Warum Domi das Nintendo-VR-Headset von 1995 nicht ausprobieren konnte
Kollege Domagoj Belancic wollte eigentlich eine Woche am Virtual Boy zocken – dem VR-Headset von Nintendo aus dem letzten Jahrtausend. Dabei hätte er sich bestimmt eine Augenerkrankung zugezogen. Zum Glück für ihn ist das Teil defekt und ich konnte es nicht reparieren.
Nach zwei Minuten kann ich nicht mehr. «Mario's Tennis» auf dem Virtual Boy verursacht Kopfschmerzen und brennende Augen. Der Virtual Boy war 1995 Nintendos Versuch eines stationären Virtual-Reality-Headsets. Statt dir das Teil auf den Kopf zu setzen, benutzt du es auf einer Halterung am Tisch. Die Taucherbrille hat zwei Displays. Die bestehen aus roten LEDs auf schwarzem Grund. Dadurch ist das Bild einfarbig. Die Displays lösen mit 384 × 224 Pixeln auf.
Zumindest in der Theorie. In der Praxis ist auf dem rechten Display des Modells von Kollege Domagoj «Domi» Belancic kein klares Bild zu erkennen. Das ist auch der Grund, wieso ich das Headset überhaupt «geniessen» kann. Ich soll es flicken. Das vermutete Problem: Bei den Flachbandkabeln, welche die Linsen mit der Platine verbinden, werden die Lötstellen mit der Zeit schlecht. Darunter leidet der Kontakt. Statt eines Bilds erscheinen schwarz-rote Streifen auf dem Display.
Elektronik bügeln
Um das zu beheben, folge ich der Anleitung von RoXolid Productions. Die Idee: Mit einem Folienbügeleisen soll das bestehende Lot, welches das Flachbandkabel mit der Linse verbindet, geschmolzen und dadurch der Kontakt wiederhergestellt werden. In anderen Videos lösen das Menschen, indem sie die Linse inklusive Flachbandkabel in den Ofen schmeissen. Das scheint mir kein guter Ansatz. Mit dem Bügeleisen kann ich Hitze dort zuführen, wo sie benötigt wird. Beim Ofen wird alles erhitzt, auch der Kunststoff.
Ich schraube den Virtual Boy also auf. Entgegen meiner üblichen Praxis kann ich dafür nicht meinen iFixit-Schraubendreher verwenden. Nicht, weil das erforderliche 4,5 Millimeter Gamebit fehlt, sondern weil einige Löcher so tief sind, dass ich damit nicht hineinkomme. Glücklicherweise habe ich immer noch einen passenden Schraubendreher von meiner Game Gear Reparatur.
Elf Schrauben muss ich lösen, bevor ich mir die Innereien anschauen kann. Ist das Headset auseinander, sehe ich links und rechts die Linsen. Daran befestigt sind die vermuteten Übeltäter: die Flachbandkabel. Bevor ich mich an denen zu schaffen mache, muss ich sie erst noch abschrauben.
Schaue ich mir die Lötstellen genauer an, habe ich nicht den Eindruck, dass sie schlecht sind. Dennoch entschliesse ich mich, mit der geplanten Reparatur weiterzumachen. Ich heize mein Folienbügeleisen auf 165 Grad Celsius auf.
Sobald das Bügeleisen auf der erforderlichen Temperatur ist, lege ich es an der Kontaktstelle von Flachbandkabel und Linse für eine Minute auf. Nun sieht es so aus, als ob das Kabel besser an der Linse aufliegt. Ich wiederhole das Prozedere für die andere Seite. Auch wenn die noch gut aussieht, denke ich mir, kann es nicht schaden, die Lötstelle aufzufrischen.
Mein Versagen
Nun muss ich alles wieder zusammensetzen. Danach lege ich «Mario's Tennis» und starte das Spiel. Es sieht gleich aus wie vorher. Links ist das Bild gut sichtbar, rechts nur Linien.
In der Kommentarspalte zur Anleitung von RoXolid Productions finde ich Hinweise, wieso es nicht geklappt haben könnte. Ich soll das Folienbügeleisen länger auflegen. Ich schraube also alles wieder auf und wiederhole das Prozedere.
Das ändert aber nichts am Ergebnis, im Gegenteil. Nun habe ich auch auf dem linken Display nur Linien und auf der rechten gar nichts. Mist, das hat nicht geklappt. Ich vermute, dass die Flachbandkabel nun ganz hin sind und sie ersetzt werden müssen. Wie erkläre ich das jetzt Kollege Domi?
Ich gestehe ihm, dass es nicht geklappt hat. Glücklicherweise nimmt er es locker: «Schade, aber defekt war der Virtual Boy schon vorher.» Leider ist deshalb auch nichts aus seinem Artikel für die Themenwoche geworden und du liest dafür diese Zeilen.
Obwohl es Domi locker nimmt, möchte ich ihn nicht auf dem defekten Virtual Boy sitzen lassen. Deshalb meine Frage an dich: Kennst du dich mit dem Gerät Boy aus oder kennst jemand, der/die es tut und gewillt wäre, es zu flicken? Dann schreib bitte Kollege Domi eine Mail oder hinterlasse einen Kommentar.
Titelbild: Kevin HoferTechnologie und Gesellschaft faszinieren mich. Die beiden zu kombinieren und aus unterschiedlichen Blickwinkeln zu betrachten, ist meine Leidenschaft.