

Was kann die neue Fitbit «Versa»? Ein Test-Tagebuch

Eine unkomplizierte und motivierende Gesundheits- und Fitness-Smartwatch. Das verspricht Fitbit mit der neuen Versa – ich habe sie für dich getestet. Löst der Hersteller sein Versprechen ein? Jein.
Die Fitbit Versa ist zwar relativ unkompliziert in der Handhabung. Allerdings kann sie dermassen viele unterschiedliche Funktionen ausführen und aufzeichnen, dass es mir anfänglich einigermassen schwer fällt, den Überblick zu behalten. Ausserdem sind einige Features noch nicht ausgereift und gewisse Funktionen für mich als Mann schlicht überflüssig, wie etwa der für Gesundheitstracker für Frauen. Mehr dazu später.
Mit einem Verkaufspreis von CHF 239.– für das Standard-Modell wäre das Preis-Leistungsverhältnis top, würde alles reibungslos funktionieren.
Das Design der Versa
Das Display ist mit 34 Millimeter eher klein und wirkt dadurch recht zierlich. Fitbit will mit der Versa offensichtlich vermehrt die weibliche Kundschaft ansprechen. Dazu gehört auch der spezielle Gesundheitstracker für Frauen, dieser soll im Mai-Update kommen. Damit kann Frau ihren Eisprung überwachen, die Menstruation protokollieren und den Zyklus verfolgen. Fitbit richtet den Fokus mit der Versa also stark auf die weibliche Kundschaft. Dieser Tatsache wollen wir gerecht werden. Deshalb gibt es im Mai, sobald der Gesundheitstracker für die Frau aktiv ist, einen weiteren Test. Dieser wird natürlich von einer Frau durchgeführt und legt den Fokus speziell auf die für Damen konzipierten Features der Smartwatch.
Status Quo

Mann hat jedoch andere Bedürfnisse. Ich beispielsweise laufe gerne und regelmässig (ca. 30 Kilometer pro Woche) und suche eine Sportuhr, mit der ich meine Läufe aufzeichnen und auswerten kann. Alle Funktionen sollen bequem am Handgelenk zu steuern sein, ohne lästiges Smartphone am Oberarm. Ausserdem habe ich keine Lust, vor jedem Lauf unzählige Geräte auf den Akkustatus zu prüfen. Aktuell sind das Bluetooth-Kopfhörer, Smartphone und Smartwatch. Und es gibt nichts un-smarteres, als unterwegs festzustellen, dass irgendein Akku leer ist und deshalb plötzlich die Aufzeichnung des Laufs stoppt.
Der Plan: Mit der Versa kann ich in Zukunft das Smartphone zu Hause lassen und lade nur noch Kopfhörer sowie Uhr. Fitbit stellt je nach Nutzung eine Akkulaufzeit von vier Tagen und mehr in Aussicht. Das ist lange und hat sich während der Testphase bestätigt. Es sei denn, das Display ist unterwegs im Modus «immer an», dann verringert sich die Laufzeit des Akkus drastisch. In meinem Fall haben 50 Prozent der Ladung knapp eine Stunde gereicht.
Nun ein für mich wesentlicher Punkt:
Meine Musik
Auf die Fitbit Versa lassen sich über 300 Songs speichern oder man lädt vorab erstellte Playlists von Deezer herunter. Dazu ist ein entsprechendes Abo nötig (Achtung: kostenpflichtig). Also löse ich das gleich mal und erstelle meine erste Deezer-Playlist mit Songs, die sich gut zum Laufen eignen. Das funktioniert alles recht reibungslos. Kleiner Nachteil: Um die Playlist mit der Uhr zu synchronisieren, muss diese auf die Ladestation. Zum Schluss noch die Bluetooth-Kopfhörer mit der Versa koppeln und … es funktioniert. Meine Musik ab Smartwatch hören – check.
Jetzt aber das Wichtigste:
Tag 1 – Laufen: 15 km
Nach dem ersten 15 Kilometer-Lauf mit der Versa bleiben folgende Erkenntnisse:
- Ohne Smartphone laufen ist wirklich gut.
- Musik über die Smartwatch hören ist wirklich gut.
- Ohne Sprachhinweise laufen ist nicht gut. Ich habe mich über die Jahre an die Angaben zu Strecke, Durchschnittstempo etc. gewöhnt. Muss noch herausfinden, wie das bei der Versa funktioniert. In der App ist diese Funktion zwar aktiviert, es hat aber nicht geklappt.
- 15 Kilometer bleiben 15 Kilometer und somit anstrengend! Egal, was du am Handgelenk trägst.

Tag 2 – Fitness-Studio
Heute stehen auf meinem Trainigsplan:
- 10 Minuten Aufwärmen mit dem Laufband
- 30 Minuten intensives Workout an div. Geräten
- 20 Minuten intensives Cardiotraining mit dem Laufband
Und hier liegt die Schwäche der Smartwatches im allgemeinen. Ich möchte trainieren und nicht permanent meine Uhr bedienen. Aktivität starten, Aktivität stoppen, Aktivität starten, Aktivität stoppen und so weiter.
Die Versa verfügt über eine Smarttrack-Funktion. Mit dieser Funktion wird das automatische Aufzeichnen von Trainings wie Laufen, Schwimmen oder Velofahren möglich. Und tatsächlich, die Uhr erkennt nach einer Mindestlaufzeit von zehn Minuten, dass ich auf dem Laufband bin und trackt diese Aktivität. Sweet!
Tag 3 – Laufen: 10 km
Meine Playlists, die ich auf Deezer eingerichtet und auf die Versa überspielt habe, sind verschwunden. Und egal was ich auch versuche, um meine Songs wieder auf die Uhr zu bekommen, es klappt nicht. Nach einer halben Stunde gebe ich entnervt auf. Musik ab Smartwatch hören – uncheck!

Nach dem zweiten Lauf mit der Versa bleiben folgende Erkenntnisse:
- Wieder mit Smartphone am Arm laufen nervt.
- Ohne Sprachhinweise laufen ist nicht gut. Das funktioniert auch beim zweiten Versuch nicht. Schade.
Tag 4 – Laufen: 12 km
Die Sache mit den verschwundenen Playlists lässt mir keine Ruhe. Also setzte ich mich hin (obwohl ich ja eigentlich laufen möchte) und gehe alles nochmals Schritt für Schritt durch:
- Uhr mit WLAN verbinden
- Uhr mit Ladestation verbinden
- In der Fitbit App über den Menüpunkt «Medien» Playlists hinzufügen
- Uhr mit der App synchronisieren
Und jetzt funktioniert's, nach einer knappen Stunde Synchro ist meine Musik endlich wieder auf der Versa! Es ist wie mit dem Laufen, Hartnäckigkeit zahlt sich aus.

Jetzt aber ab auf die Piste. Nach dem dritten Lauf mit der Versa bleiben folgende Erkenntnisse:
- Ohne Smartphone laufen: I love it!
- Musik wieder über die Smartwatch hören: Love it even more.
- Sprachhinweise funktionieren auch heute nicht.
- Ins Runners High laufen: das Beste

Fazit
Für meinen Geschmack packen die Hersteller generell zu viele Funktionen in ihre Fitness-Uhren. Das ist speziell bei der Fitbit Versa der Fall. Ich persönlich brauche nicht dutzende unterschiedlicher Zifferblätter oder die Möglichkeit, mit der Uhr zu bezahlen. Ich shoppe nicht, ich laufe. Hier wäre weniger mehr – weniger Gadgets, mehr Fokus auf den Sport. Andererseits kann ich den Anspruch von Fitbit durchaus nachvollziehen, mit der Versa möglichst vielen unterschiedlichen Bedürfnissen gerecht zu werden.
Nervig sind Features, die nicht ausgereift sind, wie etwa die Sprachhinweise, die beim Lauf nicht wiedergegeben werden. Die Musikproblematik konnte ich schliesslich lösen. Gut gefällt mir Smarttrack, die automatische Trainigsaufzeichnung. So werden meine Trainings erfasst, auch wenn ich vergessen habe, zu tracken.
Trotzdem bleibe ich vorderhand bei meiner Apple Watch. Zwar muss ich so weiterhin das nervige Smartphone am Arm mitschleppen, habe aber die Gewissheit, dass alle mir wichtigen Features reibungslos funktionieren.
Eine unkomplizierte und motivierende Gesundheits- und Fitness-Smartwatch will die Fitbit Versa sein. Mein Tipp: Das eine oder andere (überflüssige) Feature weglassen und die freien Ressourcen in die Stabilität der anderen investieren. Dann hat die Versa durchaus ihre Berechtigung auf dem Markt.

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Vom Radiojournalisten zum Produkttester und Geschichtenerzähler. Vom Jogger zum Gravelbike-Novizen und Fitness-Enthusiasten mit Lang- und Kurzhantel. Bin gespannt, wohin die Reise noch führt.