BenQ SW271
3840 x 2160 Pixel, 27"
Andrej fotografiert mit großer Leidenschaft. Nun ist er von einem älteren Büro-Monitor auf einen neuen Bildschirm speziell für Grafiker und Fotografen umgestiegen. Ich wollte wissen, was ihm das im Alltag bringt.
Andrej Barnes arbeitet bei Digitec Galaxus AG als Account Manager, das heißt, er betreut Firmenkunden. Aber das ist hier nicht wichtig. Wichtig ist: Andrej fotografiert. Viel, gerne und gut. Und er will einen neuen Bildschirm.
Als Fotograf hat sich Andrej stetig weiterentwickelt und auch aufgerüstet. Sein Samsung SyncMaster S27A350H aus dem Jahr 2011 genügt mittlerweile seinen Ansprüchen nicht mehr. Der Bildschirm ist einerseits einfach nicht mehr auf dem neusten Stand, andererseits ist es auch kein spezieller Grafik-Monitor. Daher schnappt sich Andrej den BenQ SW271, einen Bildschirm, der gezielt für Fotografen und Grafiker entwickelt wurde. Nach einem Monat in Benutzung frage ich ihn dazu aus, was es ihm gebracht hat.
Der augenfälligste Unterschied zwischen dem alten und dem neuen Bildschirm: Der neue kommt mit UHD-Auflösung (3840×2160 Pixel), der alte kann nur Full HD (1920×1080 Pixel). Heutige Kameras haben 20 Megapixel und mehr – das heißt, selbst wenn du ins Bild reinzoomst, profitierst du immer noch vom 4K-Effekt. Für Andrej ist die höhere Auflösung einer der wichtigsten Pluspunkte des neuen Bildschirms. «Besonders hilfreich ist das bei der Bearbeitung von Details», sagt er.
Dafür musst du allerdings keinen speziellen Fotografie-Monitor kaufen – UHD gibt’s mittlerweile auch für sehr wenig Geld. Ganz ähnlich verhält es sich mit den Helligkeitswerten. Die 350 cd/m² sind im Vergleich zu Andrejs altem Bildschirm (300 cd/m²) ein Fortschritt, und entsprechend begeistert ist er: «Das Weiß ist jetzt richtig weiß.» Doch auch das liefern heute selbst Monitore, die fürs Office konzipiert und preisgünstig sind.
Was zeichnet denn einen Monitor für Fotografen überhaupt aus? Etwas vom Wichtigsten ist die Möglichkeit der Hardwarekalibrierung. Mit einem Tool wie dem x-rite-System kannst du im Prinzip an jedem PC die Farbwiedergabe anpassen. Aber bei vielen Monitoren ist das nicht direkt möglich, sondern nur über die Ansteuerung der Grafikkarte, was Nachteile hat. Der BenQ-Fotomonitor lässt sich direkt kalibrieren.
Andrej stellt fest, dass die Farben nun besser mit den Farben auf dem Bildschirm seiner Kamera übereinstimmen. Und auch die Übereinstimmung mit Smartphone-Bildschirmen sei besser. Er führt dies aber auch darauf zurück, dass der neue Monitor Schwarz wirklich als Schwarz darstellt. So, wie es auf den vielen heutigen Smartphones der Fall ist. Der Bildschirm mit Jahrgang 2011 schafft schlicht keinen genug tiefen Schwarzwert, wodurch die Fotos auf Handy-Bildschirmen zwangsläufig anders aussehen als am PC.
Ein guter Schwarzwert ist für Andrej wichtig. Er mag dunkle, kräftige Schatten, hat aber eine genaue Vorstellung davon, wie dunkel die genau sein sollen. Auch sonst ist sein Stil und seine Arbeitsweise ein gutes Beispiel dafür, dass es sehr drauf ankommt, welche Sorte von Fotos du machst und für welchen Verwendungszweck.
Andrej bereitet seine Fotos hauptsächlich fürs Web auf. Ganz allgemein sollten Fotos fürs Web nur Farben enthalten, die alle Bildschirme darstellen können. Der BenQ SW271 deckt 99% des Farbraums «Adobe RGB» ab – das ist viel mehr als die meisten Bürobildschirme. Die liegen im Bereich von 70% Abdeckung. Andrej bearbeitet deshalb seine Bilder so, wie sie auch von den anderen gesehen werden – das heißt, mit dem Farbraum sRGB. Den decken praktisch alle Bildschirme zu 99 bis 100 Prozent ab. Böse Überraschungen sind so ausgeschlossen.
Zu Andrejs Stil gehört auch, dass er knallige Farben ziemlich radikal entsättigt. So gerät er nur sehr selten in einen Bereich, der von sRGB nicht abgedeckt wird. Wie du dem folgenden Schema entnimmst, sind es hauptsächlich maximal gesättigte Grüntöne, die von sRGB nicht dargestellt werden können. Farben, die in seinen Bildern eh kaum vorkommen.
Andrej druckt auch Fotos aus, und da würde Adobe RGB durchaus etwas bringen. Aufgrund seines Bildstils hat Andrej aber auch hier kein Problem, mit sRGB zu arbeiten. Er ist mit seinem neuen Bildschirm in einer komfortablen Situation: Er könnte Adobe RGB nutzen, falls es denn nötig wäre. War es bis jetzt aber nie.
Was die Ausdrucke betrifft, hat er eh andere Probleme: «Für den letzten Schliff an der Farbgebung müsste ich meine Fotos selbst ausdrucken können, sprich: einen hochwertigen Fotodrucker haben.» Im Moment lässt er seine Bilder drucken. Auf diese Weise sei es kaum möglich, so lange zu experimentieren, bis alles genau stimmt.
Farben, Helligkeit, Kontrast – das alles hängt auch davon ab, welches Licht im Raum herrscht. Der BenQ SW271 kommt daher mit einer Lichtschutzblende, die seitlich einfallendes Licht abschirmt.
Es soll hier ja um den Fotomonitor von Andrej gehen, aber an dieser Stelle kann ich mir einen kleinen Offtopic-Rant nicht verkneifen:
Zurück zu Andrej. Er kann bei sich zu Hause das Licht so regulieren, dass nichts blendet. Das tut er auch. Das Licht sei bei ihm sowieso immer konstant, die Blende daher nicht so wichtig. Ein netter Bonus ist sie trotzdem. Sie kann übrigens auch über den Bildschirm gezogen werden, wenn dieser um 90 Grad gedreht wird. Noch so ein Feature, das Andrej nicht braucht ...
Der BenQ SW271 hat übrigens keinen Helligkeitssensor, um das Licht automatisch zu regulieren. In konstantem Raumlicht in Kombination mit der Blende ist das auch nicht nötig – nicht einmal für Perfektionisten. Das Feature ist vor allem bei Notebooks, Smartphones und TVs verbreitet, bei PC-Bildschirmen weniger. Und auch dort findest du es vor allem im «Entertainment»-Bereich.
Klar ist: Der neue Bildschirm ist eine riesige Verbesserung für Andrej, und er würde auf keinen Fall wieder zum alten zurück wollen. Etwas weniger klar ist, ob es wirklich ein spezieller Monitor für Profi-Fotografen hätte sein müssen. Denn UHD-Auflösung und einen hohen Helligkeitswert gibts mittlerweile auch bei günstigen Büromonitoren. Vieles, was der BenQ SW271 darüber hinaus kann, braucht Andrej gar nicht – bis jetzt zumindest. Aber da gibt’s schon den einen oder anderen Vorzug, um den er sehr froh ist. Vor allem die regelmässige Ausleuchtung und den tiefen Schwarzwert hebt er hervor. Und die Möglichkeit der Hardware-Kalibrierung bringt ihn bei der Farbkonsistenz einen großen Schritt weiter.
Durch Interesse an IT und Schreiben bin ich schon früh (2000) im Tech-Journalismus gelandet. Mich interessiert, wie man Technik benutzen kann, ohne selbst benutzt zu werden. Meine Freizeit ver(sch)wende ich am liebsten fürs Musikmachen, wo ich mässiges Talent mit übermässiger Begeisterung kompensier