Tastatur Marke Eigenbau: Mein Prachtstück ist fertig
Wenn du eine wirklich einzigartige Tastatur willst, dann bau sie dir selbst. Das ist einfacher als es klingt, hat aber auch seine Tücken, wie mein Selbstversuch zeigt.
Ich geb’s zu: Ich habe mich während dem Zusammenbau und anschliessendem Einrichten der Tastatur mehr als nur einmal geärgert. Aber halte ich meine fertige Tastatur jetzt in den Händen, ist alles vergeben und vergessen.
Beim letzten Mal habe ich dir verraten, was du alles für deine Tastatur Marke Eigenbau brauchst. Ich habe mir nun alle Teile besorgt und der Zusammenbau kann beginnen.
Meine Teile
Vielleicht hast du’s bereits vermutet: Bei den Bildern, die ich im letzten Artikel verwendet habe, handelt es sich um meine persönlichen Komponenten. Ich habe mich für ein Gehäuse aus Aluminium entschieden. Ich mag das Gefühl einer schweren Tastatur, die nicht wegrutscht, und Alu fühlt sich einfach toll an. Damit der Look einheitlich ist, habe ich mich für eine Deckplatte aus demselben Material entschieden. Beides in silbern, weil ich schwarze Tastaturen einfach satt habe.
Die Grösse deiner Tastatur kannst du relativ frei wählen. Ich habe mich für ein 75-Prozent-Layout entschieden, also einer um 25 Prozent kleineren Tastatur als Handelsübliche mit Zahlenblock. Diesen packe ich zudem drauf. Ich mag den Zahlenblock und mache viel Tabellenkalkulation, daher ist er für mich wichtig. So habe ich eine Tastatur, die noch etwas kleiner als eine Tenkeyless ist, aber trotzdem mit Zahlenblock ausgestattet ist. Auf die Umlaut-Tasten muss ich aufgrund der Grösse aber verzichten. Das ist nicht schlimm, ich arbeite für Textverarbeitung primär mit Google Docs. Da wähle ich einfach aus, dass ae, oe, und ue automatisch in Umlaute umgewandelt werden.
Bei den Switches setze ich auf Bewährtes und verwende Cherry MX Blue. Ich mag Clicky-Switches. Bei den Keycaps wage ich ein Experiment und drucke sie selbst aus Holzfilament. Mal schauen, ob das klappt.
Zusammenbau mit Tücken
Ich habe bereits alles vorbereitet, also PCB, Switches, Gehäuse, Deckplatte, Keycaps sowie meinen Lötkolben. Ich steige direkt mit der Montage der Stabilisatoren ein.
Wenn du vorsichtig arbeitest, die Reihenfolge beim Zusammenbau beachtest und qualitativ hochwertige Komponenten kaufst, ist der Zusammenbau ganz einfach. Auch vor dem Löten brauchst du keine Angst zu haben. Ich habe eine schreckliche Technik und trotzdem hat’s geklappt. Leider hat’s mit den selbstgemachten Keycaps nicht geklappt. Das schmerzt mich immer noch etwas, aber mir gefallen meine gekauften immer besser. Betreffend dem nicht passenden Shift-Keycap habe ich übrigens den Hersteller direkt angefragt, ob er mir den speziell anfertigt und das tut er tatsächlich.
Schier grenzenlose Möglichkeiten
Nachdem alles zusammengelötet und -geschraubt ist, muss ich nur noch die Firmware flashen. So kann ich meine Tastatur noch mehr individualisieren. Die Tastatur funktioniert zwar auch so, aber nur mit dem Standard-Schweiz-Layout. Sprich, sie ist nicht zu gebrauchen, da mir im Gegensatz zu Full-Size-Tastaturen einige Tasten fehlen. Zuerst übertrage ich mein Layout in den Keyboard Layout Editor. Im Layout-Editor kann ich die Tastengrösse und -lage bestimmen. Das ist wichtig, da ich im nächsten Schritt die Firmware erstelle, die ich dann auf den Controller der Tastatur übertrage.
Ist das Layout erstellt, importiere ich dieses in den Keyboard Firmware Builder. Dank dem Layout Editor weiss der Builder genau, wie meine Tastatur aufgebaut ist und ich kann den Tasten Funktionen zuweisen. Bevor es aber soweit ist, muss ich noch die Verdrahtung überprüfen und die Pins zuweisen.
Bei der Verdrahtung geht des darum, dass der Schaltkreis korrekt erstellt ist. Er wird zwar vom Firmware Builder erstellt, stimmte aber in meinem Fall nicht zu 100 Prozent. Damit ich die Verdrahtung der Firmware korrekt einspeisen kann, orientiere ich mich an der Vorlage meines PCBs, und mache wo nötig Anpassungen. Bei meinen ersten Versuchen, eine funktionierende Firmware zu erstellen, habe ich die Verdrahtung falsch gemacht und einige Tasten haben nicht funktioniert. Hier ist Vorsicht geboten. Ihr orientiert euch am besten an Vorlagen, die ihr entweder auf kbfirmware oder qmkeyboard findet.
Nach der Verdrahtung müssen auch noch die Pins korrekt zugewiesen werden. Zeilen und Spalten sind mit dem Controller des PCB verbunden. Sollten sie nicht richtig zugewiesen sein, kann es sein, dass gewisse Tasten, Zeilen oder Spalten nicht richtig funktionieren. Auch hier solltet ihr euch an den Vorlagen orientieren. Ich habe beim besten Willen nicht herausgefunden, wo ich die Angaben sonst finde. Und obwohl ich ein etwas anderes Layout habe, hat es mit den Vorgaben einwandfrei geklappt.
Jetzt wo das PCB korrekt verdrahtet ist und die Pins zugewiesen sind, kann ich endlich mein Keyboard personalisieren. Bis zu 16 Schichten kann ich mit meinem PCB konfigurieren. Das heisst, dass jede Taste bis zu 16 verschiedene Funktionen innehaben kann. So viele brauche ich definitiv nicht. Fürs erste richte ich die Schicht 0, also die, bei der ich keine Tastenkombination drücken muss, und 1 ein. Dank den Schichten, kann ich fehlende Zeichen, die aufgrund der Grösse meiner Tastatur sonst nicht Platz haben, und Sonderzeichen einstellen. Ich erstelle auch einige Makros. Es macht richtig Spass, meine Tastatur zu programmieren. Dann speichere ich meine Einstellungen, damit ich sie bei Bedarf schnell wieder bearbeiten kann und erstelle eine .hex-Datei, mit der ich das Keyboard flashen kann.
Bevor ich das aber tun kann, muss ich noch den neuesten Treiber für mein Keyboard installieren. Ich tue dies mit dem Programm Zadig in der Version 2.4. So erkennt mein Computer die Tastatur korrekt und ich kann mich ans Flashen machen.
Das tue ich mit dem Programm QMK Toolbox. Kleiner Tipp vorweg: Macht es nicht so wie ich und baut euer PCB noch nicht ins Gehäuse ein. Denn fürs Flashen der Firmware müsst ihr eure Tastatur erstmal resetten. Da ich zu meinem PCB keine Anleitung gekriegt habe, wusste ich nicht, mit welcher Tastenkombination ich das tun kann. Glücklicherweise befindet sich auf der Unterseite meines PCBs ein Reset-Knopf. Dieser ist aber nur zugänglich, wenn es nicht eingebaut ist. Ich musste die Tastatur fürs Flashen also wieder ausbauen. Danach klappte aber alles einwandfrei. Ich habe das Programm QMK Toolbox installiert, geöffnet, meine .hex-Datei importiert, die Tastatur angeschlossen und danach den Reset-Knopf gedrückt. Erst durch das Drücken des Reset-Knopfs erkennt das Programm meine Tastatur. Danach muss ich nur noch auf Flash drücken und innert weniger Sekunden ist mein Keyboard respektive der Controller mit den neuen Informationen geflasht.
Zu guter Letzt muss ich in Windows noch Englisch (Vereinigte Staaten) als Eingabemethode wählen. Erst so kann ich mein Keyboard mit den soeben geflashten Einstellungen benutzen, mit dem Schweizer Layout klappt's leider nicht.
Eine tolle Erfahrung
Das war sicher nicht mein letztes Tastatur-Projekt. Irgendwann will ich ein eigenes PCB entwerfen, um ein noch individuelleres Tipp-Erlebnis geniessen zu können. Jetzt freue ich mich aber vorerst auf viele, viele Anschläge mit meiner ersten selbstgebauten Tastatur.
Und noch zum Schluss: Unser Category Management hat eure Wünsche auf meinen letzten Artikel erhört und hat sich drangesetzt, dass wir auch bald Tastatur-Komponenten im Shop anbieten können.
Technologie und Gesellschaft faszinieren mich. Die beiden zu kombinieren und aus unterschiedlichen Blickwinkeln zu betrachten, ist meine Leidenschaft.