Von «Baywatch» auf die Schweizer Seen: Das Paddeln im Liegen fasziniert
«Prone Paddling», das Paddeln im Liegen oder Knien, hat eine lange Tradition auf Hawaii, in Kalifornien, Australien und Südafrika. Es wurde vor allem von Life Guards an den Stränden ausgeübt. Inzwischen ist es zum Freizeitsport geworden, der auch hierzulande begeistert.
Fans der Serie «Baywatch» kennen sie: Die rot-gelben Better, mit denen sonnengebräunte, durchtrainierte Rettungsschwimmerinnen und -schwimmer liegend oder kniend durch die Brandung paddeln.
Auch beim Rettungsschwimmen in der Schweiz und im europäischen Ausland ist das Paddeln auf dem Brett eine Disziplin in Training und Wettkampf. Inzwischen ist das «Prone Paddeln» zu einer eigenen Wassersport-Disziplin geworden, wobei «Prone» schlicht «Bauchlage» bedeutet.
Herstellern ist dieser Trend nicht entgangen. So brachte die Schweizer Marke Airboard gerade ein aufblasbares Prone Paddelboard heraus.
Neue Muskelgruppen werden gefordert
Beim Prone Paddling wechselst du zwischen Liegen und Knien ab. Dabei stärkst du deine Schulter-, Nacken-, Rücken-, Oberschenkel- und Bauchmuskulatur und, bei längeren Strecken, auch deine Ausdauer.
Aber Vorsicht: Wie bei jedem neuen Sport solltest du langsam anfangen. Wahrscheinlich spürst du Oberarme und Nacken zu Beginn schon nach mehreren hundert Metern. Gerade beim Nacken solltest du darauf achten, ihn so entspannt wie möglich zu halten und eher die Rückenmuskeln anzuspannen, um eine optimale Position einzunehmen.
Der Körper stellt sich allerdings relativ schnell auf die neuen Bewegungsmuster ein. Und nach einer Eingewöhnungsphase ist das Paddeln im Liegen, zumindest meiner Erfahrung nach, durchaus komfortabel.
Mehr noch: Für mich ist das Prone-Paddeln ein gesundes Training auf dem Wasser, das Fitness und Rumpfkraft steigert. Es macht Spass, schnell übers Wasser zu gleiten und dabei mit Händen und Armen das Wasser zu spüren. Im Vergleich zum Schwimmen komme ich besser voran und sehe mehr von meiner Umgebung.
Warum im Liegen paddeln?
Jetzt stellst du dir vielleicht die Frage, warum jemand überhaupt liegend paddeln sollte. Schliesslich bewegen sich viele Menschen auf dem SUP im Stehen und eine zunehmende Anzahl auch im Sitzen vorwärts.
Für sportliche Paddler ist die Bewegung im Liegen eine zusätzliche Herausforderung, die Muskeln beansprucht, die beim SUP nicht zum Einsatz kommen. Deshalb ist es ein gutes Ergänzungstraining. Zudem bietet die tiefe Perspektive Abwechslung und lässt dich dein Paddelrevier aus einem neuen Blickwinkel erkunden.
Und wenn dir das Stand-Up-Paddeln von der Balance her zu schwierig erscheint, könnte Prone-Paddeln ebenfalls eine Alternative sein.
Bei Wind bietest du im Liegen ausserdem viel weniger Widerstand als im Stehen und kommst deshalb in der Prone Position besser voran. Und wenn du es ruhig angehen lassen möchtest, kannst du einfach nur ein paar hundert Meter in den See hinaus paddeln und dort entspannt auf dem Bauch die Ruhe geniessen.
Wer gerne schwimmt, bei kälteren Temperaturen aber nicht in den See steigen möchte, kann beim Prone-Paddeln ein ähnliches Naturerlebnis haben, ohne zu stark auszukühlen.
Für Surferinnen und Surfer, die in der Schweiz leben, ist das Prone Paddeln zudem eine gute Vorbereitung für den nächsten Trip. Denn durch das Training erhöhst du deine Chancen, in der Welle schnell genug anzupaddeln und sie reiten zu können. Dank der erhöhten Fitness und Ausdauer, die das Prone-Paddel-Training bringt, kannst du dann in den Surf-Ferien längere Sessions geniessen und immer wieder ins Line-Up zurückkehren.
Wenn du eine sportliche Herausforderung suchst
Für ambitionierte Sportlerinnen und Sportler gibt es Wettkämpfe, in denen sie ihr Können im Prone Paddeln messen können. Das reicht von der ISA Weltmeisterschaft, bei der Prone-Paddeln eine Disziplin ist, über Surf-Livesaving-Events bis hin zu Waterman Challenges auf der ganzen Welt, von Tahiti über Swamis in Kalifornien bis nach Berlin.
Die absoluten Klassiker, die Athletinnen und Athleten aus der ganzen Welt in ihren Bann ziehen, sind das Catalina Classic Race in Kalifornien, das es seit 1955 gibt, und das Molokai-to-Oahu-Rennen auf Hawaii. Bei beiden gilt es, liegend oder kniend mehr als 50 Kilometer über das offene Meer zu paddeln. Das Molokai-to-Oahu-Rennen gibt es inzwischen auch für Stand-Up-Paddler. Wer diese Strecken bewältigt, geniesst bei vielen Paddlern ähnlichen Kult-Status wie die Baywatch-Heldinnen und -Helden.
Forschungstaucherin, Outdoor-Guide und SUP-Instruktorin – Seen, Flüsse und Meere sind meine Spielplätze. Gern wechsel ich auch mal die Perspektive und schaue mir beim Trailrunning und Drohnenfliegen die Welt von oben an.