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Trailer Tuesday: Die besten Bösen aller Zeiten

Luca Fontana
26.5.2020

Im Mittelpunkt stehen die Helden. Aber was wäre Luke Skywalker ohne Darth Vader? Oder John McClane ohne Hans Gruber? Genau. Darum: Diese Woche gibt’s den Trailer Tuesday mit fünf der besten Bösewichter aller Zeiten.

Der Bösewicht. Klug, durchtrieben und gerissen. Ein würdiger Gegner. Oft stecken hinter seinen falschen Taten die richtigen Motive. Das macht sie so menschlich. So nahbar. Aber dann gibt’s auch jene, die einfach nur böse sind. So abgrundtief böse, dass sie uns Zuschauern ein wohliges Schaudern über den Rücken jagen und der Geschichte die richtige Würze verleihen.

Diese Woche im Trailer Tuesday: Fünf meiner persönlichen Lieblings-Bösewichte, absteigend sortiert.

Platz 5: Koba (Toby Kebbell) – «Dawn of the Planet of the Apes»

Koba, gespielt von Toby Kebbell, schafft es in meine Top 5, weil ich ihm den Underdog-Bonus geben will: Zu wenig gewürdigt wird meiner Meinung nach der vom Hass zerfressene Affe in der neuen «Planet of the Apes»-Trilogie.

Denn Koba ist keineswegs der plump geschriebene Antagonist, der einfach nur die guten Eigenschaften des Helden entgegengesetzt spiegelt. Sicher, Caesar (Andy Serkis) – der Held – ist gutmütig und handelt überlegt. Koba hingegen ist aufbrausend und dem Fremden gegenüber misstrauisch. So weit, so formelhaft.

Aber hinter Kobas Charakter steckt mehr: Als einstiger Laboraffe wurde er von den Menschen gefoltert und gequält. Sein Äusseres entstellt. Seine Rachsucht genährt. Wo Caesar liebevoll und behütet bei seinem menschlichen Ziehvater Will Rodman (James Franco) aufgewachsen ist, gab’s bei Koba nur Schmerz und Hass. Das macht sein Handeln so nachvollziehbar und Koba als Antagonisten viel tiefgründiger als fürs Genre üblich. Spätestens, wenn Koba Caesar vorwirft, die Menschen mehr zu lieben als seine eigene Art, wird klar, dass da eine klaffende Wunde ist, die niemals richtig verheilen konnte. Aus dem einstigen (W)affenbruder Caesars wird jetzt sein ärgster Feind.

Kinostart: 9. Juli 2014
Einspielergebnis: 710,6 Millionen Dollar

Platz 4: Thanos (Josh Brolin) – «Avengers: Infinity War»

Thanos. Selten hat das Kino einen Bösewicht gesehen, den eine überwältigendere Aura des Unüberwindbaren umgeben hat als bei ihm.

Zum ersten Mal kam er 2012 in «Avengers» vor. Er, der eigentliche Strippenzieher hinter den Ereignissen rund um die Schlacht von New York. Dann gab’s ihn nur noch am Rande, bedrohlich, die Geschehnisse aus der Ferne beobachtend. Erst sechs Jahre später, mit «Avengers: Infinity War», kam seine Zeit, die Dinge persönlich in die Hand zu nehmen.

Und wie: Josh Brolin, der Thanos spielt, scheint die perfekte Balance zwischen eiskaltem Kalkül und erschreckendem Wahnsinn zu finden. Sein Thanos ist grausam und konsequent, aber die Motive nachvollziehbar. Denn eigentlich möchte Thanos das Universum vor jenem Schicksal bewahren, das einst sein eigenes Volk dahingerafft hat: der Überbevölkerung.

Kinostart: 25. April 2018
Einspielergebnis: 2,05 Milliarden Dollar

Platz 3: Hans Landa (Christoph Waltz) – «Inglourious Basterds»

Gibt es einen besser geschriebenen und gespielten Tarantino-Bösewicht als den Nazi-Kommandanten Hans Landa? Wohl kaum. Zu verdanken ist das nicht nur Tarantino, der das Drehbuch und damit den Charakter geschrieben hat, sondern dem österreichischen Schauspieler Christoph Waltz, dessen Performance zu Recht mit einem Oscar gewürdigt worden ist.

Was macht Hans Landa so faszinierend? Schwierig zu sagen. Waltz selbst hat einst gesagt, dass Filmstudenten eine ganze Arbeit über Landa schreiben könnten, ohne je wirklich über das Kratzen an der Oberfläche des Charakters hinauszukommen – so tiefgründig und komplex sei er.

Mir persönlich imponieren die ungewöhnlichen Gegensätze: Da ist diese sympathische Boshaftigkeit, die eigentlich verboten sein müsste. Gleichzeitig aber auch diese abstossende Anständigkeit, die ich genauso gut als unheimliche Manierlichkeit beschreiben könnte. Das macht Tarantinos und Waltz’ Hans Landa für mich so unvergesslich.

Kinostart: 19. August 2009
Einspielergebnis: 321,5 Millionen Dollar

Platz 2: Arthur Fleck (Joaquin Phoenix) – «Joker»

Joaquin Phoenix’ Joker ist die bis dato vielschichtigste Kinoadaption Batmans Nemesis. Denn sein Arthur Fleck – später nur noch «Joker» – ist eine tragische, von der Gesellschaft verstossene und vom Schicksal gebeutelte Figur.

Mehr noch. Sie zeigt, dass selbst geistesgestörte Attentäter Mitleid verdienen. Nicht für ihre Taten. Die gehören verurteilt und bestraft. Aber dafür, wie sie zu dem geworden sind, was sie sind. Denn anderen Leid zuzufügen – zu töten – geht genauso gegen die menschliche Natur wie die eigene Hand ins Feuer zu halten. Menschen, die es trotzdem tun, haben über eine lange Zeit unsägliches Leid ertragen. Physisch. Psychisch. Oder gar beides. Bis der Geist daran zerbrach. So wie bei Arthur Fleck im Film.

  • Hintergrund

    «Joker»: Dürfen wir mit Massenmördern sympathisieren?

    von Luca Fontana

Für mich liegt der wahre Wert in Phoenix Performance darin, den Menschen klargemacht zu haben, dass sie es sich oft zu einfach machen, wenn sie das Böse verurteilen, ohne es verstehen oder wenigstens nachvollziehen zu wollen. Denn der Schlüssel zu einer Gesellschaft, in der Menschen beieinander Halt finden, ehe es zu spät ist, liegt im gegenseitigen Verständnis.

Kinostart: 2. Oktober 2019
Einspielergebnis: 1,07 Milliarden Dollar

Platz 1: Joker (Heath Ledger) – «The Dark Knight»

Der beste Bösewicht in dieser Liste? Für mich Heath Ledgers Joker. Sicher, Joaquin Phoenixs Version ist tiefgründiger und tragischer. Sein Joker hat aber auch einen ganzen Film, sich zu etablieren und zu entwickeln. Ledgers Joker nicht. Der hat gerade mal 25 Minuten.

Dass Ledgers 25-Minuten-Performance trotzdem so gut ist, dass sich seitdem jeder Filmbösewicht den Vergleich mit Ledgers anarchistischem «clown prince of crime» gefallen lassen muss – und dabei meist verliert –, spricht Bände. Das findet auch Sir Michael Caine, der in der «Dark Knight»-Trilogie den Butler Alfred Pennyworth spielt:

«Jack Nicholsons Joker war eine Clownsfigur: Lustig, aber gleichzeitig ein mörderischer alter Onkel. Heath ist in eine ganz andere Richtung gegangen. Sein Joker ist ein Psychopath. Und angsteinflössend. Aber eine verdammte Offenbarung.»

Die Geschichte hinter Caines Begeisterung geht so: Caine, der Ledger zuvor noch nie getroffen hatte, erschreckte sich bei Penthouse-Szene über Ledgers Joker-Performance so sehr, dass er glatt seinen Text vergass. Tatsächlich spricht Alfred kein Wort in jener Szene – das war im ursprünglichen Script noch anders.

Kinostart: 16. Juli 2008
Einspielergebnis: 1,004 Milliarden Dollar


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Abenteuer in der Natur zu erleben und mit Sport an meine Grenzen zu gehen, bis der eigene Puls zum Beat wird — das ist meine Komfortzone. Zum Ausgleich geniesse ich auch die ruhigen Momente mit einem guten Buch über gefährliche Intrigen und finstere Königsmörder. Manchmal schwärme ich für Filmmusik, minutenlang. Hängt wohl mit meiner ausgeprägten Leidenschaft fürs Kino zusammen. Was ich immer schon sagen wollte: «Ich bin Groot.» 

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