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Trailer Tuesday: Die besten Filme mit miesen Kritiken

Luca Fontana
16.6.2020

Filmkritiker sind auch nur Menschen. Menschen, die sich ab und an mal irren. Missverstehen. Oder falsch interpretieren. Und am Ende kommt eine miese Kritik zu einem eigentlich tollen Film heraus.

Über Geschmäcker lässt sich nicht streiten.

So. Jetzt ist sie raus, die Floskel. Denn heute will ich genau das Gegenteil machen: Über Geschmäcker streiten. Oder zumindest über jene der Filmkritiker, die miese Kritiken zu grandiosen Filmen geschrieben haben.

Okay, was heisst «grandios»? Sagen wir mal: nicht gerade oscarverdächtig, aber trotzdem super. Filme halt, die Spass machen. Die sich ihres Zielpublikums bewusst sind und es zufrieden stellen. Es muss ja nicht gleich vom Film des Jahrhunderts die Rede sein, nur, weil hier und da mal mit ein paar Superlativen rumgeschmissen wird, oder?

Godzilla 2: King of the Monsters

Ah, gutes Beispiel. Der Film fiel bei Kritikern komplett durch. Auf Rotten Tomatoes, einer Webseite, die Publikums- und Experten-Rezensionen sammelt und vergleicht, hat der Film eine Zustimmungsrate von gerade mal 42 Prozent bei Kritikern. Beim Publikum satte 83 Prozent. Eben: Kenne dein Publikum.

Worum geht’s? Eine Meeresbiologin meint, mit der Weiterentwicklung ihrer technischen Apparatur – «Orca» – Titanen wie Godzilla oder King Mothra aufwecken und kontrollieren zu können. Ein Öko-Terrorist kriegt davon Wind, entführt die Meeresbiologin und will die Maschine nutzen, um die Titanen dazu zu zwingen, zu…

Ach, bla-bli-bla-blupp. Pfeif auf Story. Wer «Godzilla 2» wegen seiner Story schauen will, ist selbst schuld. Ich will Monster-Action. Herrlich anmassende Monster-Action, die den schmalen Grat zwischen Bombast und schierer Lächerlichkeit geht. Ja, dazu gehört auch ein in Lava eingedeckter Godzilla, der zum Super-Saiyajin-Godzilla wird.

Kinostart: 29. Mai 2019
Einspielergebnis: 386,6 Millionen Dollar

Hook

Filmkritiker hassen «Hook». Auf Rotten Tomatoes kriegt er nur 28 Prozent Kritiker-Zustimmung. Selbst Regisseur Steven Spielberg distanzierte sich von seinem eigenen Werk. Das Publikum ist weit gnädiger: 76 Prozent Weiterempfehlungsrate.

Dabei ist die Prämisse des Films wundervoll: Peter Pan (Robin Williams) ist erwachsen. Tatsächlich erwachsen. So gestriegelt mit Anzug, Handy, Job, Frau und Kinder. Seine Abenteuer in Nimmerland? Vergessen. Dann entführt der berüchtigte Captain Hook (Dustin Hoffmann) seine Kinder, und Peter muss einen Weg finden, nach Nimmerland zu gelangen und sich an seine abenteuerliche Kindheit zu erinnern.

Zugegeben: «Hook» ist nicht Spielbergs bestes Werk. Aber ich bin ein Kind der 1990er. Ich liebte diesen Film. Liebte die kindischen Essensschlacht-Szenen, die piratischen Kulissen und Robin Williams, der fliegt, kämpft und kräht. Heute liebe ich andere Dinge. John Williams unfassbar gute Filmmusik zum Beispiel. Oder die ernsteren Themen. So soll Spielbergs eigentlicher Antrieb zum Film seine eigenen Befürchtungen gewesen sein, dass er sich selber wegen seiner hohen Arbeitsbelastung Zeit mit seinen Kindern raubt.

Kinostart: 11. Dezember 1991
Einspielergebnis: 300,9 Millionen Dollar

National Treasure

Jep, ganze 46 Prozent der knapp 180 gesammelten Filmkritiken auf Rotten Tomatoes würden den Film weiterempfehlen. Von den beinahe eine Million Zuschauern, die den Film bewertet haben, ganze 76 Prozent.

Schade für die Filmkritiker. Ihnen entging offenbar, dass «National Treasure» vor allem Spass machen will. Dabei glänzt der Film gerade dann, wenn es ums Rätseln und Knobeln geht. Keine langatmige und aufgeblähte Exposition wie im – meiner Meinung nach – viel schwächeren «The DaVinci Code». Dafür mehr Tempo, mehr Witz und mehr Freude an seinen Schauplätzen.

Kinostart: 7. März 2007
Einspielergebnis: 456,1 Millionen Dollar

Constantine

46 Prozent Zustimmung, liebe Filmkritiker? Ach, kommt schon! «Constantine» ist ein Klassiker. Triefend vor provokativem Humor und Zynismus. Und sogar eine Anti-Raucher-Kampagne versteckt sich darin. Was wollt ihr noch? Immerhin haben’s 72 Prozent der Zuschauer kapiert.

Nein, ehrlich. Bei den obigen Filmen verstehe ich irgendwo, wieso die Filmkritiker-Kultur nichts mit dem Material anzufangen wusste. Aber «Constantine»? Die Film-Noir-Comicverfilmung sucht seinesgleichen. Ist bitterböse, sarkastisch, in seinem gemächlichen Detektiv-Story-Erzähltempo mutig und treffsicher in seinen kurzen Actionpassagen.

Der Hauptprotagonist: Ein Keanu Reeves in Bestform. Er spielt John Constantine, ein kettenrauchender Exorzist, der Dämonen aus purem Eigennutz zurück in die Hölle deportiert. Denn als Kind versuchte er, Selbstmord zu begehen. Ein Akt, der ihn auf Ewigkeit aus dem Himmel verbannt hat. Die einzige Chance, seine Seele zu retten, ist – nun, das weiss er selber nicht so genau. Seit dem versucht er halt, sich den Weg in den Himmel zurück zu exorzieren.

Na, wenn das nicht nach einer geilen Story klingt.

Kinostart: 8. Februar 2005
Einspielergebnis: 230,9 Millionen Dollar

Vanilla Sky

Nur 42 Prozent der Filmkritiker haben das Remake des spanischen «Open Your Eyes» gemocht. Dem gegenüber stehen 72 Prozent der Zuschauer, die den Film weiterempfehlen würden.

Im Film spielt sich Tom Cruise im Wesentlichen selbst: Am Morgen seines 33. Geburtstags bekommen wir Zuschauer einen Einblick ins Playboy-Leben des narzisstischen David Ames. Heisst: Aufwachen in einer scheinbar unverbindlichen Beziehung mit Julie (Cameron Diaz), herumalbern mit dem Vermögen, das er in viel zu jungen Jahren von seinem Vater geerbt hat und Rumfahren mit Sportwagen.

Dann aber begegnet er der schönen Sofia (Penelope Cruz) und verliebt sich Hals über Kopf. Als Ames später den Fehler begeht, ins Auto der eifersüchtigen Julie zu steigen, verändert sich für ihn die Welt. Komplett. Alles in Frage gestellt. Sein Vermögen. Seine Integrität. Seine Unschuld. Selbst seine Realität. Wir Zuschauer blicken kaum noch durch. «Vanilla Sky» geht Wege, die unmöglich vorauszusehen sind. Und das macht den Film so unwiderstehlich.

Kinostart: 14. Dezember 2001
Einspielergebnis: 203,4 Millionen Dollar


Kennst du noch andere Filme, die von Kritikern gehasst, aber vom Publikum geliebt werden? Schreib’s in die Kommentare.

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Abenteuer in der Natur zu erleben und mit Sport an meine Grenzen zu gehen, bis der eigene Puls zum Beat wird — das ist meine Komfortzone. Zum Ausgleich geniesse ich auch die ruhigen Momente mit einem guten Buch über gefährliche Intrigen und finstere Königsmörder. Manchmal schwärme ich für Filmmusik, minutenlang. Hängt wohl mit meiner ausgeprägten Leidenschaft fürs Kino zusammen. Was ich immer schon sagen wollte: «Ich bin Groot.» 

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