status signalisierten.
In einem anderen Experiment wurden die Versuchspersonen aufgefordert, anhand von Profilen in den sozialen Medien Menschen auszuwählen, die sich ihrer Gemeinschaft anschliessen sollten. Auf den Profilen standen Beiträge wie «Ich habe heute den süssesten Welpen gesehen!» oder Posts etwa über teure Kleidung und Reisen, zum Beispiel «Auf dem Weg nach Madrid!». Wer mit seinem Profil einen hohen Status signalisierte, wurden nicht nur als wohlhabender, sondern auch als eigennütziger eingeschätzt und seltener als neues Gruppenmitglied empfohlen. Unter anderen Bedingungen waren Statussymbole jedoch von Vorteil: Wenn es um einen Wettbewerb ging, wurden eher diejenigen mit erkennbar hohem Status ausgewählt.
In einem weiteren Experiment sollten die Versuchspersonen ein eigenes Social-Media-Profil planen – mit dem Ziel, Mitglied einer Gruppe zu werden. Wer kooperativ erscheinen wollte, entschied sich seltener für Luxuskleidung wie Prada oder Gucci, berichtet Shalena Srna: «Menschen verhalten sich nicht nur strategisch, wenn es darum geht, Status zu signalisieren.» Sie wüssten offenbar, dass sie auf Statussymbole lieber verzichten sollten, um andere von ihren Teamplayerqualitäten zu überzeugen. Selbstdarstellung sei «ein schwieriger Balanceakt», folgert die Marketingforscherin. Bilder von teuren Reisen auf Instagram zu posten, könnte zwar Eindruck machen, etwa beim Dating. «Aber es könnte auch potenziellen Freunden oder zukünftigen Arbeitgebern signalisieren, dass Sie wahrscheinlich nicht an die Bedürfnisse anderer denken.»
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Titelbild: © EXTREME-PHOTOGRAPHER / Getty Images / iStock (Ausschnitt)


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