
Warum es in «Avengers: Endgame» (noch) kein Multiversum gibt

Vorsicht, Spoiler zu «Avengers: Endgame»! Die Drehbuchautoren erzählen, wie ein Quantenphysiker die Zeitreise-Idee gerettet hat. Zudem: Es hat einen ganz bestimmten Grund, warum das Multiversum nicht erwähnt wird.
Mit «Spider-Man: Far From Home» bahnt sich bereits der nächste Marvel-Kassenerfolg an: Die freundliche Spinne aus der Nachbarschaft hat in nicht einmal vier Wochen über 1 Milliarde Dollar weltweit eingespielt. Trotzdem ist «Avengers: Endgame», Spider-Mans Vorgänger, noch immer ein beliebtes Gesprächsthema. Etwa an der San Diego Comic-Con, der grössten Popkultur- und Comicmesse der Welt.
Warnung: Wenn du «Avengers: Endgame» und «Spider-Man: Far From Home» noch nicht gesehen hast, dann lies bitte nicht weiter. Es hat Spoiler im Artikel.
An der Comic-Con haben die beiden Drehbuchautoren Stephen McFeely und Christopher Markus über «Endgame» gesprochen. Im Fokus: Zeitreisen und warum das Multiversum in «Endgame» nicht erwähnt wird. Comicbook.com hat die interessantesten Aussagen gesammelt.
«Back to the Future» macht’s falsch
Zeitreisen in Filmen sind nichts Neues. Sie lösen aber immer wieder Paradoxen aus, die Filmemacher vor ungeahnte Herausforderungen stellen.
Hätten wir nach den Regeln von «Back to the Future» gespielt, hätten wir die «Biff’s Casino»-Problematik gehabt. Das heisst, dass jedesmal, wenn unsere Helden in der Vergangenheit sind, sich die Gegenwart verändert. Das wäre für «Endgame» unmöglich gewesen. Eine Zeitlang überlegten wir uns deshalb, die Zeitreisen ganz aus dem Film zu streichen.
McFeely spricht die Szenen in «Back to the Future: Part 2» an – für viele der schwächste Teil der Reihe –, in der Marty McFly (Michael J. Fox) während seinen Zeitreisen die heutige Realität versehentlich zum Schlechten verändert.
Für «Avengers: Endgame» hätte das bedeutet, dass sich der Film ständig mit den Konsequenzen der Zeitreisen hätte auseinandersetzen müssen – wie anno dazumal «Back to the Future: Part 2». Und die eigentliche Geschichte rund um die Infinity Stones wäre in «Avengers: Endgame» in den Hintergrund geraten.
Um zu klären, ob Zeitreisen in «Avengers: Endgame» anders funktionieren könnten, haben McFeely und Markus einen Quantenphysiker zu Rate gezogen.
Er erklärte uns, dass die Theorie in «Back to the Future» Bullsh*t sei und dass Zeitreisen am ehesten als Quantenreisen funktionieren würden. Also wenn sie tatsächlich funktionierten, was sie nicht tun. Es ist alles ganz furchtbar theoretisch. Aber mit Ant-Man hatten wir einen Charakter, der schon mit Quantenrealität zu tun hatte. Damit konnten wir arbeiten.

Quelle: Marvel Studios
Die Lösung des Problems sei also die Erschaffung eines neuen Zeitstrahls, der den «Hauptstrahl» der Story nicht verändert, sobald die Superhelden in der Vergangenheit rumpfuschen. Ein Multiversum, bestehend aus mehreren parallel existierenden Dimensionen.
Welches andere Franchise könnte das tun, was wir getan haben? Wir sind mit unseren Charakteren zu vergangenen Filmen zurückgekehrt, um sechs MacGuffins zu holen – die Infinity Stones – und sie zurück in die Gegenwart zu bringen. Das hat zahlreiche Möglichkeiten eröffnet. Etwa, dass unsere Charaktere ihre Väter und Mütter treffen und was-sonst-nicht-alles.
Neue Probleme mit dem Multiversum
Also alles gut? Nicht ganz. Denn der Multiversum-Trick stellte die Drehbuchautoren vor neue Herausforderungen. Hauptsächlich aus dramaturgischen Gründen, obwohl die Idee des Multiversums schon in früheren Marvel-Filmen angedeutet worden ist. In «Dr. Strange» zum Beispiel.
Aber bisher konnten unsere Charaktere noch nicht dazwischen hin- und herreisen. Das neue Problem ist also, dass wenn im Multiversum endlos viele Tony Starks (Robert Downey Jr.) oder Black Widows (Scarlett Johansson) existieren, ihre Tode in «Avengers: Endgame» nicht so endgültig wirken, wie sie es sollten.

Quelle: Marvel Studios
Dadurch verliert die Dramaturgie. Gerade in «Endgame», wo schon der Titel eine gewisse Endgültigkeit implizieren will, die womöglich gar nicht existiert. Auch «Spider-Man: Far From Home» flirtet mit dem Multiversum-Konzept. Spätestens in der Disney-Plus-Serie «WandaVision» und dem kommenden «Dr. Strange and the Multiverse of Madness» wird das Thema allgegenwärtig sein.
Hier bin ich vielleicht anderer Meinung als Marvel oder Kevin Feige. Ich weiss nicht, was er fürs MCU noch plant. Ich weiss es wirklich nicht. Aber wenn ich Totgeglaubte einfach aus einem anderen Universum zurückholen kann, sind die Einsätze – und damit die Spannung – deutlich geringer.
Die beiden Autoren haben deshalb versucht, das Multiversum an sich in «Avengers: Endgame» möglichst unerwähnt zu lassen. Zudem mahnt Professor Hulk nicht nur die anderen Helden, sondern im Grunde auch uns Zuschauer, sich nicht zu sehr mit der Funktionsweise von Zeitreisen aufzuhalten. Es sei eh alles nur Theorie und viel zu komplex.
Wir haben versucht, unsere Zeitregeln auf etwas reduzieren. So kam uns die Idee mit den Infinity Stones. Genau genommen, dass es die Steine sind, die das Universum zusammenhalten. Nimm einen Stein aus deinem Zeitstrahl raus und die Dinge fangen an, sich zu verändern: Ein neuer Zeitstrahl entsteht.
«Avengers: Endgame» hat mittlerweile 2.79 Milliarden Dollar eingespielt und ist damit der erfolgreichste Film aller Zeiten (nicht inflationsbereinigt). Der nächste Marvel-Film ist «Black Widow» und wird am 1. Mai 2020 in die Kinos kommen.


Abenteuer in der Natur zu erleben und mit Sport an meine Grenzen zu gehen, bis der eigene Puls zum Beat wird — das ist meine Komfortzone. Zum Ausgleich geniesse ich auch die ruhigen Momente mit einem guten Buch über gefährliche Intrigen und finstere Königsmörder. Manchmal schwärme ich für Filmmusik, minutenlang. Hängt wohl mit meiner ausgeprägten Leidenschaft fürs Kino zusammen. Was ich immer schon sagen wollte: «Ich bin Groot.»