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Keine Knete mehr für Wallace und Gromit
von Michelle Brändle
Neues Jahr, neuer Monat, neue Streaming-Tipps. Ob Netflix, Disney+, Sky Show, Prime Video, Paramount+ oder Apple TV+: Hier erfährst du, welche Serien und Filme diesen Januar auf den Streaming-Diensten laufen.
Mein Neujahrsvorsatz ist es, das Glas halb voll zu sehen - vorzugsweise mit Rum, Gin, Wodka oder Selbstgebranntem. Meine Film- und Serienhighlights für den Monat Januar.
Ich will ja keine Panik machen. Aber Aardman Animations, das legendäre Studio hinter «Wallace und Gromit», «Chicken Run» oder «Shaun das Schaf», geht die Knete aus. Wortwörtlich. Die Modelliermasse, die sogenannte Lewis Newplast, wurde weltweit nämlich nur in einer einzigen Fabrik hergestellt – und die schloss im März 2023.
Zum Glück gibt’s mittlerweile eine offizielle Entwarnung: Man habe noch genug Vorrat für die aktuell laufenden Projekte, und eine langfristige Lösung sei ebenfalls in Sicht. Phuh! Denn Wallace, unser liebenswerter Erfinder, hat mal wieder eine neue Maschine gebaut: den «Gnominator», der bei der Gartenarbeit helfen soll. Doch wie so oft bei Wallace' Erfindungen läuft nicht alles nach Plan. Als sich herausstellt, dass eine rachsüchtige Gestalt aus der Vergangenheit hinter den Ereignissen stecken könnte, muss der ikonische Wau-Wau Gromit gegen finstere Mächte kämpfen und seinen Herrn retten – oder Wallace wird vielleicht nie wieder etwas erfinden können!
Start: 3. Januar
Geht’s nur mir so, oder erinnert «American Primeval» zumindest optisch an «The Revenant»? Das harte, aber natürliche Licht, der offenbar grosszügige Einsatz von Handkameras, die vielen Weitwinkelaufnahmen, die gedämpften Farbtöne, das Wilder-Westen-Setting – fehlt nur noch der Bär.
Kein Wunder: Geschrieben wurde «American Primeval» von Mark L. Smith, dem Co-Autoren von «The Revenant». Diesmal will er einen schonungslosen Blick auf die Entstehung der amerikanischen Nation im 19. Jahrhundert werfen. Der Film, inszeniert von Peter Berg («Lone Survivor», «Deepwater Horizon»), folgt dabei verschiedenen Charakteren – Siedlern, Trappern und Ureinwohnern – auf ihrem Kampf ums Überleben in der rauen und gesetzlosen Wildnis des amerikanischen Westens. Mal sehen, ob’s hier besser gelingt als zuletzt in Kevin Costner’s «Horizon».
Start: 9. Januar
Mal wieder was aus der Anime-Ecke! Und dieser Tipp kommt direkt von unserem hauseigenen Anime-Guru Kevin Hofer (macht in der Kommentarspalte ruhig Druck, dass er mehr über Anime schreiben soll). Konkret: «Sakamoto Days».
«Sakamoto Days» ist so was wie: «Was wäre, wenn John Wick sich zur Ruhe gesetzt, einen Tante-Emma-Laden eröffnet und sich, nun ja … sich etwas hätte gehen lassen?» Kevin hat bereits die ersten paar Bände des Mangas gelesen. Laut ihm seien sie «weird», aber auch «einfach nur geil». Über den Trailer könnte ich genau dasselbe sagen. Entfernt erinnert er mich gar an «Dan Da Dan», dem absolut heissesten Scheiss, den es in Punkto Anime momentan auf Netflix gibt – sorry für die Sprache, aber anders lässt sich die Serie nicht umschreiben.
Start: 10. Januar
Die erste Staffel des Goosebumps-Reboots war zunächst zwar kein Überflieger, doch die Mischung aus Nostalgie und frischen Ideen hat mit der Zeit ihr Publikum gefunden. Kritikerinnen und Kritiker lobten zum Beispiel die für Disney überraschend gruselige Atmosphäre und das gelungene zentrale Mysterium, das die Geschichten aus Port Lawrence zusammenhielt. Nun steht Staffel 2 in den Startlöchern – und der erste Trailer deutet an, dass der Gruselfaktor weiter angezogen wird.
Im Zentrum stehen Cece (Jayden Bartels) und Devin (Sam McCarthy), die ihren Vater Anthony (David Schwimmer) für einen vermeintlich entspannten Sommerurlaub besuchen. Doch die Idylle bekommt schnell Risse: Anthony warnt sie davor, den Keller zu betreten – ein Verbot, das nur Misstrauen und eine unheilvolle Neugier weckt.
Wie sich herausstellt, führt Anthony Experimente mit Pflanzen durch, die auf seltsame Weise mit dem Verschwinden seines Bruders im Jahr 1994 zusammenhängen. Und als er selbst diesen Pflanzen ausgesetzt wird, gerät alles ausser Kontrolle: Von irrationalen Ausbrüchen bis hin zu übernatürlichen Phänomenen wird klar, dass der Keller weit mehr verbirgt, als zunächst gedacht.
Start: 10. Januar
Isolation auf offener See, ein mystisches, gefährliches Phänomen und ein scheinbar übernatürlicher Nebel, der meine Klaustrophobie triggert – das war die erste Staffel von «The Rig». Gänzlich überzeugen konnte sie nicht. Daran änderten auch die aus «Game of Thrones» bekannten Schauspieler Iain Glen und Owen Teale mit ihrem besten schottischen Akzent nichts. Aber offenbar haben genug Menschen die Serie geguckt, sonst hätte Amazon wohl kaum eine zweite Staffel durchgewunken. Und die soll jetzt alles besser machen. Dabei schreit sie geradezu: «Je weniger du vorher weisst, desto besser.»
Start: 2. Januar
Als 1996 «Twister» die Leinwände eroberte, war es mehr als nur ein Film über Stürme: Es war ein technisches Spektakel, das Tornados mit einer emotional packenden Geschichte kombinierte. Nun versucht «Twisters», die Magie des Originals in die Gegenwart zu übertragen – mit modernster Technik und einem Hauch 1990er-Nostalgie.
Im Mittelpunkt steht Kate (Daisy Edgar-Jones), die nach einem tragischen Verlust der Sturmjagd den Rücken gekehrt hat. Doch ein neues Ortungssystem und die Rückkehr in die Tornado Alley zwingen sie, sich ihrer Vergangenheit zu stellen. Unterstützt von Javi (Anthony Ramos) und dem Draufgänger Tyler (Glen Powell) wird sie Teil eines gefährlichen Spiels mit der unberechenbaren Natur.
Ich mag den Film. Sehr sogar. Auch, weil Regisseur Lee Isaac Chung («Minari», «Skeleton Crew») auf echte Filmkameras und Kodak-Material gesetzt hat, um den Look der 1990er-Jahre wieder aufleben zu lassen: saftig-grüne Felder, staubige Strassen und drohende Sturmwolken – alles mit einer warmen, analogen Textur, die in modernen Filmen selten geworden ist. Die Story bleibt zwar etwas klischeehaft, dafür begeistert «Twisters» mit fesselnden Bildern und einem nostalgischen Flair, das Fans des Originals und neue Zuschauerinnen und Zuschauer gleichermassen in seinen Bann ziehen dürfte.
Start: 11. Januar
Manchmal genügt ein Trailer, um zu spüren, dass eine Serie mehr erzählt als nur eine Geschichte. «Lockerbie: A Search for Truth» verspricht genau das: eine schmerzliche Reflexion über Trauer, Gerechtigkeit und die politischen Abgründe hinter einer der schlimmsten Tragödien der Luftfahrtgeschichte.
Die Serie greift dabei den wahren Fall von Jim und Jane Swire auf, deren Tochter beim Terroranschlag auf Pan-Am-Flug 103 im Jahr 1988 ums Leben kam. Colin Firth und Catherine McCormack liefern bereits im Trailer eine erschütternde Darstellung ab – als Eltern, deren tiefer Schmerz sie zu einem unerbittlichen Kampf um die Wahrheit antreibt, ein Justizsystem hinterfragend, das mehr Fragen aufwirft als Antworten liefert.
Dabei wird die Serie hochkarätig von Otto Bathurst («Peaky Blinders») und basierend auf dem Buch von Jim Swire selbst inszeniert. Besonders neugierig machen mich die moralischen Dilemmata und internationalen Konflikte, die im Trailer angedeutet werden – ein tragisches Puzzle, das ich Stück für Stück entschlüsseln möchte.
Start: 16. Januar
Googelst du nach den besten Serien, die Apples Streamingdienst zu bieten hat, kommst du nicht um «Severance» herum. Wenn du mich fragst, ist «Severance» gar die beste Serie von allen. Kommen sehen hab ich’s nicht: Als die erste Staffel im Februar 2022 Premiere feierte, konnte ich mit dem seltsamen ersten Trailer nicht viel anfangen. Dann las ich aber immer wieder unfassbar gute Kritiken. Letztlich gab ich dem von Ben Stiller produzierten und teilweise inszenierten Mystery-Thriller doch eine Chance – und bingte die erste Staffel glatt in einem Wochenende durch.
Worum’s geht? Stell dir vor, dein Geist wird in zwei Hälften geteilt: Ein Teil, der in deinem Alltag lebt, und ein anderer, der für immer in den Wänden deines Arbeitsplatzes gefangen ist – und keine der beiden Hälften weiss je, was die andere treibt. Bei Lumon Industries ist diese Trennung Realität: Sie heisst «Severance».
Mark Scout (Adam Scott), ein gebrochener Mann, pendelt zwischen diesen beiden Welten, bis eine neue, rebellische Kollegin, Helly (Britt Lower), das System ins Wanken bringt. Was bislang wie sterile Routine wirkt, entpuppt sich als düsterer Albtraum: Geheimnisse, die sich wie Schichten einer Zwiebel enthüllen, wechseln sich mit Fragen ab, die nach Antworten verlangen. So entfaltet sich irgendwo zwischen leisen, beklemmenden Momenten und explosiven Wendungen eine schmerzlich präzise Studie über Kontrolle und Identität – und die Illusion von Freiheit.
Start: 17. Januar
Also: Es ist «Star Trek», und das da oben ist definitiv ein Trailer. Soviel kann ich mit Bestimmtheit sagen. Was den Rest betrifft …
Lass mich vorher noch klaren Tisch machen: Ich bin kein «Star Trek»-Experte, mag aber ein paar der Filme, auch von den neueren. Als Kind guckte ich manchmal «Star Trek: Voyager», weil das in den 1990ern im Free-TV lief. Denke ich an «Star Trek», denke ich darum nicht als erstes an Spock oder James T. Kirk, sondern an Patrick Stewarts legen-wait for it-dären Jean-Luc Picard. So steht’s um meine «Star Trek»-Expertise.
Und mit dieser sage ich: Der Trailer gefällt mir gar nicht. Weder vom Gezeigten her noch wie irre wild er geschnitten ist. Dazu cringe-würdige Dialoge. «We work together, then no one get dead.» Boah. Oder: «We're facing a threat unlike anything Starfleet's ever seen!» Ach, was. Das hört sich sogar noch mieser an als das zuletzt enttäuschende «Dune: Prophecy». Aber würde ich den Tipp nicht bringen, würden es die Trekkies da draussen mir wohl zum Vorwurf machen. Es sei denn, sie gehen mit mir einig? Nimmt mich jedenfalls wunder. Schreibt’s doch in die Kommentare.
Start: 24. Januar
Ist mir ein Film oder eine Serie entgangen, die wir diesen Monat unbedingt gesehen haben sollten? Dann schreib’s in die Kommentare.
Abenteuer in der Natur zu erleben und mit Sport an meine Grenzen zu gehen, bis der eigene Puls zum Beat wird — das ist meine Komfortzone. Zum Ausgleich geniesse ich auch die ruhigen Momente mit einem guten Buch über gefährliche Intrigen und finstere Königsmörder. Manchmal schwärme ich für Filmmusik, minutenlang. Hängt wohl mit meiner ausgeprägten Leidenschaft fürs Kino zusammen. Was ich immer schon sagen wollte: «Ich bin Groot.»