
Tödliche Kinderarbeit im Kongo? Klage gegen Apple, Alphabet, Dell, Microsoft und Tesla

In den Kobaltminen der Demokratischen Republik Kongo sollen Menschen – darunter auch Kinder – ausgebeutet werden. Verstümmelungen und Todesfälle sind die Folge. Die Organisation International Rights Advocates hat in den USA eine Sammelklage gegen fünf Tech-Giganten eingereicht.
Apple, Alphabet, Dell, Microsoft und Tesla sollen von Kinderarbeit in Kobaltminen des Kongos profitieren. Menschenrechtsanwälte von International Rights Advocates (IRAdvocates) haben im Auftrag von 14 Familien vor dem US-Bezirksgericht des District of Columbia in Washington Klage eingereicht. Die Kinder der Familien sollen bei der Arbeit in den Minen schwer verletzt, gelähmt, verstümmelt oder getötet worden sein.
Nebst Lithium ist auch Kobalt ein unverzichtbarer Bestandteil von Akkus, die in Smartphones, Laptops oder auch Elektroautos stecken. Er sorgt für eine erhöhte thermische Stabilität und damit dafür, dass die Haltbarkeit der elektronischen Speicher erhöht wird. Vom Rohstoff ist zwar theoretisch gesehen weltweit genug vorhanden. Dennoch werden gegen zwei Drittel des jährlichen Bedarfs im Kongo gefördert.
Von Kinderhänden ausgegraben
Die Anklage gegen die Tech-Giganten wurde sorgfältig vorbereitet. In jahrelanger Recherche haben Experten für Kinderzwangsarbeit die Missstände dokumentiert. Der Anwalt hinter der Klage meint dazu, dass er in seinen 35 Jahren als Menschenrechtsanwalt noch keinen derart ausgeprägten Missbrauch unschuldiger Kinder erlebt habe. Diese erstaunliche Gier und Grausamkeit müsse aufhören.
Die durch den Technologieboom explosionsartig wachsende Nachfrage nach Kobalt hat zu einem extremen Kontrast geführt. So seien die Abbaubedingungen extrem gefährlich und auf Steinzeitniveau – geschätzte 15 bis 20 Prozent des Rohstoffs werden im Kleinstbergbau von Hand ausgegraben. Und obschon einige der reichsten Unternehmen der Welt die grössten Abnehmer sind, erhalten die Arbeiter respektive Kinder dafür nur ein bis zwei Dollar pro Tag. Laut den Klägern liegen Beweise vor, dass insbesondere die nun angeklagten Firmen Unternehmen unterstützt und gefördert haben, die den Missbrauch begünstigten und so davon profitierten.
Kinder der Kläger und andere sollen dazu gezwungen worden sein, Kobalt unter Bedingungen abzubauen, die zu gesundheitlichen Problemen oder gar dem Tod führen. Nebst dem Zwang sowie den grausamen Folgen sei auch gut dokumentiert, dass die Kinder die Kobalt-Förderung auf Kosten ihrer Ausbildung und Zukunft ausüben. Teilweise seien die Kinder erst sechs Jahre alt gewesen, als sie der Schule den Rücken kehren mussten, um Zwangsarbeit zu verrichten.
Weitere Unternehmen können folgen
Nicht nur Apple, Google und Co. müssen sich nun warm anziehen. Denn das Forschungsteam hinter der Anklage prüft weitere Unternehmen der Tech- und Autobranche. So sollen noch mehr Firmen von den Zuständen in den Minen wissen, aber bewusst wegschauen. Auf diese Unternehmen könnte ebenfalls bald eine Klage zukommen.
Apple hat in einer Stellungnahme zur Klage betont, dass sie einer verantwortungsvollen Auswahl an Quellen für Kobalt zutiefst verpflichtet seien. Ausserdem habe das Unternehmen im Jahr 2014 als erste Firma die eigene Kobalt-Lieferkette bis auf die Ebene der Minen dargestellt:
«Wir haben die Industrie bei der Etablierung strenger Standards für unsere Zulieferer angeführt und wir arbeiten kontinuierlich daran, die Messlatte für uns und die gesamte Industrie höher zu legen.»
Weiter weist Apple darauf hin, dass sie seit 2016 jedes Jahr eine komplette Liste aller Raffinerien veröffentlichen, die alle unabhängigen Audits unterworfen sind.
«Falls eine Raffinerie nicht fähig oder nicht willens ist, unsere Standards einzuhalten, wird sie aus der Lieferkette ausgeschlossen.»
2019 soll dadurch die Zusammenarbeit mit sechs Raffinerien beendet worden sein.
Microsoft teilte aufgrund der Klage mit, dass man sich einer verantwortlichen und ethischen Beschaffung verpflichte und dies sehr ernst nehme. Und auch Dell spricht von einer «verantwortungsvollen Beschaffung von Mineralien», der sie verpflichtet sind. Weiter ergänzt Dell, dass das Unternehmen nie wissentlich Rohstoffe gekauft habe, die durch Zwangs- oder Kinderarbeit gefördert wurden. Die Vorwürfe würden derzeit seitens Dell untersucht.
Das Schweizer Bergbauunternehmen Glencore, dem die in der Anklageschrift erwähnten Minen gehören, nimmt ebenfalls Stellung:
«Wir tolerieren keine Form von Kinder- oder Zwangsarbeit in unserer Lieferkette. Wir achten die Menschenrechte und unterstützen ihre Einhaltung in Übereinstimmung mit der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte der Vereinten Nationen.»
Glencore kaufe, verarbeite und handle kein Kobalt oder Kupfer, das von Hand gefördert wurde. Das Unternehmen wird in dem Verfahren nicht beklagt.


Der tägliche Kuss der Muse lässt meine Kreativität spriessen. Werde ich mal nicht geküsst, so versuche ich mich mittels Träumen neu zu inspirieren. Denn wer träumt, verschläft nie sein Leben.