Warum eigentlich sagt die ganze Welt «OK»?
Hintergrund

Warum eigentlich sagt die ganze Welt «OK»?

OK. Zwei Buchstaben – einer rund, einer kantig –, die für so etwa alle Menschen «in Ordnung» bedeuten. Ein Wort, das vor 183 Jahren viral ging.

Tippe ich im Suchfeld von WhatsApp die zwei Buchstaben «OK» ein, erscheinen Hunderte von Ergebnissen. Und das, obwohl mein Verlauf nur bis Ende März dieses Jahres zurückgeht. Die Nachrichten aus den Jahren zuvor sind auf meinem alten Handy, das in den Händen irgendeines dreisten Diebes in Johannesburg liegt.

Was dennoch klar wird, «OK» wird unglaublich oft verwendet. Nicht nur von mir und meinen Freunden in schriftlicher Form, sondern auch in Liedern, Unterhaltungen und Filmen. Und zwar überall. Laut kurzer Internetrecherche handelt es sich um das bekannteste Wort der Welt.

Warum eigentlich?

Um den Ursprung wurde unter Sprachwissenschaftlern lange diskutiert. So gab es die Theorie, dass das Wort von westafrikanischen Sklaven in die USA gebracht wurde, weil es in Wolof das Wort «woukey» gibt, das so viel wie «in Ordnung» heisst. Ein anderer Deutungsversuch beruhte auf den angeblich fehlenden Rechtschreibekenntnissen von amerikanischen Grenzmitarbeitern. War das Gepäck von Einwanderern unauffällig, markierten es die Arbeiter mit dem Kürzel «OK» für «oll klear».

Memes von anno 1839

Heute aber geht man von einem anderen Ursprung aus, der aber ebenfalls mit Falschschreibung zu tun hat. Der Etymologe Allen Walker Read fand einen Zeitungsartikel vom 29. März 1839 in der «Boston Morning Post» mit dem Satz: «He … would have the ‘contribution box’, et ceteras, o.k. – all correct – and cause the corks to fly, like sparks, upward.»

Eigentlich würde man «all correct» logischerweise mit «AC» abkürzen. Aber die damalige junge Elite fand es richtig witzig, Ausdrücke grammatikalisch falsch abzukürzen. So war damals zum Beispiel «KG» die Abkürzung für «Know Go», die inkorrekte Schreibweise von «No Go» oder «OW» für «oll wright», also «all right», die in diversen amerikanischen Zeitungsartikeln benutzt wurden. Jedoch hält sich nur «OK» bis heute.

Das liegt an Martin Van Buren, der sich 1840 der Wiederwahl als Präsident stellte. Seine Unterstützer nannten ihn auch Old Kinderhook, weil er ebenda geboren wurde. Die Abkürzung davon? Natürlich ebenfalls «OK». Im ganzen Land bildeten sich sogenannte «OK Clubs», die im Rahmen der Kampagne mit den beiden Bedeutungen der zwei Buchstaben spielten und damit sagten: «Old Kinderhook ist ok.»

Politischer Comic, der den schweren Weg zur Wiederwahl von Van Buren darstellt.
Politischer Comic, der den schweren Weg zur Wiederwahl von Van Buren darstellt.

Van Buren verlor zwar gegen seinen Konkurrenten William Henry Harrison, verhalf dem Wort «OK» aber zu seinem Siegeszug. Bald kennen alle in den USA den Ausdruck. Er findet Einzug in Bücher, Telegramme und Filme. Und mit zunehmender Globalisierung und Popularität amerikanischer Kultur findet das Wort auch Einzug in den Wortschatz europäischer, asiatischer, afrikanischer, ozeanischer und südamerikanischer Länder.

Die Geste zum Wort

Als die Welt 1969 gebannt auf die erste bemannte Mondlandung wartete, sagt Buzz Aldrin «Ok, engine stop» noch bevor er von Houston und dem grossen Schritt für die Menschheit sprach. Sogar eine eigene Geste hat das Wort. Werden Daumen und Zeigefinger wie ein Ring aneinandergelegt, heisst das in der Tauchersprache und Ländern wie der Schweiz, Deutschland, den USA etc. so viel wie «alles ok». Zeigst du die Geste aber in der Türkei, Griechenland oder Brasilien machst du dir eher keine Freunde, dort bedeutet sie «Arschloch». Seit 2017 wird die Geste auch in rechtsextremen Kreisen verwendet, um «White Power» zu symbolisieren und wurde deshalb in die Datenbank für Hasssymbole der amerikanischen Anti-Defamation League (ADL) aufgenommen.

In meinen WhatsApp-Chats hingegen ist zum Glück von Hass keine Spur. Höchstens ein alleinstehendes «OK» als Antwort gibt Anlass zur Sorge. Denn das heisst leider oft nicht, dass alles gut, sondern eher, dass das virtuelle Gegenüber leicht verstimmt ist.

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Meinen Horizont erweitern: So einfach lässt sich mein Leben zusammenfassen. Ich liebe es, neue Menschen, Gedanken und Lebenswelten kennenzulernen,. Journalistische Abenteuer lauern überall; ob beim Reisen, Lesen, Kochen, Filme schauen oder Heimwerken.


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