
Was ich beim Anschauen fremder Schlafzimmer gelernt habe
Zurzeit führen immer mehr Menschen in semi-professionellen Videos auf Social Media durch ihr Zuhause. Unter dem Hashtag «Room Tour» zeigen sie, wie sie wohnen und geben uns gleichzeitig gute Home-Styling-Tipps.
Weil gerade alle Möbelmessen abgesagt werden, lasse ich mich von kurzen Clips mit dem Titel «Room Tour» auf Youtube oder TikTok inspirieren. Darin werden Wohnräume gezeigt, die weit weg von den High-End-Fotostrecken aus Magazinen oder den prunkvollen Villen aus Netflix-Serien wie Selling Sunset sind. Die «Gastgeberinnen und Gastgeber» kämpfen mit begrenztem Platz und Budget. In der Regel gehören sie zur Generation Z, wohnen noch bei den Eltern und besitzen nur ein Zimmer. Trotzdem gelingt es ihnen, ein kleines Schlafzimmer multifunktional zu nutzen und dank toller Dekoideen schön einzurichten. Davon lässt sich einiges abgucken.
Aus alt mach neu
Die Generation Z ist für einen sparsamen Lebensstil und das «Thrift Shopping» bekannt. Sie weiss, an welchen Tagen lokale Secondhandshops neue Lagerbestände erhalten, welche Kleidungsstücke sie retten können und wie viel eine alte Prada-Tasche wert ist. Das Gleiche gilt für Möbel und Accessoires. Es lohnt sich, es ihnen gleich zu tun und die Brockis in deiner Gegend zu durchforsten oder auf Online-Wiederverkaufsplattformen wie unsere zu browsen. Dabei findest du das ein oder andere Stück, das sich umfunktionieren oder umgestalten lässt.

Youtuberin Dakota Lynne zeigt, wie schön ein alter Bilderrahmen aussehen kann, obwohl ihm die Rückseite fehlt. Sie befestigt die Bilder direkt auf dem Glas. So verschmelzen Wand und Rahmen zu einer Einheit.
Pinterest mal anders
Manchmal braucht’s auch gar keine Bilderrahmen, um schöne Bilder aufzuhängen. Die Youtuberinnen Risha Atp und Marihuni nutzen dekorative Sticker oder Wäscheklammern zum Befestigen ihrer Moodboards. Sie hängen ihre «Inspirationen» wie auf den sozialen Plattformen Instagram, Tumblr und Pinterest einfach gruppiert an der Wand auf.


Die Nutzerin Marihuni gibt ihren Zeichnungen einen Rahmen, indem sie ein dunkleres, kartonfarbenes Papierstück darunter anbringt. Das sorgt für einen Kontrast an der weissen Wand. Probier's aus und drucke deine Mood-Bilder zur Abwechslung aus. Sortiere sie nach Farben oder Mottos, statt sie einzeln aufzuhängen.
Fake it until you make it
In den Room Tours kommen viele echte und unechte Pflanzen vor. Denn etwas Grün lässt Räume einladend wirken. Die Vloggenden sind besonders gut darin, gut aussehende Kunstpflanzen zu finden. Von rankenden Modellen bis hin zu Blumen – Hauptsache es grünt.

Youtuberin Marihuni positioniert ihre Hängepflanze auf der Stehlampe neben dem Bett oder lässt ihre Lichterketten drumherum ranken. Risha Atp wählt hingegen künstliche Tulpen für ihr Sideboard und geht einen Schritt weiter: Sie setzt Fake-Kerzen ein und verwendet echte Kerzen nur dann, wenn sie ein Aroma haben.

Einrahmen
In anderen Clips siehst du Fake-Pflanzen oder Lichterketten von der Decke herunterhängen. Sie sind beliebt, da sie einen Raum «einrahmen» und ihn hübscher machen. Sprich: Keine Wand soll leer bleiben. So geht Gemütlichkeit 2.0. Die TikTok-Nutzerin «Dreasgarden» ergänzt sie sogar mit unechten Schmetterlingen. Andere fügen LED-Streifen hinzu, die den Raum in warme Farben wie Pink oder Blau tauchen. Befestigt werden sie an der Decke, dem Spiegel oder dem Türrahmen.


More is more
Viele der Room-Tour-Guides gestalten ihre Wände mutig. Poster aus den Neunzigern, Buchseiten, Fotos oder gar Schallplatten kommen zum Einsatz. Weil es auf dem Boden an Platz fehlt, werden die Wände zum Dekorieren genutzt. Nutze auch du die Höhe deiner Wände. Alles ist erlaubt, nur keine kalten Wände. Auf diese Weise lässt sich ein einziges Zimmer auch in diverse Zonen aufteilen.


Bücher als Möbelersatz
Wenn’s keinen Raum für Regale gibt, heisst’s, kreativ zu werden. Mithilfe von Büchern bildet Risha Atp einen Stapel, der zum Display für ein Magazin mit einem besonders ansprechenden Cover wird. So verschönert, und nutzt sie die unscheinbare Zimmerecke. Bei anderen Vloggerinen und Vloggern ist der Bücherstapel ein Beistelltisch. Lege dir einfach ein Tablett zu und lege es drauf.

In den Room Tours sind die Räume übrigens nicht nur von aussen zu sehen. Die Vloggerinnen und Vlogger zeigen, was sich hinter den Schranktüren befindet und wie sie ihre Sachen schlau aufbewahren. Sie geben auch zu, dass sie vor dem Dreh aufgeräumt haben. Niemand ist perfekt. Das macht die Room-Tour-Gebenden so sympathisch und sorgt für den Suchtfaktor, da du von den Guides zum Teil Einrichtungs-, Buchtipps oder gar Produktempfehlungen erhälst. So bekommen Reviews im Netz eine neue Dimension. Die ersten Marketeers haben das Potenzial bereits erkannt. In einigen der Videos kommt’s schon zu bezahlter Werbungen. Bevor es bald nur noch von solchen Room-Tours wimmelt, empfehle ich dir, jetzt reinzuschauen.
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Wie ein Cheerleader befeuere ich gutes Design und bringe dir alles näher, was mit Möbeln und Inneneinrichtung zu tun hat. Regelmässig kuratierte ich einfache und doch raffinierte Interior-Entdeckungen, berichte über Trends und interviewe kreative Köpfe zu ihrer Arbeit.