Samsung Bespoke Jet AI
Unglaublich teurer Samsung-Sauger mit unglaublich vielen Features
Mit dem Bespoke Jet AI präsentiert Samsung nicht nur den vielleicht modernsten, sondern auch teuersten Akkusauger auf dem Markt. Entsprechend gross sind Funktions- und Lieferumfang. Lohnt sich dieser Luxus-Zuschlag?
Sogar an den vergesslichen Tester (mich) hat Samsung dieses Mal gedacht. Während beim Vorgänger der Deckel des Staubbehälters nach dem Absaugen auf der Station manuell geschlossen werden musste, macht das der neue Bespoke Jet AI selbst. So passiert es mir nicht mehr, dass ich schnell lossaugen will – und mit offenem Deckel alles wieder rausfällt, was unten reinkommt.
Auch sonst hat Samsung beim neuen Akkusauger viele Details verbessert – und packt alle Innovationen, die es auf dem Markt gibt, in ein Gerät. Das zeigt sich dann aber leider auch im Preis. Kein anderer Akkusauger ist momentan teurer in unserem Shop als der Bespoke Jet AI. Dafür kriegst du auch gleich zwei Akkus, zwei Bürsten mit LEDs, eine Absaugstation und so weiter und so fort.
Doch starten wir am Anfang unseres Testes.
Künstliche Intelligenz? Gleich wieder vergessen
Zum neuen Staubsauger gehört natürlich auch ein neues Werbeversprechen. «Intelligent reinigen» mit «künstlicher Intelligenz» – und das Ganze ist auch noch zertifiziert von UL Solutions, einem weltweit tätigen Dienstleister für Prüfung und Sicherheitsnormen.
Kollege Simon Balissat hat sich schon trefflich mit solchen Marketing-Versprechen auseinandergesetzt.
Im Test merke ich auch schnell, was wirklich dahintersteckt. Der KI-Modus ersetzt den Automatik-Modus und ist standardmässig aktiviert. Die Sensoren im Sauger erkennen damit unterschiedliche Bodenbeschaffenheit sowie den Verschmutzungsgrad und passen zwei Parameter automatisch an: nämlich die Saugleistung und die Geschwindigkeit, mit der die Bürste dreht. Das Resultat laut Hersteller: 14 Prozent weniger Akkuverbrauch, als wenn du alles einfach im mittleren Modus reinigen würdest.
Samsung ist nicht die erste Marke, die das macht. Auch bei Dyson etwa wird die Saugleistung automatisch angepasst. Das ist praktisch, hat aber mit echter künstlicher Intelligenz nicht wirklich viel zu tun. Sprich: Es gibt keinen Hinweis, dass der Sauger beispielsweise aktiv etwas lernt und schon weiss, wo in der Wohnung jeweils besonders viel Schmutz liegt. Immerhin: Über die SmartThings-App soll der Sauger jeweils Updates kriegen und auch der KI-Modus soll damit verfeinert werden.
Die App ist denn auch wirklich eine intelligente Erweiterung: Du kannst etwa die Länge des Absaugvorgangs einstellen. Oder auch das Licht am Sauger abstellen, wenn er auf der Ladestation steht. Sehr praktisch, falls die Samsung-Homebase im Schlafzimmer ist.
Akkuproblem elegant gelöst
Samsung löst das Akkuproblem elegant. Die meisten Sauger ohne Kabel schaffen 40, 50 oder 60 Minuten mit einer Ladung. Oft reicht das. Willst du aber die gesamte Wohnung putzen, ist das zu wenig.
Darum legt Samsung gleich zwei Akkus in die Packung, die du mit einem Klick wechseln kannst. Der eine wird jeweils am Gerät auf der Absaugstation geladen, für den zweiten gibt es eine separate Ladestation. Das ist Luxus pur.
Clever auch, dass der Hersteller gleich zwei Akkugrössen mitliefert. Eine soll für 100 Minuten reichen, eine für 60 Minuten. Für das Reinigen zwischendurch nutzt du den kleineren und leichteren Akku, für den Wochenputz beide.
Viel Power und trotzdem leise
Bei Power und Akkulaufzeit habe ich Samsung mit dem neusten und besten Sauger von Dyson verglichen, dem Gen5Detect Absolute. Dieser liefert auf dem Papier 280 Watt Saugkraft, der Motor dreht mit 135’00 Umdrehungen pro Minute. Bei Samsung sind es ebenfalls 280 Watt und 132’000 Umdrehungen.
Abgesehen von der garantiert unterschiedlichen Eigenmessung der Hersteller: Beide haben enorm viel Power und saugen in jeder Lebenslage gründlich. Grosse Unterschiede habe ich im Test nicht gemerkt. Die starke Saugleistung brauchst du ja meist auch nicht, aber manchmal ist sie schon praktisch. Etwa, wenn du das Auto saugst und Krümel aus dem textilen Fussbodenbereich entfernen willst.
Was ich messen konnte, ist die Lautstärke: Aus einem Meter Entfernung liegt Samsung bei 68 bis 69 Dezibel, der Dyson bei 71 bis 72 Dezibel. Allerdings: Der Bespoke Jet pfeift auf höheren Frequenzen, was eher etwas lauter wirkt – der Dyson klingt angenehmer.
Richtig laut wird’s dann, wenn die Absaugstation loslegt. Da messe ich satte 87 Dezibel aus einem Meter Entfernung. Das ist so laut wie ein vorbeifahrender Zug oder ein Rasenmäher.
Auch die Akkulaufzeit habe ich verglichen und die zwei voll aufgeladenen Geräte im Automatik-Modus auf Hartboden laufen gelassen. Der Dyson-Sauger hat nach 50 Minuten abgeschaltet. Samsung mit dem grösseren Akku nach 75 Minuten. Das ist ein richtig guter Wert. Beide Geräte erreichen aber nicht die propagierten Werte von bis 70 beziehungsweise bis 100 Minuten.
Samsung überzeugt in den Details
Die zwei Akkus und die Absaugstation habe ich ja schon gelobt. Auch sonst bleiben fast keine Wünsche offen. Der Bespoke Jet kommt mit drei Bürsten. Gleich zwei davon haben LED-Licht und unterstützen den KI-Modus. Die Active Dual Brush eignet sich für alle Böden, speziell auch Teppich. Und die Slim LED Brush ist speziell für Hartböden und Parkett. Das habe ich so noch nicht gesehen, denn meist sind diese Zusatzfunktionen nur auf eine Bürste beschränkt.
Nützlich im Alltag ist auch, dass du das Saugrohr mit einem Knopfdruck um 20 Zentimeter verlängern kannst. Je nach eigener Körpergrösse wird das Saugen so komfortabler. Oder du kommst noch besser unters Sofa oder unters Bett. Allerdings: Auf der Absaug- und Ladestation hat Samsung nur in der kurzen Version Platz.
Das fehlt noch zur Perfektion
Eigentlich wäre der Bespoke Jet AI prädestiniert für Allergiker. Denn dank der Absaugstation verschwindet der Staub in einem Beutel und wird nicht wie bei anderen Saugern offen in den Kübel geleert. Tatsächlich hat Samsung auch einen Filter, aber die Hepa-Zertifizierung fehlt.
Zwar spricht der Hersteller von einer 99,999 Prozent Filterung – das gilt aber nur für Partikel bis 0,5 Mikron. Beim Dyson-Sauger mit Hepa-Filter sind es dann nur 99,99 Prozent, dafür bis 0,1 Mikron kleine Partikel.
Samsung setzt nun endlich auch auf eine Beleuchtung des Bodens und spendiert ja gleich zwei Bürsten mit LEDs. Diese sind aber zu hoch platziert. Die Folge: Es wird zwar der Boden beleuchtet, du siehst den Staub aber deutlich schlechter als bei der Konkurrenz. Hier hat der Hersteller noch nicht die ideale Konstruktion gefunden.
Auch das Display wirkt im Vergleich ziemlich bieder. Keine schicke Grafik, keine Zusatzinformationen. Der Screen ist funktionell, mehr aber auch nicht. Und ein kleines Detail: Nutzt du den Bespoke Jet AI einmal ohne Absaugstation, dann ist der Schmutzbehälter deutlich mühsamer leerbar als bei der Konkurrenz.
Fazit: Viel Leistung für viel Geld
Wer bei Samsung den vollen Luxus will, der muss einiges bezahlen. Das kann niemand wegdiskutieren. Wer das nicht will, findet Vorgängermodelle bei uns weiterhin im Shop – für deutlich unter 800 Franken oder Euro.
Aber Samsung liefert auch wirklich viel fürs Geld: Zubehör, Features oder Akkulaufzeit. Im Test hat der Bespoke Jet KI keine Schwächen gezeigt, die mich beim Putzen wirklich gestört hätten. Gerade die Absaugstation ist zwar Luxus, aber halt schon sehr praktisch, weil ich viel seltener Staub entsorgen muss und der Sauger immer gleich sauber und einsatzbereit ist.
Besonders intelligent ist der neue Samsung-Sauger nicht wirklich. Aber das macht auch gar nichts. Denn die Ingenieure und Produktdesigner waren es bei der Zusammenstellung der Features – und das reicht für mich vollkommen aus.
Titelfoto: Lorenz KellerGadgets sind meine Passion – egal ob man sie für Homeoffice, Haushalt, Smart Home, Sport oder Vergnügen braucht. Oder natürlich auch fürs grosse Hobby neben der Familie, nämlich fürs Angeln.