The Clone Wars, Staffel 7: Besser werden Abschiede nicht
In dieser letzten Staffel dürfen wir uns von «The Clone Wars» verabschieden. Das Finale, dass Dave Filoni und sein Team uns vorsetzt, hätte würdiger nicht sein können.
Eines vorweg: In der Review gibt’s keine Spoiler. Du liest nur das, was aus den bereits veröffentlichten Trailern bekannt ist.
Das Ende der finalen «The Clone Wars»-Staffel. Was habe ich mir davon erhofft? Gute Frage. Sicher bin ich mir nicht. Immerhin hat die Animationsserie uns Fans ganze 12 Jahre lang begleitet – mit Unterbruch. Und das ist der Punkt.
Denn als Disney anno 2012 George Lucas sämtliche Rechte an «Star Wars» abkauft, bricht das Unternehmen sämtliche Banden mit den eher unbeliebten Prequels. Das Opfer: «The Clone Wars», das mitten in der Prequel-Ära spielt und ursprünglich auf sieben Staffeln ausgelegt war. 2014 wird die Serie abgesetzt. Die sechste Staffel, die zu dem Zeitpunkt nur zur Hälfte fertigproduziert ist, wird zwar noch ausgestrahlt. Aber an ein würdiges Ende kommt sie nicht mal ansatzweise ran.
Das würdige Ende, das kommt jetzt.
Das Finale in drei Akten
Für Dave Filoni, Schöpfer von «The Clone Wars» und George Lucas’ Quasi-Protegé, muss das Memo, dass «seine» Serie abgesetzt würde, einer Niederlage gleichgekommen sein. Disney blieb er dennoch treu: Einerseits durfte er «Rebels» produzieren, eine neue, näher an der klassischen Trilogie angesiedelten Animationsserie. Andererseits würde er Jahre später gar als Produzent, Drehbuchautor und Regisseur an «The Mandalorian» mitwirken.
Seine Treue hat sich ausbezahlt. Mit der siebten und finalen Staffel von «The Clone Wars» darf Filoni seine Schöpfung doch noch anständig zu Ende führen.
Das Ende, das erzählt «The Clone Wars» in drei Akten à vier Folgen. Im ersten Akt steht Captain Rex im Mittelpunkt, ein Klontruppler unter dem Kommando Anakin Skywalkers. Der zweite Akt knüpft direkt ans Ende von «The Wrong Jedi» an, der zwanzigsten und letzten Folge der fünften Staffel, als Ahsoka Tano, Anakins Padawan, den Jedi-Orden verliess. Den Abschluss macht die Befreiung Mandalores. Oder wie Dave Filoni es in einem Making-Of beschreibt: «Die letzte grosse Schlacht des Klonkrieges.»
Richtig gelesen.
Denn wenn Filoni vom Ende der Klonkriege spricht, dann ist klar, wo wir uns zeitlich befinden: «The Clone Wars» hat «Revenge of the Sith», die dritte Star-Wars-Episode, endlich eingeholt. Das führt gerade in den letzten vier Folgen zu Überlappungen, die Episode-III-Szenen aus Serien-Perspektive erzählen – ein genialer Schachzug. Schliesslich markiert innerhalb der Star-Wars-Historie die in Episode III gezeigte Vernichtung der Separatisten-Führung auf Mustafar das offizielle Ende der Klonkriege. In der Serie das Ende der Klonkriege zu zeigen, macht Sinn.
Und traurig.
«The Clone Wars» ist gerade in diesem letzten Akt ausgesprochen düster und zu Herzen gehend, weil Filoni nicht davor zurückschreckt, sich an ein erwachsenes Publikum zu richten. Da sind keine kindlichen Witze oder hohle Soldaten-Phrasen mehr, die nur Kinder lustig finden. Da ist Gnadenlosigkeit. Ernsthaftigkeit. Und Brutalität. Spätestens dann jedenfalls, wenn ein gewisser dunkler Sith-Lord sich dutzenden Klonkriegern entgegenstellt und ein Gemetzel à la Darth Vader in «Rogue One» hinterlässt.
Das war nicht immer so: «The Clone Wars» wurde einst für den Kindersender «Cartoon Network» konzipiert. Entsprechend kindlich sind die ersten drei Staffeln der Serie – für mich schon beinahe unerträglich kindlich. Aber Filoni und sein Team reiften, zusammen mit der Serie und seinen Zuschauern. Aus der Kinderserie wurde eine Serie für junge Erwachsene. Der Humor nahm ab, die Ernsthaftigkeit zu. Und Klontruppler waren nicht mehr länger roboterähnliche, gedrillte Befolger von Befehlen, sondern Individuen – Persönlichkeiten –, die mit der Tatsache klarzukommen hatten, einzig zum Zwecke des Krieges geboren worden zu sein.
So gesehen in den Umbara-Folgen der vierten Staffel, als sich Klon Rex gegenüber Jedi-General Pong Krell rechtfertigen muss, für den die Klone bestenfalls herangezüchtetes Kanonenfutter sind.
Die Umbara-Folgen zeigten nicht nur die innere Zerrissenheit vieler Klonkrieger, sondern auch einen Blick auf die Jedi und ihren Orden, der alles andere als unfehlbar ist. Ein Gedanke, den sich Regisseur Rian Johnson für sein viel gescholtenes «The Last Jedi» ausgeborgt hat und der auch in dieser finalen Clone-Wars-Staffel gründlich durchgedacht wird.
Aber ich will nicht zu viel verraten.
Ray Park macht Mo-Cap, Kevin Kiner den John Williams
Tricktechnisch heben die VFX-Künstler ILMs – der Firma, die Star-Wars-Schöpfer George Lucas 1975 gegründet hat, um die Effekte für «Star Wars» überhaupt realisieren zu können – die Serie auf ein neues Level gehoben. Das hätte ich dieser cartoonhaft gehaltenen Animationsserie nie zugetraut.
Richtig deutlich wird das im dritten und letzten Akt. Da liefern sich Darth Maul und Ahsoka eines der denkwürdigsten Lichtschwertduelle der Clone-Wars-Geschichte.
Die Choreografie ist rasend, heftig und nervenaufreibend. Sie ist genauso absurd akrobatisch wie sauber – so, wie wir’s einst in den Prequels kennengelernt haben.
Dass das in «The Clone Wars» erneut so wirkt, liegt daran, dass Filoni eigens für dieses Duell Ray Park zurück geholt hat. Also der Mann, der im ersten Prequel – «The Phantom Menace» – Darth Maul spielte. Dank Motion Capture sind es seine Bewegungen und Stunts, die du in diesem Duell siehst.
Episch.
Dazu kommen deutlich verbesserte Gesichtsanimationen – an die richtig miesen und steifen Minen der ersten paar Staffeln will ich gar nicht mehr denken. Oder die Belichtung und Staubpartikel, die jeder Szene eine unheimliche Tiefe geben und sie dadurch umso plastischer wirken lassen.
Überhaupt trumpft die finale Staffel in so richtig allem auf: Etwa in einer Szene mit einem abstürzenden Raumschiff, das in Rauchschwaden und Feuersbrünsten aufgeht, ehe es durch die Planetenatmosphäre brechend zerfetzt wird – und irgendwo dazwischen unsere Helden. Das ist so detailliert und aufwendig animiert, dass ich glatt vergesse, keinen Kinofilm, sondern ein Cartoon vor mir zu haben.
Ebenfalls über alle Zweifel erhaben: Kevin Kiner, der Komponist. Er hat nicht nur sämtliche Clone-Wars-Musik, sondern auch Rebels-Musik geschrieben – und damit mehr Star-Wars-Musik als John Williams.
Kiners Entwicklung ist die wohl Spannendste. Zu Beginn der Serie vermied er John Williams’ Star-Wars-Stil und -Motive bewusst; «The Clone Wars» solle seine eigene Stimme haben, so Kiner in einem Interview. Dafür setzte er ganz à la Hans Zimmer auf donnernde Percussion und elektronischen Sound. Über die Jahre fand er dann doch zurück zur klassischen Orchestrierung – und den John-Williams-Motiven.
Kein Zufall: So, wie die Story der Serie langsam aber sicher in die Filme übergeht, geht auch die Kiner’sche Musik in Williams Motiven über. Und wenn Ahsoka Tanos Thema ein letztes Mal erklingt, wird klar: Das ist kein Aufwiedersehen. Das ist ein Abschied.
Für immer.
Fazit: Das ist das Ende, das ihr sucht
Ich bin aufgewühlt. Leer. Die Serie ist zu Ende. Dieses Mal wohl endgültig. Und das ist auch gut so. Denn ein besseres Serien-Finale für «The Clone Wars» hätte ich mir kaum wünschen können.
Zu verdanken ist das Serien-Schöpfer Dave Filoni und seinem Team unglaublich talentierter VFX-Künstler und Synchronsprecher sowie dem unermüdlichen Kevin Kiner, der einst das schwere Erbe John Williams antrat und erfolgreich meisterte. Sie alle haben eine letzte Staffel erschaffen, die vor allem in ihrem dritten Akt überraschend packend und düster ist.
Was immer noch zu klären bleibt, ist die Frage, was ich mir eigentlich von dieser finalen Staffel erhofft habe. Jetzt, am Ende, weiss ich es endlich: Nicht, dass «The Clone Wars» endet. Sondern, dass «The Clone Wars» vollendet wird.
Mein Wunsch, er wurde erfüllt.
Abenteuer in der Natur zu erleben und mit Sport an meine Grenzen zu gehen, bis der eigene Puls zum Beat wird — das ist meine Komfortzone. Zum Ausgleich geniesse ich auch die ruhigen Momente mit einem guten Buch über gefährliche Intrigen und finstere Königsmörder. Manchmal schwärme ich für Filmmusik, minutenlang. Hängt wohl mit meiner ausgeprägten Leidenschaft fürs Kino zusammen. Was ich immer schon sagen wollte: «Ich bin Groot.»