Tisch decken: 3 kreative Ideen zum Stehlen
Während der Mailänder Designwoche wurden viele kulinarische Erlebnisse aufgetischt, die ein Augenschmaus waren. Das können wir uns von ihnen abschauen.
Das Eindecken eines Tisches kann zur Routine werden, muss es aber nicht. Das beweisen mir drei multisensorische Tischlandschaften, die ich am Fuorisalone gesehen habe. Mit einzigartigen Designs machten sie aus Essen Gesprächsstoff. Von einem Perspektivenwechsel über Farbexplosionen bis hin zum geordneten Chaos – hier sind drei kreative Ideen, die du für dein nächstes Tischgedeck mitnehmen kannst.
1. Elemente wiederholen
Ananas Ananas macht Speisen zu Design. Das Food-Art-Studio aus Mexiko, das von Verónica González und Elena Petrossian gegründet wurde, ist auf die Gestaltung von kulinarischen Veranstaltungen spezialisiert. An der Milan Design Week inszenierte es eine Pop-up-Bar im Caffè Populaire. Zu sehen war eine massgeschneiderte Tischdeko aus verspiegeltem Edelstahl, umgeben von einer in Orange leuchtenden Kulisse. «Diese Installationen sollen temporär sein», sagt Petrossian über die Arbeit des Studios in einem WWD-Interview. «Sie sollen im gegenwärtigen Moment genossen werden – und das war’s.»
Quelle: Pia Seidel
Das Food-Art-Studio entwarf für jedes gewählte Lebensmittel ein extra Geschirr, um den Gästen ein immersives Erlebnis zu bieten. Für Tomaten gab es ein Metallobjekt, das wie ein abstraktes Gemälde an die Wand gehängt wurde. Weitere Gemüsehäppchen wurden hingegen auf einer horizontalen Metallplatte mit filigranen Spiessen drapiert.
Quelle: Pia Seidel
Quelle: Pia Seidel
Quelle: Pia Seidel
Wie wir den Look kopieren? Indem wir die Perspektive wechseln und Wiederholungen einplanen. Du könntest zum Beispiel nach Wegen suchen, das ein oder andere Nahrungsmittel aufzuhängen. Und überlegen, wie du das gleiche Obst mehrmals auf dem Tisch arrangierst. Beschränke dich dabei wenn möglich auf ein einziges Material. Bei Ananas Ananas kamen nur Edelstahl-Accessoires vor. Dasselbe gilt für die Farbpalette: Achte bei der Wahl von Blumen, Deko und Textilien darauf, dass du in einer Farbwelt bleibst. So stechen Tomaten und Co. mehr heraus.
2. Ton in Ton dekorieren
Das Duo Eleni Petaloti und Leonidas Trampoukis ist auf eindrucksvolle Inszenierungen von Stillleben sowie begehbare Installationen spezialisiert. Ihr Studio Objects of Common Interest präsentierte «Purple Nebula» in der Nilufar Gallery. Die Kollektion besteht aus Vasen, Tellern und Möbeln, die von Weltraum-Wundern inspiriert sind: planetarischen Nebeln. «Lila, eine Farbe, die in natürlichen Formationen auf unserem Planeten selten vorkommt, ist in den ätherischen Nebeln des Weltraums reichlich vorhanden», heisst es in der Pressemitteilung. Deshalb wollte das Designduo für die Präsentation einen monochromatischen Essbereich in Violett schaffen.
Quelle: Pia Seidel
Bei der Inszenierung schaffen halbtransparente Vorhänge sowie ein kreisförmiger Teppich einen abgeschiedenen Bereich, der an den diffusen Nebel erinnern soll. «In diesem Raum der Gemeinschaft und des Zusammenseins lenken dezente Lila-Töne den Blick nach innen und fördern ein gesteigertes Konzentrationsgefühl.»
Quelle: Pia Seidel
Quelle: Pia Seidel
Von diesem Arrangement lernen wir: Weniger ist mehr. Setze bei Tischdeko und Geschirr auf eine Farbe. Das schafft ein stimmiges Gesamtbild und zieht Blicke magisch an. Falls du die extra Meile gehen möchtest, ergänze gleichfarbige Textilien im Raum, um den Look abzurunden. Tipps, wie du temporär Vorhänge von der Decke hängen lassen kannst, findest du schnell im Netz. So können beispielsweise diskrete Nägel an der Wand, Wäscheleinen und Teleskop-Stangen beim Befestigen unterstützen.
3. Die Ruhe im Chaos finden
Das spanische Designstudio Mas Creations stellte an der Milan Design Week eine Installation namens «Around the Table» vor, die von Studio by Isola Design kuratiert wurde. Sie bestand aus einem üppig gedeckten Esstisch und lud die Teilnehmenden ein, Platz zu nehmen und in ein kontrolliertes Chaos einzutauchen. «Dieser Tisch wird zur Bühne für Interaktionen, bei denen Emotionen und Erfahrungen miteinander verschmelzen und ein Mikrokosmos aus Vielfalt und Konvergenz entsteht», schreibt Mas Creations in einem Insta-Post. Das Set-up soll daran erinnern, dass «Chaos nicht der Feind der Ordnung, sondern ein integraler Bestandteil davon ist».
Quelle: Pia Seidel
Quelle: Pia Seidel
Quelle: Pia Seidel
Der Tisch symbolisiert in den Augen von Mas Creations die Einheit. An ihm nehmen unterschiedliche Gäste und mit ihnen Emotionen aller Art Platz. Genauso divers darf der Stil des Gedecks sein. Neben Lampen von Mas Creations waren aus diesem Grund Stücke von vielen Designerinnen und Designern zu sehen: Agne Kucerenkaite, Clemence Birot, Daniel Van Dijck, Formandseek, Frantisekjungvirt, Kerafak, La Muerte Tiene Permiso, Pilgrimsurfsupply und Studio Jonathanra Detz.
Quelle: Pia Seidel
Quelle: Pia Seidel
Quelle: Pia Seidel
Um ein ähnliches Tisch-Setting zu gestalten, lohnt es sich, auf kabellose Lampen zu setzen. Zusammen mit Kerzenlicht schaffen sie eine gemütliche Atmosphäre. Wie beim monochromen Look von Objects of Common Interest, tragen hier ausserdem gleichfarbige Textilien zu einem stimmigen Gesamtbild bei. Aber sie sind kein Muss. Wichtiger ist, dass du verschiedene Designstile zelebrierst und wiederholt einen Color-Blocking-Effekt einbaust. Ähnlich wie beim Ananas-Ananas-Arrangement führt die Repetition schliesslich zum einheitlichen Bild. Ein weiteres Detail, das für optische Ruhe trotz buntem Mix sorgt: Das Öl wurde in farblich passende Fläschchen umgefüllt, sodass keine Verpackungen das hübsche Bild stören.
Wie ein Cheerleader befeuere ich gutes Design und bringe dir alles näher, was mit Möbeln und Inneneinrichtung zu tun hat. Regelmässig kuratierte ich einfache und doch raffinierte Interior-Entdeckungen, berichte über Trends und interviewe kreative Köpfe zu ihrer Arbeit.